Bettgeflüster

Sorry, dass dieses Kapitel länger ist als üblich, aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten😅
Das ist mein persönliches Lieblingskapitel bisher, auch einfach, weil ich die Idee dafür schon bereits am Anfang hatte.
Mich würde interessieren, was ihr davon haltet, also sagt mir ruhig eure Meinung.
Viel Spaß beim Lesen!

LG LiMaLu
________________________

Ich war trotz des Helikopterlärms schnell eingeschlafen, da ich einfach erschöpft war von dem vielen Rennen, dem Kämpfen und einfach, weil sich so viel verändert hat.
Wo würden wir jetzt hinkommen? Wie würde es dort weitergehen?
Nach mehreren Stunden Schlaf wurde ich plötzlich durch eine Bewegung meines Kopfpolsters geweckt.
"Lisa, aufwachen. Wir sind gelandet", hörte ich Minho sagen. Ich öffnete langsam die Augen und es stellte sich heraus, dass das, worauf ich meinen Kopf gelegt hatte, Minhos Schulter gewesen war.
"Sorry", sagte ich, hob meinen Kopf und lächelte verlegen.
"Macht nichts", antwortete Minho und machte kreisförmige Bewegungen mit der Schulter um sie wieder zu entspannen.
Wir stiegen ebenso wie die anderen aus dem Helikopter und fanden uns auf einem Parkplatz wieder. Die Sonne war bereits untergegangen, wir waren tatsächlich den ganzen Nachmittag unterwegs gewesen. Neben dem Parkplatz befand sich ein großes, unscheinbares Gebäude, durch dessen Eingangstür die Lichter ins Innere getrieben wurden. Wir gingen eine Treppe hinauf, die zu einem großen Schlafsaal führte. An einer Seite waren Betten aufgereiht, eine zweite Tür führte in ein Bad, erklärte man uns. Der Raum war bunt und hell, die Wände gelb, die Vorhänge an den Fenstern grün. Es fühlte sich an, wie eine Explosion, nach den langweiligen grau, grün und braun Tönen auf der Lichtung. Zum ersten Mal, soweit es meine Erinnerungen zuließen, würde ich in einem richtigen Bett schlafen und mich richtig waschen können, es schien wie ein Traum.
Die Leute in den dunklen Uniformen wurden von einer Gruppe Betreuerinnen abgelöst, die uns durch eine dritte Tür in einen weiteren Raum brachten, in dem eine Tischreihe stand. Wir setzten uns und es wurde Abendessen serviert. Warmes, gutes, frisches Essen, nicht so etwas teilweise ungenießbares, wie Frypan es immer gekocht hatte.
Es war wie im Himmel, jeder genoß in Ruhe das Gefühl von ein bisschen Sicherheit.
Nach dem Essen wurde ich von einer der Betreuerinnen zur Seite geholt.
"Teresa meint, dass sie gerne in einem eigenen Zimmer schlafen möchte, ohne den Jungs.", erklärte sie mir. "Möchtest du auch in ein Einzelzimmer?"
"Ähm...", sagte ich um meine Antwort noch etwas hinauszögern zu können. Ich drehte mich zu den Jungs um. Entspannt und zufrieden, mit vollgeschlagenen Bäuchen, saßen sie da. Mal zur Abwechslung nicht zwischen den stinkenden Jugendlichen zu schlafen, wäre eigentlich ganz gut, aber ich hatte mich schon irgendwie daran gewöhnt und, ehrlich gesagt, trau ich dem Laden und auch den Betreuerinnen nicht so ganz, nach all dem was uns über unsere Situation erzählt wurde.
"Nein, ich würde lieber bei den Jungs bleiben", sagte ich.
"Gut, wie du meinst", sagte die Frau und lächelte.
"Ihr schlaft in dem Raum, durch den ihr gekommen seid", fügte sie hinzu und ging wieder.
In dem Moment machte sich seit längerem mein Arm wieder bemerkbar, an dem ich die Schnittwunde hatte. Ein stechender Schmerz ging davon aus und zum ersten Mal betrachtete ich die Verletzung genauer. Es war ein länglicher Schnitt, der sich über den halben rechten Unterarm zog. Der Rest meines Unterarms war großteils mit Blut verschmiert und dieses bereits etwas verkrustet.
Ich ging schnell in den Schlafsaal zurück in das Bad, das sich dort befand und wusch die Wunde sauber. Das kühle Wasser wirkte angenehm und machte den Schmerz etwas erträglicher. Ich spülte weiter, während ich hoch in den Spiegel sah und mein Gesicht erstmals richtig sehen konnte. Als erstes fiel mir der Schmutz in den Haaren und auf der Haut auf. Mehrere hellbraune Flecken bedeckten mein dunkelbraunes Haar. Ich freute mich schon die ganze Zeit auf eine Dusche, doch jetzt umso mehr.
"Tut's weh?", fragte plötzlich jemand und ich erschrak. In der Tür gelehnt stand Thomas, der mich neugierig ansah.
"Nein, nicht mehr so", antwortete ich. "Wie geht's dir?", fragte ich vorsichtig.
"Geht so. Ich bin nur froh, dass jetzt alles vorbei ist.", sagte er.
"Ja, ich auch.", sagte ich, stellte das Wasser ab und nahm ein Handtuch, um meinen Arm zu trocknen.
"Das mit dem Griewerstich war übrigens extrem mutig von dir. Und auch extrem wahnsinnig", meinte ich.
"Möglich", sagte Thomas und lächelte ein klein wenig.
"Kannst du dich jetzt eigentlich noch an etwas erinnern? Von früher?", wollte ich wissen.
"Naja, es ist alles schon wieder sehr verschwommen, aber ein paar Sachen weiß ich noch.", meinte Thomas und wirkte etwas nervös. "Es ist wahr, dass Teresa und ich früher für ANGST gearbeitet hatten. Wir halfen beim Labyrinthbau und haben die Jungs beobachtet."
"Kannst du dich auch an mich erinnern?", fragte ich neugierig.
Er zögerte kurz bevor er etwas sagte.
"Ja, kann ich", sagte Thomas schließlich. Er ging einen Schritt in das Bad hinein und sah mich an. Sein Blick spiegelte sowohl positive, als auch negative Gefühle wieder, was mich verwirrte.
"Was ist?", fragte ich.
"Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll", sagte er, schüttelte den Kopf und sah wieder weg.
"Spuck's aus. Sag schon", drängte ich.
Er sah mich wieder an. "Lisa, du und ich...", begann Thomas. "Wir beide sind Geschwister"
"Was?", antwortete ich ungläubig. Obwohl mich nun eigentlich nichts mehr schockieren dürfte, nach allem was wir erlebt hatten, konnte ich dies fast nicht glauben.
"Ja, erinnere mich, ich schwöre", beschwichtigte Thomas und nickte. Er schien froh darüber, das endlich los zu sein. "Und nicht nur das", fügte er hinzu. "Wir sind Zwillinge"
"Du willst mich verarschen oder?", erwiderte ich.
"Nein, Lisa, es ist wahr. Ich weiß sogar, wer von uns zwei älter ist", versuchte Thomas mich zu überzeugen.
"Und wer?"
"Du", lachte er.
"Oh, Mann...", seufzte ich und lehnte mich gegen das Waschbecken.
Ich habe einen Bruder. Von jetzt auf gleich. Obwohl ich mich persönlich nicht daran erinnern kann, ob ich jemals einen hatte oder nicht, Thomas' Worte klangen wirklich überzeugend und sie weckten plötzlich sehr starke Gefühle in mir. Fast so als wäre ich soeben erneut in der Box aufgewacht, alles in meinem Kopf war wie weggeschwemmt, bis auf diese Information, an die ich mich mit aller Kraft klammerte.
"Auf einmal ergibt es Sinn, dass wir uns ähnlich sehen, oder?", sagte Thomas.
"Ja...", antwortete ich leicht lächelnd und sah ihn an.
Ich konnte nicht anders, ich kam auf ihn zu und nahm ihn in die Arme, Thomas erwiderte die Umarmung.
"Warum hast du mir das nicht früher erzählt?", fragte ich.
"Es war einfach nicht genug Zeit um zu reden", antwortete Thomas.
Wir gingen wieder auseinander und sahen uns an.
"Ich schau wieder zu den Jungs, okay?", meinte er nach ein paar Sekunden Stille.
"Ja, ich komm dann auch wieder raus", sagte ich.
Solange ich das Badezimmer für mich allein hatte ging ich duschen, fast eine halbe Stunde lang. Als ich danach in unser Schlafzimmer ging, sah ich auf jedem frische Kleidung und auf manchen Verbandszeug oder Medikamente liegen.
Schnell beeilte ich mich nach dem Bett zu suchen, auf dem für mich bestimmte weiblichere Kleidung lag, da ich nur mit einem Handtuch bekleidet umher ging, und hoffte, dass keiner der Jungs jetzt den Raum betrat.
Ich verschanzte mich wieder ins Bad, wo ich mich umzog. Es war eine bequeme, aber fest gepolsterte Hose und ein rotes T-Shirt, das wie frisch aus der Wäsche roch, ein angenehmer Geruch.
Ich ging zurück in den Schlafraum, in dem ein paar der Lichter bereits ihre Betten inspizierten und nun auch ins Bad gingen, um ebenfalls zu duschen. Ich ging zu meinem Bett, das das Letzte in der Reihe Stockbetten war. Ich besetzte das Untere, wer über mir lag war mir relativ egal.
Neben der Kleidung lag auch Verbandszeug auf meinem Bett. Ich setzte mich und begann meinen Arm zu verarzten. Es war wieder ruhig im Raum, da die Jungs scheinbar alle im Bad waren. Das Rauschen des Wassers hörte sich durch die Wand wie ein weit entfernter Wasserfall an.
Plötzlich ging die Tür zum Bad auf und wieder zu, neugierig schaute ich auf, um zu sehen wer gekommen war.
Bei der Tür stand Minho, der nur ein Handtuch, das er sich unten rum umgewickelt hatte, trug. Mit einem zweiten Handtuch rubbelte er sich die Haare trocken.
Er nahm die Hände und das Handtuch vom Kopf und ging zu den Betten.
Ich konnte mich nicht zurückhalten und grinste. Erstens, weil seine Haare in alle Richtungen standen und, zweitens, weil ich mir Minhos Oberkörper genauso muskulös vorgestellt hatte, wie er wirklich war.
Er bemerkte mich und sah zu mir, während er nach einem T-Shirt, das auf einem oberen Bett, drei von mir entfernt, lag.
"Ist was?", fragte Minho und lächelte schief.
"Nein, nein. Alles bestens", antwortete ich schnell und hielt mein Grinsen zurück.
"Hast du dich verletzt?", fragte Minho und deutete auf meinen Arm.
"Ja, ein Griewer hat mich erwischt. Ist aber nicht so schlimm", meinte ich.
"Okay", sagte er.
Minho zog sich das schwarze T-Shirt über, schnappte sich die Hose, die ebenfalls auf seinem Bett lag, und ging zurück ins Badezimmer.

Eine halbe Stunde später lagen alle Lichter erleichtert und froh in ihren Betten. Über mir lag Frypan und ich hoffte nur, dass sein Bett nicht einbrach, da er ja doch ein paar Kilo mehr als die anderen wog.
Ich drehte mich zur Wand hin und stellte mich schlafend, da ich noch die Gespräche der letzten Jungs, die noch wach waren, mithören wollte.
"Was glaubt ihr ist mit den restlichen auf der Lichtung passiert?", fragte Minho flüsternd.
"Keine Ahnung", antwortete Thomas ebenfalls leise. "Vermutlich kümmern sich die Griewer um sie. Ich möchte jedenfalls nicht in ihrer Haut stecken."
Eine kurze Pause entstand. Diese Aussage war hart, aber vermutlich wahr.
"Glaubt ihr, wir sind hier sicher? Ob wir denen vertrauen können?", hörte ich Winston sagen.
"Ich glaube ja. Wir müssen denen vertrauen, was sollen wir sonst machen, wenn wir uns hier nicht auskennen...?", antwortete wieder Thomas.
Wieder herrschte eine kurze Stille, nach der sich Newt als erstes meldete: "Hey, Teresa ist doch in 'nem anderen Raum, oder? Warum ist Lisa dann hier?"
"Keine Ahnung.", meinte Thomas. "Ist sie noch wach?"
Newts Stimme wahr etwas lauter als die der anderen gewesen, da er neben, oder besser gesagt vor mir, lag. Er war es, der sich jetzt umdrehte und vermutlich aufsetzte, um mich sehen zu können. Ich versuchte mich zu entspannen und hielt die Augen geschlossen.
"Nein, sie schläft", meinte Newt und legte sich wieder hin.
"Ich weiß nicht, ich kann sie irgendwie gut leiden", fügte er hinzu.
"Ich auch", sagte Winston. "Und geht das nur mir so, oder sehen sie und Thomas sich ähnlich?"
"Ja, find ich auch", sagten Newt und Minho gemeinsam.
"Nein, das stimmt, Leute", sagte Thomas. "Durch den Griewer kann ich mich wieder daran erinnern. Lisa und ich sind Zwillinge."
"Zwillinge?", flüsterten die drei überrascht im Chor.
"Ja, ich war auch relativ überwältigt", sagte Thomas.
"Weiß sie das schon?", fragte Minho.
"Natürlich, hab's ihr nach dem Essen erzählt. Sie hat auch ähnlich reagiert", sagte Thomas.
"Was ist eigentlich mit dir, Minho? Wie gut kannst du denn Lisa leiden, hä?", sprach Newt absichtlich an und lachte etwas dabei.
"Jaa, sie ist ganz okay...", antwortete Minho und versuchte den Scham, der in seiner Stimme mitschwang, mit Lässigkeit zu überspielen.
Ich musste wieder grinsen und hoffte, dass Newt mich nicht dabei ertappte.
"Ganz okay?! Was ist los mit dir, du Strunk?!", entgegnete Newt. "Glaubst du etwa wir hätten das nicht bemerkt, wie ihr dauernd zusammen sitzt und euch anstarrt wie zwei -"
"Ist ja gut, Newt, hör auch damit!", ermahnte ihn Minho.
"Oder gleich am zweiten Tag als sie hier war, was hast du da nochmal gesagt? Dass du sie -", wollte Thomas erzählen.
"Sei ruhig, ich hab gesagt, dass du das für dich behalten sollst!", zischte Minho beinahe wütend.
"Jetzt gib's doch einfach zu, Minho", sagte Newt. "Komm schon"
"Ja, okay, aber lasst mich dann in Ruhe", meinte Minho.
Er holte kurz tief Luft, bevor er sprach.
"Ja, ich hab mich in Lisa verliebt. Ich weiß nur nicht, ob sie dasselbe fühlt."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top