7. Josephine
Er dachte nach und schaute dabei aus dem Fenster, ehe er sich lächelnd zu mir wandte und nach vorne zur Fahrerkabine zeigte.
"Mit diesen beiden Menschen die Welt zu bereisen, dabei die Sonne auf der Haut zu spüren, dass bedeutet Glück für mich."
Ich sah ihm tief in die Augen und konnte ihm ansehen, das er es wirklich Ernst meinte. Die drei stritten zwar gerne, aber es waren die Art von Auseinandersetzungen, die man mit seiner Familie hatte und bei denen immer einen Funken Liebe mitspielte.
"Und für dich?", fragte er mich dann und musterte mich dabei ganz genau, als wollte er keines der Worte verpassen, die ich von mir geben würde.
"Frei zu sein, das ist wahres Glück", gab ich ihm ohne lange darüber nachzudenken zurück.
Soweit ich mich erinnern konnte, war ich noch nie wirklich frei, aber wer war das schon?
Von klein auf wurde man schon gezwungen, dass zu tun, was die Eltern von einem erwarteten, auch wenn es normale Dinge wie der Schulbesuch oder die Anmeldung in Freizeitaktivitäten waren, lag doch immer der bittere Beigeschmack von Zwang dahinter.
Zu meinem Pech lernte ich dann mit 16 den falschen Jungen auf der falschen Party kennen. Natürlich kam er mir zu Anfang absolut richtig für mich vor. Er war älter, hatte eine gefährliche Ausstrahlung die einen anzog und dazu fuhr er noch ein wirklich abgefahrenes Auto. Doch der Glanz seines Auftretens bröckelte immer mehr, umso besser ich ihn kennenlernte.
"Ja, da hast du recht", riss Ethan mich aus den Gedanken und schaute mich dabei so liebevoll an, dass ich für eine kurze Zeit meine schlimme Vergangenheit zu vergessen schien.
"Also?", fragte er dann, woraufhin ich ihn nur verwirrt anschaute und er seinen Blick auf die Karten in meiner Hand richtete.
"Willst du nicht langsam mal austeilen?"
Ich schaute verwundert auf die Karten, die ich schon ganz vergessen hatte und grinste ihm dann verlegen entgegen, während ich sie austeilte.
Wir spielten sicherlich noch Stunden, was anderes blieb uns in diesem fahrenden Kasten ja auch nicht übrig. Erst, als es draußen dunkel wurde, hielt Jayden das Wohnmobil an und kam zu uns nach hinten.
"Chiara schläft schon", flüsterte er und sah dabei Ethan an. "Hier ist ein Motel. Ich gehe kurz fragen, ob noch Zimmer frei sind."
Er verließ so leise er konnte den Wagen und man hörte nur noch seine schweren Schritte, die sich immer weiter entfernten.
"Ich geh mir die Beine vertreten", teilte Ethan mir mit und stand auf, um sich vor der Tür nochmal zu mir zu drehen.
"Kommst du mit?"
Er schaute mich so intensiv an, das es mir absolut falsch vorgekommen wäre, nein zu sagen, also nickte ich ihm zu und vernahm sofort darauf sein breites Grinsen, das wirklich etwas spitzbübisches an sich hatte. Er war einer dieser Männer, die hart aussahen, aber tief innendrin noch viel von einem kleinen unverstandenen Jungen hatten. Das erkannte ich daran, wie genervt er von Chiara schien, doch trotzdem behandelte er sie meistens wie ein großer Bruder und dann gab es noch diese Erinnerung in meinem Kopf, in der er so nah bei Jayden lag, als würde er diese Nähe brauchen.
Ich lief ihm nachdenklich hinterher nach draußen und zusammen warteten wir darauf, das Jayden hoffentlich mit guten Neuigkeiten zurückkommen würde. Noch eine Nacht sollte niemand wegen mir auf dem Boden schlafen, nur weil ich als Gast das Einzige Bett blockierte.
"Hey", kam Jayden dann aus der Dunkelheit angejoggt und erst in den Moment, wo ich ihm entgegen schaute, fiel mir dieses heruntergekommene Motel auf. Die grüne Fassade sah aus, als würde sie jeden Moment in sich zusammenfallen und die Türen glichen denen eines Stundenmotels, in denen Prostituierte mit ihren Kunden ein und ausgingen.
"Also ich hab ein Zimmer mit Doppelbett und großem Sofa, das man ausklappen kann", meinte er und schaute uns so erfreut an, als hätte er gerade den 6er im Lotto geknackt.
"Ich Schlaf im Wohnwagen", gab ich sofort und ohne zu zögern von mir. Keine zehn Pferde würden mich in dieses Motel bringen.
"Ich auch", meinte Ethan dann auch und grinste Jayden frech entgegen. "Dann kannst du Chiara fliegen lassen."
Ethan lachte vor sich hin, während Jayden ihm böse entgegen schaute und mir klar wurde, dass es ein Insider sein musste.
"Ich hol Chiara noch, bis morgen früh."
Er lief an uns vorbei und ich schaute ihm noch hinterher, bis er mit der Dunkelblonden auf den Armen wieder an uns vorbeilief und in einer der vielen Türen verschwand.
"Aber ich Schlaf diesmal auf dem Boden, immerhin ist es euer Wohnmobil", informierte ich Ethan, der sofort mit dem Kopf schüttelte.
"Du bist unser Gast und für Gäste nur das Beste."
Er grinste mir triumphiert entgegen, doch sein Grinsen verschwand und absolute Nervosität machte sich in seinem Gesicht breit, als ich folgende Worte laut aussprach.
"Oder wir schlafen zusammen auf dem Boden, das wäre nur fair."
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