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Mit Google Maps fand Felix die Adresse, die Chan im Telefonat erwähnt hatte. Er wurde von ihm und seinen Bruder in Empfang genommen. „Du kannst dich hinsetzen. Möchtest du was zu trinken?", fragte Chan, worauf Felix einwilligte. Er lief in die Küche und lies Felix mit seinem kleinen Bruder alleine. Jeongin saß ganz still da und lies den Kopf sinken. Anders wie sein Bruder war er wohl ruhiger, doch als Felix ihn genauer betrachtete, sah er, dass Tränen in seinen Augen schimmerten. „Alles okay?", fragte Felix ihn, worauf Jeongin dann zu Weinen anfing. „Es tut mir leid. Es ist alles meine Schuld. Hätte ich dieses dumme Ding nicht gewollt. Dann wäre dein Kumpel noch hier!"

Felix wollte ihn am liebsten trösten, weil er so traurig aussah. Chan kam sofort, als er hörte, dass Jeongin weinte und nahm seinen Bruder in den Arm. „Wie oft hatten wir das Thema? Es ist nicht deine Schuld, okay?" Sanft strich er ihm über das Haar.

Nachdem er sich beruhigt hatte, setzte sich Chan hin und fing an zu erzählen: „Vor ein paar Jahren, Jeongin war zehn, bin ich mit ihm durch die Stadt gelaufen und sind an einem Antiquitätengeschäft vorbeigelaufen. Jeongin wollte da unbedingt rein. Ich bin mit ihm reingegangen und da hat er eine Plastikeiswaffel gefunden. Er hielt es für ein Spielzeug. Der Antiquitätenladenbesitzer hat uns jedoch gewarnt, dass das kein Spielzeug sei und man damit Minho rufen kann." Jeongin klammerte sich in Chans Pulli, als Chan Minho erwähnte. Chan legte seine Hand auf Jeongins Rücken.

„Minho ist ein böser Geist, der ruhelos durch die Gegend mit einem Eiswagen streift. Er lockt ahnungslose Menschen an, die er alleine mit seiner Existenz betören kann und tötet sie dann. Seine Opfer sehen die Gefahr in ihm nicht, sondern machen alles, was er will. Sein Ziel sind die Herzen seiner Opfer. Minho braucht sie, um seine Eiscreme zu machen. Sobald sie seine Eiscreme essen, sterben sie und werden zu Geister. Geister, die von anderen Menschen nicht zu sehen sind. Minho ist die meiste Zeit unsichtbar. Nur wenn er sein Eis verkauft, können ihn Menschen sehen. Natürlich haben wir das für eine Geistergeschichte gehalten und ich habe die Eiswaffel für Jeongin gekauft. Am Abend als ich nach Hause kam, ich war in der Nacht bei meiner Exfreundin und wollte mich ins Haus schleichen, habe ich Jeongin bei Minhos Eiswagen gesehen. Sein Eiswagen hat in einem wirklich gruseligen Licht geleuchtet. Ich wollte schon zu meinem Bruder hin und fragen, was er da mache, als er Minhos Eis gegessen hat und in seinen Eiswagen eingestiegen ist. Es war zu spät ihn zu retten. Minho hatte meinen Bruder entführt.

Unsere Eltern sind von Jeongins Verschwinden kaputtgegangen. Ich konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Wer glaubt schon an böse Geister? Deswegen behielt ich es für mich und suchte Jeongin. Ich suchte wie ein Wahnsinniger und lief nachts die Straßen ab. Unser Vater hat sich wegen Jeongins Verlust totgesoffen und unsere Mutter hat sich umgebracht. Ich habe aber nie die Hoffnung aufgegeben meinen Bruder zu finden. Dann nach zwei Jahren habe ich Minhos Eiswagen gefunden. Jeongin war immer noch bei ihm. Minho wollte wieder mit ihm abhauen, doch ich habe letztendlich einen Deal mit ihm machen können. Ich soll die Eiswaffel an jemand anderesaushändigen, dann würde ich Jeongin wiederbekommen. Sollte ich die Eiswaffel bis vor meinem Tod nicht an jemand anderes geben, dann würde er mir meine eigene Familie nehmen und auch die Familie meines Bruders. Er gab Jeongin sein Herz zurück und machte ihn so wieder lebendig."

Felix versuchte das zu verdauen. Minho war also ein böser Geist, der Seungmins Herz geraubt hatte. Er musste ihn finden. Als Felix den Brüdern von seinen Plan erzählte, sah Chan ihn traurig an und erzählte ihm, dass es unmöglich sein, ihn zu finden, weil er seinen Wagen nicht gesehen hatte und Minho so für ihn nur unsichtbar blieb. Seungmin zu suchen war also zwecklos. „Dann muss ich ihn einfach bei Minho lassen?!", fragte er panisch. Jeongin nickte bitter. „Seungmin geht es bestimmt gut. Als ich bei Minho war, hatte ich eine Menge Spaß und ich habe alles um mich herum vergessen. Sogar meine Eltern und Chan. Minho hat mich glücklich gemacht. Ich habe meine Zeit bei ihm genossen. Solange ich natürlich unwissend war. Erst als Chan mir erzählt hat, was mit unseren Eltern während meiner abwesenden Zeit passiert war, war ich schockiert. Ich denke, solange Seungmin in Unwissenheit bleibt, wird er eine glückliche Zeit mit Minho haben", versuchte Jeongin Felix zu trösten.

Dass Minho seinen besten Freund nicht schlecht behandelt, beruhigte ihn. Nur die Tatsache, dass Seungmin jetzt ein Geist war, musste er noch verdauen. Er bedankte sich bei den Brüdern. „Noch etwas: Die Zeit vergeht viel schneller hier, als bei Minho. Für dich fehlt Seungmin nur einen Monat, bei Minho vergeht nur ein Tag."

Felix behielt die Wahrheit für sich. Er wusste nicht, wie er es Seungmins Eltern erklären sollte. Monate vergingen und Felix akzeptierte Seungmins Schicksal. Seine Eltern zogen weg und bauten sich woanders ein neues Leben auf. Seungmin geriet langsam in Vergessenheit. Eine Sache, für die Minho gesorgt hatte.

Ein weiteres Jahr später saß er mit Seungmin auf einer Bank irgendwo an einem koreanischen Strand und hielt Seungmins Hand. Am Himmel flogen Möwen, die Seungmin betrachtete. In letzter Zeit lugte Minho öfters rüber zu Seungmin, wenn sie zusammensaßen. Er fühlte etwas für ihn und sah ihn nicht länger als sein Opfer, welches er sein Herz geraubt hatte. „Es ist schön mit dir hier zu sitzen", meinte Seungmin mit einem sanften Lächeln im Gesicht. Die letzten Tage waren wundervoll gewesen. Minho war so ein Schatz zu ihm gewesen und Seungmin fühlte sich geliebt. Er hat sein altes Leben hinter sich gelassen und wollte jetzt nur noch mit Minho zusammen sein.

„Seungmin? Ich habe mich in dich verliebt."

Lächelnd kuschelte sich Seungmin an Minho und sah mit ihm weiterhin aufs Meer.


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