30. Ethan

Ich stand vor dem Wohnwagen, rauchte eine Zigarette und sah dem Himmel zu, der durch die Sonne immer heller wurde.

Mein Kopf war voll mit den verschiedensten  Gedanken. Da war die Trauer, die am meisten Platz einnahm, doch auch Hoffnung, denn ich wusste etwas, dass meine Mate, die noch friedlich schlief, nicht wusste.

Ludwig hatte mich gestern noch kurz zur Seite genommen, bevor wir alle nach Hause gegangen waren und meinte, er hätte es vielleicht geschafft sie zu heilen,  nur würde es noch dauern um es zu bestätigen. Er wollte nicht das Josephine es wusste, denn sonst würden vielleicht wieder Hoffnungen entstehen, die sie kaputt machen würden, wenn es doch nicht geklappt hätte. Er hatte ja recht, also entschloss selbst ich nichts zu sagen bis es wirklich zu hundert Prozent sicher war.

"Guten Morgen", hörte ich Jo dann hinter mir und drehte mich zu ihr um, um die Zigarette wegzuschmeißen und sie in meine Arme zu nehmen. Das war definitiv meine Letzte, denn wenn wir wirklich eine Familie gründen würden, hätte dieses Gift nichts mehr bei mir zu suchen.
"Guten Morgen, wie hast du geschlafen?", fragte ich sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange, während sie ihre Arme nach oben streckte und gähnte. Verdammt war diese Frau perfekt. Sie konnte süßer sein als jedes Bonbon dieser Welt, doch auch so sexy, dass mir manchmal drohte der Kopf wegzufliegen.

"Ja und du? Wie geht's dir?"
Die streichelte besorgt über meine Wange  und schaute mich mitfühlend an, während ich schwer atmete.
"Mir geht es ganz gut. Mir tut nur Chiara so leid."
"Kann ich verstehen", meinte sie und ging ein Stück an mir  vorbei, um in den Wald hineinzuschauen, der sich  durch die Sonne im schönsten Grün präsentierte.

"Ich finde es hier so friedlich", hauchte sie und drehte sich dabei zu mir um. "Können wir bitte hier bleiben und nie wieder raus in die hektische Welt?"
Ich sah ihr an, dass sie sich hier wirklich wohlzufühlen schien und es war wirklich schön für mich, dass mein Zuhause auch ihres werden sollte.

"Alles was du willst", antwortete ich ihr lächelnd und nahm dabei ihre Hand, um mit ihr in den Wald hineinzulaufen.
"Was hast du vor, Ethan?"

Ich zog sie noch ein Stück weiter und bleib zwischen den Bäumen stehen, um mich ermutigend vor sie zu stellen.
"Ich will mit dir das schönste erleben, was Wölfe zusammen tun können", lächelte ich sie an, woraufhin sie sich verwirrt umschaute.
"Du willst Sex? Hier?", fragte sie mich leicht panisch, doch ich schüttelte lachend den Kopf.
"Natürlich nicht, ich möchte mit dir als Wölfin an meiner Seite durch die Wälder laufen."

Sie schaute mich ungläubig an und grinste mir dann frech entgegen.
"Und wie soll das gehen?"
"Naja, bitte streck nicht die Hände in die Luft und schrei dabei verwandel mich", lachte ich bei der Erinnerung an Chiara und sah dann wieder ernst zu meiner Mate.

"Stell dir dich als-"
Ehe ich überhaupt zu Ende reden konnte, spürte ich die Wärme um sie herum, ließ dabei ihre Hände los und sah nach wenigen Sekunden die schönste Wölfin vor mir, die ich je gesehen hatte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war so stolz darauf, das meine Mate so selbstbewusst und talentiert war. Ihr braunes Hell hatte einen leichten Rotstich und sah einfach nur faszinierend aus.

Lächelnd schloss ich die Augen und tat es ihr gleich, um sie anschließend herausfordernd anzuschauen.  Sie verstand sofort das Spielchen, dass ich spielen wollte und rannte los. Ich wartete noch, ließ ihr einen kleinen Vorsprung und auch ich setzte dann eine Pfote vor die andere und rannte ihr durch die Bäume hinterher, während überall Strahlen der Sonne durch die Äste hindurch auf den Boden schienen, die alles noch schöner wirken ließen.

Umso schneller ich ihr hinterher rannte, umso heftiger wehte mir der Wind durchs Fell und umso mehr Glück empfand ich. Ich wollte niemals mehr auch nur einen Tag  ohne sie an meiner Seite  sein.

Nach einer Weile schaffte ich es endlich sie einzuholen, sie war wirklich schnell und nebeneinander liefen wir hechelnd immer weiter, bis wir vor Jaydens Hütte ankamen, wo Chace und Lou standen und uns verwirrt anstarrten, bis Chace sein Tshirt auszog und sich auch verwandelte. Er begleitete uns und es war so atemberaubend, endlich wieder mit meinem Rudel vereint zu sein, auch  wenn es nur wenige Wochen waren, die ich weg war.

Der Waldboden knirschte unter unseren schweren Pfoten und man hörte nur noch unser Hecheln durch die Stille hindurch, bis  ich noch andere Schritte hörte und neben mir sofort Jayden erkannte, mit seinem so glänzenden schwarzen Fell und den eisblauen Augen.

Er jaulte einige mal laut auf und schloss sich uns dann auch an. Es war sicher neu für ihn, dass Chace voran lief, aber so war das in einem Rudel nunmal. Der Alpha durfte anführen  in welchem Tempo und wohin wir rennen würden, also war unser Grübchen im Genuss des Bestimmens.

Wir rannten noch stundenlang ziellos umher und fühlten uns einfach nur frei, zumindest ich und ich wollte gar nicht mehr, dass dieses Gefühl von Glück in mir je aufhören würde.

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