22. Ethan
Ich öffnete die Augen und musste mir sofort die Hände vors Gesicht halten, wegen den hellen Strahlen der Sonne, die ohne Rücksicht auf mich niederschienen.
Erst, als ich mit Mühe und Not etwas um mich herum erkennen konnte, bemerkte ich, dass meine Kleine nicht mehr neben mir lag. Ich setzte mich auf, schaute mich um, doch sah nichts außer dem Strand und dem Meer, das mich immer noch beeindruckte.
Vermutlich hatte sie Hunger und war deswegen zurück zum Wohnwagen gegangen, also stand ich auch schnell auf, nahm das Handtuch und die Flaschen an mich und lief eilig über den heißen Sand. Ich vermisste sie und das, obwohl ich erst einige Minuten wach war, aber ohne ihre Anwesenheit fehlte ein Stück meines Herzens, dass sowieso schon zu viele Risse hatte.
Das Feuer war aus, nur noch ein schwarzer Fleck war auf dem Boden zu sehen und dann fiel mir auf, das auch hier keine Spur ihres Geruchs in der Luft hing. Langsam durchströmte mich Panik und ich ließ die Sachen fallen, um mit rasendem Puls die Tür zum Wohnwagen zu öffnen, in dem Chiara alleine am Tisch saß.
"Wo ist-"
"Der ist los, um etwas zum Frühstücken zu kaufen", unterbrach mich die Dunkelblonde gähnend und schaute mich dann zufrieden an.
"Danke nochmal, dass du den Mut hattest es ihm zu sagen."
Sie strahlte, doch als sie dann mein besorgtes Gesicht wahrnahm, stand sie auf und kam auf mich zu.
"Was ist denn los?"
"Jo ist weg. Ich kann sie nicht riechen, ich kann sie nicht spüren ... ", hauchte ich und zitterte dabei.
"Vielleicht ist sie nur etwas einkaufen gegangen. Komm, setz dich."
Sie hielt mich an der Schulter und schob mich vorsichtig Richtung der Bank, auf der ich mich bedrückt niederließ und hoffte, dass sie Recht hätte.
Es konnte ja auch nicht anders sein. Wieso sollte sie gehen? Es gab keinen Grund dafür. Ich zumindest bereute die letzte Nacht nicht und es fühlte sich an, als würde ich sie lieben. Ich kannte zwar die Liebe nicht, aber so musste sie sich anfühlen, denn ohne sie, fehlte mir etwas und es war kaum zu ertragen.
"Hast du sie vielleicht wieder mit etwas verschreckt?", fragte mich Chiara und stellte mir dabei einen dieser widerlichen Instant Kaffees hin.
"Nein, also keine Ahnung. Ich hab ihr vielleicht weh getan."
"Wie meinst du das?"
"Ich hab sie wieder gebissen", erklärte ich und schaute dabei beschämend auf den Boden. Wieso musste ich so sein? Konnte ich nicht einfach einer dieser Romantiker sein, die Blümchensex hatten und danach stundenlang kuschelten. Aber ihr hatte es doch gefallen, oder etwa nicht?
"Du bist unmöglich, weißt du das eigentlich? Jo ist so eine impulsive Person, die sich schnell reizen lässt und kaum verbringt ihr eine Nacht musst-"
"Es lag nicht daran!", versuchte ich sie zum Schweigen zu bringen, doch wie ich am eigenen Leib erfuhr, legte man sich nicht mit den Hormonen einer Schwangeren an.
"Woher willst du das wissen?!", entfuhr es ihr mit ihrer quietschigen, hohen Stimme und ich wusste, das würde eine endlose Diskusion werden, doch ich hatte ja sonst niemandem zum Reden.
"Weil ich merke, ob jemanden der Sex mit mir gefallen hat oder nicht!"
"Oh! Entschuldige Mister Ichmerkealles! Vielleicht mal daran gedacht, das wir Frauen gute Schauspielerinnen sind?"
"Wieso sollte sie mir etwas vorspielen?!"
Sie Stimmung in dem Wohnwagen hätte wirklich nicht schlechter sein können und innerlich betete ich einfach nur noch dafür, das meine Gefährtin zurückkommen würde, damit Chiara ihren vorlauten Mund halten würde.
"Vielleicht hat sie ja schon genug von dir, wer könnte es ihr verübeln?", verdrehte sie dann sie Augen, woraufhin ich aufstand und mich ihr gegenüber stellte.
"Was redest du da?", fragte ich mit lauter Stimme und zitternden Händen und Gott sei Dank hielt die Dunkelblonde dann endlich ihre Klappe. Ich sah ihr an, dass ihr die Worte leid taten, aber sie war zu stur, um sich zu entschuldigen.
"Wir warten auf Jayden, der weiß vielleicht was los ist. Er ist schon viel früher wach gewesen als ich."
"Ich warte draußen."
Ich kehrte ihr den Rücken zu, lief die Tür heraus in die Sonne und setzte mich in den heißen Sand mit Blick auf das unruhige Gewässer. Was war nur passiert?
Ehe ich mir weiter den Kopf zerbrechen konnte, hörte ich hinter mir Schritte, doch ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Jayden war.
"Hey, wo ist Jo?", fragte er und sofort wurde mir bewusst, dass sie auch nicht bei den Geschäften war, sonst hätte er sie gerochen und würde mir diese Frage nicht stellen.
Wütend auf mich selbst zog ich die Beine an, umschlung sie mit meinen Armen und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Mir tat alles weh und ich fühlte mich wie gelähmt, als würde der Schmerz alles in mir auffressen, während ich mich nichtmal wehren konnte.
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