16; Fiona

„Was soll das ganze?", fragte ich sie verwirrt.

„Ich..." fing sie unsicher an, machte dann allerdings selbstsicher weiter: „Ich hasse dich dafür, dass du das Schicksal bekamst das ich nie bekommen werde!", kam es richtig angepisst von ihr, während sie die 'junge Dame' und andere Höflichkeiten beiseiteließ, die sie normaler weiße an den Tag legte.

Meine Augen weiteten sich und ich schluckte schwer, bei der inneren Frage was sie nun tun würde, da ich das hatte was sie so sehr wollte.
Und zwar den Grafen zum Ehemann.


Ich wusste schon gar nicht mehr was ich denken sollte,... da atmete sie tief durch und sagte dann verständnisvoll : „Du hast den Grafen heiraten müssen, was nicht aus freien Stücken geschah, was alle Bediensteten vom Grafen mitbekommen hatten, am Tag des Versprechens.
Du bist genauso in deinem Schicksal gefangen wie ich in meinem, in dem ich für immer eine unwichtige Magd bin, die man rumkommandieren kann, wie es dem Grafen beliebt. Also besteht eigentlich kein Grund sauer auf dich zu sein..." Es war kurz still zwischen uns, bevor sie hinzufügte: „aber trotzdem bin ich es. Ich wünschte ich würde in deiner Haut stecken", sagte sie mit erhobener Stimme, bevor sie erneut durchatmete.

„Glaub mir das willst du nicht", war ich gerade dabei zu sagen, wobei ich daran denken musste zwischen dem Grafen, der wohl nur einen Nachfolger für sich will, und Shadow, dem Biest, wie ihn wohl all die anderen nennen würden, nicht mehr aus meinem Kopf bekam in einer Zwickmühle saß, weil ich eine Ehe geschlossen hatte, die ich nie wollte.

Als Plötzlich die Tür aufgerissen wird und der Graf im Tür rahmen steht. Er hatte einen wütenden blick im Gesicht, als hätte ich es verpasst zum Essen auf zu tauchen oder so etwas anderes belangloses, das nun wohl zum Problem werden würde. Aber mal ausnahmsweise war der Graf nicht wegen mir hier, sondern wegen Fiona und diese saß wohl ziemlich tief in der Tinte, nach seinem Blick zu Urteilen.

„Fiona du kennst die Regeln! Du hast die Gräfin und mich mit Respekt an zu reden und du hast keinesfalls das recht deine Stimme zu erheben! Also sprich gefälligst Förmlich mit ihr, oder muss ich dich dafür bestrafen lassen?", sagte er mehr als aufgebracht, wie ich ihn noch nie erlebt hatte, während Fiona eine Hand vor ihren Mund hielt und untertänigst zu Boden blickte. „Es wird nie wieder vorkommen", sagte sie unterwürfig.

Mir allerdings reichte es, da es mich innerlich wütend machte. Ja Fiona hatte mich vielleicht etwas sauer angeschrien, aber das ist nur verständlich, bei dem was sie durchmachte. Und so schritt ich vor sie und stellte mich dem Grafen mehr oder weniger entgegen: „Fiona hat mich nur bei Laune gehalten mit ihrer Geschichte, und dabei ist sie so in ihre Erzählung eingetaucht das sie etwas lauter wurde", verteidigte ich sie, was schon sehr Gräfinnen Haft von mir war wie ich fand. Ich meine ich hätte dem Grafen auch klipp und klar meine Meinung ins Gesicht sagen oder besser schreien können, aber ich wusste ja nicht wie lange ich hier im Schloss noch festsitzen würde, also war die Friedlichere Variante fürs erste Besser.

Der Graf beugte mich abschätzend und nickte dann nur, sich bei einer Magd zu entschuldigen war wohl im Leben eines Grafen nicht drinnen...

„wie geht es euch?", fragte er an mich gerichtet, was ziemlich überraschend kam, aber vermutlich war er wieder mal nur wegen mir hier...
„Ähm... mir geht es schon viel besser", antwortete ich, mit einem leichten lächeln, das ich eigentlich nur Höflichkeits halber aufsetzt hatte.

„Das freut mich zu hören. Bitte übertreibt es nicht, wenn ihr euch schwach fühlt legt euch wieder hin", sagte er noch, bevor er nach meinem bestätigendem nicken wieder das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.

Ich hatte zwar genickt, aber nicht mal 20 Pferde könnten mich heute ins Bett bekommen, bevor es dunkel werden würde!

Symbolisch blies ich meine Wangen auf, da ich froh war das er endlich weg war. Fiona schien ebenfalls so zu gehen, da sie erleichtert aussah, aber dennoch war sie irgendwie niedergeschlagen.

„Ist alles OK?", erkundigte ich mich vorsichtig. „Naja...", begann sie und seufzte dann, bevor sie weiter fortfuhr: „In all den Jahren kam es nie vor das seine Grafschaft mich derart anfährt. Stehts habe ich alles richtig gemacht und all die Regeln befolgt. Von einen Tag auf den anderen änderte sich dann alles, als ihr ins Schloss kamt.

Ich gebe euch nicht die Schuld dafür, es ist nur so dass ihr meine Welt vollkommen durcheinandergeworfen habt, da ihr die erste seid die zwischen mir und dem Grafen steht und ich nur so vor Eifersucht zerfressen werde, wenn ich nur sehe, wie er euch ansieht."

Ich blickte kurz zu Boden, da ich etwas Schuld daran hatte wie es Fiona ging. Etwas gegen diese 'Schuld' tun konnte ich allerdings nicht...

Seufzend hob ich wieder meinen Kopf: „Es tut mir leid, dass meine Ankunft dein Leben durcheinandergebracht hat. Aber Fehler zu mache ist in Ordnung, niemand ist perfekt.", sagte ich lächelnd und zwinkerte ihr dann zu, um sie etwas auf zu muntern. Was sie leicht lächeln ließ.

„Danke das du mich nicht hasst", meinte ich beiläufig, während ich mich fragte was ich nun machen sollte, da die langweile nun auf mich warten würde... Auf jeden Fall würde ich aus diesem Zimmer verschwinden und erst am Abend zurückkehren! Aber mit was sollte ich mir bis dahin die Zeit vertreiben?

„Danke nicht mir, wenn Amika nicht gewesen wäre, würde ich euch noch immer hassen.", kam es unerwartet von ihr, was mich aus meinen Gedanken aufhorchen ließ, bevor sie auch schon weiterredete: „Amika hat mir zu verstehen gegeben das ich auch eure Seite verstehen muss, da ihr nicht freiwillig hier seid. Aber wer ist das schon?...
Aber das ändert nichts daran, ich würde trotzdem gerne in eurer Haut stecken."

Ich für meinen Teil dachte eigentlich, das Fiona selbst diesen weg das Verständnis gegangen war, aber manchmal braucht wohl jeder mal einen schubs in die richtige Richtung. Die Träume allerdings bleiben, egal wie weit weg sie sein mögen.
Das eine Magd einen Grafen heiratet, wird es in diesem Jahrzehnt wohl nicht geben... aber vielleicht im nächsten. Ich drücke Fiona trotzdem fest die Daumen.

„Wie wäre es, diesmal gehen wir dort hin wo du hin gehen möchtest Fiona", meinte ich fröhlich, dass wir beide das endlich geklärt hatten und sie mich nicht hasste.

„Ich?", fragte Fiona unglaubwürdig: „Mich hat noch nie eine Grafschaft gefragt wo ich hin gehen möchte."

Ich nickte bestätigend.
„Dann würde ich gerne einmal zum Turm hinauf, und diese Aussicht von dort oben sehen."

„Der Turm, der nur verstaubt, den du bei meiner Schloss Führung ausgelassen hast?", fragte ich überrascht.

„Naja, ich nehme an das er verstaubt, da er verschlossen ist und ich noch nie dort war.", sagte sie ehrlich.

„Und wie soll ICH dort hineinkommen?", fragte ich unwissend.

„Ihr seid die Gräfin, ihr könnt bestimmt einen Schlüssel dafür bekommen um dort hinein zu gehen. Obwohl es vermutlich mit all dem Staub, kein Ort für eine Gräfin wäre...", meinte sie schließlich etwas betrübt.

Ich jedoch fand, dass es einen versuch wert war, weil ich Fiona lächelnd sehen wollte, sie sollte glücklich sein, auch ohne, dass sie den Grafen an ihrer Seite hatte, der sie gar nicht wollte. Oder eben nur als Magd. ...


Als ich dann jedoch an dem Arbeitszimmer des Grafen Klopfte und er erfreut über meinen Besuch zu sein schien, sagte er dennoch: „Nein, das ist kein Ort für eine Gräfin" und vertröstete mich somit etwas anderes tun zu müssen.

Gemeinsam mit Fiona entschied ich in den Garten zu gehen und dort die frische Luft zu genießen. Doch die meiste Zeit dachte ich zurück an die kurze Zeit mit Shadow, bis es auch Fiona nicht unbemerkt blieb, dass ich in den Wald starrte.

„Was ist denn los, junge Dame?", fragte Fiona besorgt.

„nichts", meinte ich, Kopf schütteln und wendete mich daraufhin vom Wald ab. Doch Shadows Erscheinungs Bild blieb noch einen Moment länger vor meinem inneren Auge. Auch wenn ich ihn nicht sah, wünschte ich trotzdem er würde dort am Wald Rand stehen, mit seinen außergewöhnlichen roten Augen und nur darauf warten, dass ich zu ihm herüberkam.

Wann würde ich ihn endlich wieder sehen?

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