Kapitel 6
Surrender - Billy Talent
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Wow... das kam plötzlich. Ich hätte mit vielem gerechnet, aber ganz sicher nicht damit. Dementsprechend guckte ich gerade wahrscheinlich auch ziemlich geschockt zu ihm auf. Wie peinlich. Ich bezweifle stark, dass 2 Menschen, umgeben von Millionen anderen etwas auf der kompletten Welt bewirken könnten. Klar, dieses Experiment zu beenden und damit das schlimmste in der Welt zu verhindern ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber ich glaub auch das ist eine Nummer zu groß. Ich hatte keinen Plan wie das klappen soll.
Ups, ich guckte ihn immer noch mit großen Augen an. "A- aber wie wollen wir das machen? Wir sind nur 2 Menschen. Wir können nichts machen", sprach ich meine Sorgen aus.
"Ich dachte du hättest hier den Plan, du wolltest doch nicht verschwinden, also, was hast du vor?", lachte er.
"Soweit hab ich nicht gedacht." Ich senkte meinen Kopf. Mir war das sichtlich unangenehm. Soweit hatte ich noch nicht gedacht. Andrew hatte immer die Pläne gehabt. Er wüsste wie wir weiter kommen.
"Du hattest doch anscheinend einen Plan als du das Haus betreten hast. Was hättest du als nächstes getan wenn ich nicht aufgetaucht wäre?"
Er kam näher und hob mein Kinn mit den Fingern an, sodass ich ihn anblicken musste.
"Daemon, wenn ich könnte würde ich jeden einzelnen meiner Gruppe in dieses Haus tragen und warten bis sie aufwachen, damit sie in Sicherheit sind. Aber ja, ich weiß das das nicht geht. Weil sie uns beobachten und weil meine Freunde wahrscheinlich zu schwer sind. Also nein, ich habe keinen Plan."
"Pass auf, so schlecht ist die Idee gar nicht." Ich schaute ihn verwirrt an. "Wir können sie austricksen. Darauf achten das uns keine Kamera entdeckt und unsere Gesichter verstecken. Und so schwer werden sie nicht sein. Wir schaffen das. So weit ist der Weg nicht."
Er wollte aufmunternd meinen Unterarm greifen. Ein höllischer Schmerz durchströmte meinen Arm. "Fuck!", zischte ich. Ich hatte die Wunde von der Fensterscheibe, die unter meinem Ärmel versteckt war komplett vergessen.
"Scheiße Kylie, was ist los?" Er drückte mich auf die Couch und streifte mir die komplette Strickjacke vom Körper. Als die Wunde zum Vorschein kam holten wir beide erschrocken Luft. Man sah nur das ganze Blut, was ununterbrochen aus der Wunde lief und alles vollsaute. Wie konnte ich sie bloß vergessen? Und wie konnte sie ihm nicht auffallen? Alles war voller Blut und die Wunde schmerzte unglaublich. "I-Ich bin an einem Stück Glas hängen geblieben als ich aus dem Bus geklettert bin. Ich dachte es wäre nicht so schlimm und hab es total vergessen!" Er erhob sich von der Couch und ging zu der alten Tür die zum Flur führte. "Warte kurz, ich suche was womit wir das versorgen können", sagte er als er schon halb aus der Tür war.
Kurze Zeit später kam er mit den Dingen die er brauchte wieder zurück und setzte sich vor mich auf den Boden. Die Sachen legte er neben sich ab. Aus meinem Rucksack nahm er sich eine Wasserflasche. Er holte das Stück Stoff was er mitgebracht hatte und tränkte es mit dem Wasser. Dann schaute er mich entschuldigend an, nahm sich meinem Arm und wischte das Blut von meinem Arm. Eine Welle von neuem Schmerz durchlief meinem Körper und ich stöhnte auf vor Schmerzen. Die Wunde die unter dem ganzen Blut versteckt war sah zum Glück nicht so schlimm aus wie erwartet, auch wenn sie größer war. Ich wusste was jetzt kommt.
"Kylie, wir müssen das nähen. Es tut mir jetzt schon unglaublich leid. Am besten legst du dich hin und schließt die Augen." Man merkte ihm an das er etwas unsicher war. Ich tat was er sagte. Aus seinem kleinen Haufen den er geholt hatte, holte er eine Nadel und einen schwarzen Faden hervor. Er wusste wohl was zu tun war. Mit Leichtigkeit fädelte er den Faden in die Nadel. Ein letztes Mal wischte er das frische Blut von meinem Arm und blickte mir in die Augen. "Vielleicht solltest du nicht hingucken. Bist du bereit, das wird wehtuen." Er sah süß aus mit diesen Sorgenfalten auf der Stirn. Er machte sich echt Sorgen, unglaublich. Ich musste schmunzeln. Als ich dann zur Bestätigung nickte kriegte ich nur noch einen verwirrten Blick. Dann schloss ich die Augen und legte mir den heilen Arm zusätzlich über die geschlossenen Augen. Und dann fing er mit dem ersten Stich an. Ich möchte das Gefühl nicht beschreiben, wenn du jeden einzelnen Stich der Nadel spürst die durch deine Haut gleitet. Es waren unglaubliche Schmerzen. Ich musste mir des Öfteren einen Schmerzensschrei verkneifen. Ich wollte keine Schwäche zeigen.
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Zum Schluss machte er noch einen Knoten in den Verband den er gefunden hatte um meine Naht zu schützen. Erleichtert atmete ich auf als ich realisierte das es vorbei war. Klar hatte ich noch Schmerzen, aber es ging mir schon besser. Er kramte in meinem Rucksack und hielt mir einer der Wasserflaschen hin die ich dankend annahm. Da ich zu erschöpft war um mich aufzusetzen und er das wohl merkte, ging er zum anderen Ende der Couch, hob meine Beine an und setzte sich auf den nun freien Platz. Meine Beine bettete er auf seinem Schoss. Wie Liebevoll. Nicht.
"Woher kannst du so gut Wunden versorgen?", fragte ich nach einiger Zeit der Stille.
"Ich hab eine sehr wilde Vergangenheit. Mehr musst du nicht wissen." Wow. Danke für die Antwort du Arsch. Nein das würde ich jetzt nicht laut aussprechen. Ich beließ es einfach dabei.
"Meinst du, du bist in der Lage deine Gruppe hier her zu holen wenn du dich ein bisschen ausgeruht hast?", fragte er.
"Ja, na klar." Die kleine Wunde würde mich schon nicht aufhalten.
"Gut, wann hast du das letzte Mal geschlafen Kylie?"
"Ääähhm, ich weiß nicht mehr so genau. Hab kein Zeitgefühl mehr."
"Leg dich hin und schlaf ruhig ein bisschen. Ich wecke dich wenn es dunkel ist und wie unseren Plan durchführen können."
Ich wollte als erstes widersprechen. Ich vertraute ihm noch immer nicht voll und ganz. Doch wie auf Knopfdruck merkte ich wie die Müdigkeit an mir zehrte. Ich hatte wirklich lange nicht mehr richtig geschlafen. Müde und erschöpft könnte ich niemanden helfen.
Meine Augenlieder wurden schwerer und schwerer. Mit einem stumpfen und kaum verständlichen "Stell nichts dummes an" zu Daemon viel ich dann auch in einen festen Schlaf.
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So, da habt ihr ein neues Kapitel! Ich hoffe es gefällt euch!
Übrigens Danke für über 80 Reads!
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