29. Josephine

"Du kannst mich heilen oder? Bitte sag ja!", flehte ich den Blonden an, der mir mitfühlend in die Augen sah und die Hand fest auf meinen Unterleib presste. Es kam mir falsch vor, ihn in so einer Situation darauf anzusprechen, aber wer wusste schon, ob er nicht genauso schnell wieder verschwinden würde wie die Frau, die ich traf.

"Ich kann nicht", sprach er beruhigend und doch ernst und es brach mir erneut das Herz, aber es war eben dieser kleine Funken Hoffnung, der mich einen letzten Versuch hatte starten lassen.

Er zog seine Hand zurück und fuhr sich mit geschlossenen Augen durch die Haare, als hätte er darüber nachgedacht, ob es doch irgendwie möglich wäre, aber ich sah nur in die Dunkelheit und fing an zu akzeptieren.
"Es tut mir wirklich leid", flüsterte er und ich nickte ihm dankend zu, denn er hatte es wenigstens versucht.

Ich lief ihm voraus zurück zur Hütte, wo Jayden gerade dabei war in Ethans Armen zusammenzubrechen. Mein Mate schaute mir über die Schultern des Großen in die Augen und ich sah die Zufriedenheit und Erleichterung in seinem Gesicht. Ich schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln und wusste nicht so wirklich, was ich tun sollte, da kam Ludwig neben mich.

"Lassen wir den Beiden ein bisschen Ruhe" meinte er und lief mit mir zusammen an ihnen vorbei, um die Hütte zu betreten.

Chiara lag auf der Couch, den Kopf auf Lous  Schoß und starrte dabei ins Leere, während  Chace neben Lou saß und sich an ihre Schulter lehnte. Man spürte, dass sie Jaydens Schwester war, denn dieses Bild erinnerte mich an die Situation im Wohnwagen, wo sich Ethan und Chiara an Jayden gekuschelt hatten.

"Möchtet ihr noch was trinken?", fragte Ludwig und Lou nickte daraufhin zustimmend, während ich mich wieder völlig überflüssig fühlte. Ich gehörte nicht dazu, sondern war einfach nur da und das bereitete mir solches Unbehagen, dass ich meinem natürlichen Instinkt nachgab und der Situation entfloh.

Die Tür kaum geöffnet schritt ich raus und schaute zu Ethan, der immer noch mit Jayden dastand, auch wenn nicht mehr so eng aneinander wie vorher.

"Ich sollte euch allen Ruhe gönnen. Ihr solltet dabei unter euch sein."
Jayden drehte sich zu mir und schmiss mir den Schlüssel des Wohnwagens entgegen, den ich geschickt auffing.

"Er steht nicht weit von hier", meinte er und zeigte kurz in die Richtung, in der ich ihn finden würde. Ich nickte ihm zu, schenkte meinem Mate einen liebevollen Blick und verschwand dann durch die Dunkelheit.

Es dauerte wirklich nicht lang, da kam ich an der Straße an und sah den Wohnwagen weiter weg am Straßenrand, doch das Wialtrama sah mit seinen Lichtern so einladend aus, das es mich anzog wie ein Licht die Motten.

Ich ging ein paar Schritte nach vorne und wollte gerade die Straße überqueren, da fiel mir erst auf, dass ich ja nichtmal einen Cent einstecken hatte. Frustriert lief ich zu dem mir bekannten Wohnwagen und stapelte schonmal die Decken auf dem Boden, um mich anschließend in sie einzukuscheln und über alles Erlebte nachzudenken.

Wie schlecht es ihnen allen ging und wie einladend sie trotz allem waren. Sie waren wirklich allesamt liebevolle und zuvorkommende Menschen.  Es war für mich immer noch nicht zu glauben, dass Jayden und Ethan wirklich mal fies gewesen sein sollen. Undenkbar.

Ich drehte mich zur Seite und gähnte lange, um dann erschöpft meine Augen fallen zu lassen. Es dauerte eine Weile bis ich einschlief, aber ich schlief auch nicht lange, denn dann spürte ich den warmen Körper meines Mates an meinem Rücken, der mich liebevoll an seine Brust zog.

Sein Atmen an meinem Nacken, seine zitternde Hand auf meinem Bauch und das kaum fühlbare schlagen seines Herzens. Das alles nahm ich wahr und drehte mich in seinen Armen vorsichtig zu ihm um, damit ich ihn anschauen und für ihn da sein konnte.

"Kann ich irgendwas tun?", fragte ich ihn leise und streichelte dabei über seine Wange, während er mir in die Augen sah und schwer atmete.
"Du machst schon genug, in dem du einfach nur bei mir bist", hauchte er und rutschte ein Stück runter, um sich wie ein Baby in meinen Arm zu legen. Ich streichelte ihm beruhigend über den Rücken und schloss dabei die Augen. Wie gerne würde ich ihm helfen das alles zu verarbeiten, aber sowas musste man alleine durchstehen, denn der Verlust eines geliebten Menschen war niemals leichter zu machen. Es brauchte eben Zeit und die würde ihm geben.

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