16. Was schon längst überfällig war


Fassungslos starren die vier Ninja, Wu und Nya den Geist an, der vor ihnen steht. Das Garmadon wieder da ist, ist schon unglaublich genug, aber was er ihnen gerade erzählt hat, ist noch um einiges unglaublicher.

„M-Morro hat dich wirklich befreit?" Kai findet seine Sprache als erster wieder.

„Ja das hat er."

„Aber er hasst dich doch, oder?", fragt sein Bruder.

Garmadon seufzt und sieht zu Boden. Sein Bruder ist der einzige, der weiß, was zwischen Morro und ihm passiert war.

„Ich weiß. Und ich habe keine Ahnung, warum er mich befreit hat. Und warum er mich mit meiner Tochter hat sprechen lassen."

Die Anwesenden starren ihn verblüfft an. „Du hast mit Leyla gesprochen?", fragt Jay.

„Wie geht es ihr? Hat dieser Mistkerl ihr etwas angetan?", will Kai wissen.

„Nein, nein, es geht ihr glaube ich soweit ganz gut...Zumindest sah sie nicht so aus, als würde ihr etwas fehlen."

Kai schnaubt verächtlich.

„Warten Sie mal, Sie haben gesagt, dass Morro Garmadon hasst...wieso?", fragt Zane auf einmal.

Garmadon seufzt. Musste er etwa die ganze Geschichte noch einmal von vorne erzählen?

„Ich...", doch sein Bruder unterbrach ihn.

„Ich kann es ihnen erzählen, wenn du willst. Ruh dich erst einmal aus."

Dankbar lächelt Garmadon seinen Bruder an. „Das wäre sehr nett von dir..."


Ich liege auf dem Bett in dem Zimmer, das Morro mir erschaffen hat, seit ich nicht mehr an der Wand hängen muss.

Es ist eigentlich sehr schön. Groß und hell, mit Terrasse und einem Strand vor der Tür. Alles sieht so echt aus. Als ob ich wirklich am Meer wäre, ich rieche das Salzwasser sogar.

Ob ich eine Runde schwimmen gehen soll? Nein, dazu habe ich keine Lust. Wie eigentlich zu nichts im Moment.

Es sind etwa zehn Stunden vergangen, seit mein Vater mir Morros Geschichte erzählt hat und inzwischen ist es wieder Abend.

Sogar hier geht die Sonne unter. Ich habe noch nie etwas so schönes gesehen und unter normalen Umständen würde mich nichts hier drinnen halten aber ich bin im Moment zu deprimiert um mich um so etwas Banales wie einen Sonnenuntergang zu scheren.

Wie kann ich mich so getäuscht haben?

Nein, wie kann ich das nur getan haben? Ich meine, ich habe sie echt nicht mehr alle oder? Wie komme ich dazu, ihn einfach so zu küssen? Und wieso verdammt nochmal sehne ich mich immer noch in diesen Moment zurück?

Das darf doch alles nicht wahr sein...Plötzlich stutze ich. Kann es etwa sein, dass ich verliebt bin?

Blödsinn. Ärgerlich stehe ich auf und beginne, im Zimmer auf und ab zu laufen. Ich verliebe mich nicht. Und schon gar nicht in böse Geister die meinen Körper besetzen und...umwerfend aussehen, eigentlich sehr nett sein können, nichts dafür können, dass sie böse sind und...HALT! Das war nicht so vorgesehen!

Meine Güte, wie konnte das passieren? Bin ich nicht das Mädchen, das sich nie verliebt? Habe ich nicht vor einer Woche noch damit angegeben, dass mir Jungs egal sind?

Und was ist mit der Checkliste?

Ich bleibe abrupt stehen. Die Checkliste! Die Checkliste, die er erfüllt. Nein, FAST erfüllt! Er hat mich nicht besiegt! Und das wir er auch nicht. Niemals.

Ich werde diese dämlichen Gefühle ein für alle Mal vergessen und Morro besiegen. Damit dürfte dann auch die Frage meines Gefühlszustands geklärt sein.

Ich bin nicht verliebt.

Entschlossen gehe ich auf die Tür zu. Ich muss Morro zum Kampf herausfordern.

Ich beeile mich so sehr, dass ich gar nicht merke, wie ich fast in ihn hineinlaufe.

„Leyla?! Pass doch auf!", ruft er und ich sehe hoch.

Direkt in zwei eisblaue Augen, die mich verhalten mustern. Er ist nur wenige Zentimeter von mir entfernt und ich spüre wieder dieses Verlangen.

Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich brauche einen Moment, bis ich mich daran erinnere, weswegen ich hier bin.

„Morro! Ich, ähm, du hast doch vor einiger Zeit vorgeschlagen, ein Turnier auszurichten, oder?"

Er sieht mich überrascht an. „Ja, aber wieso...?

Ich unterbreche ihn. „Machen wir es heute."

Morro reißt überrascht die Augen auf. „Heute?"

„Ja." Ich stemme die Hände in die Seiten. „Ich will dir endlich beweisen, dass du nicht besser bist als ich...und außerdem war das schon längst überfällig."

Er lächelt. „Also schön. Wenn du unbedingt willst..."

Ich hole tief Luft. „Nach welchen Regeln kämpfen wir?"

Er dreht sich von mir weg und der Raum um uns herum verschwindet. An dessen Stelle wächst eine Kampfarena, so ähnlich wie die von Chens Wettkampf der Elemente.

Nur ohne Sitzränge. Dafür hängt oben an der bestimmt zwanzig Meter hohen Decke eine Anzeigetafel, auf der unsere Namen stehen.

Morro dreht sich wieder zu mir um.

„Ganz einfach. Das Turnier geht über drei Runden. Wer am Schluss die meisten gewonnen hat, ist Sieger."

Ich nicke. „Okay, das klingt fair."

Er fährt fort. „Die erste Runde findet hier statt – wenn du einverstanden bist."

Ich nicke.

„Den Ort für die zweite allerdings, darf sich der Gewinner der ersten überlegen. Und den für die dritte der Gewinner der zweiten."

Das klingt überraschend fair. Ich gebe meine Zustimmung.

„Jede Runde dauert exakt eine Stunde."

Eine Anzeigetafel auf der ein Countdown von 60:00:00 steht, erscheint neben der anderen.

„Wer danach die meisten Punkte hat, gewinnt die Runde."

„Und was zählt als Punkt?"

„Das entscheiden wir für jede Runde neu. Ich würde sagen, in dieser Runde darf man die rechteckige Markierung nicht übertreten."

Er deutet auf ein weißes Rechteck am Boden, das zirka so groß ist, wie ein mittleres Volleyballfeld.

Ich nicke. „Einverstanden."

Er lächelt. „Aber ich denke, wir beide sind noch nicht ganz passend angezogen für eine sportliche Betätigung, die drei Stunden dauern wird."

Er sieht mich kurz intensiv an und ich merke, wie sich meine Kleidung verändert. Statt der grünen Ninja-Klamotten trage ich jetzt ein bauchfreies Trägertop, das in meinem Nacken mit zwei Bändern zusammen gehalten wird und eine kurze Hose, die etwa bis zur Mitte meiner Oberschenkel reicht. Darüber ein kurzer Rock der an der Seite einen Schlitz hat.

Ich bin barfuß, aber an den Handgelenken trage ich zwei Bänder in schwarz.

Da der Rest des Outfits grün ist, frage ich Morro nach den Bändern.

Er lächelt. „Sie dienen als Schiedsrichter. Auf der Anzeigetafel erscheint automatisch ein Punkt für mich wenn sie den markierten Bereich verlassen."

Ich nicke. Eigentlich finde ich das Outfit ziemlich schick. Und ständig meine Ninja-Klamotten zu tragen war mir auch langweilig.

Obwohl Geister nicht schmutzig werden, fühlte ich mich allmählich unwohl, eine Woche lang dieselben Klamotten an zu haben.

Mit einem kurzen Zwinkern ändert er auch seine Klamotten. Er trägt jetzt eine schwarze, knielange Hose mit einem grünen Gürtel. Sein Oberkörper ist frei und an den Handgelenken trägt er dieselben Bänder wie ich.

Einen Moment lang starre ich ihn an, während mein Gesicht sich rot verfärbt. Ich meine, ich weiß ja, dass er gut aussieht, aber...Seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.

„Ist irgendwas?"

„Ähm, nein, alles okay!"

Hey, ist das nicht Schummeln, wenn man seinen Gegner durch gutes Aussehen aus der Fassung bringt?

Reiß dich zusammen, Leyla, ermahne ich mich selbst. Du musst das hier gewinnen, um jeden Preis.

„Bereit?", fragt er.

Ich nicke.

„Lasst das Turnier beginnen!"


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top