Special: Die einzig wahre Geschichte der hochnäsigen Prinzessin
Angst und Enttäuschung bringen das schlimmste im Menschen zum Vorschein. Das ist eine Lektion, die wir alle einmal im Leben lernen müssen.
Aus Angst sagen viele Menschen die Legenden und Mythen unserer Väter wären nur Schauermärchen. Erzählt, um Kindern Angst zu machen. Sie wollen nicht zugeben, dass sie selbst von den Taten anderer Menschen erschrocken sind. Die Grausamkeit der Menschheit kennt kein Ende, wenn diese beiden Emotionen involviert sind.
Doch es heißt nicht zu Unrecht, das in jeder Legende auch eine Portion Wahrheit steckt.
Lasst euch deshalb gesagt sein: Diese Geschichte entsprang keineswegs meiner Fantasie. Dass was ich euch hier erzähle ist alles geschehen. In einer längst vergangenen Zeit.
Aber gehen wir doch zurück zum Anfang. Dafür gehen wir in das Venedig meiner Jugend, einige hundert Jahre zurück in die Zeit.
Nun, damals war Venedig Italiens größte Handelsstadt und Zauberer lebten unentdeckt in mitten von Nichtmagiern. Damals lebte hier eine hoch angesehene Adelsfamilie, die Morellas. Diese Familie war über die Grenzen der Provinzen aus bekannt und beliebt.
Die Morellas lebten in einer Villa nicht weit vom Canale Grande entfernt. Dort gab das junge Ehepaar immer wieder gerne Bälle und rauschende Feste. Man könnte die beiden schon fast königlich nennen.
Signore Morella war ein geschäftiger junger Mann, der sich auf seine Handelsgeschäfte konzentrierte, während seine Frau sich gerne unter das Volk mischte und dabei keine Berührungsängste kannte.
Nach einigen Jahren wurde Ihnen das sehnlich ersehnte Kind geboren: Ein Mädchen. Es sollte das einzige Kind des Paares sein.
Giuseppina Morella war der größte Stolz des Paares. Sie wuchs zu einem bildhübschen lebhaften Mädchen heran, mit langen schwarzen Haaren wie Ebenholz, einer zierlichen Figur und demselben fröhlichen offenen Gemüt wie ihre Mutter. Sie brachte leben an den Hof der Morellas.
Doch die Zeit verging und das Mädchen wurde größer und älter. Giuseppina wuchs zu einer bildhübschen Frau heran die den Männern reihenweise den Kopf verdrehte. Sie wurde hochmütig und herablassend.
Je näher ihr achtzehnter Geburtstag rückte desto mehr heiratswillige Männer standen vor der Tür der Familie. Doch Giuseppina lehnte alle Bewerber ab. Immer mehr machte das Gerücht die Runde, Giuseppina sei eine verzogene kaltherzige Göre und kein Mann sei ihr gut genug.
Einige Wochen vor dem großen Ball zu Ehren ihres achtzehnten Geburtstages verlies das Mädchen zusammen mit ihrer Zofe die Villa, um zur besten Schneiderin Venedigs zu gehen. Zur Feier ihres Ehrentages sollte ein neues Kleid den Körper des Mädchens zieren. Ein Kleid ganz aus dunkelblauem Brokatstoff wie es zu der Zeit in Mode war sollte es werden.
An diesem Tag war auch ein junger Mann namens Frederico Foscarini in der Stadt. Schon von weitem sah er das Mädchen seiner Träume heranschweben. Ihr goldblondes Haar glänzte in der Mittagssonne. Er hatte schon ein paarmal einen Blick auf sie erhaschen können als sie wie heute durch die engen Gassen und Lauben Venedigs flanierte. Ein sanftes Lächeln umspielte ihren Mund als sie hoheitsvoll an ihm vorbei schwebte und wie immer keinen Blick an irgendwem verschwendete.
Man könnte es Schicksal nennen oder auch Bestimmung, wie auch immer, doch an diesem Tag beschloss Frederico das Mädchen seiner Träume anzusprechen. Er wollte ihr sagen das er sie liebte, schon immer geliebt hatte und sie zu seiner Frau machen wollte. Für ihn war es Bestimmung, Liebe auf den Ersten Blick doch für mich war es das Schicksal, das seine Schwarzen Karten neu mischte.
Er folgte den fröhlich schnatternden Frauen bis zu der Schneiderin und beobachtete das Mädchen durch das Fenster als es voller Stolz das dunkelblau schimmernde Brokatkleid mit schwarzem Spitzen Unterrock unter den begeisterten Augen ihrer Zofe und der Schneiderin vorführte.
Einige Minuten später verließen die beiden Frauen die Schneiderei. Das Gesicht der jungen Frauen glänzte und war gerötet vor Glück. Frederico trat aus seinem Versteck. Erschrocken blieben die beiden Frauen stehen als er zielstrebig auf sie zu trat.
Überwältigt von seinen Gefühlen hielt er mitten auf der Straße um ihre Hand an. Doch Giuseppina wies ihn verärgert von sich.
„Wer glaubt ihr, junger Mann, wer ihr seid?" keifte sie. Inzwischen hatte sich um das ungleiche Paar eine Schar von Schaulustigen versammelt die lachten. Die hochnäsige Prinzessin und dieser Bauerntölpel? Niemals. „Ich bin von königlichem Geblüt und ihr nur ein einfacher Bauer. Geht doch die Schweine füttern. Ich werde niemals einen armen Bauern ehelichen. Eher würde ich sterben."
Mit diesen Worten, die von den Wänden hallten, wandte sich Giuseppina mit erhobenem Kinn ab und stolzierte den Weg von Schaulustigen gesäumt entlang bis zu der Villa Morella.
Unter schallendem Gelächter eilte der Abgewiesene Nachhause. Er hatte nur noch einen Gedanken: Vergeltung. Für diese Demütigung sollte die Prinzessin seines Herzens leiden. Sie sollte qualvoll sterben. Denn wenn er sie nicht haben sollte, sollte sie niemand haben.
„Sie soll an ihrer Hochnäsigkeit innerlich ersticken," schwor Frederico sich.
Was Giuseppina nicht wusste: Frederico war keineswegs ein Bauer. Das hochwohlgeborene Haus der Foscarinis war ein altes Zauberergeblüt und machtvoller und reicher als die Morellas es sich jemals Erträumen könnten.
Als er nun gedemütigt über die Schwelle der Villa Foscarini trat fasste er einen folgenschweren Beschluss: Die Hochnäsigkeit und Oberflächlichkeit der Prinzessin sollten ihr den Tod bringen.
Er stieg die alte Wendeltreppe hinauf und trat in das alte Schlafgemach seiner Eltern, die außer Lande waren. Auf der staubigen Kommode aus schwarzem Ebenholz nahm er ein quadratisches schwarzes Holzkästchen. Als er es öffnete lag darin auf schwarzem Samt gebettet ein Amulett. Ein großer schwarzer Obsidian umrandet von vielen kleinen Diamanten zierte es. Zufrieden schloss er das Kästchen. Es war perfekt für seinen Plan.
Mit dem Kästchen im Arm eilte er zu der Hauseigenen Bibliothek. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Der Geburtstag der Prinzessin waren schon nächsten Monat und er brauchte noch den passenden Fluch für seinen mörderischen Plan.
Also trat er voller Tatendrang in die große Bibliothek des staatlichen Anwesens. Dort durchwühlte er die gesamte Nacht Buch um Buch bis er schließlich fündig wurde. In einem uralten Buch mit vergilbten Blättern und verblassten Buchstaben stieß er auf einen Fluch der ihm für seine Zwecke angemessen schien: Ein Fluch so Dunkel wie die Nacht aus der er seine Kraft zog.
Sein Name lautete ‚Noctem'.
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