46. Es endet doch fast immer in King's Cross


In den folgenden Tagen verbrachte Victoria jede freie Minute bei ihrem Vater im Krankenflügel. Sie hatten sich viel zu erzählen. Direkt am nächsten Morgen war Professor Lupin auch dazu gekommen. >>Na Victoria? Hat sich deine Theorie bestätigt? Das er bloß so getan hat als ob?<< Hatte er sie als erstes gefragt. >>In allen Punkten, Onkel Remus.<< spielerisch boxte sie ihn gegen den Arm, wobei sie darauf achtete den unverletzten Arm zu treffen.

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Wenige Wochen später saß Victoria gemeinsam mit Fred, George und Oliver in einem Abteil im Hogwarts-Express. Das Jahr war zu Ende und die Prüfungen alle geschrieben, die ZAGs hatten sie also hinter sich.Gedankenverloren blickte Victoria aus dem Fenster auf den Bahnsteig von Hogsmeade.

>>Und habt ihr irgendwelche Pläne für den Sommer?<< fragte George in die Runde. >>Trainieren. Ich hab ein Testspiel Mitte August.<< sagte Oliver. Das war sein letztes Jahr in Hogwarts gewesen und nach dem Sommer würde er als Reserve Hüter bei Eintracht Pfützensee anfangen. >>Und du Victoria?<< >>Hm? Ach so, keine Ahnung, mal schauen.<< Die Jungs unterhielten sich weiter über Quidditch während Victoria weiter ihren Gedanken nach hing.

>>Alles okay?<< fragte Oliver und sah sie besorgt an. >>Mir geht's gut. Ich bin nur ein wenig nervös.<< sagte sie und versuchte zu lächeln. Ihr war bewusst, wenn sie in London ankämen, wäre nichts mehr wie es einmal war. Allerdings hatte sie keine Angst davor.

>>Bin ich der einzige, der das irgendwie schräg findet, das Professor Snape Victorias Vater ist?<< fragte Fred.

>>Nein. Definitiv nicht!<< sagte George und verzog das Gesicht. >>Was soll ich denn sagen? Der Vater meiner Freundinn ist der Albtraum eines jeden Schülers!<<

>>Kommt schon! Er ist gar nicht so schlimm! Und ihr redet gerade über meinen Dad!<< >>Ändert nichts.<< Oliver schüttelte bedauernd den Kopf.

>>Nach unserem ersten Kuss, habe ich so viele Strafarbeiten und Extrahausaufgaben von Snape aufbekommen, wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Irgendwie muss er das damals mitbekommen haben... Unheimlich... Bin ich froh das ich jetzt meinen Abschluss habe!<<

Victoria warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

>>Weil ich jetzt ganz viel Zeit für meine Freundinn habe.<< fügte Oliver schnell hinzu. >>Schon besser!<< Victoria lachte und kuschelte sich an Oliver, der sie auf die Stirn küsste.

Fred und George sahen demonstrativ aus dem Fenster.

Die Zwillinge hatten sich damit abgefunden, dass Victoria und Oliver nun tatsächlich ein Paar waren. Trotzdem ließen sie keine Gelegenheit aus um Oliver zu drohen das, wenn er versuchen würde Victorias Ehre zu „besudeln", ihm vielleicht ein Unfall auf einem verhexten Besen passieren könnte oder vielleicht sein kommende Testspiel nicht so verlaufen würde wie er es sich wünschte...

>>Okay, Snape ist dein Dad, das haben wir alle verstanden. Aber wer ist eigentlich deine Mutter? Ich meine, hat irgendeiner von euch jemals gehört, dass Snape verheiratet ist?<< Hakte Fred nach. >>Meine Mom ist tot. Sie starb als ich etwa drei Jahre alt war.<<

Mehr sagte Victoria nicht dazu. Sie und ihr Vater hatten sich dazu entschlossen, dass es vielleicht besser war, geheim zu halten, dass die berühmte Lily Potter noch ein zweites Kind hatte. Nicht einmal Fred und George sollten davon erfahren, schließlich war deren jüngerer Bruder der beste Freund von Harry, Victorias Halbbruder.

Während der gesamten restlichen Fahrt spielten sie Zauberschnippschnapp oder sprachen über Quidditch. Als sie London immer näher kamen wurde Victoria allerdings wieder stiller.

>>Du hast es ja immer noch.<< sagte Oliver und deutete auf das Schnatz Armband das er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Victoria öffnete den Verschluss und ließ den kleinen Schnatz ein wenig durch das Abteil fliegen. >>Klar.<<

>>Hermine war es übrigens, die mir damals half dieses Armband zu verzaubern, falls du das nicht wusstest. Ich glaube sie fühlte sich schuldig wegen der Sache mit dem Duell.<< Victoria schnappte sich wieder den Schnatz und legte ihn sich wieder um das Handgelenk.

>>Seht mal! Wir sind gleich da.<< sagte Fred. Und tatsächlich fuhr der Zug nun wesentlich langsamer und King's Cross kam in Sicht.

Schnell sammelten sie ihre Sachen zusammen und stiegen zu viert aus dem Zug, sobald er zum stehen kam. Fred und George verabschiedeten sich als erster, sie mussten sich beeilen, denn Mrs Weasley wartete schon auf die beiden.

>>Wir schreiben dir. Versprochen. Und vielleicht schaffst du es ja im Laufe des Sommers zu uns in den Fuchsbau zu kommen, immerhin steht die Quidditchweltmeisterschaft an! Dad kriegt vielleicht für uns alle Karten.<<  >>Das wäre super!<< Sie verabschiedeten sich und schon waren die Zwilling ein der Menge verschwunden.

Victoria sah sich auf dem Bahnsteig um und hielt die Augen nach ihrem Vater offen. >>Hey, er wird schon kommen. Und guck nicht so ernst, das macht Falten.<< versuchte Oliver sie mit einem Scherz zu beruhigen, als er ihre gerunzelte Stirn sah und knuffte sie gegen die Schulter.

Und tatsächlich, durch die weißen Rauchschwaden konnte Victoria die Gestalt ihres Vaters erkennen, der sich durch die Menge auf sie zu bewegte.

>>Dad!<< Stürmisch umarmte sie ihn.>>Tut mir leid das ich mich verspätet habe.<< Erst jetzt schien Snape Oliver bemerkt zu haben, der sich diskret im Hintergrundgehalten hatte.

>>Mister Wood.<< sagte er an Oliver gewandt und kniff dabei die Augen zusammen, als würde er Oliver wünschen gleich von etwas erschlagen zu werden.

>>Professor.<< sagte Oliver mit einem höflichen Nicken, und dann an Victoria gerichtet >>Ich muss auch langsam los, meine Eltern wollen mit mir meinen Abschluss feiern. Ich schreib dir.<<

Oliver trat einen Schritt auf sie zu und wollt ihr einen Abschiedskuss geben, entschied sich aber im letzten Moment um, als er den Blick von Victorias Vater sah und umarmte sie nur. >>Bis ganz bald.<< Er wandte sich wieder Professor Snape zu und nickte zum Abschied wieder höflich. >>Professor.<<

>>Mister Wood.<<

Und damit verschwand auch Oliver in Richtung seiner Eltern.

>>Dad...<< sagte Victoria vorwurfsvoll. >>Hör auf ihn anzusehen, als würdest du ihm jeden Moment einen Fluch auf den Hals jagen!<<

Snape starrte immer noch auf Olivers Rücken, als würde er sowas tatsächlich in Erwägung ziehen. >>Ich weiß nicht, wovon du sprichst.<< Snape wandte den Blick ab und wollte schon nach ihrem Koffer greifen, als Victoria hinter sich eine zaghafte Stimme hörte.

>>Victoria?<<

Als sie sich umdrehte standen vor ihr Mr und Mrs Young. Die Youngs hatte Victoria seit den Weihnachtsferien nicht mehr gesehen.

Hilflos standen sie sich gegenüber und dann, keiner wusste wie es dazu kam, umarmten sie sich alle. >>Schätzchen, es tut mir so leid! Wir hätten dir viel früher die Wahrheit sagen sollen!<< schluchzte Mrs Young.

>>Wir wollten immer nur das Beste für dich! Egal was die Zukunft auch bringen mag, vergiss nie, wie sehr wir dich lieben! Und wenn irgendetwas sein sollte, unsere Tür steht dir immer offen!<< Megan Young wischte sich wenig damenhaft die Tränen vom Gesicht.

>>Ihr werdet immer wichtig für mich sein und das wisst ihr! Also hört auf mit dem Geheule, sonst fang ich auch noch an zu weinen!<< sagte Victoria und wischte sich dabei ebenfalls ein paar Tränen weg.

Ihr Vater hielt sich diskret im Hintergrund. Megan und Horatio Young sahen nun Severus Snape hinter Victoria stehen. Megan Young machte einen Schritt auf ihn zu und sagte dann mit Tränen in den Augen und ganz brüchiger Stimme. >>Wir waren gute Eltern und wir haben ihr ein gutes Zuhause geboten, wir - <<

>>Das bezweifle ich nicht im Geringsten. Und deswegen danke ich Ihnen umso mehr, dass ich jetzt die Möglichkeit bekomme, Victoria der Vater zu sein, der ich eigentlich schon immer für sie hätte sein sollen.<<

Megan nickte und kramte umständlich in ihrer Handtasche herum. Daraus zog sie ein, in smaragdgrünem Leder gebundenes, Album hervor. >>Das ist für Sie.<<

Etwas verwirrt nahm Snape das Album entgegen. >>Das sind Fotos von Victoria.<< Das Album war gefüllt mit verschiedenen Kinderfotos. >>Wir dachten uns, Sie würden vielleicht gerne sehen wie Victoria sich im Laufe ihres Lebens bis jetzt verändert hat...<< Megan schluckte. Victoria wusste, wie schwer das gerade ihrer Adoptivmutter gefallen sein musste.

>>Ich danke Ihnen.<< war alles was Snape sagen konnte.

Horatio machte einen Schritt auf Snape zu, der durchaus als Drohung hätte aufgefasst werden können. Drohend richtete Horatio Young seinen Zeigefinger auf Snape. >>Sie werden mein kleines Mädchen beschützen, vor allem und jedem der ihr gefährlich werden könnte! Wenn nicht, können Sie sich auf etwas gefasst machen!<< Mr Young stierte Snape an. >>Es besteht kein Grund zur Sorge. Victoria wird solange ich lebe, nie in Gefahr sein.<< Mr Young nickte offenbar beruhigt.

>>Oh wir haben übrigens noch eine Überraschung für dich!<< Mrs Young lächelte Victoria an und sah dann zu ihrem Mann der nun ebenfalls lächelte. Fragend sah Victoria die beiden an. >>Sieht so aus als ob dein Zimmer bei uns im Haus nicht lange leer bleiben wird...<<

>>Was?!<< geschockt sah sie die Youngs an. >>Nicht wie du denkst! Wir ersetzen dich nicht. Es ist nur, dass Megan...<< Horatio blickte seine Frau an die sich nunv erträumt über den Bauch strich, der sich tatsächlich ein wenig unter dem Reiseumhang wölbte. Victorias Augen wurden groß.

>>Nein!I ch dachte-<< >>Das dachten wir auch! Es grenzt an ein Wunder!<< >>Ich bekomme also tatsächlich ein Geschwisterchen?<< >>Sieht ganz danach aus.<< Lachend fiel Victoria ihren Adoptiveltern um den Hals. Als sie sich wieder von einander lösten sagte Mr Young >>Außerdem habe ich gekündigt. Megan und ich haben jetzt andere Pläne für die Zukunft.<< Bevor Victoria nachhaken konnte worin diese Pläne bestünden, sagte Megan Young.

>>Schatzt, wir müssen los. Der Termin im St. Mungos. Und du willst sicher nach Hause.<< fügte sie an Victoria gerichtet hinzu und warf einen Seitenblick auf Severus Snape. >>Deine Sachen wurden schon alle hingebracht.<< >>Danke.<<

Mr Young legte seinen Arm um seine Frau und beide gingen den Bahnsteig hinunter zu Ausgang in die Muggelwelt. Snape hatte ihren Koffer genommen.

>>Nachhause?<<

>>Nachhause.<< antwortete Victoria.

Beide schritten Seite an Seite den Bahnsteig hinunter, vorbei an Familien die ihre Kinder wieder in Empfang nahmen, vorbei an Käfigen mit Eulen, Katzen und Kröten, vorbei an den Koffern die auf den Bahnsteig abgestellt wurden. Weißer Rauch quoll noch aus der Lok des Hogwarts-Express. Zu Beginn des Schuljahrs hatte sie hier noch auf Fred und George gewartet in dem Glauben, dies würde ein vollkommen normales Schuljahr werden. Sie lächelte bei dem Gedanken daran wie sehr sie sich getäuscht hatte. Im letzten Jahr war so viel Unglaubliches passiert... Sie wurde von Dementoren angegriffen, stellte sich zwei Duellen, starb beinahe bei einem Quidditch Spiel, floh von Dover bis nach Schottland auf einem Besen, verliebte sich, lernte einen Patronus zu erschaffen, deckte eine Lebenslüge auf und fand ihren Vater.

Was für ein Jahr....

Und zu Beginn hatte sie geglaubt, das schwerste in diesem Jahr würden die ZAGs werden...

Vor der Backsteinmauer, die das Tor in die Muggelwelt darstellte, blieben beide stehen.

>>Jetzt wird alles anders, oder?<< sie sah ihren Vater an. Er streckte seine Hand nach ihr aus, sie nahm sie. >>Das ist anzunehmen. Bereit?<< Victoria nickte. Und wie sie bereit war.

Während sie immer näher auf die Mauer zu gingen, fragte Victoria ihren Vater. >>Könntest du mir dieses Ding mit der Legilimentik beibringen? Und auch das mit der Okklumentik? Ich will das auch können.<< Severus Snape lächelte bei dem Gedanken daran, dass Victoria ihm so ähnlich war. >>Warum nicht? Ich denke du bringst die richtigen Voraussetzungen dafür mit.<<

Gemeinsam durchschritten sie die Wand und betraten, mit dem eintreten in die Welt der Muggel auch ihr neues gemeinsames Leben.

Sowohl Lily, als auch Mister Olivander hatten recht behalten. Victoria hatte die Leben derer verändert, denen sie begegnete. Ganz besonders das ihres Vaters, der von sich selbst geglaubt hatte sowas wie Liebe würde es für ihn nicht mehr geben, und auch ihr eigenes.


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