05. Der erste Zettel

Shy

Unruhig wälzte Shy in ihrem Bett hin und her. Sie konnte einfach nicht einschlafen, egal was sie tat. Dabei war sie doch so müde, war heute Mittag sogar in Zeldas Armen eingeschlafen. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie ohne Teddy schlafen musste. Sie hatte ihn zwar eingepackt, da war sie sich ganz sicher, aber als sie nach dem Abendessen ihren ganzen Koffer durchsucht hatte, hatte sie ihn nicht finden können. Sie war wirklich untröstlich und hatte eigentlich ihrem Bruder davon erzählen wollen, aber auf dem Flur war sie fast gegen eine Lehrerin gelaufen, die gesagt hatte sie solle zurück auf ihr Zimmer gehen. Ihr Zimmer, welches sie mit vier wildfremden Mädchen teilte, die alle alles andere als schüchtern waren. Shy fühlte sich einfach nur fehl am Platz und wollte zu ihrem Bruder, der bestimmt nur ein paar Zimmer weiter weg in seinem Bett lag. Vielleicht vermisste er sie ja auch? Würde er gleich reinkommen und sie in den Arm nehmen? Hatte er vielleicht ihr Kuscheltier eingepackt? Vielleicht war es komisch, dass sie sich so sehr an ein Kuscheltier klammerte, aber es war das einzige Vertraute in dieser völlig fremden Umgebung.

"Hey pscht, kannst du auch nicht schlafen?", ertönte plötzlich eine leise Stimme aus der Dunkelheit. Shy fühlte sich sofort angesprochen und schüttelte den Kopf, bis ihr einfiel, dass die andere das nicht sehen konnte. "Nein", erwiderte sie dann genauso leise. "Oh cool, da ist doch noch jemand wach." "Hast du mich denn nicht angesprochen?", fragte Shy verwirrt und drehte sich bequemer in die Richtung, aus der die Stimme kam. Dort war das Bett eines kleinen Mädchens mit sehr dunkelbraunen Haaren und eben solchen Augen, die anderen drei schliefen auf der anderen Seite. Shy hatte das Gefühl sie kannten sich schon, denn sie hatten ständig miteinander getuschelt und das trug nicht gerade dazu bei, dass sie sich wohler fühlte. "Ich habe sie einfach gestellt. Wenn niemand geantwortet hätte, hätten alle geschlafen und niemanden wäre es aufgefallen. Wenn schon hätte ich Glück gehabt." Shy staunte. Das war ein sehr schlauer Plan.

"Und warum kannst du nicht schlafen?" Fast wollte Shy wieder mit den Schultern zucken, doch sie erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass es hier dunkel war. Früher hatte sie immer die Tür auf einen Spalt aufgelassen, aber hier konnte das nicht. Außerdem war die Tür weiter weg als sonst. Generell sah alles im Dunkeln anders aus und schnell kroch sie noch etwas tiefer unter die Decke. "Weiß ich nicht", flüsterte sie dann. "Willst du zu deinem Bruder?" Die Frage kam ein wenig unerwartet und Shy fragte sich, wie das Mädchen von Zelda wissen konnte. "Woher weißt du das?", murmelte sie und sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen, als sie an ihn dachte. Es war das erste Mal, dass sie hier war, in einer fremden Umgebung und sie wollte nicht von ihrem Bruder getrennt sein. "Wir sind auf einer Spionenschule. Außerdem warst du heute Mittag nur bei ihm. Und da ich nicht denke, dass er dein Freund ist und ihr Ähnlichkeiten aufweist, war das die logische Schlussfolgerung." Shy nickte nur und es war ihr jetzt egal, dass die andere das nicht sehen konnte.

"Alles okay oder bist du eingeschlafen?", fragte die Fremde jedoch nach einiger Zeit. Kurz überlegte sie so zu tun, als würde sie tatsächlich schlafen, aber das fand sie dann doch unfair. "Alles gut", schniefte die Weißhaarige und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Wie heißt du eigentlich nochmal?" "Jihyo." Zum Glück war sie schlau genug sie nicht nach ihrem mentalen Zustand zu fragen und da war Shy auch froh drum. Es ging sie nichts an.

Aidan

Als Aidan am nächsten Morgen die Beine aus dem Bett schwang, wusste er erst nicht wo er war. Aber nach und nach fiel es ihm wieder ein und mit einem Grinsen erinnerte er sich an die Party nach der Ankunft gestern. "Hey Luke, wach auf!", rief er seinem Zimmergenossen zu, der das Bett genau neben ihn bezogen hatte. Es folgte nur ein Grummeln und sofort bekam Aidan eine Idee. Mit einem riesigen Satz sprang er in Lukes Bett. Er kannte den Jungen erst seit gestern von der Party, aber er tickte genau wie er und das ließ ihn übermütig werden. Mit einem mädchenhaften Kreischen glitt Luke an der anderen Seite aus dem Bett und lag schließlich eingerollt in seiner Decke am Boden. "Na warte!", rief er mit vor Spaß glitzernden Augen und wand sich hinaus. "Das wirst du mir büßen!"

Während Aidan und Luke sich eine erbitterte Schlacht lieferten, wachten nach und nach auch die anderen Jungen auf. Am Vortag hatten sie schon ihre Koffer auf das Zimmer gebracht, aber sie waren zu müde und vielleicht auch zu faul gewesen direkt mit dem Auspacken anzufangen. Die Koffer standen jetzt ziemlich im Weg und so hörte das Herumgetobe sofort auf, als Aidan seinen großen Zeh an einen von ihnen stieß. Auf einem Bein herum hüpfend stieß er eine Reihe von Schreien aus, der eine höher und greller als der andere. "Alles in Ordnung?", fragte Adam nach, der noch in seinem Bett gelegen und wegen dem ganzen Theater nur die Augen verdreht hatte. "Ach, der übertreibt doch bloß", erwiderte Dylan, als Aidan anfing auf seinen Fuß zu pusten und dabei eine Schnute zog. "Ja ja, macht euch ruhig darüber lustig." Aber Aidan konnte nicht ernst bleiben und der Tag begann mit lautem Gelächter im Jungenzimmer.

Es war nicht mehr allzu früh, als die Jungen alle zusammen in die Cafeteria gelaufen kamen. Es hatte sich noch als schwierig herausgestellt den Weg dorthin zu finden, denn nicht jeder hatte ebenso aufmerksam zugehört als der Weg von den Zimmern aus beschrieben wurde. Außerdem hatte Aidan sein Lieblingsshirt nicht finden können und lange suchen müssen, bis er es endlich gefunden hatte. Wie es an das andere Ende des Zimmers gekommen war wusste er nicht, aber er dachte auch nicht länger darüber nach. Die Cafeteria war der größte Raum im ganzen Gebäude und verfügte sogar über eine Dachterrasse, wie sie schon bald bemerkten. Einige der Mädchen saßen schon draußen und machten sich über ihr Frühstück her. Ilayda entdeckte ihren Zwillingsbruder als erstes. Sie winkte, konnte aber nicht rufen, weil sie ihren Mund voll hatte. Aidan gestikulierte zurück, dass er sich zuerst etwas zu essen holen würde und saß bald darauf zusammen mit Luke bei Ilayda. Isabelle und Rose, die auf dem Boot geholfen hatten, hatten Ilayda bis dahin Gesellschaft geleistet. Die Fünfergruppe rückte näher zusammen.

"Was machen wir heute?", fragte Isabelle, die Aidan in Gedanken nur Izz nannte, und sprach somit wohl die Frage aus, die jedem auf dem Herzen lag. Dass sich ein neues Mitglied eingefunden hatte schien keinen zu stören und Aidan sah an Luke, dass er sich in Gesellschaft der anderen direkt wohlfühlte. Zum Glück, denn sonst wäre er der einzige Junge gewesen. "Haben die Lehrer gestern irgendwas gesagt, was heute ansteht?", fragte Rose in die Runde, nachdem sie den Bissen von ihrem Brötchen hinunter geschluckt hatte. "Das einzige was ich gehört habe, ist, dass wir frei haben und den Tag für uns nutzen können. Heute ist noch Sonntag, erst Morgen fängt der Unterricht an. Diesen Tag haben wir noch zum Erkunden." "Dann machen wir das doch", schlug Luke vor. "Wir erkunden die Insel. Das ist unsere Chance!"

Zum Glück war das Wetter fabelhaft, als die Fünf zusammen loszogen. Erst hatten sie zum Strand gehen wollen, aber das hatten sich wohl mehrere gedacht und davon nicht nur Fünftklässler. Von daher schlugen sie den Weg in den Wald ein und waren erstaunt von der Pracht der Natur. "Da ist ein Eichhörnchen!", wisperte Izz irgendwann und griff nach Aidans Arm. Sie schien es instinktiv gemacht zu haben und gar nicht zu bemerken. "Es ist ganz zahm, schaut euch das an!" Das Eichhörnchen hatte sie bemerkt und betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf aus seinen schwarzen Knopfaugen. Als sie aber doch zu nahe kamen sprang es davon, sein buschiger Schweif wehend hinter sich her. "Ob wohl alle Tiere so zahm sind?", fragte Izz und Aidan bemerkte das Leuchten in ihren Augen. Erst da realisierte sie was sie gerade festhielt und ließ ruckartig los, wobei ihre Wangen sich leicht rosa färbten. "Sorry", murmelte sie und Aidan schenkte ihr nur ein freches Grinsen.

"Hey ihr zwei, kommt mal her!" Die anderen hatten von dem kleinen Zwischenfall nichts bemerkt, denn sie hatten eine andere Entdeckung gemacht. Mitten im Wald, auf einer Lichtung, waren merkwürdige Geräte aufgebaut. Sie waren größtenteils aus Holz, machten aber einen stabilen Eindruck. "Das erinnert mich an einen Trimmplatz", sagte Rose leise, als hätten sie gerade etwas sehr Geheimnisvolles entdeckt. "Ich denke das gehört zum Unterricht." Aidan war viel weniger beeindruckt als die Mädchen und lief deswegen auch einfach auf die Lichtung. Die anderen folgten seinem Beispiel. "Ist doch mal etwas anderes als Sport in einer Sporthalle", zuckte Rose mit den Schultern. "Bestimmt gibt es aber auch eine, für wenn schlechtes Wetter ist." "Sollen wir sie suchen?"

Aber keiner hatte wirklich große Lust dazu, also blieben sie auf der Lichtung und schauten sich ein wenig um, bis Aidan sich an den vorigen Tag erinnerte. "Wisst ihr noch diese Zettel?", fragte er, während er sich zu den anderen umdrehte. "Ja", nickten die anderen, nur Luke sah verwirrt aus und schnell wurde er auf den neuesten Stand gebracht. "Im Boot waren Zettel und ein Lehrer, Barrow heißt er, wie wir später heraus fanden, hatte sie unter Deck versteckt und Angst gehabt wir könnten sie finden", war die Kurzfassung. "Genau. Und heute Morgen habe ich solch einen Zettel gesehen." Izz zog etwas skeptisch die Augenbraue hoch. "Es gibt tausende Zettel in dieser Größe. Und warum sollte er irgendwo rumfliegen, wenn Barrow sie doch hatte?" "Da ist was dran", stimmte Ilayda ihr zu. "Also erklär mal Bruderherz, wie kommst du darauf, dass der Zettel einer von dem Stapel war?"

"Es ist auch nur eine Vermutung", grummelte ihr Zwilling. "Heute Morgen habe ich mein Lieblingsshirt gesucht, weil ich es anziehen wollte. Aber anstatt, dass es in meinem vorher noch ungeöffneten Koffer war lag es am anderen Ende des Raumes auf dem Boden. Ich habe mir ehrlich gesagt nichts weiter dabei gedacht, weil wir vorher eine Art... Schlacht hatten." Aidan wechselte einen Blick mit Luke, der natürlich auch genau wusste was sich heute Morgen abgespielt hatte. "Jungs", verdrehte Izz die Augen. "Konzentration, bitte." "Ja ja. Als ich das T-Shirt aufhob lag da ein Zettel. Ich habe mir nun mal nichts dabei gedacht und ihn liegen gelassen."

"Toll gemacht", sagte Rose ironisch. "Hättest du ihn wenigstens mitgenommen, dann hätten wir ihn jetzt näher inspizieren können." "Ich habe mir halt nichts dabei gedacht", verteidigte sich Aidan. "Aber wenn wir Glück haben liegt er noch da." "Leute, beruhigt euch, es ist nur ein Zettel. Bestimmt ist er von einem der anderen gewesen oder er lag vorher schon in dem Zimmer und irgendein Schüler hat ihn dort verloren. Nichts weist darauf hin, dass es einer von Barrows Zetteln war, es spricht sogar alles dagegen. Aber gut, schauen schadet nie. Sollen wir dann jetzt zurück?"

Die Zeit zum Mittagessen stand kurz bevor. Die meisten waren schon in der Cafeteria oder auf dem Weg dorthin. "Ich hole ihn schnell, wartet hier!" Und schon war er los gespurtet. Das Zimmer war leer, es war niemand da und das machte die Suche zum Glück leichter. Der Zettel war unter ein Bett geweht, aber eine Spitze ragte noch hinaus, und so hielt ihn Aidan schließlich in der Hand. Aber außer ein paar Linien stand darauf nichts. Seltsam. War das wirklich einer von den Zetteln vom Boot? Oder einfach nur eine belanglose Kritzelei, die tatsächlich einfach nur ein Schüler hier verloren hatte? Das hieß es herauszufinden.

Auftritte:
Shy O'Rae
Jihyo Lee
Aidan White
Ilayda White
Isabelle Connor
Rose Eaton
Luke Jones
Dylan Ignis
Adam Nolan

Ähm... hi? Erinnert ihr euch noch an mich? Die, die gesagt hatte jedes Wochenende zu updaten? Naja, hat ja super geklappt. Nach zwei Monaten Pause geht es jetzt endlich weiter. Ich will mich erstmal nur diesem Werk hier widmen und es auch zuende bringen. Hilfe, das kann ja was werden. Wenn ihr in der Zeit von Mitte Juni bis jetzt irgendwann abgesprungen seid, kann ich das komplett nachvollziehen, ich habs einfach nicht so mit regelmäßigen Updates, Versprechen halten und mich selbst zwingen, obwohl ich keine Lust habe. Also auch für weitere Kapitel heißt es Geduld, obwohl wohl nicht wieder eine Pause von zwei Monaten dazwischen liegt. Jedoch fängt bei mir auch Morgen die Schule an... naja, mal schauen was sie bei der Infoveranstaltung dann sagen. Und btw. Ist euch auch so heiß? Habt ihr noch etwas Schönes gemacht in den Sommerferien?

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