Schock
Als Destiny die Augen öffnete, erschrak die kleine Prinzessin zu tiefst.
Sie befand sich in einer sitzenden Position in ihrem Bett, gelehnt an hinter ihr aufgestapelte Kissen. Ein Verband befand sich an ihrem rechten Unterarm, doch das war es nicht, was Angst durch ihren Körper fluten ließ.
Link saß an ihrem Bett. Oder vielmehr lag er mit dem Oberkörper auf der Decke. Destiny spürte leicht sein Gesicht, aber auch etwas nasses was sich rasch ausbreitete. Sie sah die rote Flüssigkeit auch, welche die dunkelblonden Haare ihres Vaters und die Bettdecke verfärbte. Der metallische Geruch stieg ihr widerlich in die Nase und ließ einen Schauer über ihren Rücken gleiten.
Sie war unfähig sich zu bewegen, starrte auf den Hylianer, der ihr viel bedeutete, welcher sich jedoch ebenso wenig rührte wie sie selbst. Nein, weniger rührte. Sie sah, dass er sich leicht bewegte, dass er zittrig und schwach atmete. Aber er war definitiv nicht bei Bewusstsein.
„L-Link...?" brachte sie leise heraus. Kurz schoss ihr ein Gedanke durch en Kopf: Ihr Vater wurde angegriffen. Link wurde angegriffen. Sie ersetzte ungewollt das bedeutungsvolle Wort „Vater" mit einem Namen. Ihr Kopf wollte Distanz zu dieser Szene schaffen um sie zu wahren. Doch es half nichts.
Destiny spürte, wie ihr kalter Schweiß ausbrach und sie geschüttelt wurde. Sie konnte sich eben dazu durchringen, die Hand nach dem Hylianer auszustrecken, als sie wegen einem Geräusch erstarrte.
Es war eine Art tiefes Grunzen, ein Glucksen oder unterdrücktes Lachen, welches dafür sorgte, dass sich Destiny nicht mehr rührte.
Sie hörte Schritte. Große, schwere Schritte, die sich ihr langsam von rechts näherten. Mühevoll schaffte es die ängstliche Halbtwili den Kopf in die Richtung zu wenden, was sich als großer Fehler herausstellte.
Ihre graublauen Augen weiteten sich, als sie sah, wer sich ihr dort vollkommen ruhig und breit grinsend ihr näherte.
Sie kannte ihn aus Geschichten. Aus Legenden. Aus den Erzählungen ihrer Mutter über das Abenteuer, welches sie mit ihrem Vater bestritten hatte.
Ein großer Mann mit dunkler, olivgrüner Haut, die jedoch nun etwas ergraut scheint. Orangerote Haare, welche er seiner Herkunft als Gerudo verdankt und die er mit einer Art Diadem zurückhält. Eine dunkle Rüstung mit einem blutroten Umhang. Das weiß leuchtende Schwert der Weisen, mit welchem er niedergestreckt werden sollte, locker in der Hand, befleckt mit Blut. Doch eins war der kleinen Schattenprinzessin eben am deutlichsten: Seine bernsteingelben Augen, die sie zu verhöhnen und gleichzeitig in seinem Blick gefangen halten zu scheinen.
Ganondorf.
Er bleibt direkt vor ihrem Bett stehen, sodass sie sich seiner Größe erneut bewusst wird, als sie den Kopf mehr oder weniger gewollt, in den Nacken legt, weiterhin von seinem Anblick gefesselt. Sie riecht seinen Geruch. Schweiß, Wüstensand, Finsternis und etwas unbeschreibliches, was dafür sorgte, dass sich die Nackenhaare der Prinzessin aufstellten.
Er wirkte nicht direkt bedrohlich. Einschüchternd und machtvoll, ja. Gefährlich durchaus. Doch er bedrohte sie nicht, zeigte ihr trotz dem langen Schwert nicht, dass er sie angreifen wollte.
Destiny registrierte, dass das Blut an dem weißen Schwert das ihres Vaters ist. Dass Ganondorf ihn mit dem Schwert am Kopf getroffen haben musste.
Und dennoch..
„Du bist also Destiny, die Tochter zwei meiner schlimmsten Feinde." Erklang die tiefe Stimme des bösen Gerudokönigs, der eigentlich nicht mehr unter den Lebenden weilen sollte.
Seine gelben Augen bohrten sich weiterhin in ihre, doch sie bemerkte, wie sein Grinsen langsam schwand. „Ich bin Ganondorf. König der Gerudo. Großmeister des Bösen. Herrscher über Licht und Schatten." Stellte er sich unnötigerweise inkorrekt vor. Er war nicht Herrscher über Licht und Schatten. Zelda herrschte über die lichte Welt, Midna, ihre Mutter, über die der Schatten. Doch Destiny sagte nichts dagegen.
Sah ihn einfach schweigend mit gemischten Gefühlen an. Vergessen war ihr Vater. Zählen tat eben nur der Mann vor ihr. Der Mann, der Erzfeind ihrer Eltern, von dem sie nicht wusste, was sie denken sollte. Sie wusste ja nichtmal, weshalb er hier war. Wie er hier herkam. Was er wollte. Wie lange er schon da war. ...
„Mädchen."
Augenblicklich stoppten ihre Gedankengänge und sie konzentrierte sich voll auf ihr Gegenüber.
Legte zitternd den Kopf schief, während sie ihren Blick weiterhin nicht lösen konnte.
„Du kannst in die Lichtwelt reisen, nicht wahr?" fragte Ganondorf und schien die Antwort doch zu wissen. Destiny brachte nur mühevoll ein Nicken zustande.
„Du hast den Helden hier hergebracht. Deinen Vater." Erneut nickte sie schwach.
„Du hast bereits Prinzessin, nein Königin Zelda getroffen." Nicken.
„Du fühlst dich fehl am Platz." Zögern.
Doch sie konnte dem Drang nicht widerstehen. Sie nickte. Es entsprach der Wahrheit.
„Du fühlst dich nicht verstanden. Allein. Im Stich gelassen. Verachtet. Ungeliebt." Die Worte des Gerudokönigs drückten kein Mitgefühl aus. Keine versteckte Hilfe. Doch Destiny meinte, Verständnis darin zu hören. Als würde er wissen, wie es in ihr aussah. Sie nickte.
„Du trägst eine große Last auf deinen Schultern. Viele Bürden. Viele Erwartungen. Du willst ihnen entfliehen." Ungewollt bildeten sich Tränen in ihren Augen. Dies schien ihm zu genügen.
„Ich kann dir dabei helfen."
...
...
„Nein."
Ihre Antwort war leise, mehr gehaucht als gesprochen, doch der Großmeister hörte sie. Verengte die Augen und sah sie intensiver an.
Erneut zögerte Destiny. Diese ganze Szene war so verwirrend, sie verstand nichts mehr. Doch sie war sich ihrer Antwort sicher.
„Nein."
„Nein?" wiederholte Ganondorf fragend.
„Nein. Nein, ich will deine Hilfe nicht." Ihre Stimme wurde etwas fester. Sie wandte den Blick mit Mühe von ihm ab, sah zu Link, dessen Atmung unregelmäßiger zu scheinen schien.
Sie wollte gerade ihre Decke zurückschieben, aus dem Bett klettern und zu Link eilen. Doch dann ergriff eine große, grünliche Hand die ihre und ließ Destiny heftig zusammenschrecken. Sofort zuckte ihr Kopf hoch und sie sah wieder in Ganondorfs Gesicht.
Der Gerudoanführer schwieg. Sein Blick unentwegt auf sie gerichtet. Seine Hand, seltsam warm und zugleich eisig kalt noch immer um ihr Handgelenk geschlungen. Er hielt sie eisern fest und sie lieferte zuerst keinen Widerstand.
Doch dann, als sich langsam Schmerzen in ihrem Kopf ausbreiteten, begann sie ihre Arme zu bewegen um sich von dem eisernen Griff zu befreien. Sie schaffte es natürlich nicht.
Ihr war bewusst, dass er viel größer und stärker als sie war. Es hätte ihn keine Mühe gekostet um sie zu töten. Doch stattdessen hielt er sie einfach nur fest, beobachtete scheinbar amüsiert ihre Versuche.
„Lass... Lass los! S-Sofort!" gab sie leise von sich. Ihre Kopfschmerzen breiteten sich aus. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sie von Ganondorf ausgingen. Kurz dachte sie an das Getränk, das Blut, dass sie getrunken hatte. Von dem musste es wohl kommen.
Während dieser paar Sekunden, in denen sie daran gedacht hatte, hatte Ganondorf seine andere Hand, die zuvor das Schwert hielt, welches nun achtlos auf dem Boden lag, gehoben. Mit einer schnellen, fließenden Bewegung hatte er seine Hand über ihr Gesicht, über ihre Augen gelegt.
Überrascht und verwirrt dadurch erstarrte sie wie so oft, die plötzliche Dunkelheit nicht verarbeiten könnend.
„W-Was?!"
„Hehe..." ertönte ein tiefes Lachen neben ihr, welches sie ihre Augen weiten ließ.
„Destiny..." sprach er beinahe höhnisch ihren Namen. „Wir werden uns bald von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. In der Zwischenwelt. Und du wirst dich für ein Leben entscheiden müssen."
Sie verstand nicht, begann sich wieder zu wehren. Durch etwas Glück schaffte sie es, seine Hand von ihrem Handgelenk zu bekommen, dann riss die die große Pranke von ihrem Gesicht.
Und starrte direkt in ihr eigenes Antlitz. Verschwommen sah sie vor sich ihr Gesicht, jedoch mit weißen, leeren Augen. Hinter ihrem Spiegelbild erkannte sie eine dunkle Gestalt, Ganondorf nicht unähnlich.
Dann begann sich alles vor ihren Augen zu drehen.
„Heldin? Das werden wir noch sehen." Erklang wieder Ganondorfs Stimme. Destiny lehnte sich erschrocken zur Seite. Sie bekam ein Schwindelgefühl und musste würgen, doch als sie dort seitlich von ihrem Bett sah, war dort nur tiefe Finsternis. Dann langsam erschien dort eine Gestalt.
Diesmal nicht Ganondorf, sondern eine Art leere Rüstung mit einem leuchtend roten Auge. Irgendwie schien diese Rüstung traurig zu wirken, doch Destiny hatte nicht genug Zeit, darüber nachzudenken.
Sie spürte kurz sanfte, feine Hände – es könnten Midnas sein – welche sie nach vorne stupsten, mitten in die Finsternis. Das Skelett war verschwunden und Destiny fiel.
_____
Hey!
Ich glaube, bei dieser Geschichte läuft es so langsam ^-^
Diesmal nur eine „Frage", wenn man es denn so nennen kann:
1. Eure Gefühle und Gedanken hierzu?
Ich freue mich wie immer um eure Unterstützung. Ihr seid echt toll J
Bis bald!
Lg Sterni
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