Alles ohne Garantie


Auf ihrem Weg nach Hause lächelte Olivia in sich hinein: Sie hatte es geschafft! Ein Vertrag mit der britischen Regierung und es war leichter als gedacht gewesen, außerdem könnte sie für manche besonders interessanten Informationen sogar Geld fordern. Auch wenn sie genug Kontaktperson oder Jobangebote hatte, die sie in finanzieller Hinsicht unterstützen könnten, so zog sie es doch vor, unterhaltsame - oder noch besser - gar keine Arbeit zu erledigen, Mycroft Holmes war eindeutig der Schlüssel dazu.

Als sie in ihre Straße einbog, merkte sie augenblicklich, dass etwas nicht stimmte. Als sie vor dem Haus mit ihrer Wohnung im Erdgeschoss ankam, bestätigte sich Olivias Verdacht. In dem Garten davor hatte man ein großes Schild in den Boden gerammt, das ihre Wohnung zum Verkauf anbot! Mit vor Wut bebenden und behandschuhten Fingern riss sie einen Zettel von dem Holzschild, der mit Klebeband angebracht worden war. Sie tobte innerlich als sie den Namen des Absenders las.

"Ich bin möglicherweise nicht so gut wie Sie im Beschlagnahmen von Daten und Hacken von Computern, aber Ihren Mietvertrag konnte ich trotzdem kündigen.

SH"

Olivia stöhnte laut auf und hätte am liebsten das Verkaufsschild als Waffe benutzt, um damit Sherlocks erbärmliche Wohnung zu Kleinholz zu verarbeiten. Sie hielt den Atem an und bekam sich schnell wieder unter Kontrolle, jedoch nicht minder wütend. Es wäre für Olivia zwar nicht besonders schwer, einen neuen Unterschlupf zu finden, aber bei dieser Sache ging es ums Prinzip! Sie beschloss dem Consulting Detective einen nicht gerade angenehmen Besuch abzustatten.

Als sie den Vorgarten durch ein kleines hölzernes Tor verließ, hörte sie plötzlich ein Knistern unter ihren Füßen. Erstaunt bemerkte sie den Zettel, vermutlich aus altmodischem Papyrus, auf dem so etwa wie Hieroglyphen aufgezeichnet waren, die sie beim besten Willen nicht entschlüsseln konnte, da sie sich nie mit ägyptischen Schriftzeichen auseinander gesetzt hatte. Fast wollte sie den Zettel zurück aufs Gras werfen, doch als sie ihn umdrehte, fand sie ein mit schwarzer Tinte gezeichnetes M vor, eindeutig die Schrift eines Mannes, jedoch nicht die, die sie auf Sherlocks Zettel gefunden hatte. Ihr wurde plötzlich kalt.

M oriarty!

Natürlich hatte er ihre Wohnung ausfindig gemacht und natürlich lies er die Sache mit ihrer Flucht aus dem Schwimmbad nicht auf sich beruhen. Olivia verstaute alarmiert die beiden Zettel - Moriartys und Sherlocks - in ihrer Umhängetasche und machte sich zu Fuß auf den Weg in die Bakerstreet.


Als sie außer Atem ihren Kopf gegen die goldenen Metallsymbole lehnte, die die Adresse 221B zeigten, hörte sie hinter der Tür bereits Johns aufgebrachte Stimme, kurz darauf folgte Sherlocks. Da kamen die beiden Mitbewohner auch schon durch die schwarz lackierte Tür und hielten irritiert an, als dahinter Olivia Skielos zum Vorschein kam.

Daraufhin folgte eine kurze hitzige Diskussion zwischen Sherlock und ihr, die vordergründig das Thema 'Wohnung' beinhaltete, doch sie wurde von John Watson unterbrochen, der nun das Wort erhob, um Klarheit zu schaffen.

"Ich habe keine Ahnung, was für kindische Streitereien zwischen euch vorgefallen sind, aber wir haben eindeutig ein größeres Problem!!!" Auch Sherlock fasste sich wieder und seine Augenbrauen wanderten nach oben, als er sich an ihr eigentliches Problem erinnerte, währenddessen klärte John Olivia unbeirrt auf: "Miss. Hudson ist entführt worden und ein Hinweis wurde hinterlassen, auf dem ein schwarzes M prangte. Wir vermuten es steht für Moriarty! Wir müssen dieses kranke Rätsel irgendwie lösen, um Miss. Hudson zu retten, fürchte ich..." Er seufzte und rieb sich die Schläfen, aber Olivia kramte das Papyrus hervor, auf dem dieselbe Initiale hinterlassen wurde.

"Vielleicht gehören Euer und mein 'Hinweis' irgendwie zusammen und führen uns zu eurer geliebten Hudson..." Sherlock nickte und holte aus der Wohnung seinen Hinweis, bei welchem es sich um ein ägyptisches Geschichtsbuch für Kinder handelte. Auf der ersten Seite das schwarze M, daneben die Bedeutung des Todes für die Hochkultur der Ägypter. Sherlock kam eine entscheidende Idee und er rief:


"Höchstwahrscheinlich erwartet Moriarty von uns, dass wir mit Hilfe dieses einfachen Kinderbuches die Hieroglyphen auf Ihrem Papyrus, Olivia, entschlüsseln...." Er zögere. "Eigentlich unmöglich aber vielleicht können wir es gemeinsam schaffen, ein par Ihrer Daten könnten hilfreich sein..... Und natürlich auch Sie, John.", fügte er hinzu, als er die genervte Miene seines Mitbewohners musterte. Es gefiel Sherlock nicht mit Skielos zusammen zu arbeiten, aber für Miss. Hudson musste er im Zweifelsfall Grenzen überschreiten.


Zweieinhalb Stunden später hatten sie zu zweit, also Sherlock und Olivia, wenn man Johns nicht wirklich hilfreichen Beiträge außen vor ließ, geschafft, wofür Forscher Jahre gebraucht hätten und hasteten fast benommen von der ganzen geistigen Anstrengung die Treppen hinunter und hielten ein Taxi an, das praktischer Weise oft die Bakerstreet durchquerte.

Fast schon wie Freunde quetschten sie sich zu Dritt auf den Rücksitz des Wagens und starrten zufrieden auf den Zettel, auf dem sie nach und nach die Übersetzung der Hieroglyphen notiert hatten. Letztendlich war ein Wort übrig geblieben: Everlandstreet 39. Der Ort, an dem sich hoffentlich Miss. Hudson befand.

Während der 26 minütigen Fahrt in die Everlandstreet befand sich nur ein Gedanke in Olivias Kopf:

Die Vereinbarung mit Mycroft, welche ihr Sicherheit versprochen hatte, war in die Brüche gegangen. Ebenso ihr Mietvertrag. Das einzige, was Olivia heute neben den ägyptischen Schriftzeichen gelernt hatte, war, dass es im Leben keine Garantien gab...



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