52. Kapitel

Dunkelheit umgab mich, während ein lautes Rauschen in meinen Ohren ertönte.

Gäbe es etwas dunkleres als schwarz, dann wäre es dieses Nichts, was mich umgab.

Ich fühlte nichts mehr. Weder Schmerz noch Glück, weder Kälte noch Hitze... nichtmal Liebe oder Hass waren in dieser Hölle zu finden. Ich erinnerte mich nicht mehr daran, wie sich das alles anfühlte, erinnerte mich nicht an die Zeit, vor dieser Dunkelheit. Als wäre ich schon immer hier gewesen und würde auch nie wieder entkommen.

Wie lange war ich schon hier und unfähig mich zu bewegen? Vielleicht war ich tot und das war das Fegefeuer, aber müsste ich dann nicht wenigstens Schmerz empfinden?

Ich versuchte mit aller Kraft zu schreien, doch nichts passierte und auch als ich panisch meinen Körper bewegen wollte, geschah nichts.
So langsam bekam ich wirklich Todesangst.  Dieses Nichts raubte mir meinen Verstand und ließ nichts mehr davon übrig.

Stunden, Tage, Wochen, Jahre.... eine Ewigkeit! Es war mir nicht klar, wie lange ich hier schon lag und es war mich auch nicht klar, ob ich je wieder entkommen würde.

Als ich aufgeben wollte,  mich einfach verschlingen lassen wollte,  hörte ich plötzlich meinen Namen.

Die Stimme hörte sich weit entfernt an, zu weit, um sie je erreichen zu können. Ich wollte ihr antworten, doch war immer noch nicht im Stande dazu. Erst als die Stimme immer näher kam, nahm auch die Dunkelheit ab und ich erkannte über mir den bewölkten Himmel und Äste, die im Wind hin und her geweht wurden.

"Chiaraaaa", schrie die Stimme wieder und der Klang dieser weiblichen Stimme war nicht nur zu hören, sondern ich spürte ihn auch tief in meinem Herzen, was mir Neugierde, aber auch Angst bereitete.

Mit der Angst, kamen auch alle anderen Gefühle wieder in mein Unterbewusstsein. Ich empfand Glück, Hass, Liebe, Schmerz, Hoffnung und das Alles auf einmal, was mich überfordert aufschrecken ließ.
Ich erinnerte mich an meine Mutter, an meine Oma und plötzlich auch an Chace, Rudi und das Fieber. 

Ich setze mich erschöpft auf und schaute mich erschrocken um. Wieso war ich mitten in diesem gruseligen Wald? Müsste ich nicht in meinem Bett liegen und das Fieber auskurieren?

Ich stand auf und erkannte plötzlich, dass ich genau das gleiche weiße Kleid anhatte, wie zuvor in den unzähligen Träumen, die mir immer wieder das Schlafen zur Hölle machten. Panisch drehte ich mich im Kreis und erkannte nichts, außer Bäume und Sträucher und lehnte mich daraufhin mit dem Rücken an einen Baum und schloss die Augen.

Ich versuchte mir einzureden, dass es nur ein Traum sei und ich nur darauf warten musste, aufzuwachen. Wäre es die Realität,  würde ich in diesem düsteren Wald mit diesem dünnen Kleid sicher frieren, also konnte es nur ein Traum sein.

Ich öffnete die Augen, um mich noch einmal umzuschauen und da sah ich plötzlich erschocken eine Wölfin vor mir, die nur wenige Meter vor mir auf dem Waldboden stand und mir mit ihren dunklenblauen Augen entgegen starrte. Sie hatten dieselbe Farbe, wie meine Augen und das war es auch, was mich zum Zittern brachte.

Ich musterte ihr hellbraunes Fell,  während mein Herz so schnell und laut schlug, das ich den Rhythmus als Echo zwischen den Bäumen wahrnehmen konnte.

Die Wölfin ließ meinen Blick nicht los und lief  vor mir hin und her, als würde sie mich bei einer einzigen Bewegung angreifen, was dazu führte, dass meine Beine vor Angst nachgaben und ich vor ihr zusammensackte.

Ich kniete vor ihr und betete aufzuwachen,  während die ersten Tränen mir über die Wange liefen, was die Wölfin dazu brachte, näher an mich heranzukommen.

Wenige Zentimeter trennten mein Gesicht von ihrem und da fing ich plötzlich an, zu verstehen.

Lass es zu, hatte Chace gesagt und es waren zwar nur daher gesagte Worte, aber sie hatten eine so große Bedeutung.

Ich stand auf, hielt mich kraftlos auf den Beinen und sah der Wölfin genau in die Augen.

Sie ist ein Teil von mir.
Ich bin ein Teil von ihr.
Und nur zusammen schaffen wir es wieder hier heraus.

Ich streckte ihr vorsichtig meine Hand entgegen, woraufhin sie kurz zurückwich, um dann doch an meiner Hand zu schnüffeln. 

Ich erschrak als sie plötzlich laut aufjaulte und als ihr Geheul immer lauter wurde und mein Kopf drohte zu platzen, hielt ich mir die Hände schützend über meine Ohren und schrie so laut ich konnte, woraufhin wieder alles um mich herum verschwand und ich wieder in der unendlichen Dunkelheit lag.

"Chiara? Chiara?", hörte ich wieder eine Stimme, doch diesmal erkannte ich sie. Es war meine Oma, deren Hand ich an meiner spürte, was mich dazu brachte, meine Augen zu öffnen und direkt in ihr tränenreiches, lächelndes Gesicht zu blicken.
"Oh Gott, Chiara!"
Sie nahm mich fest in ihre Arme und ich schloss meine Augen, um einfach nur ihre Geborgenheit zu spüren.

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