Kapitel 14 - Kalanie
„Will hat gesagt, du sollst dich hinlegen und ausruhen. Also, husch, husch, ab ins Körbchen."
„Hund oder Katze?"
„Bitte?", fragte Percy verwirrt.
„Bin ich mehr Hund oder mehr Katze?"
„Du bist eine böse, fiese Katze. Ab in Bett!"
„Aye, Aye, Mom", rief ich, salutierte und schlurfte Richtung Flur. Meine Güte. Warum zum Tartarus war ich so müde? Erneut klappten meine Augen zu. Mit Sicherheit irgendwelche Nachwirkungen. Blutverlust oder so. Ich gähnte, dann stieß ich die Tür mit dem Symbol, das ich noch nachschlagen wollte, auf und erstarrte.
Ich wusste nicht genau was dazu führte, aber vermutlich war es eine Mischung aus Erschöpfung, der Verarbeitung der Schlacht und der fehlenden Realisierung.
Ich öffnete den Mund und begann zu schreien. Das Wesen in meinem Zimmer fuhr erschrocken herum und stieß ebenfalls einen Schrei aus. Ruckartig drehte ich mich um und zog die Tür hinter mir ins Schloss.
„Percy!"
Ich hielt die Türklinke fest in der Hand.
„Percy! Da steht ein komisches, rotes Wesen in meinem Zimmer! Percy!"
Die Luft flimmerte und ein völlig überforderte Percy Jackson, ein Sohn des Chaos, landete vor mir.
„Was ist denn los? Ist die Dusche wieder durchgedreht?"
„Ha ha ha. Nein! Da steht ein komisches, rotes Wesen mit langen, weißen Haaren in meinem Zimmer! Was macht das hier?" Meine Stimme kickste.
„Was ist denn hier los?" Zoë latschte um die Ecke.
Ich setzte erneut an: „Da steht ein gruseliges, rotes..." „Wesen in ihrem Zimmer. Ich glaube, es ist eine Frinja. Vielleicht eine von Vaters Botschafterin." Was, bei allen olympischen Gottheiten und den sechs Urgöttern war eine Frinja?
Wie kam ich auf sechs Urgötter? Waren es sechs? Gedanklich zählte ich durch. Erebos, Tatarus, Gaia, Nyx, Aither, der allerdings in die große Leere gegangen war und Teil des ewigen Chaos geworden war, woher auch immer ich das jetzt schon wieder wusste, und Chaos. Uranos war, soweit ich wusste, kein Urgott sondern Gaias Sohn. Allein das war schon verstörend genug. Trotzdem gab es im Camp geteilte Meinungen über Gaia, Uranos und die Urgötter. Zumindest über ihre Verwandschaftverhältnisse.
Leicht schüttelte ich den Kopf und landete im hier und jetzt.
„Was ist eine Frinja?", fragte ich leicht verwirrt.
„Eine Frinja ist eine der vier intelligenten Lebensformen, die vom Planeten Jaschwa stammen", antwortet Percy.
„Eine waschechte Außerirdische?"
Zoë nickte, Percy betrachtete nachdenklich die Tür. Zoë übernahm das Reden.
„Die meisten, auch den Menschen bekannten Planeten sind bewohnt. Sie verstecken sich mit Hilfe von Magie vor den Augen der Sterblichen." Die Erklärung leuchtete ein. Außerdem war sie die Prinzessin des Universums, wenn sie es nicht wusste, wer dann?
„Lässt du mich rein?", fragte Percy und deutete auf meine Hand, mit der ich immer noch die Tür am Türknauf zuhielt.
„Teleportier' doch", gab ich von mir. Jetzt, wo das Adrenalin verebbte, kam die Müdigkeit erneut durch. Ich gähnte. Gentlemanlike hob mich der Prinz des Universums plötzlich hoch und öffnete die Tür.
„Kalanie, was führt dich zu mir?" Die Antwort hörte ich nicht mehr, denn Percy legte mich aufs Bett und Zoë deckte mich zu. Sie blieb und summte leise vor sich hin, während Percy das Zimmer verließ und ich langsam in die Traumwelt abglitt.
„Schlaf gut, Nachttänzerin", flüsterte sie, strich mir über den Kopf und stand auf. Ich war schon zu weit weg um mich über den komischen Spitznamen zu wundern.
Percy
„Kalanie, was ist passiert?", fragte ich die Frinja und enge Vertraute meines Vaters leise.
„Es geht um euren Vater, Hoheit", sagte sie und verbeugte sich. Das ungute Gefühl, dass sich schon in meinem Bauch bereitgemacht hatte, als Lila zu schreien begonnen hatte, verstärkte sich. Mein Vater hatte einmal Versprochen, mir alle Botschaften persönlich zu überbringen, weil er wusste, dass ich auf Fremde bei weitem nicht mehr so höflich reagierte, wie in meiner Zeit vor Chaos. Also musste etwa wirklich schlimmes geschehen sein, wenn Vater nicht kommen konnte.
Zoë trat neben mich und küsste mich. „Sie schläft jetzt." Ich nickte. Ich hatte ihr sofort von Lilas Herkunft erzählt als ich aus Vaters Palast zurück war und scheinbar begann sie, die Kleine ins Herz zu schließen.
Ich gab ihr noch einen Kuss.
„Mein Prinz, euer Vater...", sie stockte, schluckte und atmete tief durch.
„Spuck's schon aus", gab ich herrisch von mir. Kalanie erbebte.
„Mein Herr, euer Vater, er liegt im Sterben."
Ich erstarrte. Zoë keuchte auf.
„Bitte was?!" „Euer Vater, er hat eine seltene Krankheit, wir... wir kennen kein Gegenmittel. Und Herrn Chaos ist ebenfalls kein Heilmittel bekannt. Er verlangte euch sofort zu rufen, mein Prinz." Ich fühlte mich unsagbar taub. Ich sah alles scharf, aber ich fühlte nichts mehr. Zoë legte ihre Hand in meine und blickte mich an.
„Algenhirn?"
Ich blickte paralysiert auf unsere verschränkten Hände.
„Omega?"
Eine warme Handfläche legte sich an meine Wange und zwang mich zum Aufsehen.
„Geh zu deinem Vater, ich komme mit Kalanie nach und bringe Lila mit. Sie muss hör auch Mal raus." Ich nickte leicht. Mit einer Handbewegung öffnete ich ein Portal, aber ich konnte mich nicht zum Gehen bewegen. Zoë seufzte.
„Kalanie, lässt du uns bitte allein", bat sie die Frinja.
„Natürlich, meine Prinzessin."
Zoë kniff die Lippen zusammen. Sie mochte die Prinzessin sein, aber Verbeugungen und ehrfurchtsvolles Verhalten bereitete ihr Unbehagen.
Die Tür schloss sich.
Zoë wartete einige Sekunden, dann zog sie mich zum Sofa. Es knallte. Brennender Schmerz durchzuckte mich und meine Hand flog zu meiner Wange.
„Hast du mich geschlagen?"
„Komm zu dir, du Vollidiot."
„Ich bin doch da?"
„Nein! Nein, bist du nicht. Hör mir zu. Wenn du zögerst, deinen Vater zu besuchen, und er stirbt, wirst du dir das nie verzeihen. Ich weiß, wie schwer es dir fällt, Menschen und Götter in deiner Umgebung sterben zu sehen; wem fällt das schon leicht? Er ist dein Vater, Percy, und vielleicht findest du eine Lösung. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit und vielleicht muss Chaos sich nun in seine eigene Welt zurück begeben und wieder unbewusst handeln, vielleicht ist das so. Vielleicht ergeht es ihm wie Aither. Vielleicht auch nicht. Aber das wirst du nie erfahren wenn du nicht sofort deinen Arsch in Chaos' Palast bewegst. Ich komme nach. Lila wird es gut gehen und du brauchst dich nicht zu fürchten. Er wird in deinem Herzen leben und jetzt verschwinde", sie gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf und ich gehorchte ihr. Ein letzter Kuss, dann lief ich durch das Portal. Ganz ehrlich, so eine verwirrende Rede hatte sie nie zuvor gehalten.
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