1. Josephine
Ich stand in der Dunkelheit am Straßenrand und machte mir gerade meine letzte Zigarette an, da hörte ich nach Ewigkeiten das erste Auto auf mich zufahren. Zitternd vor Kälte streckte ich einen Arm in die Luft und hoffte darauf, sie würden anhalten und mich wenigstens ein Stück mitnehmen.
Umso näher es kam, umso größer kam es mir vor, bis ich das schwarze Wohnmobil ganz genau erkennen konnte und es zu meinem Glück auch anhielt. Sicher hätten viele gemeint, man dürfte nachts nicht in fremde Autos steigen, aber ich hatte noch nie Angst vor etwas, ausser davor, meinen Stolz zu verlieren.
"Hey?!", rief mir ein hübsches, dunkelblondes Mädchen zu und ich lief schnell zu ihr herüber, in der Hoffnung, endlich hier abhauen zu können. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Besitzer des Wagens es als gestohlen melden würde.
"Hi. Mein Reifen ist geplatzt und ich weiß nicht, wie man ihn wechselt", sagte ich ihr und versuchte höflich rüberzukommen.
Von nahem konnte ich ihre schönen blauen Augen erkennen und auch das Glück, das in ihnen lag. Ich hoffte und betete, dass sie mir helfen würde, denn sonst würde ich wahrscheinlich noch Stunden hier alleine erfrieren. Sie sah an mir vorbei zu dem geklauten Auto und drehte sich dann zum Eingang des Wohnmobils um.
"Ethan!", rief sie und schaute dann wieder lächelnd zu mir. Ich vernahm aus dem Inneren des Wohnmobils eine genervte männliche Stimme, die sogar mehr Flüche drauf hatte, als ich und dann kam er auch schon genervt aus der Tür herausgesprungen.
"Was-"
Er unterbrach sich selbst und schaute mir so intensiv und eindringlich in die Augen, das es mir ungewollt eine Gänsehaut über die eiskalten Arme jagte.
"Mate", hauchte er plötzlich und ich vernahm das Augenverdrehen des Mädchens, die sich dann von ihm abwandt und mir wieder zudrehte.
"Ich bin Chiara", streckte sie mir ihre Hand entgegen, die ich dankend annahm.
"Josephine, aber nenn mich ruhig Jo."
Der Schwarzhaarige stand immernoch wie angewurzelt da, bis hinter ihm ein zweiter Mann aus dem Wohnwagen kam, der mir dann doch ein wenig Angst machte.
Er war groß und hatte kalte eisblaue Augen, die einem wirklich Unwohlsein bereiten konnten. Die Aura eines Badboys haftete an ihm und in diesem Augenblick, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich ihre Hilfe wollte.
"Freut mich, Jo", meinte Chiara höflich und ließ dann meine Hand wieder los, um sich den Jungs zuzuwenden.
"Das ist mein Freund, Jayden und das ist... naja, das ist Ethan", erklärte sie und sofort streckte mir der Große seine Hand entgegen.
"Hi, sollen wir dich ein Stück mitnehmen?", fragte er und musterte mich mit dem eisblau, was mir zwar unangenehm war, aber diese Chiara schien wirklich ein liebes Mädchen zu sein, deswegen nickte ich dankend, entzog ihm meine eiskalte Hand und schnipste meine Zigarette auf die Straße.
"Ethan?", sprach Chiara den Erstarrten an und haute ihm dann ihren Ellbogen in die Seite. "Willst du ihr nicht deine Jacke anbieten?"
Er schüttelte sich, als wäre er mit den Gedanken ganz weit weg von uns gewesen und wandt sich dann mir zu.
"Natürlich", flüsterte er und zog seine dicke, schwarze Jacke aus. "Hier."
Ich wollte nur die Jacke entgegen nehmen, doch berührte mit meiner Hand die seine und plötzlich wurde mir so warm und Herz, das man meinen könnte, er hätte mir einen Stromschlag durch den Körper gejagt.
"Danke", murmelte ich überfordert und zog mir seine warme Jacke über, die so gut roch, das ich mich beherrschen musste, nicht wie ein Junkie an ihr zu schnüffeln.
"So, lasst uns weiter. Ich bin müde und hab Hunger", meinte Jayden und ging mit Chiara schonmal vor in den Wohnwagen. Ethan ließ mir den Vortritt und ich musste kurz darüber nachdenken, wieso er das tat und kam zu dem Entschluss, das er sicher meinen Po begutachten wollte.
Mir brauchte er nichts vorspielen, ich sah das selbe in seinen Augen, das auch meine ausstrahlten. Wir hatten zu viel ertragen müssen und waren auf Ärger aus, obwohl ich wirklich süß fand, wie schüchtern und höflich er vor mir tat, doch ich freute mich trotzdem darauf, den wahren Ethan hinter der Maske kennenlernen zu dürfen.
Im Wohnwagen ließ ich mich an dem kleinen Tisch nieder und beobachtete die anderen drei. Während Jayden und Chiara sich den schönsten Kuss gaben, den ich live je gesehen hatte, schloss Ethan die Tür und setzte sich neben mich.
"Wie kommt man auf die Idee, alleine mit einem so verliebten Pärchen auf Reisen zu gehen?", fragte ich ihn neugierig und endlich lächelte er zum ersten Mal.
"Vielleicht bin ich ein Masochist und lebe gerne einsam um Verliebte herum", scherzte er und sah mir dabei tief in die Augen, was mir erstaunlich gut gefiel, obwohl ich mit Männern eigentlich abgeschlossen hatte.
"Und was bringt eine Frau wie dich dazu, mitten in der Nacht zu drei Fremden ins Auto zu steigen?"
"Ich handle oft kopflos", erklärte ich ihm und entnahm sein herrliches Lachen.
"Dann hoffen wir mal, das du nicht wirklich kopflos endest."
Er lehnte sich zurück und plötzlich fand ich die Idee wirklich scheiße, aber ich konnte ja schlecht wieder rausspringen, oder doch?
Gerade als ich aufstehen wollte, setze sich das verdammte Teil in Bewegung und mir blieb nichts mehr übrig, außer zu hoffen, das sie wirklich gute Menschen und keine Psychopathen mit Schauspielabschluss waren.
_
900
Mein erstes Kapitel ♡ Da ich nie vorhatte, Ethans Charakter zu vertiefen, wird das sicher sehr spannend für mich. Ich hoffe das erste Kapitel hat euch gefallen, denn ich schreibe nur für euch, da ihr euch seine Story gewünscht habt ♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top