14. Ethan
Sie sah mich fragend an, doch ich wich ihrem Blick aus und wusste nicht, wie ich ihr das alles erklären sollte. Gerade ich, der nicht gerade der mitfühlendste Mensch war, sondern eher jemand, der alles mit Arroganz und Überheblichkeit erklärte, doch bei ihr war ich anders, also holte ich tief Luft und hoffte, sie würde aus Schock nicht für immer weglaufen, sobald es ihr wieder besser gehen würde.
"Jo, ich weiß das klingt jetzt hart", fing ich an und suchte ihren Blick, der mir neugierig entgegen schaute. Oh gott, dachte ich und musste mich an Chiara erinnern, die nachdem sie alles erfahren hatte so durchgedreht war.
"Ich... Wir... also wir sind keine richtigen Menschen."
Sie sagte nichts, sah mich immernoch mit ihrem interessierten Blick an und forderte mich mit ihren Augen dazu auf, weiterzureden.
"Wir sind Wölfe, Gestaltwandler", sprach ich es einfach aus und rechnete damit, das sie entweder schreien oder mich auslachen würde, doch etwas ganz anderes passierte.
"Du bist das?!", meinte sie plötzlich völlig überrascht und erhob erschöpft ihren Oberkörper.
"Was meinst du?", fragte ich sie verwirrt und dachte, sie musste vielleicht immernoch zu hohes Fieber haben. Als erste Tränen in ihre Augen stiegen, nahm ich tröstend ihre Hand und ließ ihr die Zeit, die sie brauchte, um sich zu öffnen.
"Meine Mutter ist früh von mir gegangen und als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, meinte sie, das mich irgendwann ein Mann finden würde, der seine Gestalt verändern könnte und der sich um mich kümmern und mich beschützen würde", schluchzte sie und breitete ihre Arme fordernd aus, um mir zu zeigen, dass ich sie in eine Umarmung nehmen sollte.
Schnell rutschte ich ein Stück auf sie zu und zog sie fest an meine Brust. Spürte dabei ihr Zittern und auf meiner nackten Haut die Tränen, die ihr über die Wange liefen.
"Ich hab so lange gewartet", hauchte sie und ich war einfach nur heilfroh, das sie mir überhaupt nicht böse war. Sie würde sicher noch viele Fragen haben, aber das Schlimmste hatte ich hinter mich gebracht und ich wollte einfach nur noch, dass sie sich ausruhen würde, um wieder vollkommen gesund zu werden.
"Du solltest jetzt ein wenig schlafen", flüsterte ich ihr ins Ohr und bemerkte dann, das sie ganz ruhig vor sich hin atmete und mir keine Reaktion mehr gab. Lächelnd über meine beruhigende Wirkung auf sie, löste ich sie vorsichtig von mir und ließ sie behutsam auf ihr Kissen runter, damit sie sich endlich ausschlafen konnte.
"Schlaf gut", hauchte ich ihr zu und gab ihr einen sanften Kuss auf die Hand, während ich einfach nur stolz darauf war, das dieses bildhübsche, intelligente, starke Mädchen ab jetzt zu mir gehören würde und ihre Mutter hatte Recht. Ich würde sie auf ewig beschützen, bis zum Tod und es würde nie wieder etwas geben, das mir wichtiger wäre, als ihr Wohlergehen.
Ich stand widerwillig auf, denn zu gerne wäre ich an ihrer Seite geblieben, aber sie sollte sich wirklich ohne Störung ausruhen und ausserdem, musste ich meine Füße noch abwaschen.
Ich nahm eine der Wasserflaschen vom Tisch und öffnete mit Blick auf die Braunhaarige die Tür, um dann lächelnd hinauszulaufen.
"Du lebst ja noch, also hast du ihr die Wahrheit noch nicht gesagt", lachte Chiara sofort und ich grinste ihr herausfordernd entgegen.
"Sie weiß es, nur ist nicht jeder so paranoid wie du und rastet bei jeder Kleinigkeit aus."
Die Blicke der Dunkelblonden durchbohrten mich, während Jayden neben ihr stand und die Landkarte studierte.
"Achja? Vielleicht hat sie auch einfach nur Angst vor dir und wartet nur darauf, abhauen zu können", meinte sie dann und tippte provozierend auf meinen Arm.
"Was interessiert es dich überhaupt? Leg dich lieber mal in die Sonne und entspann dich. Du siehst aus wie eine Leiche", lachte ich und musterte dabei ihre funkelnden Augen.
"Charmant wie immer! Und dann fragst du dich noch, wieso ich dich angekotzt habe?"
Sie warf sich die Haare über die Schulter und klammerte sich an Jaydens Seite, um mir provozierend die Zunge herauszustrecken.
Ich wandt mich meinen Füßen zu und fing an, das Wasser der Flasche über sie laufen zu lassen, wärhend Jayden tief Luft holte und uns beide anstarrte.
"Wenn wir jetzt losfahren, könnten wir morgen Mittag an einem Strand sein", meinte er dann und zeigte Chiara dabei die Karte.
"Wie soll Jo sich ausruhen, wenn wir fahren?", fragte sie ihn dann besorgt und genau die gleiche Frage, schwirrte auch mir durch den Kopf.
"Das wird schon gehen, es muss gehen", meinte er dann und sah lächelnd zu Chiara, die ihn zurück anstrahlte.
"Danke, Darling."
Sie gab ihm einen so leidenschaftlichen Kuss, das ich genervt mit den Augen rollte.
"Nehmt euch ein Zimmer!", maulte ich die Beiden an und anstatt, dass sie aufhörten, lächelten sie mich an, nahmen sich an der Hand und verschwanden hinter der Tür des Zimmers, das Jayden immernoch gebucht hatte.
"Macht es wenigstens leise!", schrie ich ihnen noch hinterher und stieg dann leise zurück in den Wohnwagen.
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