43. Die Erinnerungen des Severus Snape -Teil 1
Sie fiel durch etwas das sich wie kühles Wasser anfühlte, als sie aber auf dem Boden aufschlug umfing sie sofort die Wärme eines sonnigen Sommertages. Victoria war auf einem einsamen Spielplatz hinter einer Hecke gelandet.
Neben ihr stand ein kleiner schwarzhaariger Junge mit einem viel zu großen schwarzen Mantel, der die zwei Mädchen auf den Schaukeln beobachtete. Der Junge war niemand anderes als Severus Snape im Alter von etwa zehn Jahren. >>Hallo?<< Victoria wedelte mit ihrer Hand vor seinem Gesicht auf und ab, aber er schien sie gar nicht zu sehen, geschweige denn zu hören. Vorsichtig beobachtete er die beiden Mädchen. Eines, die jüngere von beiden, mit langen fliegenden dunkelroten Haaren, die andere, ältere, mit strengem Gesicht.
>>Nicht so hoch Lily! Du weißt du sollst sowas nicht machen!<< rief die mit dem strengen Gesicht. >>Komm schon Petunia! Sei doch nicht so ein Angsthase!<< rief das rothaarige Mädchen lachend, die so aussah als hätte sie Victoria sein können, und schaukelte immer höher und höher. >>Hör auf! Ich sags sonst Mommy!<< Lily rammte ihre Füße in den Boden und kam zum stehen. Sie sprang von der Schaukel und pflückte die Knospe eines Gänseblümchens. Sie schloss die Hand darum. Als sie sie wieder öffnete, öffnete sich auch die Knospe und schwebte ein paar Zentimeter über ihrer Handfläche.
>>Guck mal, Tunia! Schau, was ich machen kann!<< rief die kleine Lily lachend. Doch Petunia schlug ihr das Gänseblümchen aus der Hand und schrie >>Hör auf damit! Du sollst sowas nicht machen! Du bist eine solche Missgeburt Lily! Eine Missgeburt!<< dann entdeckte sie Snape hinter der Hecke.
>>Du! Du bist doch dieser Spinner von den Snapes, unten in Spinner's End! Beobachtest du uns schon wieder? Komm Lily, mit so jemanden wie den geben wir uns nicht ab!<< Petunia drehte sich um und lief weg, doch Lily blieb stehen und sah Snape neugierig an, der mittlerweile hinter der Hecke hervorgekommen war.
>>Ich bin Lily.<< Sie hielt ihm ihre Hand hin und ihre leuchtend grünen Augen strahlten ihn an. Zögernd griff er danach. >>Severus.<<
Dann drehte sich Lily um und lief mit wehendem rotem Haar, ihrer Schwester hinterher. Er blickte ihr staunend hinterher. Die Szene veränderte sich. Jetzt befanden sie sich im Flur eines dunklen Hauses. Snape stand an der Tür zur Küche, die einen Spalt breit offen stand und lauschte. In der Küche stritten sich eine Frau und ein Mann, vermutlich seine Eltern. Bedrückt schlich er sich die Treppe in sein Zimmer hoch. Wieder veränderte sich das Bild. Severus Snape und Lily lagen nebeneinander im Gras an einem kleinen Fluss. >>Sie ist bloß eifersüchtig, weil sie vollkommen normal ist. Und du- du bist etwas besonderes...<< >>Das ist gemein, Sev.<< sagte Lily und dann nach kurzem zögern. >>Severus?<< Snape lächelte unwillkürlich als sie seinen Namen sagte. >>Ja?<< >>Erzähl mir noch mehr von Hogwarts! Wie ist es da so? Und von diesem Gefängnis von dem du beim letzten mal erzählt hast!<<
Auf einmal befand sich Victoria zusammen mit Lily und Snape bei der Auswahlzeremonie in Hogwarts. >>Evans, Lily<< verlas eine wesentlich jünger wirkende Professor McGonagall. >>Gryffindor!<< verkündete der Hut. Glücklich lief Lily zu dem Haustisch der Gryffindors. >>Hallo ich bin James.<< stellte sich ihr ein Junge vor. >>Ich bin Lily!<< Snape stand noch in der Reihe die noch nicht zugeteilt wurden. Enttäuscht und eifersüchtig sah er zu Lily. Erst las nur noch wenige Schüler neben ihm standen, wurde auch er endlich aufgerufen. Er setzte sich den sprechenden Hut auf. >>Slytherin!<<
Lily und Severus liefen gemeinsam durch die Gänge. Von hinten kamen James und Sirius angerannt und rempelten Snape von hinten an, sodass ihm seine Bücher aus den Händen fielen. >>Idiot.<< zischte er. >>Ach komm Sev. Er ist gar nicht so schlimm wenn man ihn erst mal kennt.<< >>Ja klar...<< schnaubte er verächtlich.
Und wieder veränderte sich die Szene... Jetzt schien es als seien Severus und Lily etwa im fünften Schuljahr. Snape saß unter einem Baum am schwarzen See und las in einem Buch, als James und Sirius plötzlich auftauchten. >>Expeliarmus<< Snapes Zauberstab flog aus seiner Hand. >>Super gemacht James!<< >>Levicorpus!<< im nächsten Moment hing Snape kopfüber in der Luft. >>Lass ihn runter Potter!<< schrie Lily. >>Lasst ihn sofort runter!<< auf einmal wirkte James nicht mehr ganz so cool. >>Nur wenn du mit mir ausgehst Evans.<< >>Nie im Leben! Und lass ihn jetzt sofort runter!<< nun hob sie ihren eigenen Zauberstab, ihre grünen Augen schienen Feuer zu sprühen. >>Na Schniefelus? Willst du wirklich, dass sie mich darum bittet? Du hast wirklich Glück das Evans hier ist, Schniefelus.<< höhnte James und ließ ihn runter. >>Ich brauch keine Hilfe von so einer dreckigen Schlammblüterin wie der!<< Alle anwesenden zogen scharf die Luft ein. Lily blinzelte ungläubig.
Wenig später...
>>Lily hör mir zu! Es tut mir leid! Ich wollte dich nicht so nennen!<< Snape stand verzweifelt Lily gegenüber die ihren Morgenmantel trug. >>Das hast du aber!<<
>>Lily! Bitte, verzeih mir! Ich wollte das nicht!<< >>Spar dir deine Worte... Ich bin nur rausgekommen, weil Mary meinte, du hast gedroht hier draußen zu schlafen, wenn ich nicht komme.<< Lily stemmte ihre Hände in die Hüften. >>Das hätte ich auch! Es tut mir leid.<< >>Vergiss es einfach!<< damit ging Lily einfach wieder und kletterte durch das Porträtloch. Am Boden zerstört blickte er ihr hinter her. In den nächsten Szenen beobachtete Victoria immer wieder wie Snape Lily beobachtete wie sie und James sich immer näher kamen. Kurz vor ihrem Abschluss standen sich beide wieder vor dem Bild der fetten Dame gegenüber.
>>Da wären wir wieder...<< murmelte Lily. >>Lily, ich bitte dich ein letztes mal um Verzeihung, für das was ich damals zu dir gesagt habe.<< >>Sev, ich bin dir schon lange nicht mehr böse. Aber du hast dich verändert. Deine Freunde... sie sind böse und du weißt das! Du bist nicht so wie die. Du bist besser, aber du gehst deren Weg mit und so lange du das tust...<< traurig sah sie ihn an. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, zögerte aber. Dann warf sie sich ohne Vorwarnung in seine Arme. >>Sev, du warst immer mein bester Freund! Du hast keine Ahnung wie sehr du mir fehlst...<< Sev, so hatte sie ihn schon lange nicht mehr genannt...
Die Szene veränderte sich erneut. Es war einige Zeit nach ihrem Abschluss in Hogwarts. Lily hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Sie war schon lange mit James Potter zusammen. Snape war allein in seinem Haus in Spinner's End als er auf ein klopfen hin die Tür öffnete.
Vor der Tür stand eine vollkommen verstörte Lily.
Lily berichtete sie habe sich von James getrennt und sie wüsste nirgends wohin, als zu ihm. Es folgten glückliche Erinnerungen wie Lily für einige Wochen bei Severus blieb und sie zusammen in Spinner's End lebten. Severus war nie so glücklich gewesen. Die Frau die er seit Kindestagen liebte war bei ihm und sie hatte ihm gesagt sie würde ihn ebenfalls lieben.
Doch er beobachtete immer öfter, dass Lily nicht so glücklich war, wie sie zeigte. Snape stand an der Küchentür und beobachtete Lily die in der Küche sich an der Spüle abstützte und still vor sich hin schluchzte. Er wusste was er tun musste, aber es brach ihm schon allein bei dem Gedanken daran das Herz. >>Lily?<< sie drehte sich ruckartig um. >>Ja?<<
>>Lily, wir sollten aufhören uns selbst etwas vorzumachen.<< traurig sah er sie an. >>Was? Sev ich versteh nicht-<< sie ergriff seine Hände. >>Lily, ich sehe doch das du nicht glücklich bist. Geh zurück zu James.<< Tränen füllten die leuchtend grünen Augen von Lily. >>Nein! Sag so was nicht! Sev, ich liebe dich!<< er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
>>Ich weiß, dass du mich liebst, aber nicht so wie du ihn liebst...<< stumm schüttelte Lily den Kopf. >>Du weißt wie viel du mir bedeutest. Aber ich kann mir nicht mit ansehen, wie du immer unglücklicher wirst. Geh zu ihm zurück. Er wird dir verziehen haben... Außerdem weißt du dass das mit uns auf Dauer eh nicht funktioniert hätte, schon allein wegen-<< er brach ab und tastete unbewusst an seinen linken Arm. >>Geh zu ihm zurück. Ich bin mir sicher das er dir verziehen hat.<< wiederholte er sich.
Eine Frau lief im strömenden Regen durch Spinner's End. Ihr Gesicht wurde von der bis tief ins Gesicht gezogenen Kapuze verdeckt. Sie presste ein kleines strampelndes Bündel an sich. Aus der Tasche ihres langen Regenmantels zog sie einen Briefumschlag, auf dem mit geschwungener Handschrift der Name Severus stand. Regentropfen vermischt mit einzelnen Tränen und tropften auf das Papier. Sie küsste den Umschlag und warf ihn dann durch den glänzenden Briefschlitz in der Tür. Das Bündel in Lilys Armen fing an zu quengeln und zu weinen. >>Schsch, es ist alles gut mein Schatz. Mommy ist da.<< Im Regen lief sie wieder den Weg zurück den sie gekommen war. Innen fiel der Briefumschlag sanft zu Boden, wo er am nächsten Morgen von Severus Snape gefunden wurde.
Liebster Sev,
du bist Vater. Kurz nachdem wir uns trennten erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Vor wenigen Tagen brachte ich eine wunderschöne kleine Tochter auf die Welt. Sie hat dieselben Augen wie du, schwarz und voller Wärme und Liebe. Ich kann sie nicht behalten, weil James sie zwar aufziehen würde wie sein eigenes Kind, aber das wissen das sie deine Tochter ist würde ihn vernichten, und weil ich nicht den Mut habe mich dieser Herausforderung zu stellen. Ich habe mich entschlossen sie wegzugeben. Nicht weil ich glaube du seist kein guter Vater, du wärst ein wundervoller Vater, sondern weil ich glaube es sei besser für unsere Tochter. Du hast einen Weg eingeschlagen von dem ich der festen Überzeugung bin, das es nicht deiner ist und ich glaube du weißt das auch, aber solange du auf diesem Weg schreitest ist es besser für sie, wenn sie bei anderen aufwächst. Ihr Name ist Victoria. Ich weiß einfach, dass bei allen Kämpfen die sie in ihrem Leben durchstehen werden muss als Siegerin hervorgehen wird. Sie ist etwas ganz besonderes und sie wird großartige Dinge in ihrem Leben vollbringen, da bin ich mir ganz sicher. Sie wird die Leben aller verändern denen sie begegnen wird. Ich bringe sie in ein Waisenhaus nach London, in der Hoffnung, dass eine wundervolle Familie sie adoptieren wird. Dumbledore half mir sehr in den letzten Monaten. Ich habe dir ein Foto von deiner Tochter in den Umschlag gesteckt, es wurde kurz nach ihrer Geburt aufgenommen. Es tut mir leid, dass ich dir das alles nicht selbst sagen kann. Du fehlst mir Severus. So sehr.
In Liebe
Lily
Snape sprang auf und disapparierte sofort nach London.
Das Bild wurde unscharf und erst wieder scharf, als Snape in einem dunklen Flur mit mehreren Türen stand. Victoria erkannte sofort den Flur. Sie hatte ihn in einer ihrer Albträume gesehen.
Im Waisenhaus betrat er einen langen dunklen Raum in dem sich ein Baby Bett nach dem anderen reihte. Alle waren leer, bis auf das letzte ganz hinten am Fenster. In dem Bettchen lag ein kleines Baby das quengelte und mit den Füßchen strampelte. Es hatte eine dunkelrotes Haarbüschel auf dem Kopf und große runde schwarze Augen. Als das Baby Snape erblickte, als er sich über das Bettchen beugte, hörte es auf zu quengeln und begann zu lachen.
Vorsichtig hob er es aus dem Bettchen und nahm es auf den Arm. Baby Victoria griff sofort nach seinem Zeigefinger und hielt ihn fest umklammert. Als er versuchte sich von ihrem Griff zu befreien, begann sie zu weinen. Verunsichert hielt er das Baby auf dem Arm und wog es hin und her.
>>Schh. Nicht weinen. Ich hab keine Ahnung was ich machen soll.<< sagte er im Singsang, ein verzweifelter Versuch das Baby zu beruhigen. Dicke Tränen kullerten über die Wangen des Babys. >>Nicht weinen.<< Vorsichtig strich er ihr über die Wange. >>Ist doch alles gut. Kein Grund zum weinen. Victoria. So heißt du doch? Du meine Güte! Ich mach mich ja lächerlich! Als ob du antworten könntest!<< tatsächlich hörte Baby Victoria auf zu weinen und er legte sie wieder zurück ins Bettchen.
Die Tür wurde aufgestoßen und eine ältere Spindeldürre Frau mit wirren grauen Haaren durch das sich noch ein paar wenige schlammbraune Haarsträhnen zogen, trat ein >>Was- was tun Sie da? Was wollen Sie da mit dem Baby?! Sie dürfen hier nicht rein!<< Doch Snape hatte schon seinen Zauberstab gezückt.
>>Confundus!<< Die Leiterin bekam einen verträumten Ausdruck.
>>Wann wurde dieses Baby hier her gebracht?<< fragte er. >>Gestern Abend. Oh, wie hat die arme Frau geweint...<< säuselte sie. >>Hab sie gefragt, warum sie das Kind abgeben will wenn sie es so liebt... Ach jaa... Hat das Baby hier abgegeben mit einem Brief und einer kleinen Schachtel.<< >>Wo sind diese Sachen?<< >>In meinem Büro. Ich soll sie dem Kind geben wenn es älter ist...<< säuselte die Frau weiter.
Er durchwühlte den Schreibtisch der Leiterin des Waisenhauses nach den Sachen, schnell wurde er fündig. In der Schmuckschatulle lag das goldene Medaillon das er Lily zu ihrem ersten Geburtstag schenkte, dass sie in Hogwarts feierte. Der Brief war an Victoria adressiert. Ohne nach zudenken, steckte er beide Sachen in die Taschen seines Umhangs. Mit wallendem schwarzem Umhang verließ er das Waisenhaus im Schutz der Dunkelheit wieder.
Lily hatte recht. Es war besser wenn Victoria bei anderen aufwuchs. Er wusste nichts mit einem schreienden Baby anzufangen und den Brief sollte Victoria auch nicht bekommen.
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