Goodbye

"Nicht so schnell."

Olivias Herz setzte aus. Er hatte sie erkannt. Er würde sie wieder in das grauenhafte Dachbodenzimmer einsperren, und nie wieder herauslassen!!!

Sie schloss die Augen und atmete lautlos ein.

Moriarty erhob erneut das Wort: "Wie ich sehe kommen Sie gerade von der Toilette. Haben Sie dort möglicherweise eine junge Frau mit bodenlangem Kleid und hellbraunem Haar gesehen?"

Olivia öffnete ihre Augen wieder und atmete geschockt aber sehr erleichtert aus.

Oh mein Gott.... Schnell hatte sie sich wieder gefasst und ließ sich nichts anmerken, indem sie ein gleichgültiges Gesicht aufsetzte und mit verstellter Stimme antwortete: "Ich bin mir nicht sicher ob wir dieselbe Person meinen, aber auf jeden Fall hat sich eine Frau neben mir die Hände gewaschen, die genau auf Ihre Beschreibung passt."

Jim nickte, blickte noch einmal auf seine Uhr und wandte sich zum Gehen. Glück gehabt, er hatte sie nicht erkannt, ihre Tarnung war perfekt! Das kriminelle Genie hatte sie tatsächlich nicht durchschaut!!!

Als Olivia durch den Ausgang des Rathauses trat, war es bereits Nacht und ein leichter Regen fiel auf sie herab. Sie stand ein wenig verloren da und fragte sich ernsthaft, wohin sie jetzt gehen sollte. Während ihrer einmonatigen Gefangenschaft unter Moriaty hatte sie nie darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn sie wieder frei war. Sie hatte einfach nicht geglaubt, dass ihr eine Flucht gelingen würde. Doch hier stand sie: Wieder Herr über sich selbst und erneut mit der Hoffnung, die sie beinahe verloren hatte.

Sie spürte, wie die ganze Schminke und die Farbe von dem Regen aus ihren Haaren gewaschen wurde und auf ihr teures rotes Kleid tropfte. Einer der schwarzen Tropfen fiel direkt auf den Stoff über ihrem Herzen und sie fragte sich auf einmal, ob sie lachen oder weinen sollte.

Alles sollte perfekt sein, sie war frei! Aber es war viel geschehen, auch zwischen ihr und Jim. Seit ein par Tagen spürte sie eine seltsame Verbindung, welche sie an Moriarty band. Und nach dem Tanz und anschließenden Kuss war alles noch eigenartiger geworden, auch wenn er sie theoretisch gefangen gehalten hatte, so empfand sie doch etwas ungewohntes für ihn.... War das Liebe? Falls ja, dann war sie wirklich nur ein menschliches Defekt, obwohl sie sich so gut anfühlte und so richtig.

Erschrocken schreckte Olivia aus ihren seltsamen Gedanken hoch und blickte sich um. Wahrscheinlich hatte Jim drinnen in diesem Moment bemerkt, dass seine 'Lieblingsangestellte' entkommen war. Hastig lief Olivia auf ihren unpraktischen Absatzschuhen in die nächste Seitenstraße, tastete sich in der vollkommenen Dunkelheit vorwärts, bis sie endlich wieder das Licht einer Straßenlaterne über sich entdeckte. Ihr kamen nur ein par Betrunkene entgegen und ein lachendes Paar, dessen Anblick sie schmerzhaft an Jim erinnerte. Trotzdem eilte sie weiter und spürte neben dem Regen auch eine einzelne kalte Träne auf ihrem Gesicht. Wäre sie noch länger bei Jim geblieben, wäre sie wohl vollständig zu einem 'normalen' Menschen mit Gefühlen und dem restlichen Mist geworden.

Sie blickte vom Boden auf und fand sich mitten auf einer Hauptstraße wieder. Ihre Pupillen weiteten sich, als ein greller Autoscheinwerfer sie traf: Ein Wagen raste nur noch ca. fünf Meter entfernt mit 60 km/h  auf sie zu. Verdammt!!! Vier Meter entfernt. Ihre Füße wollten sich nicht mehr bewegen!!! Drei Meter...

Kurz bevor der Wagen Olivia rammte, warf sich plötzlich jemand vor sie. Man hörte das scharfe Quietschen der Autobremsen und das Fluchen des Fahrers. Ein Schrei, vielleicht ihr eigener.

Er hielt zwar an, aber die Person vor Olivia traf sein Wagen trotzdem.

Sie wurde zu Boden geschleudert und der Unbekannte, der ihr Leben gerettet hatte, fiel auf sie und bedeckte sie unter sich. Olivia versuchte sich verzweifelt zu befreien und erkannte schließlich das Gesicht der Person.

Erschrocken zog sie die Luft ein.

Bitte! NEIN!!! War er für sie gestorben?!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top