Kapitel 12
~Vereint unter dem Banner der Hoffnung~
Lila POV
Krieg war ein mächtiges Wort. Ein Wort, das mir verdammte Angst ein jagte. Unwillkürlich schlossen sich meine Finger fester um meine Waffe. Stunden waren vergangen. Der Regen hatte eingesetzt. Wasser tropfe von meiner Nase und meinen Wimpern.
„Und, wie sieht's aus?"
„Für Zyklopen, die Beute gewittert haben, sind die ziemlich langsam."
Ich drehte den Kopf leicht zur Seite. Clarisse stand im Regen, die brustlangen, braunen Haare waren in einen unordentlichen Zopf gebunden.
„Wie geht es den beiden?"
„Beide sind wieder wach, der Junge heißt Christian Gregory und das Mädchen Bree Monrose."
„Wurden sie anerkannt?"
Um mich herum spitzte der Rest der Truppe die Ohren.
„Apollon und Athene, aber das war ziemlich klar. Der Junge hatte ja beinahe schon verboten blaue Augen und das Mädchen hatte diese widerlichen grauen Augen."
„Ich mag die Augen der Eulenkinder."
Clarisse grinste.
„Du bist ja auch nicht normal."
Wir schwiegen.
„Haben die Hekatekinder noch mehr Umhänge verzaubert?"
Bildete ich mir das ein oder bibberte Clarisse?
„Hier." Ich reichte ihr einen der Umhänge. Direkt nach Percys dramatischer Ansage hatten die Kinder Hekates begonnen Umhänge Wasserabweisend und wärmend zu „Zaubern".
„Glaubst du, die Zyklopen kommen?"
„Welchen Grund hätten sie, es nicht zu tun? Wir stehen eh kurz vor dem Krieg. Da ist es egal wen man angreift."
Clarisse nickte.
„Ich hoffe, sie kommen."
Kampflust lag in ihrem Blick.
„Ich nicht."
Es war weit nach Mitternacht als das Signal eines Angriffes durch das Tal schallte. Innerhalb von Sekunden war ich aus dem Bett und schnappte mir meine Waffen.
Am Waldrand war bereits die Hölle los. Apollonkinder waren entweder mit dem Abtransport von Verletzten oder mit ihren Bögen beschäftigt. Schnell entdeckte ich, was die Masse an Verletzen auslöste. Halbgötter, die gegen andere Halbgötter kämpften. Zyklopen, die Areskinder niedermähten. Schreie. Neben mir kam Percy zum stehen. Er zückte sein Schwert.
„Chaos, gib mir Kraft", bat er leise und stützte sich in den Kampf. Die Erkenntnis tat weh. Die Zyklopen hatten sich überdurchschnittlich schlau verhalten. Sie hatten andere informiert. Das hier war kein Beutezug. Das hier war eine Schlacht.
Mit einem lauten Knall krachte etwas neben mir auf den Boden. Flammen griffen auf die umliegenden Bäume über. Wasser schoss in die Luft. Percy.
„Lila!"
Unwirklich schien all das zu sein. Ich konnte sich nicht kämpfen. Ich konnte doch keine anderen Menschen töten.
Dann sah ich Clarisse. Sie lag auf dem Rücken. Über ihr stand ein Halbgott. In diesem Moment machte es Klick. Automatisch ging ich in die Bewegungen über, die ich jeden Tag übte. Angriff!
Blut spritzte mir ins Gesicht als ich meinen Dolch tief in den Oberkörper des Menschen vor mir bohrte. Der Schock drang nicht bis zu mir durch. Es war als hätte sich eine eisige Mauer aus Metall hochgezogen und sich wie eine Rüstung um mein Herz und mein Gehirn gelegt. Es vergingen Minuten. Minuten voller Blut. Minuten voller Tod. Minuten voller Hoffnungslosigkeit. Und dann kam eine kleine Pause im Ansturm der Monster, die reichte, um uns zu formieren.
„Bogenschützen in die Bäume. Speerkämpfer in die Vorderen Reihen. Alle Nahkämpfer direkt dahinter."
Gezielte Anweisungen. Etwas, das Halt gab. Etwas, das half. Mein Blick wanderte durch die Runde. Blut- und dreckverschmierte Halbgötter wohin man sah.
„Alles gut bei dir?", fragte Clarisse leise.
Ich nickte.
„Es ist dein erster Kampf. Panik ist normal", beschwichtigte sie mich weiter. Überrascht blickte ich zu ihr auf.
„Ich habe keine Panik."
Ein nachsichtiges Lächeln legte sich auf ihre Züge.
„Jetzt nicht mehr, unter diesem Banner der Hoffnung nicht."
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