das Schloss der Schatten

"Schnell! Weiter!" drängte die Stimme der Prinzessin Link, welcher ihr eilig in den nächsten Gang folgte. Hinter sich hörten sie die bedächtigen Schritte der Wachen, die durch die Gänge liefen. Das Scheppern ihrer Rüstungen beunruhigte den Held, doch er ließ sich nicht beirren und folgte seiner Tochter.
Gemeinsam schlüpften sie in eine kleine Kammer unter einer großen Steintreppe um eine Pause einzulegen und den nächsten Wachwechsel abzuwarten.
Destiny legte den Kopf gegen die Holztür der Kammer um zu lauschen, ihre Haltung war entspannt und ruhig. Sie hatte ja auch nichts zu befürchten, dachte Link sich.
Doch gerade das löste Verwunderung und etwas Sorge in ihm aus. Wieso kannte Destiny so viele Verstecke im Schloss, wenn sie doch keine Angst haben musste, gesehen zu werden? Ihre schnellen Bewegungen und guten Reflexe die sie zu ihren Verstecken führten, das Wissen und gekonnte Einschätzen welche für sie beide geeignet waren und wie weit sie noch konnten, die geschärften Sinne für Geräusche und das sich Näheren von Personen, das Achten auf kleinere Dinge die man kaum einfach so von einem Mal wissen konnte, wie zum Beispiel dass die Kiste im Lagerhaus in der Ecke immer rechts stand und sich dahinter ein Hohlraum verbarg. Es hatte den Anschein, als benutze seine Tochter diese Verstecke öfter. Und genau das beunruhigte ihn.
Schließlich konnte er die Sorge und auch Neugierde nicht mehr zurückhalten, sodass er schließlich fragte: "Wieso kennst du so viele Verstecke?" Er war kein großer Redner, für ihn sprachen Taten mehr als Worte, weshalb er manchmal unangenehm direkt war. Aber er mochte es nicht, lange um eine Sache oder auch "den heißen Brei" wie man in Ordon sagte herum zu reden.
Seine graublauen Augen trafen die blauen seiner Tochter, die ihn innerlich zusammenzucken ließen. Erst nach und nach wurde dem jungen Vater bewusst, wie anders sie hier aussah. Ihre graublauen Augen, die seinen so glichen, waren wohl das markanteste, doch ihm fielen auch noch weitere Dinge auf.
Ihre orangeroten Haare, die etwas zu leuchten schienen, bewegten sich leicht, wie als würde eine sanfte Brise sie wehen lassen. Doch in der kleinen Kammer war es windstill, also vermutete der Hylianer, dass es etwas mit Magie zu tun hatte. Also hatte die Schattenprinzessin nicht nur die Haarfarbe von ihrer Mutter vererbt bekommen, sondern vielleicht auch die Fähigkeit, mit ihnen... "seltsame Dinge" zu tun. Midna konnte beispielsweise mit ihren Haaren einen Hand formen und hat ihn damit auf etwa unsanfte Art und Weise in die von Schatten überzogenen Gebiete Hyrules gezogen. Aber auch im Kampf, wenn er ein Wolf war, hatte sie ihn so unterstützt.
Neben den Haaren und der Augenfarbe hatte sich auch die Hautfarbe der Halb-Hylianerin geändert. Sie war blasser, mit einem graublau-Ton, der sie etwas krank erschienen ließ - jedenfalls für hylianische Verhältnisse. Wäre sie so in Ordon gesehen worden, hätte man sie wohl wirklich für krank gehalten, wäre mit ihr zu Zeiras Laden gegangen und hätte ihr etwas von der Ordoner Spezialmedizin gegeben. Oder man hätte sie für ein Monster gehalten, wie auch ihn damals als er ein Wolf war...
"Ich habe oft verstecken gespielt." kam die Antwort von Destiny, die Links Gedanken unterbrach. Der Graublau-Äugige runzelte die Stirn und sah sie nachdenklich an.
"Aber dafür kennst du die Verstecke zu gut und deine Instinkte sind geschärft, also musst du-"
"Ich habe oft Verstecken gespielt, wie ich bereits sagte. Da ich das Schloss kaum verlassen durfte, habe ich mir so die Zeit vertrieben und meine Zofen auf Trab gehalten. Das ist alles. Und nun komm, die Wachen sind vorbei, das Zimmer der Königin ist nicht mehr weit."
Ohne die Chance auf eine Antwort seitens Links öffnete Destiny die Holztür und schlüpfte aus der Kammer.
Doch Link verwirrten die Worte seiner Tochter nur noch mehr. Dafür, dass sie angeblich die ganze Zeit im Schloss war, kannte sie sich in der Stadt – die ja logischerweise nicht zum Schloss gehörte – sehr gut aus. Und auch die Formulierung „Königin" statt „Mutter" oder „Mama" verunsicherte den Helden. Natürlich hatte er keine Ahnung wie es genau am Hofe so läuft, vermutlich wird man so erzogen „eure Hoheit" statt „meine Mami" zu sagen, doch als sie vorhin unterwegs waren, kam es Link nicht so vor, als wäre sie der Umgangssprache nicht mächtig, und auch Fluchen konnte sie gewaltig – das hatte er gehört als sie ganz knapp sich vor einer Wache verstecken konnten. Fragen über Fragen, doch Link bekam keine Antwort. Noch nicht. Denn er würde dem definitiv nachgehen.
Schnell folgte der Held im grünen Gewand nun seiner Tochter die Stufen hinauf, ehe sie zu in einem Gang zu ihrer Rechten einbogen. Auch hier säumten Vasen mit Pflanzen, Rüstungen und antiker Krimskrams der bestimmt eine hochwichtige Bedeutung hatte die Flure. An den Wänden hingen vereinzelt Gemälde von früheren Regenten, aber auch Bilder von den Legenden und der Geschichte des Landes. Genau gegenüber von der Tür an der Destiny nun hielt, hing ein Bild aus dem Abenteuer von Link und Midna. Die damalige Prinzessin des Schattenreichs in ihrer verfluchten Gestalt auf dem Rücken des stolzen, heiligen Tieres, auf Link als Wolf. Der Held trat auf das Gemälde zu und strich über die leicht raue Oberfläche, Erinnerungen erwachten in ihm und brachten ihn zum Lächeln.
„Link, warte hier. Ich bin sofort zurück. Falls jemand kommt, drei Türen weiter ist ein leeres Zimmer zum Verstecken." Erklang Destinys Stimme und riss den Hylianer aus seinen Gedanken. Er nickte der Orangehaarigen zu, welche daraufhin an der Tür klopfte.
„Herein." Ertönte sogleich die Antwort. Destiny atmete tief durch, dann öffnete sie die Tür, trat ein und schloss sie hinter sich.

„Destiny!" rief Midna und sprang förmlich aus ihrem Stuhl, eilte um ihren Schreibtisch herum und zog ihre Tochter sofort in eine liebevolle Umarmung. Beide Frauen lächelten, die Ältere hatte sogar kleine Tränen in den Augen. „Dir geht es gut!"
„Natürlich geht es mir gut, hab ich dir doch gesagt." Langsam befreite sich Destiny aus dem Griff ihrer Mutter, noch immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Mutter, können wir Abendbrot essen? Ich würde mich umziehen und dann in den Speisesaal kommen." Fragte die Prinzessin der Schatten und sah Midna an.
„Natürlich, dann kannst du mir auch alles von deinem kleinen Abenteuer erzählen." Meinte diese nickend, ehe sie ihre Tochter noch einmal kurz in eine Umarmung zog und dann wieder zu ihrem Schreibtisch ging.
Destiny verneigte sich leicht in einer respektvollen Geste, ehe sie das Zimmer verließ und die Königin allein zurückließ. Diese wandte sich nun wieder den unzähligen Briefen und Formularen zu, bis die Standuhr in der Ecke des Zimmers einmal schlug. Halb acht.
Die Herrscherin des Schattenreiches erhob sich und schob seufztend einen Stapel Papier zur Seite, ehe sie um ihren Tisch herumtrat und ihr Büro verließ. Als ihre roten Augen das Bild an der Wand sahen, entfloh ihr erneut ein Seufzten, doch diesmal kein genervtes sondern ein trauriges. Ihre Hand fuhr über den Kopf des Wolfes und kurz schloss sie ihre Augen, erlaubte es sich für einen Augenblick in Erinnerungen zu versinken.
Dann riss sich die Orangehaarige sich von dem Bild los und eilte zielstrebig auf den Speisesaal zu. Ihre Schritte klangen einsam durch die menschenleeren Gänge, während sie ihren Blick fast verzweifelt auf den Boden richtete. Die Gemälde von ihrem Abenteuer mit Link, die sie sonst als tröstend und aufmunternd empfand, lösten nun Sehnsucht in ihr aus. Eine Sehnsucht, wie sie die Königin oft spürt, besonders in den späten Abendstunden, wenn die Sonne gerade unterging und ihre Welt laut einer Legende mit der des Lichts verbunden sein soll. Doch dem ist nicht so, das ist Midna schmerzlich bewusst. Sie wird Link nicht wiedersehen, auch nicht seine Freunde in Hyrule die die Twili kennenlernen durfte. Wie gerne hätte sie nochmal mit Prinzessin oder nun vielleicht Königin Zelda gesprochen. Wie gerne hätte sie mit Link am Hylia-See gesessen und die Spiegelbilder der Sterne im Wasser betrachtet. Wie gerne würde sie den Hylianer einfach in die Arme schließen, ihn riechen, sehen, hören und fühlen. Seine warmen Lippen auf ihren, seine Hand an ihrer Hüfte, sein verräterisch klopfendes Herz. Doch all dies wird nicht möglich sein. Er ist weg. Für immer. Weil sie gegangen ist.
Als die Wachen sie erblickten, öffneten sie sofort die Türen zum Speisesaal, sodass die Königin eintreten konnte. Dort angekommen sah sie – zu ihrem eigenen Erstaunen – dass der Saal leer war.
Zumindest bis die große Tür sich hinter ihr geschlossen hatte und Destiny hinter einem Vorhang hervor trat. „Mutter... ich habe jemanden mitgebracht."
Midna folgte dem Blick ihrer Tochter hinter sich und drehte sich um, wo eine Person nicht weit von ihr entfernt stand.
„Link..."

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Hey ;D
Ja, es hat gedauert Tut mir leid, ich hoffe das liest hier noch jemand. Mit einem Favo werdet ihr immer informiert, aber das ist ja eure Entscheidung ^^

Ich habe es nun auch mal wieder geschafft xD Aber ich kann nicht versprechen dass es besser wird, da die 9.Klasse gerade sehr stressig ist. Aber ich bemühe mich ^^

Bis bald1
Lg Sterni




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