2. Ethan
Ich konnte nicht anders, als immer wieder zu ihr herüberzusehen. Sie sah perfekt aus und endlich verstand ich, was es bedeutete, seine Gefährtin zu finden. Alles in mir drehte sich, als würde ich auf einem Karussell sitzen und es machte mich unheimlich glücklich, dass sie meine Jacke so eng um den Körper gelegt hatte.
Ihre braunen Augen hatten etwas von einem ängstlichen Reh, aber auch Stärke und Mut lag tief in ihnen. Die braunen Haare fielen glatt herunter und rochen gleichzeitig nach frischem Shampoo, aber auch nach Zigaretten, was mir kurz ein Grinsen aufs Gesicht zauberte. Das Schicksal meinte es wohl wirklich zu gut mit mir.
Während Jayden den Wagen fuhr und ich Chiara leise schnarchen hörte, bemerkte ich, dass Josies Augen langsam auch immer wieder zufielen.
"Wir haben da hingen ein Ausklappbett, wenn du dich ausruhen möchtest", erklärte ich ihr und sah ihr dabei zu, wie sie zuckersüß vor sich hin gähnte.
"Nein, es geht schon."
Ich dachte mir schon, das sie sicher wach bleiben wollte. Wer wollte auch schon bei Fremden im Auto einschlafen?
Das monotone Geräusch der Reifen ließ auch mich langsam wieder müder werden, doch ich wollte nicht einschlafen, lieber wollte ich weiterhin immer wieder zu ihr herüberschauen und sie bewundern, bis ich ihren langsam Atem hörte und feststellte, das ihre Augen fest geschlossen waren.
Sie sah wirklich süß aus, wie ihre Brust sich langsam immer wieder erhob und ihr Mund ein klein wenig geöffnet war. Ich lächelte vor mich hin und stand dann leise auf, um im hinteren Teil des Wohnmobils das Bett auszuklappen. Es war nicht groß, doch für sie würde ich es schon gemütlich machen.
Ich breitete die dünne Decke aus und legte die zwei Kissen zurecht, um dann zu ihr zu laufen und sie vorsichtig auf meine Arme zu heben. Sie schmatzte leise vor sich hin und griff plötzlich nach meinem Nacken, um sich daran festzuhalten, was mir den Atem stocken ließ. Ich betrachtete ihre wunderschönen Lippen und hätte zu gerne davon gekostet, doch ich musste mich beherrschen und darauf warten, dass das Schicksal seinen Lauf nehmen würde.
Ich trug sie behutsam zu dem kleinen Bett und legte sie vorsichtig ab, um sie anschließend zuzudecken und einen letzten Blick auf ihre süße, spitze Nase zu werfen.
In mir drinnen begann sich etwas zu verändern, was mich gleichzeitig verunsicherte, doch auch wahnsinnig glücklich machte.
"Ein gutes Gefühl oder?", meinte Jayden plötzlich hinter mir und erst dann fiel mir auf, das der Wagen zum stoppen gekommen war.
"Was meinst du?", fragte ich ihn und tat extra auf unwissend. Ich wollte vor ihm nicht wie ein schwacher, verliebter Idiot rüberkommen, doch er kannte mich zu gut, ihm konnte ich nichts vorspielen.
"Wir sollten es uns gemütlich machen. Ich hab kein Motel oder ähnliches gefunden", meinte er dann und ich war froh, dass er das Thema wechselte, denn er wusste, wie ich war.
"Wo sollen wir denn schlafen?", fragte ich ihn dann und schaute rüber zu Josephine. Wie gerne hätte ich mich an ihren wohlriechenden Körper gelegt, doch ich durfte es nicht und das machte mich wahnsinnig.
"Ich weiß, wo du schlafen willst, aber ich würde es nicht riskieren", lachte Jayden plötzlich leise neben mir und hielt sich kichernd wie ein kleiner Junge die Hand vor den Mund.
"Idiot", zischte ich ihn an und lief an ihm vorbei die Tür raus, um mir eine Zigarette anzuzünden.
Es war stockdunkel und trotzdem erkannte ich die Felder um uns herum. Wie gerne wäre als Wolf einfach ein paar Runden gelaufen, doch Chiara hatte es uns verboten. Würden Jäger uns sehen, würden sie keine Sekunde zögern, uns zu erschießen und ich hatte noch nicht vor abzutreten, erst recht nicht mehr, seit die kleine Braunhaarige in mein Leben getreten war.
Ich konnte Jaydens Zerrissenheit am Anfang endlich nachvollziehen. Man fühlte sich wirklich chaotisch und wusste nicht, wohin mit den Überschuss an Gefühlen, während selbst alle Prioritäten, die man vorher hatte, sich in Luft auflösten.
"Kommst du?", hörte ich Jayden leise hinter mir und schmiss die Zigarette zu Boden. Ich stieg die zwei Treppenstufen wieder rauf und schloss die Tür hinter mir, um Jayden dabei zuzusehen, wie er alle möglichen Decken und Kissen auf dem Boden verteilte.
"Das muss für heute Nacht reichen", meinte er und lief dann vor zur Fahrerkabine, um Chiara auf seinen Armen vorsichtig am Rand der Decken runterzulassen.
"Ich hab schon Schlimmeres gesehen", lachte ich und machte es mir auf der anderen Seite gemütlich.
Jayden legte sich zwischen Chiara und mich und kaum waren fünf Minuten vergangen, hörte ich sein unfassbar störendes Schnarchen, woraufhin ich ihm meinen Ellbogen in den Rücken schlug.
"Was ist?", fragte er mich genervt und ich erhob meinen Oberkörper.
"Du schnarchst wie ein scheiß Holzfäller!", zischte ich und ließ mich genervt wieder ins Kissen fallen.
"Wenns dich so stört, schlaf doch hinten bei deiner Freundin", murmelte er und ich erkannte das Beben seiner Brust, als er in sich hineinlachte.
"Echt witzig du Arsch."
Ich zog mir die Decke bis über den Kopf und zwang mich dazu, schnell einzuschlafen, bevor er wieder anfangen würde zu schnarchen und zu meinem Glück, war ich müde genug, um schnell in die Dunkelheit abzudriften.
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900
Ich hoffe der Wechsel der Erzählersicht gefällt euch 🤗
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