19

Kapitel 19

Schwestern

"W-Was m-meinst du mit Schwestern?", fragte ich sie verstört. Sie löste sich von Leos Arm und umarmte mich. "Ich habe dich gesucht", flüsterte sie mir ins Ohr. "Ich habe dich gesucht...jeden Tag...immer, immer, immer. Endlich habe ich dich gefunden, große Schwester! Bald sind wir wieder alle gemeinsam vereint!", schluchzte sie.

Ich war nur noch mehr verwirrt. "Was meinst du mit 'Bald sind wir wieder alle vereint?'", fragte ich sie, wobei ich sie von mir wegstieß. Was hat das alles hier zu bedeuten?! Sie sah mich fragend mit ihren großen, glasigen Augen an. "Na unsere Familie! Mama, Papa, du und ich", klärte sie mich auf. "Mama und Papa? Mama und Papa sind tot!", schrie ich sie an, diesesmal wütend. Plötzlich fing sie wieder an zu weinen. "Wie kannst du soetwas sagen?! Mama und Papa sind nicht tot! Sie leben! Gemeinsam können wir sie finden!", heulte sie. Diesesmal wurde ich richtig wütend. "Das ist mir egal! Sie sind für mich gestorben! Das sind miese, selbstsüchtige Trottel, die mich einfach alleine gelassen haben! Auf diese Familie kann ich gehörig verzichten! Leo ist jetzt meine Familie!", schrie ich sie an. "Und Zayne!", fügte ich noch schnell hinzu. Es kam mir irgendwie komisch vor, wenn ich Leo erwähnte, aber nicht Zayne. "Aber Schwester..", flehte sie, als sie auf die Knie fiel und sich verzweifelt an meiner Jacke festhielt. "Du bist nicht meine Schwester!", schrie ich wutentbrannt zurück.

"Wo warst du die ganze Zeit?! Als ich dich so dringend gebraucht habe, warst du nicht da! Du kannst nicht meine Schwester sein!" Sie stand auf. Diesesmal war sie es, die böse wurde. "Ach ja?! Das selbe könnte ich zu dir sagen! Wo warst du die ganze Zeit, als ich dich am meisten gebraucht habe!", sie packte mich am Kragen. "Wo warst du, verdammt nochmal! Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein?! Mein ganzer Lebensinhalt bestand darin, dich zu finden!" Ihre Stimme brach und wurde piepsig. Sie senkte ihren Blick. "Jetzt habe ich dich gefunden..." sie wurde wieder lauter und blickte mit ihren braunen, angeschwollenen Augen auf. "...und du sagst so etwas Gemeines zu mir?!"

Ich starrte sie an. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich umarmte sie fest. "Wo warst du, verdammt", schluchzte ich. "Wo warst du", schluchzte auch sie, als wir beide zu Boden fielen. Immer noch umarmte ich sie fest. Nach einiger Zeit löste ich mich aus unserer Umarmung und wischte ihre Tränen mit meinem Daumen weg. "Ich bleibe jetzt bei dir, Asuna", sagte ich lächelnd. "Meine kleine Schwester...", fügte ich hinzu, wobei sie breit lächelte. Auf diese Worte hatte sie wahrscheinlich schon lange gewartet.

Ich beschloss, dass Asuna jetzt bei mir und meiner Adoptiveltern wohnen würde. Nach einiger mühseligen und fast endlosen Diskussion willigten sie doch ein. Normalerweise war doch denen sowieso alles egal. Hallo?! Ich war mal fast zwei Monate weg gewesen und die haben das noch nicht mal bemerkt! Wir stellten gerade das Sofa, worauf Asuna schlafen würde, in mein Zimmer ab, als es an der Tür klingelte. Ich machte auf. "Oh, Zayne, was machst du den hier?", fragte ich ihn. Plötzlich streckte Asuna ihren Kopf vor. "Ist dieser gutausehende Junge dein Freund?", fragte sie mich, als sie den Blick zwischen mir und Zayne wechselte. Meine Hände wurden etwas feucht, wie sie es immer taten, wenn ich nervös wurde. Ich nickte. Sie stellte sich vor mich und gab Zayne die Hand. "Dann bist du also Leo", sagte sie grinsend.

Zayne blickte mich mit seinem Wer-ist-das-Mädchen-und-was-hat-sie-da-gerade-gesagt-Blick an. "Ehm...Asuna, dass ist Zayne", murmelte ich verlegen. Schockiert sah sie mich an. "Schwester, du führst doch nicht etwa eine Dreiecksbeziehung?!", fragte sie außer sich. "Nein!", schrie ich. "Ich bin nur mit Zayne zusammen", sagte ich verlegen und linste zu ihm herüber. Aber den interessierte das Thema gar nicht mehr. Sein Mund klappte auf und er starrte mich und Asuna an. "Hat sie dich gerade Schwester genannt?", fragte er bestürzt. Ich packte ihn am Arm und zog ihn ins Haus. "Komm erstmal rein", sagte ich resigniert.

Wir gingen hoch in mein Zimmer. Zayne setzte sich auf das Sofa, dass ich und Asuna gerade aufgestellt hatten. Ich und Asuna setzten uns auf mein Bett. Zayne wechselte immer wieder skeptisch den Blick zwischen mir und Asuna hin und her. "Also...", finge er an. "Erklär's mir." Ich atmete einmal tief ein und stand auf, sodass ich zwischen Asuna und Zayne stand. "Also...Zayne, dass ist Asuna, meine Schwester. Ich habe sie heute kennengelernt", beendete ich den Satz. Seine Augen weiteten sich. "Ehh...was?", fragte er bestürzt. "Du hast mich schon richtig verstanden", antwortete ich. Dann drehte ich mich zu Asuna. "Und Asuna, das ist Zayne, mein...Freund", sagte ich zu ihr. Es war etwas eigenartig ihn als 'Freund' zu bezeichnen. Sie nickte, als hätte sie verstanden. "Dann wäre das wohl geklärt", sagte ich dann und streckte meine Arme in die Luft. Ich ging nochmal zu Asuna. "Asuna, kannst du vielleicht die Bettwäsche aus dem Keller holen?", fragte ich sie ganz freundlich. Sie nickte und stand auf.Ganz unauffällig streifte sie mich und flüsterte: "Du kannst ruhig sagen, wenn du mit ihm alleine sein willst."

Sie grinste mich noch breit an, bevor sie ging. Ein Schauer durchfloss mich. Das Mädchen kannte ich erst einen halben Tag und schon kennt sie mich so gut? Bin ich so leicht zu durchschauen? Ich ging zur Tür, überprüfte nochmal schnell, das Asuna gegangen ist und knallte die Tür zu, ehe ich mich an sie lehnte. Zayne kam auf mich zu. "Hab ich das jetzt richtig verstanden? Sie ist deine Schwester?" Er blickte mich traurig an. "Ja...", murmelte ich. Wieso war sein Blick so bedrückt? "I-ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn. "Ja..." antwortete er und sein Blick hellte sich auf. Ich packte ihn an den Schultern, wobei er mich bestürzt ansah. "Zayne!", rief ich aufgeregt. "Sie ist auch ein Blitzhunter!"

"Was soll das heißen 'sie ist auch ein Blitzhunter'", fragte er bestürzt. "Es heißt genau das, was es heißt. Sie ist auch ein Blitzhunter! Zayne...weist du was das bedeutet?", fragte ich ihn aufgeregt. Er schüttelte den Kopf. Anscheinend war er genauso verwirrt, wie ich vorhin. "Ich bin nicht mehr allein!", rief ich. "Es gibt jemanden wie mich!" Zayne hatte den Blick gesenkt. "Toll...", murmelte er. Er wollte gerade gehen, als ich ihm am Arm packte. "Was ist los?", fragte ich ihn. Er zögerte. Es war wirklich eigenartig. "Also...also hast du dich bis zu diesem Zeitpunkt einsam gefühlt?", fragte er zögernd. Jetzt erst erkannte ich meinen Fehler. Wir wollten das gemeinsam durchstehen. Und ich war selbstsüchtig. "So...so war das nicht gemeint", versuchte ich mich zu verteidigen. Er riss sich von meiner Hand los und murmelte ein 'Lass's gut sein', ehe er die Treppe runterging. Mist, was hatte ich getan?

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