15. Josephine
Als ich meine Augen aufschlug, war alles um mich herum dunkel und ich hörte das laute Schnarchen von Jayden. Mit Mühe erhob ich mich aus dem harten Klappbett und stieg vorsichtig über die drei Schlafenden drüber.
Chiara lag eng an Jaydens Brust, während Ethan auf seinem Bauch schlief. Ich blieb kurz vor der Fahrerkabine stehen und dachte über alles nach, was er mir gesagt hatte.
Gestaltwandler... Wölfe....
Ich kannte das alles nur von den Geschichten meiner Mutter. Sie erzählte es immer so, als hätte sie es selbst erlebt und als ich klein war, wünschte ich mir immer, auch eine Wölfin zu sein. Mit Blick auf meine Schulter wurde mir ganz warm ums Herz, denn mir wurde klar, dass das eine Markierung sein musste und laut meiner Mama bedeutete das, das Ethan mein Seelenverwandter wäre.
Ich lächelte vor mich hin und hätte mich am liebsten an ihn gekuschelt, aber es war leider kein Platz mehr und mir ging es nach dem Schlafen wieder so gut, dass ich ihnen eine Überraschung machen wollte.
"Wenn ich jetzt losfahre, sind wir bei Sonnenaufgang da", murmelte ich vor mich hin und hielt dabei die Landkarte in der Hand.
Bereit die Nacht durchzufahren, schnappte ich mir den Schlüssel vom Tisch und lief herüber zum Fahrersitz, um den Motor zu starten. Ein neugieriger Blick nach hinten zeigte mir, das keiner aufgewacht zu sein schien, also drehte ich mich wieder nach vorne und fuhr zurück zur Hauptstraße, um dem Meer entgegen zu fahren.
Es vergingen Stunden, in denen ich alleine mit meinen Gedanken durch die Nacht fuhr und nur das Schnarchen von Jayden in meine Ohren drang. Wie konnten die anderen beiden nur neben ihm schlafen?
Ich hielt es so schon kaum aus, aber sie waren es sicher gewohnt.
Meine Gedanken schweiften wieder zu Ethan, dem ich so vieles vorgeworfen hatte, obwohl ich dafür keinen Grund hatte. Immerhin war der Biss ein Zeichen seiner Zuneigung, aber woher sollte ich das vorher wissen? Er hätte mich ja auch einfach vorwarnen können, aber wie erzählt man sowas jemanden? Ich hatte keine Ahnung und war einfach nur glücklich, ab diesem Zeitpunkt zu ihm zu gehören.
Nie hatte ich das Glück, mich irgendwo Zuhause zu fühlen seit meine Mutter starb und endlich, hatte ich dieses Gefühl und mir wurde dadurch klar, das es nicht die Freiheit war, die Glück für mich bedeutete, sondern mit diesen drei Menschen an meiner Seite durch die Nacht zu fahren. Ethan hatte von Anfang an Recht.
Ich konzentrierte mich nur noch aufs Fahren und beobachtete die Felder und kleinen Wälder, die an mir vorbeizogen, während der Strand immer näher kommen müsste, wenn ich denn die Karte auch richtig interpretiert hatte.
"Hey", erschreckte mich plötzlich Chiaras leise Stimme neben mir und ich schnappte kurz nach Luft, bis die Dunkelblonde sich lächelnd neben mich setzte.
"Hey", gab ich ihr flüsternd zurück und schaute kurz zu ihr herüber, wie sie mich von oben bis unten musterte.
"Du siehst wieder besser aus", kicherte sie und lehnte sich dabei in ihrem Sitz nach hinten.
Ich schaute immer wieder flüchtig zu ihr rüber und wollte sie so vieles fragen, doch wusste nicht womit ich anfangen sollte.
"Bist du ein Wolf?", fragte ich sie dann doch und bekam dabei rote Wangen, doch sie lachte nur leise und lehnte sich wieder nach vorne.
"Ja, bin ich, aber auch noch nicht so lange. Jayden hat mich gebissen", flüsterte sie und ich fragte neugierig weiter.
"Wie war das für dich?"
"Oh frag nicht. Ich hatte nicht das Glück wie du und hatte vorher schon eine angenehme Begegnung mit ihm. Im Gegenteil. Er war gemein und arrogant und hat mich nachts einfach gegen einen Baum gedrückt", erzählte sie und holte dann tief Luft.
"Aber heute kann ich dir sagen, war es das Beste, was mir passieren konnte. Nachdem ich mich das erste Mal verwandelt hatte und mich darauf eingelassen hatte, ihn besser kennenzulernen, seitdem will ich nichts anderes mehr."
Sie hörte sich so glücklich dabei an und schaute verträumt dem Nachthimmel entgegen. Ich konnte mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen, das Jayden in irgendeinerweise arrogant war oder sie einfach überfallen würde, aber vielleicht hatte sie ihn auch zu einem besseren Menschen gemacht.
"Willst du noch irgendwas wissen, solange die Beiden noch schlafen?", fragte sie dann und drehte sich dabei zu den Schlafenden um.
"War Ethan schon immer so wie jetzt? Oder war er vorher auch arrogant?"
Sie lachte plötzlich so laut los, das ich erschocken die Augen aufriss und zusammenzuckte.
"Du bist wirklich klasse, Jo", kicherte sie und hielt sich dabei den Bauch. "Wann hat dieser Angeber denn aufgehört arrogant zu sein?"
Ich stimmte leise in ihr Lachen ein und musste beim Gedanken über ihre Freundschaft den Kopf schütteln.
"Nein, aber im Ernst. Er ist einer von den Guten, aber wehe du sagst ihm, das ich das gesagt habe."
Ich nickte ihr zu und sah dann zufrieden aus der Windschutzscheibe, um am Horizont wahrzunehmen, das die Sonne langsam aufging.
"Wir haben es bald geschafft!", wandte ich mich an Chiara, doch sie saß plötzlich da und wurde leichenblass, bis sie sich die Hand vor den Mund hielt und aufsprang.
"Halt sofort an!", nuschelte sie durch ihre Hand und lief nach hinten zur Tür.
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