02
Der Tag hat gut angefangen... nicht!
Montag. Eigentlich ein Scheißtag. Das Wochenende ist vorbei, man muss wieder arbeiten oder zur Schule gehen und sich mit Leuten rumschlagen. Und mein Tag war schon um fünf Uhr morgens im Arsch.
Zuerst hat mich Freddy Mercury aufgeweckt und was davon gesungen, dass ich mich nicht umbringen soll. Dann bin ich in die Kotze der Katze getreten, darauf ausgerutscht und mit dem Hinterkopf auf die Bettkante gefallen. Aber keine Panik auf der Titanic, mir geht's gut. Bis auf die Beule, die tut weh.
Fluchend bin ich dann auf einem Bein ins Bad gehüpft, um die Kotze nicht überall zu verteilen. Ich säubere meinen Fuß und stelle fest, dass ich keine Zahnpasta mehr zum Zähneputzen habe. Ich bin sowieso schon wütend, also bin ich mit einer ganzen Rolle Klopapier und Desinfektionsmittel bewaffnet zurück in mein Wohnzimmer gelaufen, um den Rest der ekligen Hinterlassenschaft dieses Mistkerls zu beseitigen.
Währenddessen habe Ich gar nicht gemerkt, dass mein Freund in meiner Hose „Guten Morgen" sagen will. Doch diesen „Guten Morgen" kann er sich gerne woanders reinschieben. Gut ist vorbei. So beschließe ich ihn weiter zu ignorieren und den Müll wegzubringen. Als ich mir meine Hände wasche, schaue ich zum ersten Mal an diesem Tag in den Spiegel. Und bereue es sofort.
Meine grünen Augen sind von dunklen Ringen umgeben. Das gefällt mir an meinem Gesicht am besten. Einige meiner schwarzen Haarsträhnen fallen mir ins Gesicht. Der Rest ist überall auf meinem Kopf verstreut. Ich müsste mich auch mal wieder rasieren, aber ich denke ich lasse meinen Bart einfach wachsen. Dann wäre mein Penneraussehen perfekt.
Je länger ich in den Spiegel schaue, umso weniger Lust habe ich, aus dem Haus zu gehen. Versteht mich nicht falsch, ich sehe nicht schlecht aus oder so. Aber ich würde jetzt auch nicht sagen: „Man Christopher, du siehst wieder verdammt heiß aus. Alle Frauen und Männer müssen dir zu Füßen liegen!" Nein, ich sehe aus, als hätte ich die größten Schlaf- und Drogenprobleme, die man sich vorstellen kann. Was vielleicht auch stimmt.
Dabei nehme ich sehr selten Drogen. Nur, wenn ich mein Leben nicht mehr aushalten kann. Was tatsächlich recht selten vorkommt.
Ich höre schon, wie mein Chef mich belehren will, was mein Körper alles tun könnte, wenn er ausgeschlafen wäre. Dabei erwische ich ihn immer wieder selbst, wie er in seinem Büro schläft. Aber es interessiert mich mittlerweile recht wenig, was er mir alles so an den Kopf wirft. Ich warte schon fast sehnlich auf die Kündigung.
Nach paar Minuten kann ich mich endlich von meinem Spiegelbild losreißen. Mein Blick liegt sofort auf meinem Handydisplay. Direkt merke ich durch die digitalen Zahlen der Uhr, wie spät es schon ist. Schnell mache ich mich auf den Weg in die Küche. Im Vorbeigehen schalte ich das Radio ein und fange an, Kaffee zu kochen. Was so viel bedeutet wie ‚Ich fülle Wasser in den Wasserkocher, schalte diesen ein und gebe paar Löffel zu viel von dem Kaffeepulver in meine Thermoskanne'. Während das Wasser zu kochen beginnt, höre ich dem Radiosprecher zu, der gerade das Lied 'Roar' von Katy Perry unterbricht.
Er sagte etwas davon, dass China und Russland wieder scheiße bauen, dass Deutschland irgendwelche unnötigen Gesetze erlassen will, die eigentlich niemand braucht und dass Amerika wieder von Tornados und Windhosen zerstört wird. Also eigentlich nichts Neues, so etwas passiert zurzeit öfter.
Meine Aufmerksamkeit war also mehr auf die Zutatenliste von dem Kaffeepulver als auf die Nachrichten gerichtet, als mich die plötzlich viel ernstere Stimme des sonst so lockeren Radiosprechers aufhorchen ließ.
„Ein gefährliches Virus ist gestern Abend ausgebrochen. Laut einigen Informanten aus den Laboratorien der ganzen Welt ist dieses Virus, das Ende letzten Jahres entdeckt wurde, eines der gefährlichsten, wenn nicht das gefährlichste Virus überhaupt. Es hat den Namen ‚Zombie-Virus' erhalten! Denn es soll die Infizierten in unkontrollierbare, menschenfressende Zombies verwandeln! Die Regierung schweigt auf die Frage, warum es erst jetzt bekannt geworden ist, als es schon zu spät war. Wir warnen ausdrücklich davor, den Infizierten zu nahe zu kommen. Sie vermehren sich furchtbar schnell und sind plötzlich überall! Bitte..."
Ein lauter Knall ertönte aus dem Radio und man hört Schreie und schreckliche Geräusche aus den Radio-Lautsprechern. Man verstand nur noch das Wort Zombies und dann ertönten die Klänge von Zombie von The Cranberries. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Plötzlich fiel mir nichts mehr ein, um zu kommentieren, wie taktlos es eigentlich ist, nach dem, was gerade verkündet wurde und passiert ist, ein solches Lied zu spielen. Nein, stattdessen fragte ich mich, in was für einem falschen Film ich hier gelandet war.
„Bestimmt träumst du nur Christopher! Das alles ist nicht echt!", versuche ich mir das ganze einzureden. Das kann auch nicht echt sein. Vielleicht ist es nur ein schlechter Scherz, immerhin ist ja bald Halloween oder es ist eine Werbung für einen neuen Zombie Film. „Genau, das muss es sein. Bestimmt kommt zu Halloween ein neuer Zombie-Film in die Kinos!"
Ich schüttele meine Kopf, wegen meiner eigenen Dummheit. „Es gibt keine Zombies Christoper. Du sollst nicht alles glauben, was du hörst.", ermahne ich mich selbst. Immerhin habe ich noch das Wasser, was endlich fertiggekocht hat. Ein Blick auf die Uhr, die auf der Küchentheke steht, verrät mir, dass ich mich endlich beeilen sollte. So greife ich nach meiner Thermoskanne, fülle dort das heiße Wasser rein, greife nach der Milch und zum Schluss nach dem Zucker. Ich schütte alles hinein und schüttele die Kanne, nach dem ich diese gut verschlossen habe. Anschließend stopfe ich alles in meinen Rucksack und mache mich daran meine Schuhe und meine Jacke an zuziehe.
Als Letztes schultere ich mir den Rucksack auf die Schulter und beschließe mein Essen bei einem Bäcker zu kaufe. Schnell mache ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Einen Führerschein habe ich nie gemacht. Warum auch, immerhin komme ich mit dem öffentlichen Verkehrsmittel genauso gut, wenn nicht sogar besser von a nach b als mit dem Auto.
Das letzte war gelogen, falls man mir das wirklich geglaubt hat, aber man darf ja noch hoffen, oder?
Auf dem Weg zum Bus geht das mulmige Gefühl nicht weg. Wenn es so ein Virus gäbe, wieso sollte die Regierung das ganze solange verschweigen, bis es zu spät ist? Das ergibt keinen Sinn!
Es sei denn, die Regierung vertuscht mal wieder alles und... STOP, wenn ich jetzt meine Gedanken weiterführen würde, könnte ich mir gleich einen Aluhut auf meinen Kopf setzen. Denn ich würde sofort als Aluhutträger beschimpft und das Buch wird verboten. Und das wollen wir ja nun wirklich nicht. Oder?
Aber auch als ich im Bus sitze, und versuche auf andere Gedanken zu kommen, kreisen meine Gedanken immer wieder um dieses Thema. Nicht zuletzt hörte man in der Vergangenheit davon, wie die verschiedenen Regierungen immer mal wieder was verschweigen und unter den Teppich kehren. Aber noch nie, dass ein gefährlicher Virus geheim gehalten wurde.
Als ich mich vorsichtig etwas umschaue, wirken die anderen Fahrgäste nicht so, als hätten sie etwas mitbekommen oder als würden sie das alles glauben. Ich sollte mir ein Beispiel an ihnen nehmen und nicht daran denken, dass die Regierung etwas vertuschen würde.
Die Idee mit dem Film war doch gar nicht so schlecht, warum sollte ich sie nicht im Kopf behalten? Nein, stattdessen muss ich jetzt, wo AC/DC in meinen Ohren dröhnt, darüber nachdenken, ob die Regierung wirklich so etwas vertuschen könnte, würde und überhaupt dürfte.
Weil ich so in Gedanken versunken bin, merke ich erst zu spät, dass der Bus eine Vollbremsung macht und ich mich mit viel Glück gerade noch festhalten kann. Sonst wäre ich mit dem Kopf in den nächsten Schoß gegenüber gefallen.
„Was soll der Scheiß?", höre ich den Busfahrer fluchen. Während er weitere unfreundliche Worte von sich gibt, richten sich alle Blicke der Fahrgäste nach draußen. Auch meine Augen suchen nun die Umgebung nach dem Schuldigen ab. Aber es ist noch viel zu früh und zu dunkel draußen, um etwas dort draußen erkennen zu können. Die Straßenlaternen sind hier wirklich überflüssig, sie geben kaum Licht oder sind aus und kaputt.
Ich lasse meinen Blick weitersuchend durch die Gegend schweifen, bis mir plötzlich das Herz fast in die Hose rutscht und stehen bleibt. Sofort habe ich das Gefühl habe, dass meine Seele meinen Körper verlässt und ich direkt in die Hölle geschickt wurde. Scheiße! Da draußen, direkt am Fenster vor mir, starrt mich eine hässliche Fratze an. Die grünliche Haut hängt in Fetzen vom Gesicht und gibt den Blick frei auf das kranke, verfaulte Fleisch, Gewebe und die Knochen darunter. Ich bilde mir ein, den widerlichen Gestank zu riechen, und mir wird übel. Die Geräusche der Kreatur sind unmenschlich und jagen mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich muss einen unmännlichen Schrei unterdrücken.
Was mir nicht ganz so gut gelang, da ich statt zu schreien gequietscht habe. Ja, deutlich besser als zu schreien – nicht!
Den anderen Fahrgästen ergeht es nicht anders. Der Bus ist umzingelt von diesen Ungeheuern. Niemand weiß, was jetzt zu tun ist. Alle schauen mit gemischten Gefühlen zu, wie sich die unmenschlichen Wesen bewegen. Einige fangen vor Panik an zu weinen. Andere schauen angewidert oder verwirrt. Der Busfahrer schaut finster und wütend.
Und ich? Ich bin im Moment eine Mischung aus allem und vielleicht auch ein bisschen fasziniert.
Denn endlich, nach all den Jahren der Recherche, in denen ich mir mit großem Interesse jeden noch so schlechten Zombiefilm und jede noch so schlechte Zombieserie angeschaut habe, konnte ich noch nie so sicher sein wie jetzt. Ich weiß sofort, was da draußen ist.
Es sind Zombies!
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