4. Ethan

Kaum saßen wir alle wieder in dem Kasten, faltete Chiara eine riesige Landkarte auf dem Tisch aus und suchte sie ab, während Jayden sich schonmal ans Steuer setzte und Josie ins Bad verschwunden war.

"Meinst du hier ist es warm?", fragte mich Chiara und zeigte auf einen Punkt auf der Karte.
"Woher soll ich das wissen? Außerdem ist es doch scheiß egal ob es warm oder kalt ist. Wir empfinden eh nur Wärme."

Sie schaute mich fassungslos an und schüttele genervt mit ihrem Kopf.
"Aber Jo ist das nicht egal! Soll sie am Strand erfrieren?!", zischte mich die Dunkelblonde leise an, woraufhin ich vor mich hingrinste.
"Sie kann sich ja an mir wärmen", flüsterte ich und lehnte mich provokant nach vorne, doch Chiara rollte die Karte zusammen und schlug sie mir auf den Kopf.
"Idiot!", stammelte sie und lief dann nach vorne zu Jayden, um neben ihm weiter die Karte zu studieren.

Ich lehnte mich auf der engen Bank wieder nach hinten und sah aus dem Fenster mir gegenüber, um die schöne Landschaft vorbeiziehen zu sehen. Wo ich vorher nur Woodlin und Wald kannte, zeigte mir die Natur hier den wunderschönen Ausblick auf Felder, sowieso kleine Orte und die verschiedensten Geschäfte.
"Hey", ertönte Josies Stimme neben mir und als ich zu ihr rübersah, stockte  mir erneut der Atem.

Sie sah so wunderschön aus und hatte ihre Haare in ein kleines Handtuch gewickelt, während sie nur noch ein enges Tanktop an ihrem Oberkörper trug, das mir Ausblick auf mehrere kleine Tattoos auf ihren Oberarmen gab.
"Hey", stotterte ich ihr zurück und wandt meinen Blick wieder zum Fenster, um nicht durchzudrehen.

"Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich wollte fragen, ob ihr etwas zu essen hier habt?", fragte sie mich lächelnd und rubbelte anschließend mit dem Handtuch durch ihre nassen Haare und setzte sich so nah neben mich, dass ich zitternd ein Stück von ihr wegrutschen musste. Sie hatte so eine extreme Wirkung auf mich, das ich alles um mich herum vergaß, sobald ihr Duft in meine Nase ströhmte oder unsere Augen sich auch nur kurz trafen.

"Wir halten gleich an einer Tankstelle!", rief Jayden von vorne und sie lehnte sich ein Stück nach vorne, um tief Luft zu holen.
"Danke!", antwortete sie ihm laut und wandt  sich dann wieder mir zu.
"Wollen wir Karten spielen?"

Ich schaute sie fragend an und sie lief zu ihrer dünnen Lederjacke, um ein kleines Päckchen herauszuholen.
"Kennst du Maumau?"
"Nein", antwortete ich und fühlte mich dabei wie ein Trottel, doch sie lächelte zuckersüß und fing an, die Karten zu mischen und sie zu verteilen.

Sie erklärte mir, als wäre ich ein Idiot, wie das Spiel funktionierte und nach den ersten zwei Runden, verstand ich es dann auch und musste zugeben, das es wirklich Spaß machte.
"Also, Ethan. Chiara meinte, du hast noch nie den Strand gesehen. Ist das wirklich wahr?", fragte sie mich und mischte dabei mit ihren zierlichen Händen die Karten, ohne den Blick von mir zu nehmen.

"Ja, leider wahr. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen", erklärte ich ihr und hoffte, sie würde mich nach meinen Worten nicht für einen Hinterweltler halten, doch ihre Stimmung wurde besser, als würde sie es sogar erfreuen.
"Dann bin ich auf deinen Gesichtsausdruck gespannt, wenn du die hohen Wellen siehst und nichts mehr spürst, außer den Sand zwischen deinen Zehen."

Sie funkelte mir liebevoll entgegen und wich dann meinem Blick aus, um die Karten erneut zu verteilen.
"Wenn ich Gewinne, erzählst du mir etwas aus deiner Vergangenheit", meinte sie dann und nahm ihre Karten grinsend in die Hand.

"Okay, aber wenn ich gewin-"
"Wirst du nicht", unterbrach sie mich und schaute mir dabei herausfordernd in die Augen. Ich liebte ihre offene Art jetzt schon, mit einer schüchternen Frau hätte ich nichts anfangen können, doch sie war schlagfertig, sodass ich mich mit meinen frechen Sprüchen nicht zurückhalten musste.
"Werden wir sehen, Kleine", zischte ich provozierend und legte meine erste Karte ab.

Das Spiel kam mir ewig vor, als hätten wir stundenlang mit diesen acht Karten in unseren Händen gespielt und wer hätte es gedacht, ich hatte sogar das Glück zu gewinnen.
"Ich hab dich gewinnen lassen, damit dus weißt", grinste sie und verschränkte ihre zierlichen Arme vor ihrer Brust .
"Ja, das glaube ich dir", lachte ich und sie stimmte in mein Lachen ein, was mein sonst so kalten Herz zum glühen brachte.

"Also gut, dann frag was", meinte sie dann und lehnte sich nach hinten, während ich ein Tattoo auf ihrem Handgelenk entdeckte, dass einen Punkt und ein Komma zeigte.
"Was bedeutet das Tattoo", fragte ich und wusste nicht, dass ihr diese Frage so unangenehm werden würde.

Sie schaute zittrig auf ihr Handgelenk und dann wieder zu mir, um anschließend den Kopf zu senken und tief Luft zu holen.

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