a l e c
-Norfolk „Anchors In", Virginia
Müde reibe ich mir über die Augen. Es ist gerade mal drei Uhr nachmittags, und trotzdem könnte ich schlafen wie ein Stein. Mum hatte vor die zweistündige Autofahrt gleich nach der Schule anzutreten. Nach einem Freitag. Nach einem Freitag, an dem ich zwei Tests hinter mir hatte und zwei nervenaufreibende Stunden Sport. Zu denen ich von meinem besten Freund gezwungen wurde, besser gesagt. Außerdem nagt die Erschöpfung wegen des Aufsatzes immer noch an mir. Mae dagegen ist die reinste Energie Bombe, obwohl ihr Misstrauen beständig bleibt. Sie hat immer noch ihre Kopfhörer auf den Ohren, obwohl Mum den Wagen schon längst vor Steves Hotel geparkt hat. Sie fuchtelt wild mit ihren Armen, wahrscheinlich im Takt zur Musik, die sie gerade hört. Ich stupse sie von der Seite an. „Mae wir sind da." Sie hält sich einen Kopfhörer weg vom Ohr. „Was?" brüllt sie durchs Auto und ich zucke zusammen. „Wir sind da." Wiederhole ich. Sie nickt. „Wir sind endlich da." Ruft Mum uns von vorne zu und wackelt hibbelig auf dem Sitz herum. So aufgeregt habe ich sie noch nie gesehen. „Ja Mum. Beruhige dich." Sage ich lächelnd. „Ja aber das Ganze ist so aufregend." Sie lächelt breit. Dann verändert sich ihr Gesichtsausdruck. Ein Schatten legt sich über ihre Augen und Gesichtszüge. Es wirkt zuerst besorgt, dann panisch. „Oh Gott. Sehe ich überhaupt okay aus? Ist das zu viel Make up? Oder zu wenig? Was ist, wenn er euch nicht mag. Alecsandro! Wieso hast du nicht dein Hemd angezogen? Und Mae, wieso hast du so lumpige Klamotten an." „He!" kommt es prompt von Mae zurück. „Mum!" sage ich harscher jetzt, lege ihr aber beruhigend die Hand auf den Arm. „Es wird schon alles gut werden. Atmen!" Sie nickt und atmet einmal tief ein und aus. „Okay." Sagt sie noch etwas unsicher. „Jetzt steigen wir alle aus dem Auto und begrüßen Steve." Mum steigt als erste aus. Wir beiden anderen folgen ihr, mit unseren Rucksäcken auf den Rücken. Von hier aus kann man einen Mann vor dem Eingang des Hotels warten sehen, welcher sich suchend umblickt.
Er ist ungefähr in dem Alter meine Mutter, hat aber bereits ein paar graue Strähnen in dem sonst kurzen blonden Haaren. Als er uns entdeckt fängt er wie wild an zu winken. Er ist mir jetzt schon sympathisch. Meine Mutter winkt stürmisch zurück. Mae verschränkt die Arme vor der Brust. Mit gerunzelter Stirn beobachtet sie, wie Steve auf uns zu kommt. „Da seid ihr ja endlich! Ich habe schon auf euch gewartet." Mit breitem Lächeln schließt er Mum in die Arme, die das Lächeln genauso breit erwidert. Dann kommt Steve auf mich zu. „Alecsandro, richtig?" er kneift die Augen zusammen. „Alec reicht." Sage ich lächelnd. „Gut!" Die Lachfältchen um sein Auge verdichten sich und plötzlich werde ich von ihm in eine Umarmung gezogen. Ein wenig überfordert erwidere ich sie. Dann klopft er mir auf die Schulter und geht zu meiner Schwester. „Du musst dann wohl Mae sein." Sie verdreht die Augen. „Es steht ja sonst niemand mehr hier." Ich seufze und meine Mutter ruft empört: „Mae!". Steve macht nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ach schon gut. Ich habe tagtäglich mit pubertären Teenager zu tun. Das ist für mich schon lange kein Problem mehr." Ich muss mir die Hand vor den Mund halten, um nicht loszuprusten. Jetzt reißt Mae empört den Mund auf, bevor sie jedoch etwas erwidern kann, halte ich ihr meine Hand auf den Mund und sage: „Wollen wir nicht reingehen?" Mum und ihr Freund nicken. Er greift nach ihrer Hand und sie gehen voraus. Ehe Mae auf die Idee kommt meine Hand anzulecken oder mich gar zu beißen nehme ich sie schnell von ihrem Mund und gehe den beiden hinterher. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Mae blitzartig nach meinem Handgelenk greift und mich davon abhält weiter zu laufen. „Alec! Wie kannst du nur so... so-" sie gestikuliert wild mit den Armen, „...nett mit ihm umgehen?" Sie sieht mich verständnislos an. „Wahrscheinlich deshalb, weil er unsere Mutter glücklich macht und weil er sehr nett ist!" ich entreiße ihr mein Handgelenk. „Du könntest dir auch eine nettere Art zu legen." Zische ich ihr zu. Sie verdreht wieder mal nur die Augen. Gemeinsam betreten wir das kleine Hotel. Es ist gemütlich eingerichtet. Maritim denke ich. „Da ihr heute meine ganz speziellen Gäste seid, bekommt ihr die besonderen Zimmer. Eure Mutter schläft bei mir, wenn das okay ist." Mae verzieht das Gesicht und ich presse die Lippen aufeinander. „Klar." Sage ich. „Na dann." Er deutet auf die Treppe. „Nach euch." Mae presst sich an mir vorbei und geht voran. Ich kann nur den Kopf schütteln. „Wohin?" frage ich an Steve gerichtet. „Euer Zimmer ist gleich im ersten Stockwerk, linker Flur. Wir müssen in den rechten Flur. Da ist mein Zimmer." Mum kichert. Jetzt muss auch ich das Gesicht verziehen. Oben angekommen nehmen Mae und ich den linken Flur und Mum und Steve verschwinden hinter einer weißen Tür mit der Aufschrift „Nur für Personal". Davor gibt Steve uns noch den Zimmerschlüssel. „Die Zimmer neben euch sind belegt. Also nicht zu laut Unfug anstellen." Er zwinkert uns zu. „Wir sind doch keine Zehn mehr." Nuschelt Mae vor sich hin. „Ihr könnt eure Sachen ablegen, und wenn ihr wollt euch Norfolk ein bisschen anschauen. Aber um sieben, wollen wir Essen. Also rechtzeitig zurückkommen." Gibt Mum uns noch schnell mit. „Bis später!" sage ich und hebe noch die Hand, ehe sie endgültig verschwunden sind. „Komm." Sage ich zu Mae und sie folgt mir widerstrebend.
Wir finden unsere Zimmernummer erst, als wir die gesamten Gänge der oberen Etage einmal abgelaufen sind. Dieses Hotel ist das reinste Labyrinth, auch wenn es von außen nicht den Anschein macht. Ich öffne das Zimmer und bleibe kurz in der Tür stehen, da der Ausblick mich völlig in seinen Bann zieht. „Geh doch mal beiseite." Zischt Mae genervt und schiebt sich an mir vorbei. Ich wundere mich über ihre Gleichgültigkeit gegenüber diesem Anblick, aber sie schmeißt nur ihren Rucksack neben das eine Bett und lässt sich dann darauf fallen. Sie schiebt sich ihre Kopfhörer auf die Ohren und betrachtet dieses Zimmer keines zweiten Blickes. Ich jedoch laufe geradewegs auf die Terassentür zu und schiebe sie auf. Mit einem Schritt stehe ich auf dem winzigen Balkon. Salzige Luft umhüllt mich und ich atme einmal tief ein und aus. Herrlich. Ich halte mich an dem weißen Holzgeländer fest und lehne mich nach vorne. Ich schließe meine Augen und genieße das Rauschen des Meeres und den wundervollen Geruch. Mit einem seufzen öffne ich meine Augen wieder und betrachte diesen kleinen Teil von Norfolk. Der Himmel ist von Wolken verdeckt, aber es ist trotzdem angenehm warm. Am Strand tummelt sich eine große Gruppe von Jugendlichen. Sie hören laut Musik, von der ich hier sogar ein paar Töne hören kann. Ein paar Jogger laufen den Strand auf und ab und etliche Familien picknicken dort. Mein Blick schweift weiter. Ein kleiner Eisladen liegt gleich gegenüber vom Pier, mit einem altmodischen „Open"-Schild. Gleich daneben liegt ein gut besuchtes Diner. Auf den Dächern tummeln sich die Möwen. Ich stütze mein Kind auf meiner Hand ab. Ich halte inne. Ein kleiner Laden fällt in mein Blickfeld. Ich richte mich auf. Die Fassade ist dunkelblau gestrichen und die Fensterrahmen und die Tür sind in einem knalligem rot. Auf dem Schild steht: „Bob's Music & Book Shop". Ich muss dort hin, denke ich. Schnell drehe ich mich um und lege meinen Rucksack neben dem freien Bett ab. Ich schnippe vor Maes Gesicht herum, ehe sie sich dazu aufrafft ihre Kopfhörer abzunehmen. „Was?" fragt sie gereizt. „Ich habe da so einen coolen Laden entdeckt. Mit Musik und Büchern. Kommst du mit?" frage ich sie begeistert. Sie verdreht nur die Augen, wahrscheinlich ihre Lieblingsgeste, und setzt sich, ohne mir zu antworten die Kopfhörer wieder auf. „Dann halt nicht." Murmle ich und verlasse das Zimmer.
Das Schaufenster des Ladens ist von nahem noch viel beindruckender als vom Hotelzimmer aus. Dort stehen alte Platten von den verschiedensten Künstlern und alte Bücher, von bekannten Autoren. Von Mark Twain bis Oscar Wilde und weiter zu John Green. Sie sind wahrscheinlich schon gebraucht, aber trotzdem nimmt es ihnen nicht den Charme. Ich bin gewillt meine Nase an der Scheibe platt zu drücken, wie ein kleiner sechsjähriger an den Fenstern eines Spielzeug Ladens, kann dem Drang jedoch gerade noch so widerstehen. Aufgeregt erklimme ich die wenigen Stufen. Ich möchte gerade nach der Türklinke greifen, als mir die Tür zuvorkommt und ich sie frontal ins Gesicht bekomme. Erschrocken taumle ich die Stufen wieder zurück und halte mir meine schmerzende Nase. „Oh mein Gott. Das tut mir furchtbar leid." Ein Mädchen steht in der Tür und blickt mich aus weit aufgerissenen Augen an. Hastig kommt sie auf mich zu. Sie betrachtet mein Gesicht mit gerunzelter Stirn. „Schon gut." Sage ich aufrichtig, auch wenn meine Nase immer noch höllisch wehtut. Als ich meine Hand von meiner Nase nehme tropft ein wenig Blut auf den Boden. „Mist." Fluche ich leise. „Hast du ein Taschentuch?" frage ich das Mädchen mit einem zerknirschten Lächeln. Sie mustert mich immer noch kritisch. Sie ist hübsch. Fährt es mir durch den Kopf. Ohne meine Nase aus den Augen zu lassen, kramt sie ein Taschentuch aus ihrem kleinen Rucksack. „Hier." Sie blickt mir in die Augen. Und ich bin kurz überwältigt. In ihren blauen Augen herrscht ein Sturm. Ein tosender. Als hätte man das Meer als Vorlage genommen und daraufhin ihre Augen skizziert. Wow. Langsam greife ich nach dem Tuch und halte es an meine Nase. Kurz stehen wir einfach nur so da.
Ich betrachte ihre wunderschönen Augen und sie mein Gesicht. Auf ihren Wangen zeichnet sich eine leichte röte ab und auch mir ist die Hitze den Hals hinauf gekrochen. Als hätte ich noch nie ein Mädchen gesehen, stehe ich da und starre sie an. Dann dreht sie sich um und kniet sich hin. Erst jetzt fällt mir auf, dass auf dem Boden ein paar Bücher verstreut liegen. Sie müssen ihr aus der Hand gerutscht sein. Ich knie mich zu ihr und helfe ihr eines der Bücher aufzuheben. The fault in our stars. Ich stehe wieder auf und betrachte das Buch. „Gutes Buch." Sage ich als sie ebenfalls aufgestanden ist und halte es ihr hin. „Du hast es gelesen?" fragt sie. Ihre Stimme hat etwas Ausdrucksloses. „Du nicht?" frage ich grinsend. Sie erwidert es nicht. „Naja wie dem auch sei. Ich bin Alec." Ich gebe ihr meine nicht voll geblutete Hand. Zögerlich nimmt sie sie. „Summer." Sie streicht sich eine dunkelblonde Haarsträhne hinters Ohr. Ich lege meinen Kopf schief und betrachte ihr hübsches Gesicht. Ihr Gesicht ist überall besprenkelt mit Sommersprossen und sie hat ein kleines Grübchen auf der linken Wangenseite. Ihr Gesicht ist blass, und unter ihren Meerblauen Augen ziehen sich dunkle Schatten. Es nimmt ihr nicht ihre Schönheit. Sie hat einen wunderschönen Schwung um ihren Lippen. Ich reiße mich los. „Äh... ich... vielleicht," stottere ich vor mich hin. Unbehaglich reibe ich mir über den Nacken. Ich habe das Bedürfnis noch länger mit ihr zu reden, möchte nicht, dass sie schon geht. „Weißt du ich muss wieder los. Kommst du alleine zurecht?" Sie drückt sich die Bücher an die Brust und schenkt mir ein schmales Lächeln. Ihre Augen blicken mich groß und fragend an. Ich höre mich nur unbeholfen sagen: „Klar." Innerlich verfluche ich mich dafür, den Mund nicht weiter auf machen zu können. Ihr Mundwinkel zuckt. Es ist so kurz, dass ich schon die Befürchtung habe. Es mir nur eingebildet zu haben. Sie geht an mir vorbei. „Tschüss Alec." Überrascht drehe ich mich zu ihr um und sehe nur noch ihren Rücken. „T-Tschüss!" Das Wort kommt nur stockend aus meinem Mund. Immer noch bin ich fasziniert davon, wie sie meinen Namen ausgesprochen hat. Summer biegt in Richtung Strand ab, und ich halte mich davon ab, ebenfalls in diese Richtung zu laufen. Sie ist nur ein Mädchen, reiß dich zusammen. Ich richte mich gerade auf. Sie ist nur ein Mädchen. Sie ist nur ein Mädchen. Versuche ich mir klarzumachen, und die meerblauen Augen aus meinem Kopf zu vertreiben. Ich beiße die Zähne aufeinander. „Mist!" fluche ich. Ihre Augen haben sich in mein Gehirn eingebrannt. Wie kann so ein kurzer Zusammenstoß dieses Gefühl in mir auslösen? Wieso kann ich nicht einfach an ihr vorbeigehen ohne, dass ich ihre Augen nicht mehr aus meinem Kopf bekomme. Nur weil sie mit mir geredet hat? Manchmal bin ich echt sauer auf mein primitives Denken. Ich kann über mich selbst nur den Kopfschütteln. Sie ist nur ein Mädchen. Und ich werde sie nicht wieder sehen.
„Wie hast du das bloß geschafft?" Mum tätschelt mir im Gesicht herum und drückt ein Kühl Pack auf meine Nase. „Vielleicht ist er ja auf die Nase gefallen." Mae sitzt am anderen Ende des Zimmers und starrt auf ihr Handy. „Ich würde gerne mein Gesicht verziehen und Mae die Zunge herausstrecken." Mum schenkt mir nur einen tadelnden Blick. Sie hebt das Pack an und betrachtet meine Nase. „Schatz, deine Nase ist ganz blau. Fast lila." Meine Mutter drückt das Pack stärker zurück auf meine Nase. Ein stechender Schmerz fährt durch sie und zieht sich meine Nasenwurzel hoch. „Willst du mir nicht endlich sagen, wie das passiert ist?" fragt meine Mutter fordernd. Sie stellt sich vor mich und stütz eine Hand auf ihrer Hüfte ab. Sie tippt ungeduldig mit dem Fuß. „Na?" Ich schüttle den Kopf. „Ist doch nicht so schlimm." Sage ich, in der Hoffnung sie lässt das Thema fallen. „Nicht so schlimm? Deine ganze Nase ist blau!" Ich verdrehe die Augen. „Ich bin bloß gestürzt." Mae gibt einen komischen Laut von sich. „Doch auf die Nase gefallen." „Es reicht aber auch mal, Mae." Wendet meine Mum sich an Mae. Als ich nochmals zusammenzucke, da wieder ein beißender Schmerz hindurchfährt, sieht mich Mum mitleidig an. „Möchtest du wirklich nicht ins Krankenhaus?" Ich schüttle wild den Kopf. „Nein Mum. Ich möchte das Wochenende nicht versauen. Außerdem ist es nicht so schlimm." Meine Mutter biegt die Mundwinkel nach unten und macht dieses „Aww" Geräusch. Ich verdrehe die Augen. „Du kannst jetzt zurück zu deinem Geliebten gehen. Husch, husch." Ich mache eine scheuchende Handbewegung. Sie schenkt mir ein Lächeln und streichelt meine Wange. Ich halte das Pack weiter hin auf meiner Nase. „Danke Alec." Sie dreht sich um und möchte das Zimmer schon verlassen, als meine Mum sich nochmal umdreht. „Aber so kommst du mir heute nicht mit zum Essen." Sie hebt den Zeigefinger und deutet auf das Bett. „Du wirst schön hierbleiben!" Ich reiße meinen Mund auf, den Schmerz in meiner Nase ignorierend. „Aber Mum, ich-" „Nein! Ich möchte das du hier bleibst." Ich ziehe eine Schnute. Ihr Blick wird weich. „Wir können morgen nochmal Essen gehen. Okay?" Ich nicke, bin aber nicht ganz zufrieden. „Gut." Sie lächelt fröhlich. „Mae, du kannst dich dann schonmal fertig machen." Sie stöhnt laut. „Könnt ihr aus dem Essen nicht ein Dinner for two machen? Ich möchte nicht mit!" Mum wirft ihr einen warnenden Blick zu. „Mae! Überspann den Bogen nicht. Ich fand dein Verhalten bei unserer Ankunft schon unmöglich. Also reiß die jetzt gefälligst zusammen, sonst reißt mir der Geduldsfaden." Zischt meine Mutter unheilvoll. Selbst mir läuft eine unbehagliche Gänsehaut den Rücken hinunter. Mae verzieht wieder mal nur das Gesicht, nickt aber widerwillig. „Gut." „Nächstes Mal werfe ich mich auch auf die Straße und hole mir eine blaue Nase." Murmelt sie, als unsere Mutter das Zimmer verlässt. Mum hört es zum Glück nicht mehr. Ich werfe ein Kissen nach Mae. „Du bist echt unmöglich."
Ich zippe gelangweilt durch das abendliche Fernsehprogramm. Ich habe es mir auf meinem Bett gemütlich gemacht und den Fernseher, welcher auf der Kommode den Betten gegenübersteht, angeschaltet, in der Hoffnung irgendetwas zu finden was mich ablenkt. Nach dem Steve, Mum und Mae (wenn auch sehr mürrisch) aufgebrochen sind, habe ich nichts weiter gemacht, als vor mich hin zu starren und den Augenblick vor dem kleinen Laden immer wieder vor meinem Inneren Auge abzuspielen. Es waren nur wenige Momente und ich habe bestimmt nicht mal zehn Worte gesagt, aber es ist als wäre ich in einer Dauerschleife gefangen. Ihre Augen. Die spucken mir am meisten durch den Kopf. Wütend werfe ich ein Kissen an die Wand. Ich bin wütend auf mich selbst, da ich genau weiß, dass sie mich bestimmt nicht so in Erinnerung hat wie ich sie. Ich geistere ihr sicher nicht genauso im Kopf herum, wie sie mir. Es war nur eine kleine Begegnung. Tja, wenn sonst nichts Aufregendes in deinem Leben passiert, haut dich das schonmal um. „Mist." Fluche ich leise. Ich schalte den Fernseher aus. Es laufen nur Cartoons oder irgendwelche Liebesschnulzen und darauf habe ich gerade keine Lust. Lieber bestelle ich mir noch etwas vom Zimmerservice, auch wenn ich seine Ansprüche wohl schon überstrapaziert habe. Doch als ich nach dem Hörer greife halte ich in der Bewegung Inne. Aus dem Nebenzimmer dringt gepolter, daraufhin Gewimmer. Ich warte einige Sekunden Vielleicht habe ich mich nur überhört. Aber dann ist wieder etwas Lautes aus dem Zimmer zu hören. Wie ein Gegenstand der zu Boden fällt. Sorge bereitet sich in mir aus. Ich ermahne mich, nicht zu viel in die Situation hineinzuinterpretieren. Vielleicht war es nur ein Hund. Kein Mensch, der vielleicht in Lebensgefahr stecken könnte oder sich die Seele aus dem Leib weint. Oh, Man. Als daraufhin noch ein Schniefen zu hören ist, kann ich nicht anders. Ich stehe auf und trete aus dem Zimmer. Ich gehe davon aus das das Geräusch aus dem Zimmer links von meinem kam. Ich trete vor die weiße Zimmertür. Hier draußen ist nichts mehr von dem Wimmer und Schniefen zu hören. Ich atme einmal tief ein und aus. Wenn da jetzt nichts ist, machst du dich völlig zum Affen, sagt mir eine innere Stimme. Egal. Ich atme einmal tief durch. Ich klopfe. Nichts passiert. Ich klopfe ein weiteres Mal. Vielleicht war das erste Mal nur zu zaghaft? Immer noch nichts. Ich möchte mich schon wieder abwenden als die Tür doch geöffnet wird. Meine Augen weiten sich und all die Wörter, die ich sagen wollte, bleiben mir im Hals stecken. Sie steht vor mir. Summer. Ich möchte schon einen Freuden Schrei ausstoßen, doch dann sehe ich ihre Augen. Sie sind gerötet und das blau kommt so besonders gut zur Geltung. Aber auch ihre Wangen sind fleckig. Ich sehe wie sich auch ihre Augen weiten und sie sich hastig über die Wangen reibt. Und diesem Moment hätte ich nichts lieber getan, als sie in den Arm zu nehmen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top