Ich hatte in dieser Nacht Monster gesehen.
Nein, es waren Menschen. Von irgendeiner Seuche oder sonst was befallene und bereits halb tote Menschen.
Sie schrieen, baten um Hilfe, um Erlösung, dass wir sie umbringen sollten.
Die Cranks, so wie sie sich selbst nannten, waren aber zum Glück nur vor den Fenstern in unserem Schlafraum gewesen, und konnten nicht zu uns hineindringen, doch leider war dies kein Traum gewesen.
Gleich nachdem ich und die Jungs aufgewacht waren, wurden wir von den Cranks überrascht.
Sie sahen übel aus, sowohl die Männer als auch die Frauen der uns bedrohenden Gruppe, hatten sich büschelweise die Haare ausgerissen und jeder Körper war mit Narben, Schnitten und anderen Verletzungen übersät.
Es war, als hätten sich diese Bilder in mein Gedächtnis eingebrannt. In der halben Stunde, die seit dem Vorfall vergangen war, versuchte ich die Gestalten aus meinem Kopf zu verbannen und mich auf das Aktuelle zu konzentrieren.
Wir saßen auf in einem Halbkreis aufgestellte Betten in dem Raum, in dem eigentlich Teresa hätte untergebracht sein müssen, doch stattdessen trafen wir hier einen weiteren Jungen an, von Teresa keine Spur.
Der Junge hieß Aris und war ebenfalls am Tag zuvor aus einem Labyrinth geflohen. Es gab ein zweites, in dem keine Jungen, sondern Mädchen gelebt hatten, und eben Aris.
Fast so, als hätten die Schöpfer Aris und Teresa vertauscht und den falschen Gruppen zugeteilt.
"Hey", sagte einer Lichter, der hinter Aris an der Wand saß. "Was hast du denn da hinten am Hals? Irgendwas schwarzes steht da"
Der ganze Raum schaute zu Aris, welcher sich sofort nervös an den Hals fasste und vergeblich versuchte zu sehen, was da geschrieben stand.
Ich konnte vorerst nichts erkennen, doch als Aris sich beinahe verrenkte und sich zur Seite drehte, sah ich direkt unter seinem Kragen einen schwarzen Fleck mit mehreren Lücken.
"Lass mal sehen", bot Newt an und ging zu ihm rüber, Thomas und Minho folgten ihm.
"Was ist da, verdammt?!", fragte Aris verzweifelt.
Ich war genauso neugierig und beobachtete die ratlos aussehenden Jungen.
"Da steht...", erklärte Newt, "Eigentum von ANGST, Gruppe B, Proband B1, Der Partner"
Der Text ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen.
Eigentum von ANGST? Denen waren wir doch gerade entkommen, oder nicht?
Newt und Thomas hatten sich wieder gesetzt, während Minho immer noch das Tattoo anstarrte.
"Und warum wirst du 'Der Partner' genannt?", fragte er.
Aris schüttelte den Kopf. "Ich schwöre, ich hab keine Ahnung! Das war gestern Abend noch nicht da, glaubt mir. Ich war duschen und im Spiegel hätte ich es bestimmt gesehen und im Labyrinth wäre es auch jemandem aufgefallen", beschwichtigte er.
"Du willst mir also erzählen, du wärst mitten in der Nacht tätowiert worden und hättest davon nichts mitgekriegt?", fragte Minho. "Verarsch mich nicht, Frischling."
"Mann, ich schwöre, das war gestern noch nicht da", sagte Aris, woraufhin er aufsprang und ins Bad lief, wahrscheinlich, um seinen Nacken mit eigenen Augen sehen zu können.
Minho ging zurück auf seinen Platz, der zufällig genau neben mir war, und in dem Moment fiel mir wieder etwas ein.
Wie kann er nur so dumm sein und glauben, dass ich mich nicht in ihn verliebt hatte? Naja, gut möglich, dass man nach drei Jahren unter Jungs auf der Lichtung die eindeutigen Anzeichen vielleicht nicht so schnell erkannte, aber trotzdem...
Ich sah zu ihm. Ich sah nur seinen Hinterkopf, da er sich gerade zu Thomas gedreht hatte, doch da fiel mir etwas an seinem Nacken auf.
Sein T-Shirt war etwas verrutscht, als er sich gesetzt hatte, und darunter konnte ich einen Teil eines schwarzen Fleckes sehen.
"Ähm - Minho?", sagte ich und er drehte sich zu mir.
"Was ist?", fragte er.
"Du - du hast da auch was im Nacken stehen", sagte ich und zeigte zur Andeutung auf meinen Hals.
"Wie meinst du das?", fragte Minho und tastete an seinem Hals herum.
Ich rutschte zu ihm rüber und zog sein Oberteil am Kragen ein Stück nach unten. Ich las den tätowierten Text erst leise für mich und schluckte.
"Jetzt sag schon, Lisa, was steht da?!", drängte Minho und ich merkte, dass er zitterte.
"Eigentum von ANGST, Gruppe A, Proband A7, Der Anführer", las ich mit etwas zitternder Stimme vor.
"Nicht dein Ernst, oder?", sagte Minho panisch, sprang auf und lief ebenfalls ins Bad.
Plötzlich herrschte im ganzen Zimmer Unruhe. Jeder wollte vom jeweils anderen wissen, mit welchem Text er versehen wurde. Alle standen auf und drängten wild umher, um beim erst besten nachzusehen.
Auch bei mir wurde das ein oder andere Mal am T-Shirt gezogen.
Die meisten der Lichter hatten keine speziellen Namen bekommen, nur eine eigene Ziffer.
Nachdem ich Thomas' eindeutig beunruhigende Tätowierung gelesen hatte, fiel mir auf, dass ich meine eigene noch gar nicht kannte.
"Hey, Newt", sagte ich, da dieser gerade neben mir stand. "Sag mir meins"
Ich legte meine Haare auf eine Seite, damit er freie Sicht auf meinen Hals hatte.
"Bei dir steht", begann Newt und zog an meinem Oberteil. "Eigentum von ANGST, Gruppe A, Proband A3, Die Freundin"
"Die Freundin?", fragte ich verwirrt. "Was soll das wieder bedeuten?"
"Keine Ahnung", meinte Newt und zuckte mit den Schultern.
Ich ging aus der Menge und setzte mich in einer Ecke auf den Boden.
Langsam und vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingern meinen Hals entlang, als wäre dieser empfindlich oder verletzt. Ich fuhr bis zu meinem Nacken und von dort ein Stück nach unten, wo sich scheinbar die Schrift befand, in der Hoffnung einen Beweis für das Tattoo zu fühlen.
War es etwa die ganze Zeit von diesen ANGST-Leuten vorgesehen, dass ich mich mit den Jungs näher anfreunde und mich sogar in einen von ihnen verliebte? Wenn ja, dann hat das anscheinend perfekt geklappt...
Ich brauchte etwas Abstand. Das aufgeregte umherlaufen und reden der Jungs machte mich mit einem Mal irgendwie nervös.
Ich stand auf und schlich unbemerkt aus Aris' Zimmer. Ich durchquerte den Raum, in dem wir zu Abend gegessen hatten, der unsere Zimmer verband, und trat in unseren Schlafraum ein. Als ich die Tür schloss, war es zuerst stockdunkel. Nervös tastete ich an der Wand entlang nach dem Lichtschalter, ich wollte nicht zu lange im Dunkeln alleine sein, für mich galt von nun an alles und jeder als unberechenbar.
Ich hatte den Schalter gefunden und drehte das Licht an. Erst jetzt fiel mir ein, dass der Raum gar nicht so dunkel hätte sein dürfen, da es ja mitten am Tag war.
Verwundert drehte ich mich zu den Fenstern, die komischerweise kein Licht spendeten, und traute meinen Augen kaum.
Die Fenster waren komplett zugemauert. Fein säuberlich und ordentlich zugemauert.
"Ähm... - Jungs...?!", rief ich verwundert, wandte mich von den Fenstern ab und ging zurück zu ihnen.

--------------------------------------

Nur so zur Info finde ich das Bild da oben einfach nur geil😍 Ich weiß auch nicht warum, aber ich finde die Sache mit den Tattoos irgendwie richtig cool😅😍

Zu meinem ausgedachten:
Ich weiß, dass "A3" zwar im Buch vorkommt, aber derjenige wird nicht namentlich genannt, und im Internet hab ich auch nichts gefunden.
Also falls es jemand besser weiß, bitte sagt es mir, denn es würde mich auch interessieren, wem ich die Nummer geklaut hab😅

LG LiMaLu