11. Josephine

Ich schmiss den Schlüssel des Wohnwagens vor die Tür von Jaydes Zimmer und rannte einfach über die Straße ins offene, dunkle Feld, hauptsache weit weg von ihm.

Wieso nur passierte mir das immer? Ich schrie mich innerlich selbst an und gab mir die Schuld dafür, während die warmen Tränen unaufhaltsam über meine Wangen flossen.

Wie konnte etwas, das so gut anfing, so boshaft enden? War ich am übertreiben? Empfand ich es als unakzeptabel, weil mein Ex mich immer wieder misshandelt hatte? Nein! Ich war vollkommen im Recht abzuhauen. Es waren meine Gefühle, die verletzt wurden und ich musste endlich aufhören, die Schuld immer bei mir selbst zu suchen. Hätte ich schon früher damit angefangen, nicht immer alles mit mir machen zu lassen, dann wäre vielleicht sogar etwas aus mir geworden. Keine Obdachlose, die sich einem Fremden hingibt, nur um sich begehrt zu fühlen.

Ethan, der Mann der mich so viel fühlen ließ und gleichzeitig der, der keine Scham davor hatte, mir so wehzutun. Aber er konnte ja nicht wissen, das ich schon Erfahrungen mit Gewalt machen musste und trotzdem war das kein Biss aus Leidenschaft. Es war einfach nur eine Qual, die er mit antat. 

Ich blieb erschöpft an einem Baum stehen, der sonst nur von unendlich viel Feld umgeben war und zog meine Jacke beiseite, um mir diese Verletzung nochmal anzusehen. Komischerweise sah sie nicht aus, als wäre es ein Mensch gewesen, eher wie der Abdruck eines Tieres und schon dachte ich wieder an diesen animalischen Sex und bekam ein angenehmes Kribbeln im Unterleib.

"Hör auf!", schrie ich mich selbst an, als meine Gedanken wieder zu diesem atemberaubenden Erlebis abdrifteten und stampfte dann wütend weiter durch die Dunkelheit.  Ich würde sicher irgendwann an einer Straße rauskommen und dann wäre es eine Kleinigkeit für mich, mir ein neues Auto zu klauen und das Weite zu suchen.

Ich rannte noch ein Stück und musste dann wieder eine Pause machen, denn ich fing schon an zu schwitzen und mir wurde unendlich heiß, obwohl es gleichzeitig so kalt war, das meine Hände schon zitterten. Ich hatte das Gefühl, immer schwächer zu werden und panisch kniete ich mich hin und spürte das pulsieren in meiner Halsbeuge.

Hatte er etwa Tollwut? Oder Aids? Was hab ich nur getan...
Ich fing wieder bitterlich an zu weinen und kippte schwach zur Seite um, während ich darüber nachdachte, was er mir wohl für eine Krankheit eingebrockt hatte. Vielleicht hatte er mir auch Drogen untergemischt? Aber wie? Ich hatte weder etwas gegessen, noch etwas getrunken.

Es vergingen sicher Stunden, in denen ich auf dem kalten Feldboden lag und die Dunkelheit mich aufzusaugen drohte, während meine Stirn sich immer heißer anfühlte und mein Körper nur noch vor sich hinschwitzte.

Geh zurück! Hörte ich plötzlich eine leise Stimme, als würde der Wind sie mir durch die Haare wehen und mühsam rappelte ich mich wieder auf und war mir sicher, das wäre nur eine Einbildung gewesen, bis es wieder erklang und lauter wurde.

Ich war verrückt geworden oder aber ich schlief und hatte mir das alles nur eingebildet. Mit voller Kraft zwickte ich mir in den Arm und schloss die Augen, doch nichts veränderte sich, außer, dass langsam die Sonne am Horizont aufging.
Lauf!!! Schrie plötzlich die Stimme so laut, das sich vor Angst aufstand und umkehrte.

Es war mir mittlerweile scheiß egal, ob er mich gebissen hatte, ich wollte weg hier und stolperte immer wieder, während mir so schwindelig wurde, dass ich Probleme hatte nicht umzukippen, doch ich lief immer weiter und weiter, denn die gruselige Stimme sollte verschwinden.

Völlig durcheinander von diesem ganzen Irrsinn sah ich nach einiger Zeit endlich den Wohnwagen an dem kleinen Motel, doch so schwach, wie ich war, würde ich sicher Stunden brauchen, um dorthin zu kommen.

Ich wischte mir angestrengt den Schweiß von der Stirn und lief vorsichtig Schritt für Schritt. Es ging mir mittlerweile so schlecht, dass ich wusste, ich würde nicht mehr aufstehen können, wenn ich jetzt umfallen würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich dann erleichtert an der Straße an und spürte mein Herz, dass heftig gegen meine Rippen schlug, wärhend jeder Muskel in meinem Körper verkrampfte. Die Sonne tat mir auch eher schlecht als gut, denn sie blendete so sehr, das mein Kopf zu explodieren drohte.

Nicht mehr weit vom Wohnwagen entfernt, hörte ich Chiaras Stimme, die laut und wütend klang, doch trotzdem entstand ein Lächeln auf meinem Gesicht, denn sie würde sicher alles tun, um mir zu helfen.

Die letzten Meter riss ich mich noch zusammen und stolperte dann die Treppen des Wohnwagens hoch, um Jaydens erschrockenen Blick auf mich gerichtet wahr zu nehmen.

"Helft mir, bitte!", flüsterte ich mit letzter Kraft und ließ mich dann in seine Arme fallen.

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800

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