Prolog
Gaze-Moux
Summer
3 years ago,...
Wie ein langanhaltender Schrei hallt die Nachricht durch meinen Kopf. Wie ein Haufen Scherben liegt die grauenhafte Wahrheit zu meinen Füßen. Und ich starre sie ungläubig an. Entsetzt. Das kann nicht die Wahrheit sein. Es ist nur ein Traum. Ein böser, böser Traum. Ich werde gleich aufwachen. Und dann wird alles so sein wie immer.
Mein Vater kommt auf mich zu. Mit stumpfen Schritten und wässrigen Augen. Er tätschelt mir den Rücken. Drückt meine Schultern. Seine sonst so beruhigende Stimme dringt nicht zu mir durch. Ich bin gefangen in einem Nebel. Einem Nebel, der keine Geräusche zu lässt. Der meine Sinne betäubt. Mir wird schlecht. Ich halte mir den Bauch und falle nach vorne auf meine Knie. Ich stütze mich auf dem Boden ab. Die Welt dreht sich. Wird immer schneller. Eine Träne tropft vor mir auf den Boden. Immer mehr rollen über meine Wange und finden ihren Weg auf den Boden. Mein Vater hockt sich neben mir. Streichelt über meinen Rücken, und ich kann sehen wie sich seine Lippen bewegen. Die Worte gehen unter. Ich kann sie nicht hören.
Ein Arzt faltet seine Hände vor der Brust und sieht uns mitleidig an. Wie ich am Boden bin. Unfähig mich zu bewegen. Er redet mit meiner bleichen Mutter, welche auch keinen weiteren Ton von sich geben kann und sich nur reglos an ihre rosa Strickjacke klammern kann. Wie tausend Stiche fahren die widerhallenden Worte durch meinen Körper. Lähmen ihn. Und mit einem Mal macht sich die grauenhafte Erkenntnis in meinem Inneren breit. In Wellen überschwappt sie meinen gesamten Körper. Wie eine Sturzflut reißt sie alles mit sich, zerrt Erinnerungen in eine düstere Schlucht und ertränkt mein Bewusstsein.
Er ist weg. Er ist für immer von uns gegangen. Hat uns hier zurück gelassen. Allein, hier in dieser grausamen großen Welt. Wie zersplittertes Glas liegt meine gesamte Vergangenheit da. Jede Erinnerung tut weh, wenn ich sie berühre. Auch wenn seine strahlenden Augen, sein freches Lächeln, und sein freudiges Kinderlachen immer wieder vor meinem Inneren Auge erscheint. „Er ist Tod, Mr. Und Mrs. Lewis. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Tut mir wirklich leid." Mir wird wieder übel. Der Boden ist berieselt von meinen Tränen und jede weine ich für ihn. Jeder Tropfen ist für sein Leben. Sein vergangenes Leben.
Seine Beerdigung war schrecklich. Alle trugen schwarze Kleidung und traurige Gesichter. Meine Mutter hat geweint, als ihr Sohn in dem dunklen Sarg in die Erde gelassen wurde. Mein Vater hat sie mit hängendem Kopf im Arm gehalten. Ein paar meiner Freunde sind dort gewesen. Haben mich versucht zu trösten. Aber es hatte keine Zweck. Der Nebel hielt mich immer noch gefangen, in seinen dunklen Klauen und ließ keinen Platz für aufmunternde Worte. Sie haben darauf nicht mehr mit mir gesprochen. Ich habe Joshua eine Sonnenblume auf den Sarg gelegt. Die mochte er. Sein Grab liegt neben dem von Granny. Einer ehemals witzigen alten Dame, die immer Kekse für uns hatte. Sie war wie ein Engel. Genau wie Joshua. Und doch sind beide fort, lassen mich in meinem schwarzen Kleid allein, umhüllt von dem schwarzen Schleier, umringt von zwei gebrochenen Menschen. Es tut weh. Es tut so weh.
Komm zurück, Joshua.
Komm zu mir zurück.
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