Kapitel 31
[Dunkelheit]
~Und wieso sie Sterne zum Leuchten bringt~
Ist es eine Sünde, die Dunkelheit zu lieben?
Ihre eleganten Schatten zu bewundern, die Schönheit ihres endlosen Nichts.
Den Nachthimmel zu beobachten, wie er wacht mit den Augen der Götter.
Wenn man die Wälder flüstern hört, nur in der Sicherheit der Nacht,
wenn sie ihre tiefsten Geheimnisse der Ewigkeit erzählen.
Die Schatten tanzen zu sehen, dieselben Tänze, die sie immer tanzten,
die sie schon seit Jahrtausenden ihr eigen nennen.
Mächtige Dinge lauern in der Dunkelheit,
es wäre eine Sünde, sie zu vergessen.
Dunkelheit wurde etwas so alltägliches, die Menschen haben ihre Schönheit vergessen.
Haben vergessen, dass nur die Dunkelheit Sterne zum Leuchten bringt.
Haben vergessen, dass nur die Dunkelheit wahre Stille mit sich bringt.
Haben vergessen, dass manches Leben nur durch die Dunkelheit entsteht.
Kann es also tatsächlich eine Sünde sein, die Dunkelheit zu lieben?
Goldene Kinder können erzählen, wie das Licht sie blendet. Erzählen, von ihren Eroberungen, ihrer Sonnenbahn, die sie im Laufe ihres Lebens zurücklegen.
Doch furchtlose Kinder, gebrochene Seelen, sie können erzählen, wie man sich in der Dunkelheit orientiert und wissen, wie man brennt.
Sie lernen zu brennen, um sich selbst den Weg zu leuchten. Sie lernen zu brennen, um die Dunkelheit zu besiegen. Sie lernen zu brennen, um sich selbst zu retten.
Goldene Kinder brauchten niemals Rettung.
Gebrochene Seelen retten sich selbst.
Charon brauchte kein Gold. Gold war weich. Brüchig. Biegsam.
Charon wollte Diamanten. Unzerstörbar. Unbesiegbar. Ewig.
Charon wollte keine goldenen Kinder, die andere retten konnten.
Charon wollte schwarze Kohle, die er zu Diamanten machen könnte.
Vielleicht waren seine Methoden extrem, doch was waren Extreme schon in dieser verwöhnten Generation? Was waren Extreme, wenn die Grenzen so tief lagen, dass er sie einfach übersteigen konnte.
Er hatte seine Kinder erzogen, um sie auf diese Welt vorzubereiten. Jedenfalls hatte er Casmiel dazu erzogen. Cassiopeia und Caspian waren Fehler gewesen. Caspian hatte nie die Stärke besessen, die er gebraucht hätte, um wahre Perfektion zu erreichen. Er war dem Geschenk der Tripes nicht würdig gewesen. Und als Charon Casmiel als Ersatz bekommen hatte, war seine Zwillingsschwester ein nutzloser Zusatz gewesen, den Charon dafür benutzt hatte, um Casmiel vollkommen zu vernichte. Wenigstens hatte ihr Tod einen Sinn gehabt, denn ihr Leben war wertlos gewesen.
Wenn man ein Meisterwerk erschaffen wollte, musste man die Einsamkeit lieben lernen. Charon hatte gelernt, dass Perfektion keinen Platz für Liebe ließ. Keine Liebe für andere. Er hatte sich verboten andere zu lieben. Hatte vernichtet, was er lieben hätte können. Er hat sich selbst taub für die süßen Klänge gemacht. Blind für Schönheit. Das Leben bestand nicht aus Lust und Glück. Es bestand aus Perfektion und das war alles, was Charon brauchte.
Er hatte dafür gesorgt, dass seine Kinder keine Zigaretten des Lebens waren. Er hatte dafür gesorgt, dass sie nicht einfach ausgedrückt und weggeworfen wurden.
Charon hatte seine Kinder zu Drogen erzogen. Zu Individuen, für die man lebte. Für die man tötete. Für die man starb. Er hatte sie zu einer Sucht entwickelt, der man nicht entkommen konnte. Einer vorgetäuschten Liebe, die sich besser anfühlte, als wahre Liebe. Er hatte sie zu etwas gemacht, dass Zerstörung brachte.
Casmiel war Zerstörung. Er war nicht mehr in der Lage zu lieben. Zu leben. Er war dazu bestimmt perfekt zu sein und keine Heilung dieser Welt könnte den Schaden seines Herzens jemals wieder gut machen. Kein Erleuchtung, kein Glaube, kein Mensch. Keine Liebe.
Er hatte Casmiel zu einer Waffe gemacht und Waffen waren nicht dazu erschaffen worden, um geliebt zu werden. Charon hatte sich selbst für seinen Sohn zerstört. Er hatte alles gegeben, alles riskiert. Er hatte ihn zu einer begehrten Frucht entwickelt, die jedoch Sünden brachte.
Er war kein Monster, wie man vielleicht denken mochte. Er hatte die Welt gerettet. Er war ein Held. Ohne Casmiel wäre sie verdorben. Zu Staub zerfallen. Casmiel würde wahre Kraft in die Gesellschaft bringen. Ihnen einen neuen Gott geben. Neuen Glauben.
Charon war sich seines Schicksales bewusst. Er war sich bewusst, dass er sterben würde. Er musste sterben, damit Casmiel vollendet werden könnte. Sein perfektes Meisterwerk. Doch um diesen Prozess zu erfüllen, musste er Casmiels neues, falsch-erbautes Herz wieder zerstören und dafür sorgen, dass niemand mehr in der Lage sein würde, ihn jemals wieder falsch zusammenzustellen. Er konnte es nicht riskieren. Die Welt konnte es nicht riskieren.
Nur weil normale Menschen nicht in der Lage waren zu sehen, was er für seinen Sohn tat. Was er für alle tat. Er sorgte für Ordnung. Frieden.
Genialität kann nur aus Schmerz entstehen.
Kunst nur aus Wahnsinn.
Er konnte den Hass akzeptieren. Die Abneigung, die ständige Zerstörung. Doch er würde nicht zulassen, dass jemand sein Meisterwerk zerstören würde.
Also ist es eine Sünde, die Dunkelheit zu lieben?
Ihre eleganten Schatten zu bewundern, die Schönheit ihres endlosen Nichts, die Casmiel langsam verschlingen musste.
Den Nachthimmel zu beobachten, wie er wacht mit den Augen der Götter, die irgendwann Casmiels Augen sein würden.
Wenn man die Wälder flüstern hört, nur in der Sicherheit der Nacht,
wenn sie ihre tiefsten Geheimnisse der Ewigkeit an Casmiel erzählen.
Die Schatten tanzen zu sehen, dieselben Tänze, die sie immer tanzten,
die sie schon seit Jahrtausenden ihr eigen nennen und an Casmiel geben würden.
Mächtige Dinge lauern in der Dunkelheit,
es wäre eine Sünde, sie zu vergessen. Es wäre eine Sünde Casmiel vergessen zu lassen.
Dunkelheit wurde etwas so alltägliches, die Menschen haben ihre Schönheit vergessen. Die Menschen durften niemals Casmiels Schönheit vergessen.
Dürfen nicht vergessen, dass nur die Dunkelheit Sterne zum Leuchten bringt.
Dürfen nicht vergessen, dass nur die Dunkelheit wahre Stille und die lautesten Ruhe mit sich bringt.
Dürfen nicht vergessen, dass manches Leben nur durch die Dunkelheit entsteht, so auch Casmiels.
Kann es also tatsächlich eine Sünde sein, die Dunkelheit zu lieben? Kann es wirklich eine Sünde sein, Casmiel zu lieben?
Goldene Kinder können erzählen, wie das Licht sie blendet. Erzählen, von ihren Eroberungen, ihrer Sonnenbahn, die sie im Laufe ihres Lebens zurücklegen.
Doch Casmiel kann erzählen, wie man sich in der Dunkelheit orientiert und weiß, wie man brennt.
Er lernte zu brennen, um sich selbst den Weg zu leuchten. Er lernte zu brennen, um die Dunkelheit zu besiegen. Er lernte zu brennen, um sich selbst zu retten.
Goldene Kinder brauchten niemals Rettung.
Casmiel rettete sich selbst.
Charon würde niemals aufhören, die Dunkelheit zu lieben.
Er würde niemals aufhören, Casmiel zu lieben.
Doch manchmal musste man vernichten, was man liebte, um unbesiegbar zu werden.
Um unantastbar zu sein.
Sicher.
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