3. Josephine
Die Sonne schien über mir durch das Dachfenster und brachte mich noch mehr zum Schwitzen, als ich es sowieso schon war. Orientierungslos setzte ich mich erstmal auf und musterte meine Umgebung. Einer von ihnen, sicherlich Ethan, musste mich in dieses Bett getragen haben, was irgendwie ziemlich süß, aber auch echt unheimlich war.
Ich stand auf und schaute nach unten, wo alle drei friedlich beieinander schliefen. Es brachte mich zum Kichern, das Jayden in der Mitte auf dem Rücken lag und die anderen beiden dicht an ihn gekuschelt dalagen, als wäre er der Mittelpunkt dieser kleinen Familie. Innerlich wurde ich traurig darüber, das ich so etwas nicht hatte, aber ich würde es auch gar nicht verdienen. Zu viele Menschen hatte ich ausgenutzt und benutzt, doch ich hatte auch nichts anderes gelernt.
Bevor ich das Bad aufsuchte, sah ich auf dem kleinen Tisch eine Packung Zigaretten und lief vorsichtig an ihnen vorbei, um mir eine zu stibitzen und aus dem heißen Ofen auszusteigen.
Die Sonne schien zwar, doch es wehte ein kalter Wind durch meine Haare, der mir angenehm den Schweiß von der Stirn entfernte, während ich die Zigarette anzündete und den ersten Zug tief in meine Lunge inhalierte. Wie oft hatte ich vorgehabt aufzuhören damit? Wie oft... und trotzdem war dieses dampfende Gift das Einzige, dass mich in gewissen Situationen beruhigte.
Ich stand da und starrte die mir unendlich weit vorkommenden Felder an, während ich mir an den immernoch schmerzenden Unterleib fasste. Es war eine Woche her, seit mein Ex mich in der Wohnung meines Vaters aufsuchte und auf mich eintrat, bis ich nur noch ein winselndes Etwas war. Das schlimmste an diesem Tag war, das abends, nachdem mein Ex mich liegengelassen hatte, mein Vater nach Hause kam und ich als Dank noch einige Backpfeifen kassierte.
Ich schüttele mich bei der Erinnerung und genoss die Ruhe hier draußen. Hier musste ich keine Angst haben, das mir jemand weh tat und ich würde es auch nie wieder zulassen, dass hatte ich mir fest vorgenommen.
"Guten Morgen", riss mich die Dunkelblonde aus meinem Gedanken und stellte sich vor mich, um sich erstmal zu strecken.
"Wie hast du geschlafen?", wandt sie sich dann zu mir und ich nickte ihr dankend zu.
"Wirklich gut. Ich hoffe es ist okay, das ich mir eine genommen habe."
Ich hob die Zigarette in meinen Händen hoch und sie rümpfte angewidert die Nase.
"Ja, sicher, aber das sie ungesund sind weißt du schon", murmelte sie lächelnd und lehnte sich neben mir an den Wohnwagen.
"Natürlich, ich höre auch bald auf", meinte ich und musste innerlich über meine Worte lachen, die ich schon so oft gesagt hatte.
"Also, wir haben vor irgendwo hinzufahren, wo es wärmer ist und wo es einen Strand gibt. Jayden und Ethan waren noch nie am Meer. Hast du irgendwas, wohin du zurück musst? Familie oder Arbeit?", fragte sie mich und ich runzelte verwundert die Stirn.
"Aus welchem Loch sind sie denn gekrochen, dass sie noch nie am Strand waren?"
Sie lachte auf und schüttele belustigt den Kopf.
"Das kannst du dir nicht vorstellen", kicherte sie und drehte sich dann zu mir, um mich flehend anzuschauen.
"Wenn du nichts hast, wohin du zurück musst, dann würde ich mich über weibliche Gesellschaft wirklich freuen."
Sie strahlte mich an und ich nahm nachdenklich den letzten Zug der Zigarette, die ich dann auf den Boden fallen ließ. Ich ging im Kopf alle Möglichkeiten durch, doch bei ihnen zu bleiben, schien mir wirklich die beste zu sein. Ich hatte kein Geld, keinen Ort, wo ich noch hingehen konnte und sie schien wirklich ein Mensch zu sein, bei dem man sich einfach wohlfühlen musste.
"Ich komm mit, aber nur, wenn die Jungs nichts dagegen haben", erklärte ich ihr lächelnd und sie grinste mir erfreut entgegen.
"Das haben sie ganz sicher nicht", sagte sie und lehnte sich dann wieder mit dem Rücken an den Wohnwagen, um ihr Gesicht der Sonne entgegen zu halten.
Ich tat es ihr gleich und schloss dabei meine Augen, bis ich im Inneren des Mobils die Jungs hörte, die wohl endlich auch mal aufgewacht waren.
Ich schaute zum Eingang und sah Jayden als ersten rauskommen, der mehrere bunte Becher und eine Flasche Wasser in der Hand hatte. Er gab Chiara einen liebevollen Kuss auf die Wange und nickte mir dann freundlich zu.
Hinter ihm kam Ethan raus, der sofort zu mir herüberblickte, als wollte er überprüfen, ob ich noch da wäre. Er kam auf mich zu und streckte mir eine noch eingepackte Zahnbürste entgegen und schon verstand ich auch die Flasche Wasser und die Becher.
Schweigend standen wir alle nebeneinander und putzten uns die Zähne, als wäre es das normalste der Welt und ich war langsam wirklich froh darüber, das mein Auto eine Panne hatte.
_
800
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top