One

Einige Monate später...

Mein Kopf lehnt gegen die kühle Scheibe und meine Augen verfolgen die vielen Regentropfen, welche in einer Geschwindigkeit auf die Erde platschen, die man mit bloßem Auge gar nicht sehen kann.

Ich liebe es den Regen zu beobachten.

Seufzend musste ich daran denken, dass ich ihn früher gehasst habe. Eigentlich habe ich es nur gehasst nass zu werden, da ich dazu neige mich schnell zu erkälten.

Doch wenn man vom warmen inneren hinaus schaut ist er einfach nur wunderschön. Trotz das die Sonne nicht scheint schillern die Tropfen beim genaueren Hinsehen wie der Regenbogen. Mein Herz scheint sich nach längerem zuhören des gleichmäßigen Trommelns, dem Rhythmus des Regens anzupassen. Und nach dem Regen glitzern alle Pfützen und Tropfen in der zurückkehrenden Sonne.

Jedes Mal verfliegen dabei all meine Gedanken und schenken mir eine wunderbare Stille.

Auch jetzt sind all meine Sorgen über die bevorstehende Ankunft vergessen und ich beobachte die Landschaft die in einem rasendem Tempo an mir vorbeizieht. Zurzeit sind noch keine Häuser weit und breit zu sehen. Doch in der nächsten Stunde sollten immer mehr am Straßenrand auftauchen, da wir nur noch drei Stunden von Zuhause entfernt sind.

Zuhause. Lange war ich schon nicht mehr dort.

Ob meine Eltern wohl in meinem Zimmer gewesen waren oder ist jetzt alles mit Staub bedeckt? Von Emi weiß ich, dass sie es nicht war. Meine kleine Schwester meinte, dass es ihr jedes Mal Tränen in die Augen getrieben hätte, als sie mein Zimmer zu betreten versuchte hatte.

Ach meine kleine süße Emi. Wie sehr ich dich doch auch vermisst habe. Lächelnd drehe ich meinen Kopf leicht nach links, um zu meiner Schwester zu schauen. Sie hat genau wie ich ihren Kopf gegen die Scheibe gelehnt und scheint zu schlafen.

Als sie mir vor einigen Stunden lachend und freudetränen weinend in meine Arme gesprungen ist, war sie überglücklich, dass ich wahrscheinlich das erste Mal seit Monaten wieder richtig gelacht habe.

Die erste Hälfte unserer Fahrt erzählte sie mir, was ich alles verpasst hätte. Sie erzählte mir von ihrem dritten Jahr an der Mittelschule, mit einem tränenreichen Abschied von ihren Freunden die alle irgendeine andere Oberschule besuchen, als sie, und von ihrem ersten Schuljahr an der Karasuno Oberschule, die gleiche die ich auch besucht habe und jetzt wieder besuchen würde. Erzählte von ihren neuen Freunden, den Schwierigkeiten mit einigen Schulfächern, bei den sie gerne meine Hilfe gehabt hätte, und von Lehren die sie nicht mochte, was zu einer Diskussion über ein paar Lehren führte.

Am meisten interessierte es mich jedoch, dass sie wohl ein paar Mal mit Mitschülern von mir geredet hätte, welche schon mal bei uns zu besuch waren, da diese gefragt hätten wie es mir gehen würde, wobei mir aufgefallen ist, dass Emi wohl auf einen meiner alten Teamkammeraden steht, Daichi Sawamura, doch ob ich dies gut heiße, weiß ich noch nicht.

Daichi ist jetzt Kapitän der Volleyball Mannschaft, mit Koshi als Vizekapitän. Leider soll Asahi nach einem Spiel am Ende des letzten Jahres, bei dem das andere Team wohl all seine Angriffe abblocken konnte, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten habe, zusammen mit dem Libero Yu Nishinoya, welcher in der gleichen Klasse wie Emi und einem weiterem Spieler, Ryunosuke Tanaka, welcher ein Außenangreifer ist, ist, vom Club ausgetreten sein.

Vielleicht würde ich es schaffen ihn zurück zu gewinnen, wenn ich wieder mitmache, doch leider bin ich mir nicht sicher. Emi meinte es seihen vier gute Neulinge Anfang des Jahres, welcher erst vor zwei Wochen war, dazu gekommen und ich habe leider immer noch Angst davor, es könne dasselbe nochmal passieren. Das wieder ein anderer Spieler falsch aufkommt und ich auf seinem Fuß lande oder noch schlimmer, dass ich falsch lande und wegen mir einem anderen etwas passiert. Das könnte ich mir niemals verzeihen.

Verzweifelt fahre ich mit meiner Hand durch meine schulterlangen roten Haare. „Alles in Ordnung Schatz?" Meine Mutter auf dem Beifahrersitz schaut mich besorgt an. „Ja, alles gut." Ich versuche sie anzulächeln und schaue dann wieder aus dem Fenster.

Es regnete nicht mehr ganz so dolle, doch konnte man immer noch das gleichmäßige Trommeln der Tropfen auf dem Autodach vernehmen. Langsam schließe ich meine Augen, um meinen Gedanken im Traum zu endfliehen.

Das Schütteln an meiner Schulter weckt mich aus meinem Traum von Haselnuss braunen Augen. Schnell schüttel ich meinen Kopf um dieses Bild loszuwerden. Denk nicht an ihn Ikuya.

Schwerfällig öffne ich meine Augen und bemerke aus dem Augenwinkel wie meine Schwester ihre Tür öffnet und rausstürmt. „Wir sind da", klärt mich meine Mutter auf, bevor auch sie ausstieg. Immer noch müde mache ich es meiner Familie nach und strecke mich erst einmal, bevor ich meinem Vater meinen Rucksack aus dem Kofferraum abnehme.

Träge laufe ich auf die Haustür zu und atme erleichtert auf, als ich bemerke, dass es noch fast so aussieht wie damals.
Die hellbraune Buchenholz Tür mit unserem Familiennamen "Itui" eingeschnitzt.
Die Wände des Eingangsbereiches sind immer noch weiß, links hängt noch der Spiegel, rechts daneben die Hacken für die Jacken und gegenüber an der Wand stehen die Schuhschränke. Auf letzteres gehe ich zu und tausche meine Schuhe mit den Hausschuhen.

Am Ende des Eingangsbereiches folge ich meiner Familie durch die Shoji links, hinein in den Wohn- und Essbereich. Links von mir befinden sich ein Ecksofa mit einem Fernseher an der gegenüberliegenden Fensterfront, welche sich über die gesamte Breite der Wand zog, einen guten Blick auf den Garten zeigt und einer Tür auf Höhe des Esstisches. Rechts von mir befinden sich der Esstisch mit seinen bunten Sitzkissen drumherum und dahinter die Küche, welche einen modernen Stil besitzt. Rechts, noch vor der Küche, an der Wand befinden sich die Shoji zum Zimmer meiner Eltern mit angrenzendem Badezimmer und rechts daneben die Treppe ins zweite Erdgeschoss, wo sich die Zimmer von Emi und mir befinden.

Während ich mich umsah, haben Emi und Mama bereits Besteck, Brot und Aufstrich aufgetischt. Ich setzte mich zusammen mit Dad, welcher meinen Koffer schon nach oben gebracht hat, zu ihnen an den niedrigen Tisch. Es fühlt sich echt gut an wieder mit ihnen zu essen, obwohl es sich komisch anfühlt, dass ich beim essen auf einen Kissen sitze, anstatt auf einen Stuhl.

Das Essen verbringen wir schweigend, wobei mir nicht entgeht, dass die drei mich wohl ausfragen möchten, wie ich mich fühle, ab morgen in meine alte Schule zurückzukehren, was sie wahrscheinlich bleiben ließen, da ich ziemlich müde aussehen muss.

Als wir fertig waren, wünschten wir uns noch eine gute Nacht und Emi und ich verschwanden nach oben. Im Flur umarmte sie mich überraschend noch einmal, flüsterte mir ,,Gute Nacht onīchan", zu und ging dann in ihr Zimmer.

Gemeinsam mit meinem Koffer, der im Flur steht, betrete ich das Zimmer und stelle fest, dass alles genauso aussah wie damals, sogar ohne Staub überall. Ich zog mir mein Schlafzeug an und legte mich in meinen Futon. Mit einem Lächeln und dem Gedanken endlich wieder zuhause zu sein, trifte ich ins Reich der Träume ab.

Und träume wahrscheinlich wieder von Haselnuss braunen Augen, welche ich mit Glück schon morgen seit über einem Jahr endlich wieder sehen kann.

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