Kapitel 9: Schweigen - und wie man es wieder bricht
Mitte in der Nacht schreckt Eden auf. Jemand ist in ihr Zimmer gekommen. Seit ihrer Begegnung mit Davie, ist sie auf der Hut. Sie greift nach dem Messer unter ihrem Kissen. Schritte nähern sich. Eden sieht kurz über die Schulter. Es ist Negan. Er ist zurück. Sechs Tage war er unterwegs. Eden ist zugegebenermaßen erleichtert. Sie ist in den letzten Tagen schon ein wenig paranoid geworden, ist ständig in der Nacht hochgeschreckt, hat einen Flur immer dreimal kontrolliert, bevor sie ihn entlang geht. Jetzt ist er zurück. Sie lässt sich beruhigt auf ihr Kissen zurück sinken.
Sie hört, wie Negan sich auszieht. Scheinbar hat er nicht vor, ihr nur kurz Bescheid zu geben, dass er zurück ist. Will er jetzt Sex? Oder hat sie da auch noch ein wenig Mitspracherecht? Er schlüpft neben ihr unter die Decke. Sie spürt, dass er sie ansieht. Er legt seine Hand auf ihre Schulter und küsst sie sanft auf den Hinterkopf. Die übliche Geruchswolke umgibt ihn: Schweiß, Whiskey, Dreck, Aftershave. Aber da ist noch etwas anderes...Eisen? Blut? Eden dreht sich zu ihm um. Er sieht furchtbar aus. Er hat dunkle Ringe unter den Augen, seine Haut wirkt fahl, Schatten liegen auf seinem Gesicht. Er sieht aus, als wäre er um zehn Jahre gealtert. "Geht es dir gut?", fragt sie leise. "Nein.", entgegnet er schlicht. Sein Gesichtsausdruck ist höchstgradig beunruhigend. Es ist eine Mischung aus Resignation, Schmerz und Wut. "Bist du verletzt?", fragt sie.
"Nein."
"Du riechst nach Blut."
"Ist nich' meins."
"Wirst du mir sagen, was passiert ist?"
"Ich denke, nicht. Nein."
"Sind die Probleme beseitigt?"
"Vorerst."
Eden gibt auf. Er will nicht mit ihr reden, zumindest nicht darüber. Sie mustert ihn schweigend.
"Ich hab dich vermisst.", sagt er plötzlich und legt seine Hand an ihre Wange, "Und du mich auch, nicht wahr? Auch wenn du das niemals zugeben würdest..."
Eden rutscht ein Stück an ihn heran. Er riecht wirklich furchtbar, aber das stört sie gerade nicht wirklich. Irgendwie hat sie das Bedürfnis ihn aufzumuntern.
"Würde es dir besser gehen, wenn ich es zugebe?", fragt sie.
"Hmhm...", entgegnet er.
"Ich..." Verdammt! Es fällt ihr wirklich schwer, dass auszusprechen. "Ich hab dich auch ein bisschen vermisst."
Statt zu anworten küsst er sie. Seine Hand wandert ihren Rücken hinab, zerrt ihren Slip beiseite. Dann dringt er auch schon in sie ein. Eden stöhnt überrascht auf.
Als der Morgen dämmert, schläft er immer noch tief und fest. Er sieht bei Tageslicht noch schlimmer aus. Er braucht jetzt wirklich Schlaf. Eden schlüpft aus dem Bett und zieht sich leise an. Negan murmelt etwas. "Was?", fragt Eden und dreht sich zu ihm um. Er scheint noch zu schlafen, wirft sich unruhig auf die Seite. Eden geht zu ihm und legt ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Es scheint zu wirken, seine Atmung wird wieder langsamer. Eden will gerade aufstehen, als er plötzlich die Augen aufreißt. "Es tut mir leid, Lucille.", flüstert er tonlos. Und schläft wieder ein.
Wie jeden Tag hilft Eden Dr. Carson. Heute ist sie jedoch mit den Gedanken woanders. "Eden, was ist denn heute los?", schreit Carson entnervt, als ihr das dritte Mal eine Spritze auf den Boden fällt. Eden murmelt eine Entschuldigung und hebt die Spritze auf. "Was ist los?", fragt er nochmals und lehnt sich mit verschränkten Armen gegen die Pritsche.
"Negan.", sagt Eden nach einer Weile, "Vielleicht könntest du mal nach ihm sehen..." Carson sieht sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ist er verletzt?", fragt er dann. "Äh...nein. Zumindest nicht körperlich."
Carson zieht scharf die Luft ein. Er geht zur Tür des Behandlungszimmers und schließt diese. "Wie meinst du das? Dreht er durch?"
"Nein...also, ich weiß nicht. Er war so...anders. So abgeschlagen. Er hat im Schlaf von seiner verstorbenen Frau geredet."
Carson mustert sie eine Weile.
"Wenn ich jeden hier behandeln wollte, der sich so verhält, würde ich nie schlafen.", sagt er dann langsam, "Negan ist auch nur ein Mensch. Er wird schon wieder...Und selbst wenn ich ihm helfen wöllte, würde er das sowieso nicht zulassen. Mach dir keine Sorgen. Behalte ihn aber trotzdem im Auge- nur für den Fall."
Eden nickt. Er hat ja recht. Warum macht sie sich überhaupt Sorgen?
"Dr. Carson? Was würde passieren, wenn Negan mal verliert? Wenn er verletzt wird oder stirbt?"
Carson mustert sie wieder prüfend. Die Falten auf seinem Gesicht wirken noch eine Spur tiefer.
"Dann gnade uns Gott.", sagt er nur und begibt sich wieder an die Arbeit.
Als Eden am Abend in ihr Zimmer zurückkehrt, liegt Negan noch immer in ihrem Bett. Er spielt nachdenklich mit seinem Baseballschläger. "Sag mir jetzt, was mit dir los ist.", fordert Eden und verschränkt die Arme vor der Brust. Er schaut auf. Zuerst sieht er verwirrt aus, er scheint sich zu fragen, was sie hier will. Dann wird sein Blick leer.
"Was soll denn sein?", fragt er unwirsch.
"Naja. Du liegst schon den ganzen Tag hier rum...Hast du überhaupt schon was gegessen?"
"Bist du jetzt meine Mutter, oder was?"
"Ich mach' mir Sorgen.", gesteht Eden und setzt sich neben ihm auf das Bett.
Er legt den Baseballschläger neben sich, um sich über den Bart zu fahren.
"Das ist aber nicht deine Aufgabe! Deine Aufgabe ist es, mit mir zu vögeln, wenn ich Lust drauf habe."
Eden presst genervt die Lippen aufeinander.
"Okay.", sagt sie dann gedehnt, "Dann eben nicht. Willst du nicht auch mal wieder deine anderen Frauen besuchen?"
"Die langweilen mich."
"Na, dann wär's doch mal Zeit für ein neues Betthäschen, meinst du nicht auch?", fragt Eden bissig.
Er zuckt die Schultern. "Vielleicht."
Eden rollt demonstrativ mit den Augen. Sie steht auf und zieht sich um. Negan spielt derweil wieder mit seinem Baseballschläger.
"Ich möchte, dass du jetzt gehst.", sagt sie schließlich.
Für einen Moment zögert er, dann steht er ohne ein Widerwort auf. Er schlurft durch ihr Zimmer, zur Tür.
"Negan...", beginnt Eden. Er dreht sich noch einmal zu ihr um. Sein Blick ist immer noch leer, die Schatten auf seinem Gesicht sind dunkel. Eden weiß nicht, was sie sagen soll.
"Was auch immer passiert sein mag...es tut mir leid.", sagt sie dann.
"Mir auch.", entgegnet er tonlos und verlässt ihr Zimmer.
Am nächsten Morgen klopft es rüde an ihrer Tür. Eden ist sofort wach. "An die Arbeit!", brüllt Negan von draußen. Eden starrt fassungslos Richtung Tür. Was soll das denn jetzt bitte? Und welche Arbeit? Es ist noch nicht einmal wirklich hell! Kurz darauf kommt Amber mit dem Frühstück. "Weißt du, was ich jetzt tun soll?" Amber schüttelt nur den Kopf. Negan ist wieder auf den Beinen und hat herausragend schlechte Laune. Er schreit die ganze Zeit rum, droht jedem, auch bei den kleinsten Nichtigkeiten, ihm den Kopf einzuschlagen. Endlich erfährt Eden, welche Arbeit auf sie wartet: Er hat beschlossen nach Hilltop zu fahren.
Diesmal fährt sie in Negans Truck mit, was nicht besonders angenehm ist. Sie hat bisher nicht gewusst, dass man das Wort "Fuck" gefühlte dreißigmal in einem einzigen Satz einbauen kann. Und die Chance auf den Ehemann-des-Jahres-Award hat Negan scheinbar auch verspielt, denn er beleidigt sie am laufenden Band. Dämliche Mistkuh ist dabei noch eine der liebevollen Bezeichnungen. Der Truck steht noch nicht einmal richtig, da springt Eden schon raus. Keine Sekunde länger hätte sie es darin ausgehalten. Es wundert sie, dass sie nicht schon längst an die Decke gegangen ist. Sie sieht sorgenvoll auf den Zaun der Hilltopgemeinschaft und betet innerlich, dass Negan nicht komplett ausrastet. Dies würde in einem Blutbad enden.
Die Hilltops haben scheinbar ihre Lektion gelernt. Emsig schaffen sie Kisten voller Lebensmittel und anderer Sachen herbei. Keiner sagt etwas, keiner beschwert sich, keiner gibt Widerworte. Dies hält Negan natürlich nicht davon ab, permanent herumzumotzen und Leute zu beschimpfen. Und mittlerweile werfen sich nicht nur die Hilltops ängstliche Blicke zu, sondern auch die Saviors. Jeder wartet nur auf den Augenblick, in dem das Fass überläuft.
Der Moment kommt kurz bevor alles verladen ist. Eine ältere Frau, vielleicht um die 60, schleppt mühevoll eine Kiste heran. Darin sind Gläser mit eingekochten Obst und Gemüse. Einer der Saviors nimmt der Frau die Kiste ab und...Rums! Sie landet auf dem Boden, die Gläser zerspringen. Für einige Sekunden herrscht Totenstille. Alle starren auf die Kiste, dann zu Negan. Er dreht natürlich durch. Er brüllt und beleidigt und tobt. Mit langen Schritten kommt er auf die Frau zu. "Auf die Knie!", befiehlt er. Die Frau sinkt mit erhoben Kopf nieder. Sie sieht sich nach einem jüngeren Mann um, vielleicht ihr Sohn, und lächelt ihm zu. Dann sieht sie Negan fest in die Augen. Ihr Sohn versucht zu ihr zu laufen, aber er wird von seinen eigenen Leuten zurückgehalten. Diese Frau sieht mutig, ohne eine Spur von Angst, ihrem sinnlosen Tod entgegen. Dies würde Negan unter normalen Umständen wertschätzen. Unter normalen Umständen würde er jetzt lachen und einen blöden Spruch bringen. Unter normalen Umständen wäre er nicht im Begriff, einer alten Frau den Schädel für ein paar zerbrochene Gläser einzuschlagen. Die Hilltops schauen zu Negan, ihre Blicke spiegeln Ohnmacht, Verzweiflung, Angst und Hass wieder. Selbst einige Saviors treten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Andere grinsen dagegen süffisant, sie freuen sich förmlich auf die Hinrichtung. Negan sieht auf die Frau herab. Keiner rührt sich, keiner wagt es, auch nur zu atmen. Alle scheinen die Luft anzuhalten. Ohne ein weiteres Wort holt er mit dem Baseballschläger aus...Nein! Eden kann sich das nicht mit ansehen. Das ist dämlich und willkürlich und...nicht Negan. Sie schiebt sich zwischen Negan und die Frau, stellt sich schützend vor sie. Der Schläger prasselt nur wenige Millimeter an ihr vorbei ins Leere. Erneut ist es totenstill. Negan starrt sie fassungslos an. Er bebt vor Wut. Jeden Moment scheint er zu explodieren. Eden dreht sich zu der Frau um und hilft ihr auf die Füße. "Geh.", sagt sie, "Geht alle. Wir haben für heute alles." Die Leute verschwinden so schnell sie nur können. Die Saviors wissen gar nicht, was sie tun sollen. Ihre Blicke irren verwirrt zwischen Eden, Negan und den Hilltops hin und her. Negan hat noch immer nichts gesagt. Er steht nur da, starrt Eden voller Hass an und umgreift den Baseballschläger, als wolle er ihn zerquetschen. Vielleicht stellt er sich ja vor, er sei Eden. "Es gibt Regeln, die für uns alle gelten und die wir brauchen, um zu überleben.", sagt sie leise, an niemanden bestimmten gerichtet. Dann macht sie auf dem Absatz kehrt und tritt den Heimweg an. Zu Fuß. Die Saviors schauen ihr verdutzt hinterher.
Vor dem Tor warten gleich mehrere Beißer auf sie. Sie sehen bereits ganz schön verrottet aus. Eden packt ohne lange zu warten den ersten. Dann den zweiten. Den dritten. Den vierten. Unter diese Toten, mit ihrem Messer in der Hand, tötend und kämpfend fühlt sie sich lebendiger denn je. Es ist wie ein Befreiungsschlag. Den fünften. Sie ist kein bisschen außer Atem. Ihre Sinne sind geschärft, ihr Körper angespannt wie eine Feder. Den sechsten. Es ist wie ein Rausch. Der Rausch des Kampfes. Den siebten.
Plötzlich sind keine Beißer mehr da. Eden sieht sich suchend um. Dann zuckt sie die Schultern und macht sich pfeifend auf den Weg.
Ihr Pfeifen lockt die Beißer an wie Fliegen. Sie ist so sehr damit beschäftigt, Beißer zu töten, dass sie den Truck gar nicht richtig bemerkt. Er hält neben ihr, die Tür fliegt auf, jemand erschießt die Beißer, die noch um sie herum sind. Eden sieht hoch zum Truck, unschlüssig ob sie einfach einsteigen soll. "Steig schon ein, Mädel.", ruft der Fahrer. Als sie einsteigt, steckt Negan gerade seine Waffe weg. Er würdigt sie keines Blickes. Er verschränkt die Arme und sieht nach vorne. Eden lässt sich neben ihm auf den Sitz fallen und zieht die Tür zu. Sofort setzt sich der Truck wieder in Bewegung. Das Schweigen während der Fahrt ist eisig.
Das Schweigen bleibt. Es zieht wie ein dunkler, giftiger Nebel durchs Sanctuary. Negan ignoriert sie komplett. Er spricht nicht mit ihr, geht ihr aus dem Weg, verbringt nur Zeit mit seinen anderen Frauen. Es ist so still in den Räumen, auf den Gängen. Wenn Eden sich zu Dr. Carson begibt, verstummen die Gespräche. Stattdessen verfolgen sie die Blicke. Ihr kommt es vor, als würden alle auf ihren Tod warten, als wäre jedes Wort, dass mit ihr gesprochen wird, verlorene Lebensmüh. Nur Dr. Carson ist wie immer, aber der hat ja noch nie viel gesagt. Das Gute an der ganzen Sache ist, dass Eden weiterhin tun kann, was sie will. Sie verbringt den ganzen Tag mit Dr. Carson und isst abends mit ihren Freunden. Aber auch die sehen Eden stets mit einer Mischung aus Sorge und Angst an. Sie haben von der Sache gehört. Dass Eden sich gegen Negan gestellt hat. Vor seinen Leuten. Und vor den Hilltops. Und dass keiner versteht, warum er sie dafür nicht bestraft. "Warum hast du das getan? Du weißt doch, was er tut. Wie er ist.", sagt Reena schließlich beim Abendessen. "Nein.", entgegnet Eden, "Das ist nicht was er tut. Er bestraft die Leute, wenn sie gegen die Regeln verstoßen. Oder wenn sie ihren Platz nicht kennen. Aber er tötet nicht sinnlos." Die anderen sehen sich stirnrunzelnd an. "Meinst du? Ich denke, er hat Spaß daran. Es bereitet ihm Freude, Menschen zu verstümmeln, zu töten, zu quälen.", sagt Tina angewidert. Eden stochert lustlos mit ihrer Gabel in ihrem Essen herum. "Ja, schon. Er ist ein Sadist. Aber..." "Verteidigst du ihn gerade, Eden?", fragt Sherry mit hochgezogenen Augenbrauen. Eden schaut in die Runde. Der Blick auf den Gesichtern ihrer Freunde ist ein und derselbe: Verständnislosigkeit. Sie kommt sich vor, wie in einem Verhör. Als müsste sie sich rechtfertigen... "Nein. Ich verteidige nicht seine Vorgehensweise. Aber ich glaube, dass er...naja..." Was soll sie ihnen sagen? Wie soll sie es erklären? Ihre Freunde müssen jeden Tag Knochenarbeit verrichten, um etwas zu essen zu bekommen. Sie werden von den Saviors gedemütigt und wie Dreck behandelt. Ihr Leben ist langweilig, anstrengend und voller Entbehrungen. Soll sie, die jetzt selbst eine privilegierte Position inne hat, ihnen jetzt ernsthaft Negans Motive erklären? Wie hätte sie selbst vor einem Monat auf einen solchen Spruch reagiert? Und zudem ist sie ja selbst nicht wirklich überzeugt davon. Sie weiß gerade selbst nicht, wovon sie überzeugt ist. Und wie, verdammt noch einmal, soll sie ihnen erklären, dass sie nicht dazwischen gegangen ist, weil sie etwas gegen das Töten an sich hat, sondern weil es ein Fehler gewesen wäre. Weil es gegen Negans Überzeugungen verstoßen hätte. Weil es bei den Hilltops möglicherweise den Kampfgeist geweckt hätte. Wenn sie darüber nachdenkt, kommt ihr das ja selbst sehr fragwürdig vor.
"Lasst sie doch.", springt Dylan ihr bei und erlöst sie, "Sie ist mit diesem Typen verheiratet! Was soll sie denn machen?" Eden schaut dankbar zu Dylan. Er lächelt ihr aufmunternd zu. "Naja, dass du dich vor allen gegen ihn stellst, war dann aber nicht dein klügster Schachzug. Auch wenn ich's nachvollziehen kann.", stellt Reena fest. Eden nickt. Sherry zuckt die Schultern. "Er hat dir ja bisher noch nichts getan. Dann wird er dir auch nichts mehr tun. Hoffe ich!"
Wenn man Ignoranz als nichts bezeichnen kann, dann hat sie recht, denkt Eden bitter. Und wundert sich im nächsten Moment, warum sie das so stört.
Sie beschließt ihn zur Rede zu stellen. Sie hat nicht vor, sich zu entschuldigen. Es war das einzig richtige. Aber er soll mit diesem Theater aufhören. Dann soll er sich von ihr lossagen und sie wieder zu den Nummern schicken. Aber dies... Sie klopft an seine Zimmertür. Scheinbar sind mehrere Personen im Raum, denn Stimmen dringen nach draußen. Eden überlegt schon, ob sie wieder geht, als jemand "Herein!" ruft. Sie öffnet vorsichtig die Tür. Negan sitzt mit seinen Topleuten und seinen Frauen am Tisch. Seine Mine verfinstert sich als er Eden erkennt. "Hey, Eden.", ruft Carla. "Komm rein, wir feiern Negans Geburtstag." Keiner scheint sich zu wundern, warum sie davon nichts wusste. Warum sie keiner eingeladen hat. "Ich...äh...will nicht stören.", sagt sie und betont das letzte Wort "Ich wollte was fragen, aber das kann warten. Happy Birthday." Sie greift nach der Türklinke. "Setz dich.", befiehlt Negan eisig. Er klopft auf den leeren Platz neben sich. Na toll. Warum ist sie nicht einfach wieder gegangen? Sie gehorcht aber und lässt sich auf den Stuhl fallen. "Was willst du? Kuchen?", fragt Nancy. "Danke. Ich hab schon gegessen.", entgegnet Eden. Langsam kommen die Gespräche wieder in die Gänge. Negans Laune hat sich deutlich gebessert, er ist wieder der alte, gehässige Mistkerl. Mit Eden spricht er trotzdem kein Wort. Sie hockt neben ihm und die Gespräche werden über sie hinweg geführt. Wie erwachsen! Na warte...
Eden lässt ihre Hand unter den Tisch fallen. Soll sie es wirklich wagen? Aber warum eigentlich nicht? Sie lässt ihre Hand auf Negans Knie sinken. Er hält mitten im Satz inne und wirft ihr einen kurzen Blick zu. Dann redet er weiter. Er schiebt ihre Hand nicht weg. Na also. Sie lässt die Hand langsam nach oben gleiten. Ganz langsam. Mittlerweile scheint er aus dem Konzept zu kommen. Er verliert immer wieder den Faden, erzählt manches doppelt. Ihre Hand ist nun bei der Beule angelangt, die sich in seiner Hose gebildet hat. Eden lässt ihre Finger darüber kreisen. Wieder quälend langsam. Sie bemerkt, dass Negan sich mittlerweile am Tisch festkrallt. Er kann sich immer weniger auf das Gespräch konzentrieren, stellt Eden zufrieden fest. Die Beule in seiner Hose schwillt immer mehr an. Eden zieht ihre Hand ruckartig weg. Sie sieht Negan unschuldig an. Er ringt mühsam nach Fassung. "Darf ich gehen? Ich hab den ganzen Tag bei Carson gearbeitet und bin ziemlich müde." Er nickt irritiert. "Feiert noch schön.", flötet sie und verlässt den Raum.
Sie kommt nicht weit. Plötzlich ist Negan hinter ihr. Er zieht sie in den nächstbesten Raum- eine Abstellkammer. Die Tür fällt krachend ins Schloss. Das Licht fällt jetzt nur durch ein kleines, staubiges Fenster. Er küsst sie stürmisch. Presst sie gegen die Wand. "Du Miststück.", knurrt er zwischen seinen Küssen, "Du kleines, hinterhältiges...Miststück." Irgendetwas fällt krachend zu Boden. Seine Küsse schmecken nach Whiskey. Sein Bart kratzt über ihre Haut. Irgendwie muss sie zugeben, dass ihr das gefehlt hat. "Ach, reden wir wieder miteinander?", zischt sie. Statt zu antworten, wischt er mit einer ungeduldigen Bewegung das Putzzeug, welches auf einem kleinen Schränkchen steht, beiseite. Es landet polternd auf dem Boden. Er hebt Eden hoch, setzt sie auf den Schrank, reißt ihre Hose auf, dann seine. Dann ist er auch schon in ihr. Seine Stöße sind hart und schnell. "Du machst mich verrückt.", stöhnt er, "Du machst mich verdammt noch mal verrückt."
Staub flirrt in dem trüben Licht, welches durch das Fenster fällt. Der komplette Raum ist verwüstet. Eden sitzt immer noch auf dem Schränkchen. Ihr Herz rast. Haare hängen ihr ins Gesicht. Ihr Atem geht schnell. Da ist sein Gesicht, nur wenige Millimeter vor ihrem. Sein Atem streicht rhythmisch über ihre Haut, lässt eine ihrer Haarsträhnen tanzen. Seine kalten Augen, die in ihre blicken. Seine Hände, die ihre Taille noch immer umfassen. Ihre Beine, die noch immer seine Hüfte umschlingen. Es ist warm und kalt zugleich. Ihre Körper zittern. Das Schweigen ist gebrochen.
"Lass uns aus diesem verdammten Loch verschwinden.", sagt er heißer. "Und deine Party?", fragt Eden, ihre Stimme ist ebenfalls belegt. Er grinst. "Die war scheiße. Die werden schon merken, dass ich nicht zurückkomme."
"Das ist aber nicht besonders höflich."
Er zieht fragend eine Augenbraue nach oben. "War ich jemals höflich?"
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