Kapitel 14

Benjamin

Ich schaue raus, während es in strömen regnet. Die Baumkronen bewegen sich schnell hin und her und ein Grollen ist zu vernehmen. Ein Lächeln umspielt meine Lippen und ich ziehe die Wolldecke näher an mich. Ich liebe solches Wetter. Es beruhigt mich immer, wenn es in meinem Herzen so stürmisch ist.

Außerdem erinnert es mich an die Zeit, wo meine Mutter mich immer in den Arm genommen hatte und mir zugeflüstert hatte, dass alles wieder gut wird. Sie hatte heiße Schokolade gemacht und wir haben uns gemeinsam einen Disney Film angeschaut.  Mein Dad saß währenddessen am Kamin und hatte seine Zeitung gelesen und Späße gemacht, wodurch wir immer gelacht haben. Immer wenn ein Donner kam, hatte sie mich fester an sich gezogen und mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt.  Lächelnd lehne ich meinen Kopf an der Wand und spüre die Tränen.

Wie sehr ich mein altes Zuhause doch vermisse. Ich konnte mich nicht mal von meinen geliebten Eltern verabschieden. Wie gekränkt sie jetzt sein müssen. Oder sind sie glücklich? Ist der andere Wilhelm bei ihnen? Wenn ja, ich hoffe, er behandelt sie richtig. Wenn nicht, dann reise ich vor in der Zeit und haue ihm eine rein. Sie haben nur das beste verdient.

Ich finde es in dieser Zeit zwar auch sehr schön, aber ich vermisse die Wärme und Sanftheit meiner richtigen Familie. Unsere Spieleabende. Die Filmeabende. Die Ausflüge. Das Essen. Das Kuscheln. Ihre Worte, die mir immer Trost gespendet hatten. Und vor allem vermisse ich Alex. Oh wie sehr ich mich nach diesen Menschen sehne. Ich sollte mich langsam daran setzen, wie ich bloß hier hin gereist bin. Auf jeden Fall muss der Unfall etwas damit zu tun haben, jedoch bin ich mir nicht sicher. Wenn das der Fall ist, muss mir also etwas schlimmes zustoßen, damit ich in der Zeit reisen kann? Wie schrecklich ist das bitte. 

Leise seufze ich, schließe meine Augen und lausche den Klängen der wilden Natur. Es erhellt sich kurz und schon in den nächsten Sekunden folgt der Donner. So tief grollend fegt er über das Land. Da bekomme ich glatt schon das Verlangen, die Decke von mir zu reißen und raus in den Regen zu gehen. Wie in den kitschigen Filmen, und mich dann einfach auf dem Boden legen. Ich wollte sowas schon immer mal machen, aber meine Mutter sagte immer, dass ich das lassen solle, da ich sonst krank werde. Aber hier würde ich es gerne mal ausprobieren. Ich mein, ich habe gerade sowieso nichts zu tun.

Da es so sehr regnet, können wir nicht aufs Feld und ich nicht in den Wald oder so. Und bei Gewitter gehe ich erst recht nicht in den Wald. Da ist die Sterberate gefühlt am höchsten.  Und ich würde gerne doch noch einige Jahre leben.

Ob Zacharias da ist? Ob er....an mich denkt? Nein, bestimmt nicht.  Er hat eine Geliebte. Jemanden, den er liebt. Jemanden, dem er seine tiefe Liebe schenken kann. Jemanden, mit dem er schöne Erinnerungen schaffen kann. Und dieser Jemand bin nicht ich. Ich bin nur ein weiterer Sandkorn in der Wüste. Ich bin nicht bedeutend. 

Er ist ein König und ich bin nur ein Junge. Ein Junge vom Land.

Ich seufze und stehe langsam auf, ehe ich zu Joakim gehe, der zittert und die Decke eng um seinen Körper schlingt. Leicht lächelnd setze ich mich neben ihm und schlinge einen Arm um mich, ehe ich ihn an meinen Körper drücke, um ihn meine Körperwärme zu spenden.

Zacharias 

Mein Blick ist stur nach draußen gerichtet. Der Regen peitscht gegen die großen Fenster und die Regentropfen liefern sich ein Rennen. Der Kamin, welcher vor sich hin brennt, spendet uns angenehme Wärme und ich seufze zufrieden. "Zum Glück muss ich während des Unwetters nicht draußen sein" sage ich und James brummt nur. Meine Gedanken wandern dann zu einem bestimmten Jungen. 

Ob er es auch warm hat? Oder frieren sie sich zu Tode?  Wärmen seine Klamotten ihn überhaupt genug? Muss er gerade auf dem Feld arbeiten? Aber dann wird er doch krank. Und das Gewitter könnte ihn verletzen. Sie haben keinerlei Medizin, um sich gesund zu pflegen. Er könnte sich an den verschiedensten Sachen anstecken und ich weiß nicht mal, wo er wohnt.

Ich habe ihn zu lange nicht mehr gesehen. Verdammt, was ist, wenn er gerade verletzt ist und meine Hilfe braucht, ich aber nicht da bin? Er kann mich in keiner Art kontaktieren. Nervös gehe ich hin und her. Es könnte jetzt sonst was mit ihm sein und ich würde es nicht mitbekommen.

"Über was denkst du nach?" ertönt James Stimme, welche mich dann aus meinen Gedanken reißt. "Ah, ich denke nur über Wilhelm nach. Es ist...ziemlich kalt und stürmisch draußen, hat er es warm genug? Ich will nicht, dass er krank wird" sage ich und sehe stur aus dem Fenster. "Ach, machst du dir etwa sorgen um den Bauern?" sofort sehe ich zu James, der grinst.

"Natürlich nicht", "Aber das hat sich ganz stark für mich nach Sorge angehört" erwidert er und ich brumme. "Ich mache mir keine Sorgen um ihn. Es war einfach nur ein wirrender Gedankengang. Ich mache mir doch keine Gedanken über den Narren" brumme ich genervt und drehe mich vom Fenster weg, ehe ich zu meinem Bett gehe.

"Es ist doch nicht schlimm, sich Gedanken um andere zu machen. Es zeigt doch nur, wie wichtig dieser Mensch dir ist" sagt James und ich verdrehe meine Augen. "Du weißt genau, wie ich über Wilhelm denke. Er ist nichts weiter als meine kleine Puppe. Meine Marionette. Ich muss ihn nur wieder an meine Seite ziehen, ihn um meinen Finger wickeln, damit ich mein Spiel wieder aufnehmen kann. Und ich muss mir eh noch eine weitere Konkubine suchen, da Maya ja leider kein Kind austragen kann. Das heißt...ich habe jemanden zum spielen, jemanden zum lieben und jemanden, der den nächsten König austragen wird. So macht das Leben doch spaß" grinse ich und er schüttelt den Kopf. "Manchmal widerst du mich an" murmelt er und ich zucke mit den Schultern. "Das ist mir egal" 

"Liebst du Maya wirklich? Ist sie dir wichtiger, als der Junge, der Zeit mit dir verbracht hat? Der dir vertraut hat? Der dir...Freude geschenkt hat? Merkst du die Absichten von Maya nicht? Sie ist nur an den Thron interessiert. An der Macht. Nicht an dir. Sie liebt dich nicht!" "Pass auf was du sagst! Maya liebt mich sehr wohl! Und Wilhelm hat mir keine Freude gebracht, es war alles nur ein reines Schauspiel!" "Dann habe ich mir dein glückliches Lächeln also immer eingebildet" meckert James und ich nicke. "Jawohl!" 

James schüttelt nur den Kopf und beginnt, auf sie Tür zuzulaufen. "Du wirst schon noch sehen mein Freund. Du wirst deine Worte noch bereuen. Und sag dann nicht, ich hätte dich nicht gewarnt" 

Und schon ist er verschwunden. Genervt werfe ich das Kissen vom Bett und lege mich zurück. Soll er doch sagen, was er will. Ich werde meine Meinung nicht ändern. Und nein. Ich habe mich nicht um Wilhelm gesorgt. Ich hatte nur Angst, dass mein Spielzeug drauf geht.

Mehr nicht.

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