Wir kommen hier raus
Die restliche Nacht versuchten wir die größeren Feuer zu löschen. Für die meisten waren vermutlich die Kerzen verantwortlich, die in den Hütten aufgestellt waren, ein paar Jungs wollten aber auch die Griewer mit Fackeln vertreiben und scheiterten offensichtlich.
Ein Großteil der Hängematten viel ebenfalls den Flammen und Griewern zum Opfer, weshalb sich viele zum Schlafen einfach auf den Boden legten. Ich schlief neben Minho, der mich meinen Kopf auf seinen Oberkörper legen ließ, sodass zumindest ich eine Art Kissen hatte.
Gally hat die meisten der übrig geblieben Lichter davon überzeugen können, dass Thomas, Teresa und auch ich der Grund waren, warum das alles passierte.
Thomas und Teresa sperrte er ins Loch, Minho konnte ihn davon überzeugen mich nicht zu ihnen zu stecken.
Gally hatte sich von heute auf morgen selbst zum Anführer ernannt und spielte nun nach seinen eigenen Regeln, selbst Newt, der anstelle von Alby rechtmäßig das Sagen hätte, konnte den Sturkopf nicht von seinen Ideen abbringen.
Die Nacht war kurz, ich schlief nur gefühlte zwei Stunden.
Im Tageslicht war der Schaden, der angerichtet worden war, nun besser zu erkennen. Fast wie ein Karomuster waren abwechselnd schwarze und grüne Flecken auf dem Boden verteilt. Der Wald, fiel mir erst jetzt auf, ist zum Glück verschont geblieben, dieses Feuer hätte verheerende Folgen gehabt.
Während Chuck, Newt und Minho zum Loch zu Thomas und Teresa gingen, half ich Frypan beim Retten der Lebensmittel, da selbst die Küche nicht ohne Schaden davon gekommen war. So ziemlich alles was in Dosen und Flaschen gelagert war, war verschont worden, doch das meiste Obst und Gemüse war nicht mehr zu retten.
"Weißt du schon was Gally vorhat?", fragte Frypan vorsichtig während er mir ein paar Dosen in die Hand drückte, die ich nach draußen trug.
"Nein, was?", wollte ich wissen.
"Ich weiß nicht, ob du das von mir erfahren solltest...", meinte er.
"Sag schon, Frypan, jetzt will ich's wissen", drängte ich ihn.
"Na, schön - Angeblich will er Thomas und euch zwei Mädchen verbannen", sagte Frypan.
"Er will was?!", fragte ich aufgebracht.
"Naja, irgendwie hat er schon recht damit", sagte er verlegen. "Ich meine, nichts gegen dich, aber ganz unschuldig seid ihr ja nicht an der Sache..."
"Du glaubst ihm also den Scheiß, den er rumerzählt, ja?", sagte ich vorwurfsvoll. "Wir haben genauso wenig Ahnung wie ihr was hier passiert, ich zumindest."
"Mann, ich weiß auch nicht auf wessen Seite ich mich stellen soll, okay? Es ist nur so: Gally hat 'nen Plan und ihr -"
"Oh, wir haben auch einen Plan, wirst schon sehen. Wir kommen hier raus" Mit diesen Worten wollte ich endgültig die Küche verlassen, drehte mich aber nochmal um. "Weißt du, Frypan, ich hab dich irgendwie immer schon leiden können, und du mich auch, oder? Und Thomas, Newt, Minho, die alle? Und jetzt willst du dich Gally anschließen? Vielleicht überlegst du es dir nochmal"
Draußen stieg mir sofort ein verbrannter und verkohlter Geruch in die Nase, die meisten der herumliegenden Körper waren in den Wald getragen worden, wo die verstorbenen Jungs begraben wurden.
Bei dem Tor, das normalerweise alleine offen stand, wurden gerade zwei hohe Holzpfeiler aufgestellt.
Verwirrt ging ich auf die Stelle zu und beobachtete wie Seile etwa in zwei Metern Höhe um die Pfeiler gewickelt wurden. Was sollte das werden?
Gally, der ebenfalls bei der Aktion anwesend war, musste mich wohl näher kommen gehört haben, jedenfalls drehte er sich plötzlich zu mir um. Ich war fast am Ort des Geschehens angekommen, doch die Mischung aus Abscheu und Wut, die in seinem Blick lag, sagte mir, dass ich besser nicht näher kommen sollte.
"Holt die anderen beiden", befahl Gally den Jungs, die die Pfeiler aufgebaut hatten, während er mich weiter mit seinem Blick fixierte.
"Jetzt schon?", fragte einer.
"Ja, jetzt", sagte Gally.
Die Lichter gingen auf das Loch zu, in dem Thomas und Teresa immer noch saßen, Newt und die anderen hatten sich wieder entfernt.
"Was wird das, Gally?", fragte ich, doch er gab mir keine Antwort und drehte sich wieder weg.
Wenige Minuten später wurden Thomas und Teresa zum Tor gebracht, Thomas schleiften zwei Jungs eher achtlos über den Boden, vermutlich war er noch nicht aufgewacht. Ihm wurde nach dem Griewerstich sofort die Spritze verabreicht, weshalb er die Verwandlung nicht durchmachen musste. An was er sich wohl erinnerte...
Unsanft ließen sie ihn vor den Holzpfeilern fallen, man merkte, dass die, die sich Gally angeschlossen hatten auch davon überzeugt waren, dass wir die Bösen waren.
"Gally, jetzt sei doch vernünftig", versuchte Teresa ihn umzustimmen. "Wir haben selbst keine Ahnung warum das alles geschieht, hör uns doch mal zu"
"Ihr habt Alby gehört, er hat selbst gesagt, ihr seid von denen, ist es nicht so?", behauptete Gally.
"Wir wissen es selbst nicht, Gally! Möglerweise wurden wir von den Schöpfern geschickt um euch zu sagen, dass ihr hier raus müsst, oder es ist alles verloren!", sagte Teresa.
"Ja, dann wird unser Zuhause wegen euch zerstört!", rief er wütend. "Und du gehörst auch dazu" Ich stand fast neben Gally, weshalb er schneller als ich reagieren konnte nach meinem Arm griff und mich zu ihm hinzog. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch Gally war mindestens doppelt so stark wie ich.
"Die Lichtung ist kein Zuhause, Gally, versteh das doch! Und die Griewer werden nicht ruhen, ehe jeder von euch tot ist! Glaubst du eine Verbannung kann da helfen?", rief Teresa.
"Es ist keine Verbannung", meinte Gally. "Es ist mehr eine Opfergabe"
Wie auf Kommando begann einer der Jungs Teresa, die sich selbstverständlich wehrte, mit dem vorhin angebrachten Seil am Pfeiler festzubinden.
"Gally, was soll das?!", sagte ich und versuchte weiter meinen Arm zu befreien. "Teresa hat recht, wir müssen hier weg"
"Die Griewer kommen immer wieder, sie nehmen alles auseinander, bis ihre Mission erfüllt ist!", rief Teresa.
"Haltet einfach mal die Klappe! Ich will nichts mehr hören!", rief Gally. "Los, ihn auch" Er deutete auf Thomas, der bis zu diesem Zeitpunkt noch fast reglos auf dem Boden lag. Zwei Jungs bückten sich nach ihm, doch plötzlich sprang Thomas auf und die zwei sprangen erschrocken zur Seite.
Von allen Richtungen kamen die restlichen Jungs dazu, Newt und Chuck jeweils mit Waffen. Sie befreiten Teresa und warfen die Waffen bestimmten Jungs zu.
"Lass sie los", sagte jemand hinter mir und Gally. Ich drehte mich um und sah Minho, der ein Messer an Gallys Schulter hielt, die Klinge Richtung Hals zeigend, und ihn auffordernd ansah. Demonstrativ ließ Gally meinen Arm los, Minho drückte mir ebenfalls ein Messer in die Hand.
Wir stellten uns zu Thomas und den anderen vor den Eingang zum Labyrinth. An die zwanzig Leute hatten sich auf unsere Seite geschlagen.
"Wir kommen hier raus, Gally. Es gibt noch Hoffnung.", sagte Thomas. Ein paar weitere Lichter gingen zu uns und Gally sah ihnen nach.
Er musterte uns und überlegte lange was er sagen oder tun sollte. Schließlich gab er sich geschlagen.
"Viel Glück da draußen", sagte er.
"Kommst du nicht mit uns?", fragte Thomas.
Gally schüttelte kaum merklich den Kopf und drehte sich weg.
"Na gut...", meinte Thomas. "Kommt, Leute" Und angeführt von ihm liefen wir ins Labyrinth.
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