27. Josephine

Der Braunhaarige vor mir nahm meine Hand und staunte über das, was Ethan gesagt hatte, doch das Mädchen an seiner Seite schaute mich nur schief an.

"Wenn du abhauen willst, ich kann dir den Ausgang zeigen", meinte sie und mich erschreckte die Tatsache, das sie es anscheinend wirklich Ernst meinte. Mein Blick fiel auf Ethan, der nur die Augen verdrehte und meine Hand nahm, als wollte er sie nicht länger in der von Chace sehen.

"Nein, ist schon okay, mehr als das sogar", gab ich ihr lächelnd zurück, woraufhin sie mich in eine Umarmung nahm, was mich überrascht die Luft anhalten ließ.
"Dann willkommen in der Familie."

Als sie sich von mir löste, lächelte sie auch Ethan an, der ihr ein grinsen zurückwarf.
"Dann setzt euch mal", meinte Chace und ließ sich dabei auf dem Stuhl am Couchtisch nieder, während wir uns es auf der Couch gemütlich machten und Lou den Raum verließ.

"Wie habt ihr euch kennengelernt?", wollte der Braunhaarige wissen und lehnte sich dabei neugierig nach vorne. Ethan und ich lächelten uns an, bis er sich wieder ihm zuwandte.
"Sie hatte eine Autopanne und ich hab sie daraufhin abgeschleppt", lachte er und ich stieß ihm kichernd meinen Ellbogen in die Seite.
"Das hört sich ganz nach dir an", grinste auch Chace und schaute dann rüber zu seiner Freundin, die gerade mit einem Tablett voller Gläser und einer Flasche Whisky zum Tisch kam.

Sie stellte die Gläser ordentlich ab und schenkte dann jedem etwas ein, um anschließend ihres zu nehmen und uns zuzuprosten.
"Auf das Leben", meinte sie und ich spürte die bedrückende Stimmung.  Allesamt trauerten um die mir unbekannte Frau und das gab mir die Gewissheit, dass keiner von ihnen daran glaubte, dass sie wieder gesund werden könnte.

"Auf das Leben!"
Die Jungs hoben ihre Gläser und auch ihm nahm meins in die Hand. Ich nickte Lou zu und trank es dann in einem Zug aus, um mich mit Ethans Arm um meine Schulter nach hinten zu lehnen.

Die Braunhaarige setzte sich auf Chace Schoß und streichelte ihm beruhigend über die Wange, während Ethan seine Hand auf meine legte und zärtlich mit dem Daumen über meinen Handrücken fuhr.

Keiner sagte mehr was und alle starrten ins Leere, als wären ihre Gedanken woanders und das waren sie vermutlich auch. Es war beklemmend, als würde man auf den Tod warten, anstatt gegen ihn zu protestieren und ich ließ meinen Kopf erschöpft auf Ethans Schulter nieder.

Der Raum wurde immer dunkler, bis Lou einige Kerzen auf dem Tisch anzündete und wir mittlerweile schon die zweite Flasche Whisky aufgemacht hatten. Das Schweigen hielt an und das einzig tröstende war die Hand meines Mates auf meiner, die er auch nicht eine Sekunde in der ganzen Zeit losließ. Erst, als es an der Tür klopfte, erhoben sich Chace und Lou, um sie aufzumachen, doch es waren nicht Jayden und Chiara, sondern ein blonder Schönling betrat den Raum, der eine faszinierende Ausstrahlung hatte.

"Hast du schon was gehört?", fragte Chace ihn, während er sich wieder auf den Stuhl setzte und den Blonden dabei nicht aus den Augen ließ.
"Nein", sagte dieser betrübt und wandte sich dann mir zu, um mir mit einem gequälten Lächeln die Hand zu reichen. Ich meinte kurz ein Knurren von Ethan wahrzunehmen, doch ich gab dem Blonden trotzdem meine Hand und stellte mich ihm vor.

"Josephine, aber sag ruhig Jo."
"Ludwig", antwortete er nur und stellte sich dann gedankenverloren ans Fenster, um in die Nacht zu blicken. Lou verließ wieder kurz den Raum, stellte als sie wieder kam wortlos ein weiteres Glas auf den Tisch und setzte sich dann wieder auf Chace Schoß.

"Gibt es wirklich keine Hoffnung?", fragte sie dann den Blonden, der nur schweratmend mit dem Kopf schüttelte und dann zum Tisch ging, um sich ein Glas einzuschenken.
"Der Verlust ihres Mates, dazu hat sie sich so lange nicht mehr verwandelt... Ich kann ihr nicht helfen."
Ludwig sah flüchtig zu mir herüber, musterte mich von oben bis unten und trank dann sein Glas, um sich anschließend  wieder ans Fenster zu stellen.

Mir ging es wirklich an die Substanz. Alle taten sie mir so leid, am meisten Chiara. Wenn so viele Menschen, so viel Trauer empfanden, dann musste sie eine großartige Frau gewesen sein.

"Ich hätte sie gerne kennengelernt", kam es plötzlich aus mir heraus, obwohl ich es gar nicht laut aussprechen wollte, doch auf Chace Gesicht entstand dadurch ein herzliches Grinsen, was seine Grübchen zucken ließ.
"Sie war manchmal echt fies. Ich hatte mal ausversehen einen Ball an ihr Fenster geschossen, da hat sie mir die Ohren lang gezogen, bis sie rot waren."

Er lachte und die anderen stimmten in sein Lachen ein.
"Mir hat sie mal mein Fahrrad abgenommen, bis ich ihr versprochen hatte, immer einen Helm zu tragen", meinte Ethan dann lächelnd und ich genoss das Funklen in seinen Augen.

"Als ich wegen eines Jungen geweint hatte, gab sie mir eine Tafel Schokolade und meinte, dass keiner es wert wäre, das ich mich schlecht fühlen würde", erzählte dann Lou und schaute dabei Chace in die Augen. "Doch du bist es wert."

Es vergingen noch Stunden,  in denen ich mir ein Bild von dieser wundervollen Frau machen konnte, bis Ludwig meinte, dass Chiara und Jayden kommen würden und dann wurde es wieder still.

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900

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