Kapitel 21

[Noch mehr Waffen]

~Und mächtige Feinde~

Eleanor wurde zu Boden gestoßen und wurde gezwungen, vor Clarence zu knien. Der Riese wirkte zufrieden mit sich selbst und sah auf Eleanor herab.

Sie war verletzt, hatte sich gegen die Wachen gewehrt, als sie sie umstellt hatten und zu Clarence schleiften, damit sie reden würde.

„Sprich. Wo ist Aspen?" fragte Clarence feindselig und sah angewidert auf Eleanor herab, die nur schwer atmend zu ihm aufsehen konnte.

„Fick dich!" antwortete sie nur zischend und einer der Wachen trat Eleanor in den Bauch, woraufhin sie zurück auf den Boden stürzte und Blut husten musste. Sie konnte sich wieder aufrichten, auch wenn es sehr anstrengend und mühselig war. Ihr Körper wollte schlafen und schwarze Punkte tanzten bereits vor ihren Augen herum. Nur das Adrenalin in ihrem Körper hielt sie noch wach.

Clarence nahm eine Waffe und richtete sie auf Eleanor. Ohne zu Zögern drückte er ab und schoss ihr ins Bein, woraufhin sie schmerzerfüllt keuchte und einen Schrei unterdrückte. Sie stützte sich mit ihren Ellenbogen ab und versuchte sich zu beruhigen.

„Ich habe kein Problem damit, dich zu töten. Du bist Eleanor Tremblay. Du bist von deinen Pflichten und deiner Familie weggelaufen. Du bist eine Schande für alle die deiner Blutlinie angehören. Dein Tod wäre gut für diese Welt. Also sprich, dann werde ich dich verschonen" meinte Clarence kalt und zeigte mit der Waffe noch immer auf Eleanor, die ihn nur mörderisch ansah.

„Fick. Dich." Wiederholte sie langsam und Clarence wollte gerade abdrücken, als er von einer neuen Stimme unterbrochen wurde.

„Hey Clarence, du kleines Arschloch. Suchst du nicht nach mir?" fragte Aspen grinsend, als sie hinter ihnen auftauchte und sofort drehte Clarence sich um und schoss.

Aspen war jedoch schon wieder verschwunden und nun vor ihnen.

„Hey Babe. Alles okay bei dir?" fragte Aspen ohne auf die umstehenden Wachen zu achten. Eleanor grinste sie nur an, obwohl ihre Züge noch immer von Schmerzen erfüllt waren und antwortete:
„Es ging mir nie besser!"

„Schluss damit!" schrie Clarence und richtete die Waffe wieder auf Eleanor. „Stelle dich deinem Schicksal und stirb oder ich werde deine kleine Freundin erschießen!" bellte Clarence wütend.

Aspen wirkte nicht sonderlich beeindruckt von seiner Drohung.
„Gut. Ich kapituliere. Lass Eleanor gehen und erschieße mich statt ihr" meinte sie dann ungerührt und ging mit federnden Schritten auf ihn zu.

Ihr Kleid war zerrissen, war aber dennoch noch wunderschön. Ihre Haare waren zerzaust und chaotisch, aber das waren sie auch, wenn Aspen gerade erst aufgestanden war.
Was sie jedoch nicht jeden Tag nach dem Aufstehen hatte, waren die Blutspritzer und Flecken, die sie bedeckten. Ihr Gesicht, ihr Kleid. Alles. Sie sah wirklich aus, als wäre sie einem Horrorfilm entsprungen.

Clarence wirkte überrascht von dieser Antwort, doch war immer noch misstrauisch und drückte die Waffe gegen Eleanors Stirn.

„Ich meine es ernst. Spiel keine Spielchen mit uns, klar!" befahl er ihr sauer und Aspen hob ihre Hände in die Höhe.

„Jaja. Ganz Ruhig, Junge. Ich komme sogar auf dich zu" meinte Aspen genervt von seinen lauten Schreien und er winkte den Wächtern zu, sodass sie auf Aspen zukamen und sie in Gewahrsam nahmen.

Als Aspen sicher festgenommen war, stieß Clarence Eleanor einfach unachtsam auf die Seite und ging zufrieden auf Aspen zu.
„Du bist wirklich dumm. Ich kann nicht glauben, dass du es geschafft hast, Liope zu täuschen. Aber ich werde dich nicht unterschätzen" knurrte er und richtete die Waffe auf Aspen.

Das Metall fühlte sich kalt auf ihrer Stirn an, die noch immer heiß war, durch die Anstrengung, die dieser Kampf verlangte. Doch Aspen verlor ihr überhebliches Lächeln nie, obwohl der Tod gerade einmal ein paar Zentimeter von ihr entfernt war.

„Tja. Du kannst dich jetzt mit Liope zusammentun. Denn ich habe dich gerade auch getäuscht" meinte sie nur säuselnd und drückte einen Knopf hinter ihrem Rücken.

Gerade als Eleanor realisierte, was Aspen tun wollte, hörte sie das Klicken des Auslösers und eine Explosion zerriss die Luft.

Eleanor wurde nach hinten geschleudert und gegen eine Wand geworfen, an der sie herunterschlitterte und regungslos liegen blieb.

Sie war nur ein paar Sekunden bewusstlos gewesen und öffnete die Augen. Überall war Rauch und Feuer. Langsam richtete Eleanor sich auf und stützte sich auf ihren Armen. Sie hatte Brandblasen überall auf ihrer Haut verteilt, doch das interessierte sie nicht. Der Schmerz wurde betäubt von dem neuen Adrenalin, dass durch ihre Venen sauste und sie schleifte sich zu der Stelle der Explosion.

Es war nicht schön.

Sie konnte die Überreste der Opfer sehen, die nicht vollkommen pulverisiert worden waren, doch von Aspen war keine Spur. Steine und Geröll bedeckten den Boden und hinter einem großen Haufen von rauchenden Steinen lag Clarence.

Er regte sich wieder und hustete schwach. Die Wachen waren nun fast alle ausgelöscht worden. Die sechs Phoenixe lagen schwach und desorientiert herum und versuchten zu realisieren, was geschehen war, doch nirgendwo war Aspen zu sehen.

Eleanor wollte ihren Namen rufen, doch der Rauch machte ihre Kehle heißer und sie bekam nur ein Husten heraus.

Aspen hatte sich für Eleanor geopfert. Sie hatte eine Bombe an sich selbst angebracht und den Auslöser gedrückt, als Clarence in ihrer Nähe gewesen war. Doch der Bastard war nicht einmal tot.

Eleanor richtete sich auf und humpelte wütend auf den Arsch zu. Sie ließ eines ihrer bläulichen Messer aus reinem Licht in ihrer Hand erscheinen und kam langsam auf Clarence zu, der noch immer durch die Explosion gelähmt war.

„Du..." krächzte sie abschätzig. Ihr Blick war mörderisch und ihre eigentlich bernsteinfarbenen Augen schienen bläulich zu schimmern, als die Wut in ihnen aufflammten.

„Du kleiner Bastard wirst bezahlen!" schrie sie, obwohl ihre Stimme leicht brach, durch den Rauch, der ihren Hals reizte.

Eleanor wollte ihm gerade das Messer ins Herz rammen, als sie ein schwaches Husten hörte und sich geschockt umdrehte. Dort lag eine kleine, schwach-wirkende Gestalt mit langen, schwarzen Haaren, die durch den herabrieselnden Staub grau wirkten.

Aspen.

Eleanor ließ das Messer verschwinden und stolperte auf die Gestalt zu. Sie fiel vor ihr auf die Knie, stieß einen kurzen Schrei aus, da ihr Bein sich über die enorme Belastung beschwerte und ignorierte das Brennen wieder.

Sie hob Aspen in ihren Schoß und strich ihr sanft die schwarz-grauen Strähnen aus dem Gesicht. Schwarze Rußflecken schmückten ihre dunkle Haut und ihre Augen waren geschlossen, doch sie atmete. Sie lebte.

Eleanor seufzte erleichtert und drückte Aspens an sich. Sie hatte überlebt.

Doch leider hatte auch Clarence überlebt und er richtete sich ebenso auf. Als er sah, dass Aspen überlebt hatte, verwandelte sich sein Gesicht in eine Grimasse und er schrie wütend auf: „Nein! Sie lebt noch! Erledigt sie! Sofort!"

Die fünf Phoenixe, die als einzige noch kampfbereit waren, stellten sich um die beiden Assassinen und fingen an, ihre Kräfte zu offenbaren.

Clover erschuf ein Magnetfeld um sich herum und wartete nur darauf, die Metallstücke auf Eleanor und Aspen niederpreschen zu lassen. Eine andere setzte ihren Körper in Flammen und kam gefährlich langsam näher.
Clarence erschuf zwei Golems aus Erde, die sich zu den Phoenixen gesellten und sie jeden Moment angreifen würden.

Sie hatten keine Chance, doch auch Eleanor erschuf eines ihrer Messer und drückte Aspens leblosen Körper an sich, während sie die Phoenixe mit mordenden Blicken strafte.

„Rührt sie an und ich werde euch alle umbringen!" knurrte sie wütend, obwohl sie sich sicher war, dass sie diesen Angriff nicht überleben würde. Sie war noch immer in der Unterzahl und musste auf Aspen aufpassen. Zudem war sie schwer verletzt und ihr Messer flimmerte unsicher in ihrer Hand, drohte zu verschwinden. Sie hatte nicht genug Energie.

Deshalb schloss sie die Augen, umarmte Aspen und machte sich bereit auf ihr Ende.

Doch bevor irgendjemand angreifen konnte, wurde eine Türe aufgestoßen und Casmiel tauchte auf. Er trug kein charmantes Lächeln und als er Aspens Körper sah, verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck.

Er sah die Phoenixe an, die sich instinktiv zu ihm gedreht hatten und ging ruhig zu ihnen. Er stolzierte elegant über leblose Körper und ihre Überreste von der Explosion. Über brennende Möbelstücke und zerstörte Wände. Er ging, wortwörtlich, über Leichen.

„Oh, ihr hättet nicht kommen sollen. Es war ein sehr großer Fehler, mich und meine Freunde anzugreifen" knurrte er bedrohlich und auf seinen Lippen erschien ein kaltes Lächeln, dass einen Schauer über Eleanors Rücken laufen ließ. Ihr Herz klopfte schneller und sie hielt unterbewusst ihren Atem an. Sie konnte sich nicht bewegen obwohl alles in ihrem Körper schrie, dass sie verschwinden sollte. Das sie nicht sicher war. Das Casmiel nicht sicher war.

In Casmiels Augen fand sich nichts. Es war nur ein leerer, dunkler Ozean, der alles verschlang, das sich in seine Nähe wagte. Er war verdammt wütend.

„Das geht dich nichts an, Tripe!" zischte Clarence, doch auch er trat einen Schritt zurück, als er die mächtige Aura spürte, die um Casmiel zu wabern schien.

„Oh, es geht mich mehr an, als du denkst, Darling. Knie, Bastard." Befahl Casmiel kühl und tatsächlich stieß Clarence ein Wimmern aus, bevor er auf seine Knie fiel und seinen Blick immer wieder von Casmiel auf den Boden fallen ließ, als hätte er Angst. Zugleich wirkte er verwirrt, als könnte er nicht verstehen, wieso er diesem Befehl Folge leistete.

Casmiel stellte seinen Fuß auf Clarence Schulter und drückte ihn nach unten, sodass er nun nicht nur kniete, sondern vor ihm auf dem Boden lag.

„Ich könnte euch alle einfach umbringen. Ihr habt ja keine Ahnung, welch einen mächtigen Feind ihr euch gemacht habt" lachte Casmiel nur als wären die Phoenixe vor ihm ein lächerlicher Haufen Amateure. Er sah auf die Frau, die sich selbst in Flammen gesetzt hatte und schnippte, woraufhin das Feuer erlosch und sie leblos zusammenbrach.

„Hormone halten uns am Leben und ich beherrsche sie. Ich bin in der Lage eure Herzen einfach stoppen zu lassen ohne auch nur einen Finger zu rühren. Vielleicht solltet ihr euch in Zukunft Feinde suchen, denen ihr tatsächlich gewachsen seid" zischte er den anderen zu, die von Cas zurückwichen und geschockt auf ihre möglicherweise tote Freundin starrten.

Ruhig beugte Casmiel sich vor und zog Clarence Kopf an seinen Haaren nach oben, sodass er gezwungen war, ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Und jetzt hör zu. Du wirst zu Charon gehen und ihm folgendes ausrichten: Seine Zeit ist abgelaufen. Ich bin wieder zurück und werde ihn schlagen. Sag meinem Vater, dass ich ihn umbringen werde. Ich werde ihm eine Kugel durchs Herz jagen und dabei zusehen, wie er langsam und qualvoll stirbt. Ich werde es sein, der seine Herrschaft beenden wird und ich werde es sein, der dafür sorgen wird, dass sein Name für immer vergessen wird. Sollte er es noch einmal wagen, meine Familie anzugreifen, werde ich dafür sorgen, dass er es bereut, aus mir seinen perfekten Feind gemacht zu haben. Sag ihm, dass er verloren hat. Denn ich werde kommen und für seinen Zerfall sorgen."

Casmiels Worte waren kalt wie Eis und so stechend wie Messer. Er schleuderte Clarence' Kopf von sich und ließ ihn gehen. Niemand der Anwesenden wagte etwas zu sagen. Sie sahen nur zu Clarence, der sich schnell aufrappelte und mit schnellen Schritten ging.

Sie versammelten sich und eine der unbekannten Phoenixe öffnete ein Portal, durch das Clarence und die anderen verschwanden, ihre Feuer-Freundin im Schlepptau.

Casmiel sah ihnen hinterher, bis sie verschwunden waren und wandte sich dann an Eleanor, die noch immer Aspen in ihren Armen hielt und an sich drückte, als könnte jemand sie ihr wegnehmen.

Casmiel kniete sich vor ihr hin und sah sich ihre Wunden im Gesicht an. Sanft strich er eine Strähne ihrer goldenen Haare hinter ihr Ohr und hob ihr Kinn leicht an. Eleanor wagte es erneut nicht zu atmen, doch das nicht aus Angst, sondern weil sie Casmiels Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Er war ihr so nahe.

Doch dann wandte er sich von ihr ab und sah sich Aspen an. Er checkte ihren Puls und ihre Atmung, bevor er sie besorgt ansah und dann wieder Eleanor.
„Milany ist schon auf dem Weg. Er wird in Kürze hier sein und uns abholen. Wie geht es dir?" fragte er, die Stimme gedämpft und leicht. Er wirkte so besorgt.

„Gut" antwortete Eleanor knapp, zu müde, um ganze Sätze zu bilden. Doch Casmiel verstand und nickte nur, bevor er seine Hand auf ihre Schulter legte und sie plötzlich schläfrig wurde. Sie konnte nichts gegen Casmiels Kontrolle tun, die sie langsam ihr Adrenalin verlieren ließ und somit schläfrig machte.

Er stützte sie leicht und half ihr, sich hinzulegen. Sie wollte protestieren, doch alles verschwamm vor ihren Augen und sie konnte keine Wörter bilden.

„Wehr dich nicht dagegen, Eleanor. Deine Aufgabe ist erfüllt. Ich werde mich um alles kümmern. Du hast es sehr gut gemacht. Schlaf jetzt. Ich passe auf dich auf" sagte Casmiel sanft und diese Worte ließen Eleanors Herz vor Stolz anschwellen und sie wurde ruhiger.

Schließlich wurde alles schwarz und Eleanor fiel in einen angenehmen, tiefen Schlaf. 

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