4. Kapitel
Beobachtet
Am Morgen wurde ich durch vereinzelte Sonnenstrahlen geweckt und streckte mich erstmal ausgiebig. Dann fiel mir mein Fehler auf. Ich war unaufmerksam. Ich schlief mitten auf einem Feld, ohne nur ansatzweise versucht zu haben, mich zu verstecken oder meinen Geruch zu überdecken.
Ob die Werwölfe mich noch verfolgten, wusste ich nicht. Schnell sah ich mich genau um, doch außer einem Wald am Horizont, sah ich nichts.
Erleichtert atmete ich aus. Ich sprang mit meinem Rucksack vorsichtig vom Baum und holte meine Karte heraus, auf welcher ich meinen weiteren Weg suchte. Nachdem ich mir endlich sicher war, wo ich lang gehen würde, wanderte ich los.
Mittlerweile stand die Sonne am höchsten Punkt und schien mir warm in den Rücken. Das riesige Feld hatte ich noch nicht verlassen. Zwischen durch zupfte ich einen der Halme ab und spielte mit ihm ein bisschen. Überall um mich herum wuchsen Getreide Pflanzen und es war noch kein Ende in Sicht.
Bis mir irgendwann der Gedanke kam, wer die den pflegte und bewirtschaftete.
Sofort schlich sich die Angst in meine Knochen. Was wenn es Werwölfe waren? Und sie mich schon gesehen hatten? Panisch sah ich mich um, konnte aber niemanden finden. Doch das beruhigte mich nur wenig. Aufmerksam ging ich weiter. Immer leicht geduckt und wachsam.
Mit der Zeit entspannte ich mich wieder ein wenig, zuckte aber trotzdem bei jedem Geräusch zusammen.
Bis zum Abend lief ich über das Feld und kam dann endlich an einer Baum Reihe an. Sie diente anscheinend als Abgrenzung zum nächsten Feld, denn dort wuchs irgendein noch nicht reifes Gemüse.
Die nächsten zwei Nächte lief ich durchgehend weiter.
Nach drei Tagen und vier weiteren Feldern kam ich wieder an einem See an, welchen ich als Übernachtungstelle auswählte.
Normaler Weise würde ich nun in den See gehen und mir den Sommerschweiß abwaschen, doch seit der zweiten Baumreihe, seit meiner letzten Übernachtung, fühlte ich mich seltsamer Weise beobachtet.
Ich konnte nie jemanden entdecken, doch dieses Gefühl verschwand nie. Immer wieder hörte ich jemand auftreten oder sah etwas im Augenwinkel. Also verzichtete ich aufs Baden und legte mich in den Hohlraum einer wurzel. Die Bäume hatten keine starken Äste, die mich hätten tragen können, also musste ich mit der kalten, kleinen Höhle leben.
Eigentlich hätte ich weiter laufen müssen, aber durch meine Paranoia fing ich vor zwei Tagen an zu rennen und deshalb ist nun jegliche Kraft aus meinem Körper gewichen. Ich drehte mich noch einmal um meine eigene Achse und sah mich aufmerksam um, fand aber wie immer niemanden.
Die Kälte kroch in meinen Knochen und ich rollte mich noch enger zusammen. Das wird eine schreckliche Nacht.
Oft wachte ich auf und zitterte. Die einzige gute Sache war, dass ich diese Nacht keinen dieser seltsamen Träume hatte.
Am Morgen wachte ich, wider meinen Erwartungen, relativ erholt auf. Im Halbschlaf zog ich meine Decke enger um mich und rollte mich enger zusammen. Wieso konnte ich nicht jeden Morgen so Aufwachen? Jetzt nicht bezogen auf die Kälte, die enge Höhle oder meine Erschöpfung, sondern die Decke.
Moment! Welche Decke? Erschrocken fuhr ich hoch und stieß mir dabei den Kopf an einer Wurzel. Vor Schmerz stöhnend, hielt ich meinen Kopf und kroch vorsichtig aus der Höhle.
Ein paar Meter sah ich einen jungen Mann Mitte zwanzig in alten, lumpigen Klamotten, der an einem Lagerfeuer saß. Er starrte Gedanken verloren in die Flamme. Bei einem knackenden Ast drehte er sich zu mir um und sagte freundlich
“Oh, du bist wach. Tut mir leid wenn ich dich erschreckt habe, doch du hast gezittert in der kalten Höhle und ich wollte dich nicht allein lassen” Er sah leicht unsicher aus und trotzdem waren seine Muskeln stark angespannt, damit er sich notfalls sofort verteidigen könnte. Ich wusste nicht ob er mir nicht traute, er log oder es einfach seine Art war. Doch eines war sicher, ich vertraute ihm nicht.
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Alles wie immer. Langsam wurde das Licht blasser und ich konnte meine Welt erkennen. Doch ich erschrak. Der erste Blick in die neue Welt war anders als jemals zuvor. Viele Jahrhunderte bewunderte ich die Welt der Menschen, doch nun war sie abschreckend. Überall war Rauch, Metall und kranke Menschen. Wie lange war ich weg? Oder wichtiger, wem musste ich diesmal gehorchen.
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S
tellt mal erste Vermutungen auf zu den kursiven Texten.
Ich muss mich mal kurz selber loben
Ab Kapitel 10 /11 gefallen mir mal meine eigenen Kapitel. Normalerweise bin ich viel zu selbst kritisch, aber die gefallen mir, dass sogar ich sie nochmal gelesen habe. Bin grade beim 21 Kap *Freude*
Nur so zu Info, ab Kap 7 ungefähr wird die Hauptgeschichte und diese spannender. Vlt für euch schon früher(oder später), aber ich finde ab da will man wissen wie es weiter geht.
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