Mühsam erhob sich das Angesicht der Sonne am Horizont, ein scharfkantiger Schattenriss entstand und verlieh dem Meer seinen namensgebenden güldenen Glanz.

Stumm stand der junge Kronprinz auf der Veranda seines Schlafgemachs in einem der hochgelegenen Stockwerke ihres Landhauses, die mit Bambus verkleideten Schiebetüren weit geöffnet, und betrachtete abwesend die steinernen Laternen, sowie die gewaltige Zeder, die sich unmittelbar vor dem Fuße des mehrgeschossigen Bauwerks erhob.

Schwach schimmerte der erste Morgentau in den blaugrünen nadelförmigen Blättern des alten Baumes. Die Zikaden sangen in ihren Zweigen, in weiter Ferne hörte man die vereinzelten Rufe der Milane, die ihren Weg Richtung Süden einschlugen.

Mit zitternden Fingern strich Taehyung über das vergilbte Pergament, die tiefschwarzen Schriftzeichen wirkten krumm und disproportional – seine Hand schien gezittert zu haben beim Verfassen dieser Zeilen, man konnte deutlich die unregelmäßigen Wellen sowie den übermäßigen Gebrauch der noch matt glänzenden Tinte, die der schwere Schreibstoff nur mit Mühe aufzunehmen vermocht hatte, erkennen.

Ausdruckslos glitt der Blick des Prinzens entlang jedes einzelnen Zeichens, fokussierte sich auf jede Biegung und konzentrierte sich auf jede unbeholfene Kante; Klanglos brannte es sich tief in sein Gedächtnis, als die ersten zarten Sonnenstrahlen zaghaft auf das winzige Stück farbloser Tierhaut schienen und sämtliche Erhebungen, jede noch so winzige Unregelmäßigkeit offenlegten.

Ein schwaches Lächeln schlich sich auf die Lippen Taehyungs, während er weiter die unbeholfene Schrift seines Liebhabers betrachtete, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht.

Schwerfällig löste er den Blick von der Botschaft und richtete sein Augenmerk erneut über die niedrigen Mauern hinweg auf die weitläufigen Reisfelder, deren mittlerweile brusthohe hohe Ären sanft im Wind wiegten.

Nach und nach wurde jede einzelne Pflanze von der aufgehenden Sonne erfasst und erstrahlte noch goldener, als würden sie geradezu nach ihrer Ernte lechzen.

Am Himmel hingegen leuchtete der gewaltige Himmelskörper in einem beinahe vibrierenden Rot.

Kreisrund und erhaben.

Dem Thronfolger lief ein Schauer über den Rücken bei der Assoziation, die sein Geist automatisch zog.

Anstatt, dass ihr Leuchten durch den wolkenverhangenen Himmel gedämpft wurde, schien es beinahe, als würde er ihre Übermacht noch kunstvoll untermalen.

Wie Blut wirkten ihre Strahlen, während sie unbarmherzig weiter durch die Wolkendecke brachen.

Es floss über den grauen Schleier, den Himmel entlang und tauchte die ganze Welt in ein tiefes Rot.

Ich werde zurückkehren, hallte das geschriebene Wort des Soldaten in Taehyungs Gedanken wider. Und wir werden die Reiher sehen. Gemeinsam.

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