Kapitel 13: Gewinner und Verlierer

In den nächsten Tagen verlässt Eden ihr Zimmer nur, um ins Badezimmer zu gehen. Sie hockt den ganzen Tag auf ihrem Bett, blättert lustlos in den wenigen Büchern die sie hat, herum. Manchmal sieht sie stundenlang aus dem Fenster. Kein Mensch scheint sich dafür zu interessieren. Reena und Dylan nicht. Sherry und Tina nicht. Nancy, Carla und Tyra nicht. Dr. Carson nicht. Und Negan auch nicht. Nur Amber bringt ihr drei Mal täglich ihr Essen.
Seit Tagen regnet es, es ist deutlich wärmer geworden. Frühling. Es wirkt aber nicht so, als würde das Leben neu erwachen. Es wirkt, als würde alles ein wenig mehr sterben. Wenn Eden aus dem staubigen Fenster sieht, sieht sie nur Grau. Die grauen Wände der Fabrik, der dunkelgraue Himmel, der gräuliche Regen. Alles grau. Alles tot.

Plötzlich klopft es. Amber schon wieder? Das Abendbrot ist doch schon  vorbei. "Ja?", sagt Eden.  Ihre Stimme krächzt.  Negan. Ist ihm eingefallen, dass er noch eine Frau hat?
"Man, du schaust ja noch mürrischer als sonst. Ich dachte, das geht gar nicht.", stellt er fest. Er sieht besorgt aus.
"Was willst du?", fährt Eden ihn an, "Ficken?"
Er spreizt abwehrend die Hände. "Nein. Hab ich sch...", er mustert sie, "Der Doc war bei mir. Er meinte, ich sollte mal mit dir reden."
Carson, dieser blöde Sack. Gibt's nicht sowas wie ne Schweigepflicht?!
"Hat er dir gesagt, warum?", fragt Eden gereizt.
"Ney. Eden, was ist verdammt noch mal los mit dir? Bist du krank?" Er klingt anders als sonst. Wirklich besorgt. Eden macht das nur noch wütender.
"Nein.", sagt sie nur, "Mir geht's prima."
Negan seufzt. "Das sieht mir aber nicht so aus. Du hast seit Tagen dein Zimmer nicht verlassen..."
"Was soll ich denn machen?! Ich darf ja nicht raus. Carson will mich auch nicht mehr! Und du...", Eden bricht mitten im Satz ab. Hast mich geschwängert und dann komplett vergessen, fügt sie in Gedanken hinzu.
"Und ich?", fragt Negan provokant, "Ist es das? Bist du eifersüchtig?" Der Gedanke scheint ihm zu gefallen, denn er grinst. Er kommt auf sie zu.
"Bestimmt nicht!", faucht Eden und geht einen Schritt zurück. Die Sorge in Negans Augen wird zu Wut.
"Jetzt reicht's aber!", blafft er, "Hör sofort auf, hier rumzuzicken! Wie alt bist du? 12?", er packt ihre Ellenbogen und zieht sie zu sich. "Du sagst mir jetzt sofort, was los ist!", fügt er leise hinzu. Eden sieht ihn trotzig an. Was solls? Wenn sie es ihm nicht sagt, wird es Carson tun.
"Ich bin schwanger.", sagt sie. Ihre Stimme zittert. Negans Augenbrauen schnellen in die Höhe. Damit hat er nicht gerechnet.
"Von mir? Wir haben doch immer...", stammelt er verwirrt.
"In der Abstellkammer nicht. Ja, es ist von dir.", sagt Eden nur.
Er sieht wirklich erschüttert aus. Sein Mund formt ein 'Oh'. Na, dass ich das mal erleben darf, denkt sie, der große Negan ist sprachlos.
"Und wie...äh...findest du das?", fragt er nach einer Weile.
"Wie soll ich das finden? Scheiße, finde ich das. Ich will's nicht. Aber Carson will mich nicht abtreiben lassen, ohne deine Zustimmung."
Negan lässt sie los, seine Arme baumeln an ihm herab. Er beginnt auf und ab zu laufen. Man hört förmlich sein Gehirn rattern.
"Stimmst du zu?", fragt Eden leise und lässt sich auf das Bett sinken. Sie fühlt sich schon wieder komplett ausgelaugt. Negan sagt nichts. Er geht auf und ab, wie ein Tiger in seinem Käfig. "Negan?", fragt sie nach einer Weile, "Es wäre falsch. Schau dich doch mal um. Was wir sind, was wir tun, wie wir leben. Die Grausamkeit, der Tod, die Hoffnungslosigkeit. Dies ist keine Welt für ein Baby. Das wäre... pervers. Und du...", sie bricht erneut mitten im Satz ab. Bist ein Monster, der dieses Kind auch zum Monster machen würde, fügt sie in Gedanken hinzu.
Er sieht auf. "Und ich...?", fragt er erneut.
"Was willst du mit einem Kind? Das würde dich doch nur schwach und angreifbar machen.", sagt sie nach einer Weile. Er scheint darüber nachzudenken. Dann lässt er sich neben sie auf das Bett sinken.
"Ich will nicht, dass du's abtreibst.", sagt er und sieht sie entschlossen an.
"Wie bitte?", stößt Eden empört hervor, "Das kannst du nicht..." Negan unterbricht sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
"Ich denke, das wäre falsch.", sagt er, "Du hast recht. Diese Welt ist am Arsch. Alles was wir uns über Jahrtausende aufgebaut haben, ist weg. Aber es ist auch eine Chance. Eine Chance, neu zu beginnen. Etwas neues, besseres aufzubauen. Und mir gefällt der Gedanke, dass ich meinen Beitrag dazu leiste.", in seine Augen blitzt Begeisterung auf, "Im Moment geht's ums Überleben. Aber was kommt danach? Was kommt nachdem die Beißer endgültig verrottet sind? Dann müssen wir von Vorne anfangen. Die Zivilisation wieder aufbauen. Und das können und sollten wir nach unseren Vorstellungen tun. Und wenn ich das nicht mehr erlebe, möchte ich, dass es mein Sohn oder meine Tochter tut."
"Du bist größenwahnsinnig.", schlussfolgert Eden fassungslos.
"Das nennt man Optimismus. In schlechten Dingen, das Gute sehen. Solltest du auch mal versuchen.", belehrt er sie und wirkt dabei plötzlich ziemlich fröhlich.
"Ich kann deinen Optimismus aber leider nicht teilen.", sagt Eden langsam. "Aber was ich will, spielt mal wieder keine Rolle, nicht wahr?", stellt sie dann resigniert fest. Negan mustert sie kurz.
"Du würdest einen Fehler machen...", beginnt er.
"Einen Fehler? Dass ich schwanger bin, ist ein Fehler. Dass ich mit dir verheiratet bin, ist ein Fehler. Dass ich überhaupt hier bin, ist ein riesiger, verschissener Fehler! Negan, ich bitte dich, ich flehe dich, wenn du willst, auf Knien an...lass mich ein Mal, nur dieses eine Mal, allein über mich entscheiden." Sie spürt die Tränen in ihren Augen brennen. Heul jetzt bloß nicht, denkt sie, er hasst Schwäche!
"Nein.", sagt er und sein Blick wird hart. Eden spürt, wie alle Luft aus ihr weicht wie aus einem Luftballon. Sie fällt in sich zusammen. Sie sieht aus dem Fenster. Dicke Tropfen laufen an der Scheibe herab. Wie, als würde da jemand um sie weinen.
"Eden, versteh doch...", hört sie Negan sagen.
"Ich verstehe.", unterbricht sie ihn, "Ich gehöre dir. Ich tue, was du sagst. Mein Körper gehört dir. Du gewinnst, du bekommst, was du willst." Sie steht auf und verlässt das Zimmer. Negan schaut ihr wortlos hinterher.

Sie streunt ziellos durch die Gänge, nimmt ihre Umgebung kaum wahr. Ihre Gedanken schwirren. Sie versucht sich vorzustellen, wie es ist Mutter zu sein. Es geht nicht. Stattdessen flirren da immer wieder Bilder. Beißer. Negan, wie er Andy den Kopf einschlägt. Fran, die sich vor lauter Schmerz und Verzweiflung das Gesicht zerkratzt. Carson, der seinen Patienten Medikamente verweigert, weil sie sie nicht wert sind. Sie selbst, wie sie...  Sie hört ein Schluchzen. Hat sie sich das jetzt nur eingebildet? Nein, da ist es wieder. Es kommt vom Ende des Ganges. Eden folgt dem Laut. Jetzt hört sie Stimmen. Ein Lachen. Eigentlich nichts ungewöhnliches, aber...
"Ach komm, Süße, zeig mal deine Titties.", sagt jemand. Ein Stück Stoff reißt, gefolgt von einem weiteren Schluchzen. Eden geht einen Schritt schneller.
In einem kleinen Nebenraum stehen zwei Männer, der Kleidung nach Saviors von niedrigem Rang. Sie wenden ihr den Rücken zu und haben sie noch nicht bemerkt. Vor ihnen hockt ein zitterndes Mädchen, vielleicht 15 oder 16 Jahre alt. Sie ist wirklich hübsch. Volle Lippen, dunkelbraunes Haar, große Rehaugen. Sie weint. Ihre Bluse wurde aufgerissen und sie versucht mit den Händen ihre Brüste zu bedecken.
"Es wird dir gefallen. Komm, jetzt nimm' meinen Schwanz in den Mund." Einer der Typen packt das Mädchen an den Haaren und zieht sie an sich heran. Sie stemmt sich dagegen und gibt einen erstickten Laut von sich. Scheiße, Eden ist mal wieder unbewaffnet. Ihr Messer liegt noch in ihrem Zimmer.
"Was wird das hier?", hört sie sich sagen. Hätte man sich nicht erstmal einen Plan zurecht legen können?
Die Männer drehen sich erschrocken um. Beide haben bereits ihre Hosen offen, ihre mickrigen Würstchen hängen heraus. Als sie Eden sehen, grinsen sie schmierig.
"Willste mitmachen?", fragt Widerling 1 und leckt sich die Lippen.
"Ich will dir den Schwanz abreißen, wenn du die Kleine nicht sofort in Ruhe lässt.", entgegnet Eden angewidert. Widerling 2 lacht.
"Du gefällst mir", sagt er, "Du scheinst es auf die harte Tour zu mögen, he?"
Eden geht einen Schritt auf die beiden zu.
"Jaha...ich mag's auf die ganz harte Tour.", gurrt sie. Die Widerlinge lachen nur blöde. Sie hat in der Ecke des Raumes ein Stück Rohr entdeckt. Es lehnt an der Wand und sieht relativ schwer aus. 
"Na dann, komm her. Dann lassen wir auch die Kleine gehen. Du hast eh größere Titten.", sagt Widerling 2.
"Ah...nee, ich will euch beide ficken.", widerspricht Widerling 1.
"Und wie wäre es...", sagt Eden leise und greift unauffällig nach dem Rohr, "...wenn ihr beide einfach nie wieder fickt?" Sie erwischt das Rohr und schlägt es Widerling 1 mit voller Wucht in die Weichteile. Er jault auf und krümmt sich sofort zusammen. Eden verpasst ihm einen zweiten Schlag, diesmal auf den Kopf. Widerling 1 wirft schützend die Arme über seine Kopf. Er heult vor lauter Schmerz. Sie hört ein Klicken.
Widerling 2 hat seine Waffe gezogen, entsichert und richtet sie auf Eden.
"Fallen lassen, du kleine Fotze!", schreit er. Eden starrt ihn nur unbeeindruckt an.
"Sonst?", fragt sie leise, "Du weißt schon, dass ich Negans Frau bin?"
Widerling 2 wird blass. Sein Blick irrt zwischen ihr, dem Mädchen und Widerling 1 hin und her.
"Okay", sagt er dann beschwichtigend und hebt eine Hand, "Okay...wir gehen." Er lässt Eden nicht aus den Augen, lässt die Waffe auf ihr ruhen und versucht Widerling 1 auf die Beine zu ziehen.
"Was ist hier los?", fragt eine Stimme. Alle drehen sich zur Tür. Da steht Negan, Lucille über der Schulter. Er sieht nicht gerade fröhlich aus. Widerling 2 lässt sofort die Waffe sinken und versucht, seinen Schwanz zurück in die Hose zu quetschen.
"Die beiden waren gerade dabei, das Mädchen da zu vergewaltigen.", sagt Eden kühl. Widerling 2 wirft ihr einen vernichtenden Blick zu.
Negan zerrt Widerling 1 auf die Füße und steht so nah vor ihm, dass ihre Nasen sich beinahe berühren.
"Ist das wahr?", fragt er. Seine Stimme ist ein leises, gefährliches Knurren.
"Nein! Nein!", schluchzt der, "Sie wollte es..."
"Lüg. Mich. Nicht. An.", brüllt Negan und schüttelt den Typen wie ein altes Kissen.
"Negan, wir...", beginnt Widerling 2.
"Halt dein Maul! Du redest nur, wenn ich es dir erlaube!", unterbricht Negan ihn harsch. "Und jetzt nochmal: Stimmt das? Wolltet ihr dieses Mädchen vergewaltigen?"
Widerling 1 knickt ein wie ein Grashalm in einem Orkan. Er heult wie ein Baby. "Ja.", schluchzt er schließlich. Negan umfasst seine Kehle und drückt ihm die Luft ab.
"Das tun wir aber nicht.", sagt er leise, "Wir vergewaltigen nicht!" Widerling 1 nickt emsig. 
"Sprich mir nach!", brüllt Negan.
"W-wir verge..."
"Lauter! Deutlicher!"
"Wir vergewaltigen n-nicht."
"Nochmal!"
"W-wir v-vergewaltigen nicht."
"Genau.", sagt Negan kalt und lässt den Typen los. Er fällt sofort auf die Knie und fasst sich hustend an den Hals.
"Pussy.", meint Negan verächtlich und wendet sich Widerling 2 zu.
Ist das alles? Negan schmort Leuten das Gesicht weg, wenn sie Zigarren verstecken, aber Vergewaltiger lässt er ein paar Sätze aufsagen? Eden wirft einen Blick auf das Mädchen, welches zitternd, mit offenem Mund vor ihnen hockt.
Sie tritt neben Negan. "Darf ich?", fragt sie ihn. Er sieht sie irritiert an und nickt dann kurz. Eden starrt Widerling 2 für einen Moment verächtlich an. Dann zieht sie Negan Lucille aus der Hand und lässt das stacheldrahtumwickelte Ende in Widerling 2's Eier krachen. Er schreit wie am Spieß, seine Hose färbt sich sofort blutrot. Er stürzt zu Boden und hält sich schreiend die Weichteile. "Wir vergewaltigen nie wieder.", sagt Eden trocken, "Nicht wahr?" Sie reicht Negan seinen Baseballschläger und geht zu dem Mädchen. "Komm, ich bring dich zu deinem Schlafplatz.", sagt sie zu dem Mädchen und zieht sie auf die Füße, "Und der da...", sie deutet auf Widerling 2, "...sollte zum Arzt."
Sie zieht das Mädchen mit sich mit. Sie hört Negan lachen. "Hast du gehört, was sie gesagt hat?", brüllt er, "Sag es!"

Es ist die erste Nacht, in der sie richtig gut schläft. Woran auch immer das liegt. Vielleicht sollte sie öfters Leuten die Eier zermatschen.
Sie steht auf und das erste Mal seit Tagen fühlt sie sich erholt. Und dann scheint es auch noch so, als würde man heute mal wieder die Sonne sehen. Eden überlegt, ob sie nicht doch wieder bei Carson arbeiten sollte. Vielleicht...
Es klopft. Frühstück! Sie hat wirklich Hunger. Aber es ist nicht Amber, die in ihr Zimmer kommt, sondern Negan.
"Pack dein Köfferchen, wir machen einen kleinen Ausflug.", verkündet er. Es ist eine Information und ein Befehl zugleich.
"Hö?", fragt Eden.
"Ich hab uns beiden mal zwei Tage frei gegeben. Wir müssen mal wieder raus, nicht wahr? Also mach dich fertig, ich erwarte dich in einer Stunde unten am B-Flügel.", sagt er und ist auch schon wieder verschwunden.
Eden blinzelt verwundert. Einen Ausflug? Zwei Tage? Was hat er jetzt wieder vor?

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