21. December- December

»Hä?« Besser hätte ich meine Verwirrung auch nicht zum Ausdruck bringen können, auch wenn ich eine Bezeichnung à la Pardon? (dabei mag ich französisch gar nicht) oder perdonare (viel eleganter weil italienisch) den Umständen entsprechend passender fände.

»Hä?« ist aber eben eine diese Standardphrasen, die man dann anwendet, wenn man etwas im Unterricht oder bei diversen Schminkvideos auf YouTube nicht versteht.

»Hä?«, was meint er denn mit dem 'Allquantor einer konstanten Abweichung' und wieso ist
cB ⊽∊A f(x) = c die richtige Schreibweise und inwiefern unterscheidet sie sich von
! cB ⊽∊A f(x) = c ?

»Hä?«, wie schaffen diese Mädchen es, sich mit einer heißen Wimpernzange nicht das Augenlid zu verbrennen oder sich alle Wimpern gleichzeitig auszureißen?

»Hä?«, meine Mutter hat die ganze Welt von ihrem Tod überzeugt, sich währenddessen dreißig Jahre lang ein eigenes Leben aufgebaut und zwei Zwillinge alleine aufgezogen?
Für diese Leistung hätte sie mindestens ein Indulto (aus welcher Sprache das stammt hab ich vergessen)verdient.

Allerdings kann ich es Christmas auch nicht verdenken, sie wirkt nämlich noch verwirrter als ich. Sowieso ist in diesem Moment irgendwie alles verwirrend, die Briefe, die vor uns auf der gläsernen Tischplatte liegen, die weißen, modernen Stühle und der Fernseher vor dem Esstisch, an deren Finanzierung sich unser unbekannter Vater anscheinend nie beteiligt hat, sowieso war er niemand Geringeres als der Musikproduzent von Henry Blancheau (den Namen habe ich noch nie gehört), der eines Abends nach einem Konzert ein paar Blanche(au)s zu viel intus hatte und so genau will ich das gar nicht wissen.

Dass dieser ungewollte Schwangerschaft samt permanent wachsendem Druck so leicht niemand auf Dauer stand halten kann, ist meiner Meinung nach so verständlich und nachvollziehbar wie Captain Jack Sparrows Rumliebe, also plante meine Mutter mit Herr Musikproduzent beim Cocktailtrinken dieses absolut utopische Vorhaben, das durch das Durchführen dieser Flucht und dem anschließenden Erfolg ein stückweit realistischer wurde.
Trotzdem kann ich einfach nicht glauben, dass meine Mutter dasselbe geschafft hat wie Ethan Hunt als Geheimagent. Es hört sich einfach zu surreal an.

»Aber... wie? Du konntest dich doch nicht alleine um zwei ständig schreiende Babys kümmern.« Christmas scheint das Paradigma unserer Geheimagentenmutter weitaus geläufiger als mir zu sein, jedenfalls schüttelt sie die ganze Zeit den Kopf und bekommt den Mund vor lauter staunen nicht mehr zu.
»Ich hatte eine Freundin, Stephanie, die mir eine große Hilfe war. Sie war eine der wenigen Freunde, die von der Aktion wussten und mir auch dabei geholfen haben. Allerdings konnte sie mir später nicht mehr helfen, weil sie auch schwanger wurde. Angeblich von niemand anderem als dem Musikproduzent von Henry Blancheau.«

Nun sind Christmas und ich uns beide einig.
»Hä?«

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