02. Die neuen Schüler
Felix
Ein kühler Wind strich über das Wasser und kühlte Felix' hitzige Stirn. Er stützte seine Hände auf seinen Oberschenkeln ab und verschnaufte kurz, den Blick aufs Meer hinaus gerichtet. Er trug Sportkleidung und Turnschuhe, war aber noch nicht allzu verschwitzt. Wenn er hier war, auf der Insel, an der Island High, dann verfiel er immer in den Rhythmus des morgendlichen Sports. Dies war Tradition an der Schule und fand immer vor dem Frühstück statt, jedoch war es auch nicht unbedingt Pflicht. Aber Felix machte es gerne, um den Kopf frei zu bekommen, auch wenn im Moment das Schuljahr noch nicht wirklich angefangen hatte. Heute würden die Fünftklässler erst ankommen und darunter auch endlich sein jüngerer Bruder Luke. Früher wollte er mehrmals einfach die Schule hinschmeißen, um zurück zu ihm zu kommen, aber mit Briefen und Anrufen schaffte sein jüngerer Bruder, der in der Zeit ständig bei ihrer Großmutter lebte, es immer ihn davon abzuhalten. Darüber war er auch froh, denn die Island High war etwas sehr Besonderes. Felix Stimmung war von daher auch blendend, als er wieder auf den Vorplatz des Internats ankam, außer Atem und schwitzend.
Die Island High war ein großes, aber altes Gebäude aus braunen Backsteinen, was halb von Efeu und anderen Kletterpflanzen überwuchert war, aber dennoch gut unterhalten aussah. Rechts und links war es umringt von Bäumen, dahinter fing ein dichter, aber wunderschöner Wald an. Die Natur war hier so schön und vielfältig und die überwältigende Freude, Luke das alles zeigen zu können, wovon er schon so oft berichtet hatte, war fast schon zu groß, um die Wartezeit noch auszuhalten. Felix war auch nur deshalb schon hier, weil die höchste Klasse, die dieses Jahr ihren Abschluss machte, immer schon viel früher auf die Insel gebracht wurde. Die elfte Klasse hatte immer die Verantwortung für die neuen Fünftklässler und musste zum Beispiel auch die heutige Ankunft vorbereiten. Das konnte ja was werden...
"Na los, Schlafmütze, aufstehen!" Als Felix wieder in das Zimmer kam, waren seine beiden Zimmergenossen gerade mitten in einer Kissenschlacht. Zelda hockte dabei sogar auf seinem Bett und schleuderte sein Kissen durch die Gegend. Caside versuchte sich zu wehren und sich unter seiner Decke zu verkriechen, die Felix selber ihm dann schlussendlich weg zog. Verschwörerisch nickte er Zelda zu, der mit einem frechen Grinsen auf seinen Freund los ging. Lachend packte Felix seine Sachen zusammen und machte sich auf zu den Duschen. Diese befanden sich am Ende des Ganges, wo hingegen sein Zimmer ganz vorne war. Natürlich. Aber er wusste; das hatte seinen Grund.
Zelda
Zelda hatte gerade ebenfalls seine Sachen gepackt, um zu den Duschen zu verschwinden, als es an der Tür klopfte. Sein bester Freund Charlie stand davor, schien es aber eilig zu haben. "Es gibt eine Überraschung, beeilt euch, wir sollen schon früher zum Frühstück kommen." Und schon war er weiter gegangen zum nächsten Zimmer. "Auch guten Morgen!", rief Zelda ihm spielerisch grinsend hinterher, was Charlie nur abwinkte und kopfschüttelnd zog er die Tür wieder zu. "Planänderung, denke ich. Wir sollen schon früher kommen, es gibt eine Überraschung", teilte er dann Caside mit, der immer noch im Bett lag, obwohl seine Decke sich am anderen Ende des Raumes zusammengerollt hatte. Wie das wohl passiert war? "Jaja", brummte der nur und setzte sich endlich aufrecht hin, einsehend, dass er verloren hatte. Na ging doch, Zelda bekam jeden Morgens wach. "Ich gehe aber denke ich trotzdem noch schnell duschen", sagte er eher zu sich selbst und flitzte aus dem Zimmer. Vielleicht konnte er Felix noch abfangen.
Als Zelda die Dusche betrat, ein ziemlich großer Raum mit mehreren Kabinen, die man abschließen konnte, hörte er kein Wasser mehr. "Felix?" "Ja?", kam die erstickte Stimme von unter einem Handtuch hervor. "Hast du ein Handtuch vor deinem Gesicht?", fragte der Schwarzhaarige unschuldig nach. "Halt die Klappe, Zel", kam es diesmal ganz normal zurück. Angesprochener unterdrückte sein Lachen, aber überbrachte dann schnell die Botschaft. "Ich springe dann jetzt auch noch unter die Dusche, kannst du denen das sagen, wenn sie fragen?" "Klar." Und endlich kam Felix abgetrocknet und angezogenen aus einer Kabine. "Aber mach schnell."
Felix war schon lange weg, als Zelda wieder aus der Kabine trat. Seine schulterlangen, tiefschwarzen Haare waren verstrubbelt und manche Strähnen hingen ihm ins Gesicht, aber es machte ihm nichts aus, seine Frisur war sowieso immer so. Er trug eine einfache Jeans und ein schwarzes Shirt, schlicht aber passend und bequem. Während er noch kurz mit dem Wasserkehrer für Ordnung sorgte, dachte er an seine kleine Schwester Shy. Sie war erst zehn, aber würde heute an die Island High kommen. Bestimmt hatte sie sich jetzt schon zum Hafen aufgemacht, er hatte ihr alles genau erklärt, ihr die Lehrer beschrieben und ihr gesagt, dass er auf der Insel auf sie warten würde. Er war so stolz auf sie, dass sie sich so gut machte. Seine einzige Sorge war, dass sie vielleicht keine Freunde finden würde, oder sie wieder ausgegrenzt wurde. Zelda wusste ganz genau wie sehr sie das mitnahm. Außerdem hatte er Angst, dass ihre Eltern dahinter kommen würden, dass sie heute zum Hafen ging und mit dem Boot zur Island High kam. Dort, an Land, konnte noch einiges schief gehen. Wenn er sie hier erstmal in den Armen halten würde konnte er erst erleichtert aufatmen. Aber jetzt musste er sich erstmal beeilen, denn neugierig auf die Überraschung war er allemal.
Die Cafeteria war ein großer, eher altmodischer Raum mit einem Buffet, wo man sich immer das Essen abholen konnte, Holzbänke und Tische, wo man sich in Gruppen zusammensetzen konnte, und viele Pflanzen, die den Raum schmückten. Er hatte gehört die Köchin war daran schuld, dass es so viele Pflanzen gab, weil sie diese an ihrem Arbeitsplatz sehr mochte. Die Köchin war eine Frau, die immer ihren Willen durchsetzte, so also auch hier.
Eine kleine Gesellschaft hatte sich in einer Ecke der riesigen Cafeteria eingefunden. Zelda erkannte die gesamte elfte Klasse, einige Lehrer und sogar die Schulleiterin, so wie drei fremde Schüler. Kate McClatten war gerade dabei etwas zu sagen, als er sich in der hintersten Reihe dazu quetschte und einiges Getuschel entstand. "Was ist hier los?", flüsterte er Felix zu, der schräg vor ihm saß. "Es gibt drei neue Schüler", wisperte er zurück und sogleich sah die Schulleiterin streng zu ihnen hinüber. Aber Zeldas Blick galt nicht ihr. Er sah sich einfach nur die drei neuen an. Es waren zwei Jungen und ein Mädchen. Alle drei hatten schwarze Haare, genau wie er. Einer von ihnen hatte sogar genau die gleiche Frisur. Er betrachtete ihn näher und hörte gar nicht hin, was Kate zu sagen hatte. Er trug genau solche schlichte Kleider, hatte jedoch eine sonnengebräunte Haut und dunkle Augen, die genau zu ihm hinüber sahen. Zelda blickte nicht weg. Woher er wohl kam?
"Wir werden die Zimmeraufteilung von daher ein wenig umbauen." Zeldas Aufmerksamkeit flog zu Kate, die einen Zettel in der Hand hielt und durch ihre Brille darauf sah. "Soyala wird zu Lizzy und Luna auf ein Zimmer kommen." Sie blickte kurz streng auf, als Luna verächtlich schnaubte, dann fuhr sie fort. "Niyol kommt zu den Jungen in Zimmer Nummer eins; Caside, Felix und Zelda." Sofort schoss sein Blick wieder zu dem Schwarzhaarigen. War das Niyol? Oder war das der andere? Naja, es würde sich bald herausstellen. "Und Jeremy kommt zu William, Corey und Max." Damit faltete die Schulleiterin den Zettel wieder zusammen. "Dann gibt es jetzt Frühstück, danach seid bitte so freundlich und begleitet die neuen Schüler auf ihre Zimmer und richtet euch ein bisschen ein. Um halb zehn treffen wir uns wieder auf dem Vorplatz vor der Schule und treffen noch die letzten Vorbereitungen."
Das Frühstück bestand wie immer aus frischen Brötchen, allerlei Sorten Aufstrich, Wurst und Käsevarianten, gekochte Eier, aber auch Joghurt oder Milch mit Cornflakes. Alle langten zu, als hätten sie Tage lang gehungert. Bei Zelda war das auch zumindest halbwegs der Fall gewesen. Er lebte alleine mit seiner Schwester und seinem besten Freund Charlie in einer Wohnung. Das Geld, was Charlie von seinen Eltern geklaut hatte war fast aufgebraucht und die beiden versuchten mit Ferienjobs alles am Laufen zu halten. Aber alleine lassen wollte Zelda seine Schwester auch nicht, deswegen wechselten Charlie und er sich immer ab oder sie kam einfach mit. Für das Essen reichte es jedoch eigentlich immer. Zum Glück. Und dieses Jahr würde er dann endlich seinen Abschluss bekommen und sich ganz dem Arbeiten widmen. Er wollte ein schönes Leben für Shy, nicht sowas.
Plötzlich ertönte eine Stimme hinter ihm. Es war der neue Schüler, der mit der gleichen Frisur und dem gleichen Kleidungsstil. "Ihr seid doch Felix, Caside und Zelda, oder?" Zelda fasste sich sofort wieder. "Ja, sind wir. Und du bist Niyol, stimmts? Ich würde dann mal sagen; willkommen neuer Zimmergenosse." Er grinste frech und rückte ein Stück zur Seite, damit Niyol Platz hatte sich mit seinem Tablett auf die Holzbank neben ihn zu setzen. Hinter ihm tauchte jetzt auch das Mädchen auf, Zelda wusste nur noch, dass ihr Name ihn irgendwie an Soja erinnert hatte, und setzte sich auch noch dazu. Die beiden Neuen unterhielten sich leise und Zelda fragte sich, ob sie einander vielleicht schon kannten. Aber er war froh, dass Niyol auf ihr Zimmer dazu kam und nicht der andere, der sich alleine irgendwo hingesetzt hatte und nur vor sich hin starrte. Irgendwie erschien er ihm ein bisschen pessimistisch und das konnte er echt gar nicht gebrauchen.
Als sie alle ihre Brötchen verputzt hatten, machten sie sich auf, um Niyols Taschen zu holen. Sie standen alle noch im Eingangsbereich und zusammen schleppten sie das Zeug hoch. Soyala, Zelda hatte inzwischen erfahren, dass sie so hieß, hatte sich schon wieder verabschiedet und sich auf die Suche nach Lizzy und Luna gemacht. "Kennst du sie?", fragte Zelda beiläufig, natürlich nur aus Neugier. Auf Niyols Lippen schlich sich ein leichtes Lächeln, zum ersten Mal an diesem Tag. "Sie ist meine Zwillingsschwester." Damit war das Thema vom Tisch, bis sie auf dem Zimmer ankamen. Obwohl sie es bis jetzt zu dritt geteilt hatten, hatte doch immer ein viertes, leeres Bett in der Ecke gestanden, weil es von der Aufteilung nun mal so auskam, aber jetzt, wo der Neue sich dort einrichtete, hatte Zelda endlich das Gefühl, dass sie komplett waren.
"Ich geh mal zu Aurí rüber", verkündete Caside und Felix sah schnell bittend zu Zelda. "Ich wollte auch noch bei Will vorbeischauen, ich will wissen wie er mit diesem komischen Jeremy zurechtkommt, er erscheint mir nicht sonderlich sympathisch." "Seid ihr tolle Freunde", schnaubte der Schwarzhaarige gespielt sauer, aber ein neckisches Funkeln trat noch im selben Moment in seine eisblauen Augen. "Tu nicht immer so", grummelte Felix nur noch und hatte schon die Tür hinter sich geschlossen, sodass Niyol und Zelda allein waren. Der neue Schüler hatte sich auf sein Bett gesetzt und eine seiner Taschen ebenfalls darauf gehievt, um sie auspacken zu können. "Kann ich helfen?", fragte Zelda, der von seiner eigenen Höflichkeit erstaunt war. Irgendwie hatte Niyol es ihm angetan. "Du kannst ruhig auch zu jemand anderem rübergehen, ich komme schon allein zurecht", entgegnete der aber nur, plötzlich ganz in das Sortieren seiner Sachen vertieft. "Kommt nicht in Frage", protestierte Zelda und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich helfe dir und damit basta. Ich kann ja die Kleider in den Schrank legen, gib her." Schweigend gab Angesprochener ihm einen Stapel Shirts, alle schwarz oder dunkelblau.
Eine Weile sagte niemand etwas, bis Zelda die Stille nicht mehr aushielt. "Was ist das?" Er zeigte auf ein beigefarbiges, Gewand ähnliches Kleidungsstück, das mit roten und blauen Stickereien und Fransen an der Ärmeln verziert war. Niyol erschrak, als er ihn darauf ansprach, das bemerkte Zelda genau. "Nichts", murmelte er und stopfte es wieder in seine Tasche. Zelda wollte gerade protestieren, aber er kam nicht mehr dazu, denn plötzlich ertönte ein gellender Schrei. Niyol und Zelda fuhren hoch und sahen sich zutiefst erschrocken an. Was war da passiert?
Auftritte:
Felix Jones
Caside Morgan Reynirson
Zelda O'Rae
Charlie Hunter
Luna Night
Kate McClatten
Niyol Aéras
Soyala Aéras
Jeremy Winston
Puh, habe ich lange hier für gebraucht. Und ich bin schon wieder nicht zufrieden :(. Aber naja, ich will euch auch nicht länger warten lassen. Ihr könnt euch darauf einstellen, dass jedes Wochenende (also Samstag oder Sonntag) ein neues Kapitel kommt. Ob ich das einhalten kann? I hope so, but challenge accepted. Oben ist übrigens eine schnelle Skizze zu sehen wie ich mir das Panorama so ungefähr vorstelle. Ich hoffe man erkennts xD. Und ich möchte mich noch dafür bedanken wie lieb ihr alle seid *schnüff* :').
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