24. Ethan
Zwei Wochen, die sich nach Ewigkeiten anfühlten, war sie schon weg und es gab keine Hoffnung mehr, sie je wieder zu sehen.
Ich kannte niemanden, dem sowas schonmal passiert war, also wusste ich auch nicht, ob ich einfach wie eine leere Hülle weiterleben oder langsam verrecken würde. Der Hass auf meine Taten zerfraß mich und ich konnte mich selbst nicht mehr ertragen. Wer schaffte es schon, seine Mate zu vertreiben? Nur ich ...
Chiara und Jayden waren so nett, mit mir gemeinsam hier am Strand zu bleiben doch auch das sollte sich wegen einer schrecklichen Neuigkeit an diesem Tag ändern.
Ich saß alleine an der Stelle, an der sie in meinen Armen eingeschlafen war und schaute aufs weite Meer, bis Jayden plötzlich völlig aufgelöst auf mich zukam.
"Wir müssen sofort aufbrechen!", wies er mich an und lief dabei nervös vor mir hin und her.
"Was ist denn passiert?", fragte ich ihn und stand schnell auf, um ihm beruhigend meine Hand auf die Schulter zu legen.
Tränen füllten seine eisblauen Augen, während sein Körper anfing zu beben und er tief Luft holte, um mir tief in die Augen zu schauen.
"Ich hab Lou angerufen, nur um zu erfahren wie es allen geht und-"
Seine Stimme brach und ein mitleidiges Schluchzen überkam ihn. Es dauerte, bis er sich wieder gefangen hatte und er wischte sich dann die Tränen weg.
"Chiaras Oma ist schwer krank, vermutlich eine Nachwirkung des Todes ihres Gefährten. Ludwig meinte, sie hätte nicht mehr lange Zeit."
Mir stockte der Atem und sofort tat die kleine mir so leid, das ich auch fast noch angefangen hätte zu weinen, doch ich musste für ihn da sein, stark sein für ihn, sonst würde er es nicht durchstehen, es ihr zu sagen und sie musste es erfahren.
"Ihr fahrt sofort los und-"
"Du kommst nicht mit?", fragte er mich ungläubig und ich erkannte die Fassungslosigkeit in seinen Augen, doch was sollte ich tun? Meine Mate im Stich lassen?
Denn ich würde sie für immer verloren haben, wenn ich diesen Strand verlassen hätte, denn dann würden wir uns nie wieder finden.
"Ethan, bitte", flüsterte er und ließ sich in meine Arme fallen.
Ich war komplett überfordert mit allem Scheiß, der gerade auf mich niederprasselte und ich versuchte mich wirklich zusammenreißen, aber so langsam wollte das Schicksal mich wirklich kaputt machen.
"Wir laufen erstmal zum Wohnwagen zurück und dann-"
Ich unterbrach mich selbst und ein Gefühl der Wärme durchfuhr meinen Körper, während sich die Haare auf meinen Armen aufstellten und mein innerer Wolf zu jaulen begann.
"Und dann?", fragte Jayden und löste sich von mir, um mich verwirrt zu mustern, doch ich gab ihm keine Antwort mehr.
Wie benommen schnappte ich seinen Arm und zog ihn hinter mir her Richtung Wohnmobil. Ich konnte es kaum fassen, doch ich nahm diesen einzigartigen Geruch wahr, von dem ich dachte, ich würde ihn nie wieder genießen können.
"Riechst du das auch?", fragte ich Jayden beim Laufen durch den Sand, um sicherzugehen, dass ich nicht einfach verrückt geworden war, doch er bestätigte mir meine Andeutung.
"Jo!"
Kaum hatte er es ausgesprochen, rannten wir los zum Wohnwagen und stolperten fast noch mehrmals über unsere eigenen Füße. Völlig außer Atem riss ich die Tür auf und sah herüber zum Tisch, an dem sie wirklich saß. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich dachte, ich müsste ohnmächtig werden, doch Chiara entriss mich der Starre und erst dann bemerkte ich die Tränen auf den Wangen meiner Gefährtin.
"Ihr habt sicher einiges zu besprechen."
Die Dunkelblonde stand auf und warf mir ein Lächeln zu, um dann mit Jayden das Wohnmobil zu verlassen.
"Jo, ich-"
"Lass es mich erklären", unterbrach sie mich und wartete, bis ich neben ihr saß, um dann tief Luft zu holen.
"Ich weiß, du hast das nicht verdient, aber ich-"
Sie stoppte und wischte sich zitternd die Tränen aus dem Gesicht, woraufhin ich ihre Hände in meine nahm und sie aufmerksam musterte.
"Ich kann keine Kinder bekommen, Ethan."
Ich schaute sie verwirrt an und verstand, was an jenem Abend passiert war. Sie hatte meine Antwort darauf, ob ich Kinder wollte, über alles andere gestellt.
"Josephine, du bist mein ein und Alles. Ich dachte, ich müsste ohne dich sterben und du denkst, ich würde dich nicht verdient haben?"
Ich versuchte sie aufzumuntern, indem ich ihr mein bestes Lächeln zeigte, doch sie schaute mir immer noch betrübt entgegen und es liefen auch immer noch Tränen aus ihren Augen. Ich ohrfeigte mich selbst dafür, dass ich nie wusste, wie man in solchen Situationen mit den Personen vor sich umgehen sollte, doch sie grinste mir plötzlich schief entgegen und sah dabei so süß aus, dass ich sie gerne stundenlang an meine Brust gedrückt hätte, nur um sie zu trösten.
"Du bist nicht sauer?", murmelte sie dann und schaute beschämt zu Boden.
"Nein, im Gegenteil. Ich liebe dich genau so wie du bist."
Ich riss ungläubig die Augen auf und wunderte mich selbst darüber, was ich gerade gesagt hatte, doch das Strahlen, was sie mir entgegen warf, war so wunderschön, dass ich alle Gedanken abschaltete und sie fest in meine Arme nahm.
"Ich liebe dich auch."
Das Schönste, was ich je gehört hatte und ich würde den Klang dieser Wörter niemals vergessen.
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