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„Das können wir dir nicht verkaufen. Jeongin, man. Wieso hast du das mitgenommen?", fragte Chan seinen Bruder ernst. In seiner Stimme war nichts mehr Lockeres zu hören. Chans Reaktion lies Jeongin auch ruhiger werden, fast schon ängstlich. „Sorry, Chan, aber du weißt genau, wieso." Chan warf ihm ein Todesblick zu, der sein kleiner Bruder dazu brachte auf den Boden zu schauen. „Kann ich die Eiswaffel zurückzubekommen?", fragte Chan und hielt die Hand aus, damit Seungmin sie hergeben konnte. Die plötzliche Veränderung der Brüder machte Seungmin skeptisch. Wieso war die so harmlos aussehende Plastikeiswaffel nicht zu verkaufen? Es sei denn....Seungmin grinste frech. „Ist das ein Sexspielzeug oder so?" Weder Chan oder Jeongin erwiderten sein Grinsen, stattdessen sahen sie ihn ernst und kalt an. „Nein, ist es nicht", meinte der Jüngere der Brüder. Das schelmische Glitzern in seinen dunklen Augen war vollends verschwunden.

„Was ist es dann?", fragte Seungmin interessiert. Er konnte nicht leugnen, dass die Brüder seine Neugierde geweckt hatte. Vor allem nach dem Stimmungswechsel der Beiden. „Das ist Minhos Eiswaffel", sagte Chan ruhig. Noch immer hielt er seine Hand ausgestreckt und wartete auf die Rückgabe. Noch länger wollte Seungmin ihn nicht verärgern, also gab er die kleine Plastikeiswaffel zurück. „Wer ist Minho?" Der Name sagte dem honigblonden Schüler nichts. „Besser du erfährst es nicht. Möchtest du jetzt was kaufen?", fragte Jeongin. Irgendwie bebte seine Stimme als würde er Angst haben. Er hatte den Blick immer noch auf den Boden gerichtet. Jetzt hatte die Eiswaffel Seungmins komplette Aufmerksamkeit ersteigert. Er wollte diese Eiswaffel unbedingt. „Ist Minhos Eiswaffel wirklich nicht zu verkaufen? Ich gebe euch auch 69.000 Won", meinte Seungmin. Weder Chan noch Jeongin wollte an das Angebot anbeißen. „Wie wäre es, wenn ich das Doppelte zahle?"

Seit der Stimmungsveränderung der Brüder schaute Jeongin seinen Bruder an, flehend und ängstlich. „Chan, denk bitte nach. Wenn wir es Seungmin verkaufen, dann sind wir ihn los." Chans Blick wurde weicher und sah die Plastikeiswaffel in seiner Hand an. „Ihn?", fragte Seungmin nach. Er ging mal davon aus, dass mit Ihm dieser Minho gemeint war. Vielleicht hatten die Beiden einem Jungen das Spielzeug geklaut und er wollte es nur zurückhaben. „Minho. Okay, wir werden dir es verkaufen. Nein, warte. Wir geben dir es für umsonst. Hier." Chan gab ihm die Plastikeiswaffel zurück und Seungmin umschloss sie mit seiner Hand. „Besser wir gehen. Komm, Jeongin. Wir räumen auf."

Wortlos fing sein kleiner Bruder an die Gegenstände auf dem Tisch zusammen zu legen. Das war eine stille Aufforderung gewesen, dass Seungmin jetzt besser gehen sollte. Noch immer verwirrt von den Brüdern ließ er sie alleine und schlenderte durch die Gegend. Es war Zeit nach Hause zu gehen.

In seinem Zimmer betrachtete er seine neue Errungenschaft. Die Plastikeiswaffel hatte nichts Gruseliges an sich, noch was Obszönes. Sie sah wie eine normale Eiswaffel aus. Seungmin drückte den Knopf, doch nichts geschah. Keine Musik oder irgendwelche herausspringende Teufel. Einfach nichts. Seungmin dachte sich nichts mehr dabei und legte das Spielzeug, zumindest hielt er es für eins, auf seinen Schreibtisch. „Seungmin? Kommst du zum Abendessen?", rief seine Mutter, worauf der honigblonde Junge sein Zimmer verließ. Unten in der Küche saß bereits sein Vater. „Und Seungmin, hast was Tolles auf dem Flohmarkt gefunden?", fragte seine Mutter ihn, als sie das Essen auf den Tisch servierte. Wie immer sah das Essen lecker aus und Seungmin befüllte seinen Teller damit. „Nicht wirklich. Das waren zwei Brüder, die waren lustig", meinte Seungmin und aß etwas von dem Reis. Seine Mutter fragte ihn nach weiteren Stände ab, während sie zusammen aßen. Minhos Eiswaffel war schon längst in die hinterste Ecke seiner Gedanken gedrängt worden.

Da er morgen Schule hatte, musste er früh ins Bett, was kein Problem für ihn war. Er ging gerne früh schlafen, so war er immer ausgeschlafen und kam gut aus dem Bett, wenn sein Handywecker klingelte. Als er sich bettfertig machte, sah er die Eiswaffel auf dem Schreibtisch liegen. „Komisches Teil", murmelte Seungmin. Er ging ins Bett und schlief schnell ein.

Nachts wurde er von einem Geräusch aufgeweckt. Er öffnete die Augen und sah sein dunkles Zimmer. Das Geräusch formte sich zu einer zarten Melodie. Seungmin hörte genauer hin und lauschte der Musik. Sie klang kindlich und lustig, als würde sie in eine Kinderserie passen. Der honigblonde Junge richtete sich auf und hörte der Melodie weiter. Wer lies um die Uhrzeit so eine Musik laufen? Er stieg aus dem Bett und lief zu seinem Fenster, um herauszufinden, woher die Musik nicht, sah aber nichts auf der dunklen Straße. Nicht mal eine streunende Katze. Schulterzuckend lief Seungmin zurück in sein Bett und schlief wieder ein.

Am nächsten Morgen beim Frühstück fragte er seine Eltern, ob sie auch die Kinderliedmelodie gehört hatten, doch Beide verneinten. „Vielleicht hast du ja geträumt", meinte sein Vater ehe er von seiner Kaffeetasse nippte. Das müsste es gewesen sein. Anders konnte Seungmin sich die nächtliche Melodie nicht zusammenreimen. Was soll's, dachte sich Seungmin und dachte nicht länger darüber nach. Er musste sich eh langsam für die Schule richten. Bevor er sich auf zur Schule machte, holte er seinen Rucksack aus seinem Zimmer. Dabei fiel ihm wieder die Eiswaffel in die Sicht. Diese Eiswaffel war sicher der Grund wieso Seungmin von so etwas geträumt hatte. Wahrscheinlich verarbeitete sein Unterbewusstsein nur den gestrigen Tag. Der honigblonde Schüler nahm die Eiswaffel und steckte sie in die oberste Schublade seines Schreibtischs.

In der Schule erwartete ihn bereits Felix, sein Kumpel. „Seungminnieee", rief der blonde Schüler und umarmte ihn stürmisch. „Und wie war der Flohmarkt gestern?" Anders wie sein Kumpel interessierte sich Felix nicht für Flohmärkte, fragte Seungmin aber gerne nach seinen gekauften Sachen nach. „War cool. Da waren sogar zwei Jungs in meinem Alter. Die haben mir ein komisches Spielzeug geschenkt, welchen einen gewissen Minho gehört." Felix hackte sich an seinen Arm, während sie zu ihrem Klassenzimmer lief. Die erste Stunde würde bald beginnen. „Und wer ist dieser Minho?"

„Das wollten sie mir nicht sagen. Die wollten mir das Spielzeug nicht verkaufen. War irgendwie komisch am Ende", meinte Seungmin.


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