Teil 11
,,Wie geht es dir? Bist du bereit?" ich begann zu schluchzen, obwohl ich das nicht einmal wollte. ,,Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut verlaufen", tröstete mich der Arzt, aber das brachte gar nichts. ,,Deine Mutter wird nach der Operation da sein." sagte die Schwester. ,,Meine Mutter!?" ich hatte monatelang kein Wort mit ihr gesprochen und ihre Besuche immer nur abgelehnt und jetzt wollte sie mich nach der OP empfangen? Ich hasste sie dafür, dass sie erst jetzt Interesse zeigte, wo ich ein Krüppel war, um mich zu bemitleiden.
,,Hast du noch Fragen?", riss mich der Arzt aus den Gedanken, aber ob ich wieder Hotpants tragen könnte ohne angestarrt zu werden als wäre ich eine Außerirdische, hätte er wohl kaum beantwortet. Ich schüttelte den Kopf und ließ alles nur noch über mich ergehen: Ich ignorierte Claires mitleidige Blicke, ihre hässliche Visage und den Geruch von Desinfektionsmitteln, als ich in meinem Bett durch die Gänge geschoben wurde. Mit dem Narkosemittel waren alle meine Sinne wie abgestumpft, ich wurde ruhiger als ich es in den letzten Wochen war. Ich schwebte wie auf einer samtweichen Wolke und bekam nur noch wenig von der Realität mit. Ich musste mir auf meiner Wolke keine Gedanken mehr über irgendetwas machen, mein Kopf war einfach nur noch leer. Die Stille war göttlich, ich hatte mich noch nie so gut gefühlt, noch nie so frei, noch nie so...
,,Zue...?" Eine gedämpfte Stimme ertönte in meinem Ohr. Was ist los? Gibt es etwa Komplikationen? Sterbe ich?
,,Zue...?" dann ein Schluchzen. War das Claire? Sie sollte gefälligst ihr Maul halten, wo ich doch all die Schmerzen zu ertragen hatte. ,,Ähm...wie geht es dir?", fragte die Stimme wieder, also begann ich die Augen zu öffnen. Langsam, sodass nicht all das grelle Licht auf einmal in mein Auge einfallen konnte. Mit offenen Augen konnte ich aber auch nicht mehr erkennen, etwas schien meine Sicht zu bedecken.
Ich wurde sofort panischer, war ich jetzt etwa auch noch blind? ,,Ganz ruhig, Schatz, das ist nur der Verband." Hatte ich jetzt etwa auch noch einen Freund, von dem ich nichts wusste? Ich wollte sagen: ,,Wer bist du?", aber offenbar war der Verband in meinem kompletten Gesicht. ,,Die Operation ist gut gelaufen", sagte die Stimme. Sie ist also schon fertig? Ich habe es geschafft? Ich versuchte zu lächeln aber es funktionierte nicht. ,,Ich ähm, komme dann später wieder, du scheinst noch geschwächt zu sein, ähm..." Ich scheine also geschwächt zu sein? Ich konnte die Stimme endlich in Verbindung mit meiner Mutter bringen. ,,Verpiss dich endlich", nuschelte ich durch den Verband. Vielleicht hatte sie es nicht einmal gehört und so würde sie denken, dass wir immer noch ein gutes Verhältnis hätten. ,,Stoß mich nicht von dir weg, ich will nur für dich da sein", sagte sie, was bewies, dass sie es doch gehört hatte.
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