⋆✧*~Kapitel 2~*✧⋆
Tayron trat aus dem Schatten heraus und fixierte mich mit seinen blauen Augen, die kälter als Eis wirkten.
»Prinzessin, was tust du hier?«, fragte er sichtlich verärgert.
Unfähig, ihm zu antworten versuchte ich, die Tränen wegzublinzeln, die mir die Sicht vernebelten, doch sie liefen mir weiter unaufhörlich übers Gesicht. Ich fiel auf die Knie und versuchte meinen Vater auf die Seite zu drehen. Kein Lebenszeichen.
Stimmen ertönten und ein paar Wachleute kamen hereingestürmt.
»Hilfe! Mein Vater, er ist verletzt...ich—«
»Es ist alles abgeschlossen Prinz Tayron«, verkündete einer der Wachleute, ohne auf mich zu achten.
Verbittert sprang ich auf: »Aber, warum tut ihr das!?«
Erst jetzt schien ich den Wachen aufzufallen. Sie zogen ihre Schwerter und kamen auf mich zu. Mein Herz setzte für einen Moment aus. Ich dachte, dies wäre nun mein Ende.
Doch Tayron stoppte sie mit einer Handbewegung: »Hört sofort auf, ihr Schwachköpfe. Wir brauchen sie noch.«
Ich sah auf meinen toten Vater hinab, der zu meinen Füßen lag und blickte auf meine blutverschmierten Hände. Die Tränen wollten einfach nicht versiegen und ich fing fürchterlich an zu schluchzen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich musste hier einfach weg.
»Prinzessin, es tut mir sehr leid...Hätte er doch nur auf mich gehört, dann wäre das alles nie passiert. Ich wollte nicht, dass es so kommt. Aber du musst verstehen—«
»Was soll ich verstehen?«, schrie ich Tayron verständnislos an. »Ich hasse dich!«
Ich nutzte das Adrenalin, das plötzlich meinen Körper durchströmte und rannte so schnell ich konnte aus dem Zimmer. Die Wachleute wollten mich aufhalten, doch ich schlüpfte an ihnen vorbei.
»Haltet sie auf«, herrschte er sie an, »Keiner krümmt ihr ein Haar!«
Ich wischte mir im Laufen mit meinem Ärmel die Tränen aus den Augen. Vor mir tauchten zwei Wachen auf, die nur zögernd die Situation erkannten und versuchten mich zu ergreifen. Ich stieß sie beiseite und rannte einfach weiter, ohne mich nach ihnen umzusehen. Ich hörte ihre Schritte hinter mir.
Wo soll ich nur hin? Luna. Luna! Mein Weg führte mich in Richtung des Schlafsaals der Zofen. Flure und Treppen flogen an mir vorbei, ohne dass ich sie richtig wahrnahm. Als ich mein Ziel fast erreicht hatte, stieß ich plötzlich gegen Jemanden.
Ich fiel auf die Knie und fing wieder an zu schluchzen. Es war, als wäre jegliche Kraft aus meinem Körper gewichen. »Elena!« Ich sah auf. Luna kniete sich vor mich und blickte mich erschrocken an. Ich fiel ihr dankbar in die Arme, um mich bei ihr auszuweinen.
»Elena...was ist los?«, fragte sie und streichelte mir behutsam den Kopf. Von starken Schluchzern erschüttert, versuchte ich die Sache zu erklären, es kamen jedoch nur einzelne Wörter aus meinem Mund. »Mein Vater...in seinem Zimmer... so viel Blut...der König...er ist...tot, Tayron hat—«, meine Stimme erstarb. Schlagartig hatte Luna die Situation erfasst. Sie hörte abrupt auf, mich zu streicheln, drückte mir die Hand auf den Mund und zog mich auf die Beine.
Sie schob mich in eine kleine Nische in der Wand und bedeutete mir mit einem Finger an ihren Lippen, dass ich leise sein sollte. Ich zwängte mich in die kleine Lücke und weinte lautlos vor mich hin. Mein Herz raste, als die Wachen um die Ecke bogen.
»Ist die Prinzessin hier vorbeigekommen?«, fragte einer der Beiden außer Atem.
Luna nickte: »Ja, sie ist gerade in diese Richtung gestürmt. Was ist denn nur geschehen?«
Die Wachen zwangen sich zu einem Lächeln: »Sie hat wohl wieder Streit mit ihrem Vater gehabt. Wir sollten sie finden, bevor sie wieder versucht das Schloss über die Mauer zu verlassen.«
Auch Luna begann zu lächeln, es war offensichtlich aufgesetzt, doch den Wachleuten schien dies nicht aufzufallen. Mein Herz raste immer noch wie wild, wie konnte Luna nur so ruhig sein? Sie fuhr sich durch ihr langes goldblondes Haar: »Dann hoffe ich, dass ihr sie findet.«
»Ja, nun du solltest wieder zu Bett gehen. Am besten verlässt keiner das Haus, wir wollen ja schließlich nicht, dass Jemandem etwas passiert?«
Luna nickte und ließ die Wachmänner an sich vorbeiziehen. Erst, als sie hinter einer Ecke verschwanden und außer Hörweite waren, kam Luna auf mich zu: »Prinzessin, wir müssen weg, weg von hier.« Ich sah sie mit vor Schreck aufgerissenen Augen an, Tränen standen noch immer darin.
»Weg? Wohin? Wo sollen wir nur hin?«, schluchzte ich.
»Wenn wir hier bleiben, sind wir in großer Gefahr!«, flüsterte Luna mit Nachdruck in ihrer Stimme, um mir zu bedeuten wie ernst die Lage war.
Doch ich wusste wie es wirklich um mich stand, ich hatte gerade den Mord an meinem Vater mit ansehen müssen. »Aber wo würden sie uns nicht finden? Das Dorf? Ein anderes Königreich?«
Luna schüttelte den Kopf: »Nein, sie würden uns überall in Elytria aufspüren. Wir fliehen, heute Nacht, folge mir, ich habe eine Idee.«
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