23. Josephine

Eine Woche war vergangen, seit ich per Anhalter ins Ungewisse gefahren war und nun saß ich alleine an einer Bushaltestelle und wusste nicht mehr weiter.

Wie immer bereute ich es, erst gehandelt und dann nachgedacht zu haben, aber ich konnte es nicht mehr ändern, vielleicht war es einfach besser so und jeder Schmerz, würde irgendwann vergehen, dass hoffte ich wirklich.

Als ich nach oben in den Himmel schaute, sah ich die Wolken, die sich immer wieder vor die Sonne drängten und mir damit den Schatten brachten. Es sah so schön aus und ich verharrte mit dem Blick nach oben, bis eine süßliche Stimme mich aus meiner Trance befreite.

"Josephine, richtig?", sprach mich eine blonde Frau an, die für mich aussah, als wäre sie nicht von dieser Welt. Ihre Augen so strahlend Blau, das man darin versank und das weiße Kleid stammte wohl aus einer anderen Zeit. Zudem hatte sie nicht einmal Schuhe an und trotzdem so saubere Füße.
"Wer will das wissen?", gab ich ihr misstrauisch zurück und stand auf, um nicht unterlegen zu wirken.

Sie war kleiner als ich und auch zierlicher, was mir die Angst nahm, dass sie mir etwas antun wollte.
"Lucinda, aber nenn mich Lucy."

Sie tänzelte an mir vorbei und schaute die verlassene Straße entlang in die Richtung, aus der ich gekommen war.
"Du solltest wirklich zurück", sagte sie plötzlich und spielte sich dabei in den blonden Locken herum.
"Woher kennst du meinen Namen?"

Ich schaute sie verwirrt an und wartetet auf meine Antwort, was sie zum Lächeln brachte.
"Ich bin dein Schutzengel", antwortete sie mir und sofort schüttelte ich lachend den Kopf, denn bei so viel Schmerz und Leid, was ich erleben musste, war ich mir sicher, so etwas nicht zu besitzen.
"Wie überaus witzig und jetzt lass mich in Ruhe!"

Ich lief wütend in die andere Richtung und drehte mich erst wieder um, als ich ein gutes Stück weit gekommen war, um zu erkennen, dass sie verschwunden zu sein schien. Hatte ich mir sie etwa eingebildet? War ich schon so kaputt? Ich runzelte die Stirn und wollte weiterlaufen, da stieß ich mit ihr zusammen und erschrak dabei zu Tode.
"Du solltest wirklich besser auf dich aufpassen,  Jo. Und jetzt geh schon zurück!"

Ich wurde fassungslos vor Wut und musste mich beherrschen, sie nicht anzuschreien.
"Ich glaube nicht an so einen Schwachsinn und wieso sollte ich überhaupt zurück?!"

Verärgert darüber, überhaupt ein Gespräch mit ihr angefangen zu haben, verschränkte ich die Arme und schaute in das tiefe blau ihrer Augen.
"Du kannst ruhig an mir und meiner Existenz zweifeln, das verstehe ich, aber Gefährten die sich verlieren, werden sterben und das werde ich nicht zulassen!"
"Du hast aber zugelassen, dass ich misshandelt wurde und das hat dich doch auch nicht interessiert. Lass mich in Ruhe!", zischte ich zurück und spürte dabei die warmen Tränen über meine Wange laufen.

"Psssst", hauchte sie so liebevoll, dass ich dachte sie würde mich zum einschlafen bringen wollen, doch sie kam mir näher und zog mich in eine so wundervolle Umarmung, dass ich mich nur noch geborgen und sicher fühlte.  Ich dachte nicht mehr darüber nach, wer sie war und ob sie die Wahrheit erzählte, aber das, was sie über Gefährten erzählt hatte, dass wusste ich auch und es schmerzte zu wissen, das ich meinen im Stich gelassen hatte.

"Du gehst zurück und wirst ein glückliches Leben mit ihm leben. Das ist euer Schicksal und alles andere, ist egal", flüsterte sie mir ins Ohr, während ich immernoch bitterlich weinte.
"Und wenn er nicht mehr da ist?", schluchzte ich und löste mich dann langsam von ihr, um ihr in ihr aufmunterndes Gesicht zu schauen.
"Er wird niemals damit aufhören, auf dich zu warten."

Ich wischte mir die Tränen weg und es war mir egal, ob sie meiner Einbildung entsprang oder wirklich vor mir stand. Mir war nur noch wichtig, zurück zu ihm zu fahren und schnell drehte ich mich in alle Richtungen, um ein Auto auszumachen, doch da war keins.

"Und wie soll-"
Ich unterbrach mich selbst, denn sie war wieder einfach verschwunden. Vermutlich entstammte sie wirklich meiner Fantasy, doch selbst wenn, ging es  mir ohne ihre Geborgenheit einfach nur noch schlecht.  Ein Chaos entstand in meinem Kopf, sodass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte.

Abhauen konnte ich gut. Schlechte Erinnerungen verdrängen auch. Ich tat ja nie etwas anderes. Doch Ethan zu verlassen und ihm damit ein Leben voller Schmerz zu bereiten, das konnte ich doch nicht wirklich durchziehen, vor allem weil ich selbst schon spürte, wie seine Abwesendheit mich  innerlich zerstörte.

Aber er wünscht sich Kinder und dieser eine Gedanke, pflanzte sich tief in meinen Verstand, so das ich wieder einfach nur dastand und wie benommen die Wolken beobachtete.

_
800

Was würdet ihr an ihrer Stelle tun ?
Eure Meinung ist mir wirklich wichtig, den  diese Geschichte war nicht geplant und ich muss schauen, wo sie hinführt:)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top