Kapitel 21

Ursine Vulpine - Forever Young

Einige Tage waren vergangen. Wirklich viel ist nicht passiert. Durch die Geschehnisse waren alle in der Gruppe sehr angespannt. Verübeln konnte man es ihnen nicht, schließlich sind wir uns allen in der Kurzen Zeit und dem Kampf um Leben und Tod ans Herz gewachsen. Manche Personen sind sich näher gekommen als anderen... Ein kurzer Blick Richtung Deamon reichte, um das zu bestätigen. 

Leider kam es die Tage schon öfter vor, dass uns diese angespannte Stimmung zum Problem wurde. Andrew, der auf Leon losgegangen ist, weil er sich einen dummen Spruch mal wieder nicht verkneifen konnte oder eine Kim, die laut mit einem anderem Mädchen gestritten hatte -ohne wirklichen Grund. 

Das größte Problem waren jedoch die Blicke, die ich von dem ein oder anderem bekam, weil sie mich verantwortlich dafür machen wollten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, ich hätte auch nur zu gerne jemanden gehabt, dem ich die Schuld für all das geben könnte, nur um mich ein bisschen besser zu fühlen. Aber ich war Schuld an dem ganzen Desaster, anders kann es gar nicht sein -oder?

Als der nächste Streit zu eskalieren drohte, entschieden Andrew, Leon, Daemon, Jayden und ich (tatsächlich einstimmig), dass wir aufbrechen und uns einen sicheren Platz suchen, ein einsames Haus zum Beispiel, damit wir die Geschehnisse hinter uns lassen konnten und auf andere Gedanken kommen konnten. 

Wir hielten uns von großen Straßen und kleinen Wegen fern und sicherten uns stets zu allen Seiten ab. Wir waren nun vorsichtiger als vorher und waren so unauffällig wie möglich.

Gerade war ich so in meinen Schuldgefühlen vertieft, die mich einfach nicht loslassen wollten, dass ich fast über einen Baumstamm gefallen wäre, hätte Daemon mich nicht am Arm festgehalten. Er ist mir seit dem Vorfall nicht einmal von der Seite gewichen, obwohl ich kaum ein Wort mit ihm sprach. Ich wollte mich eigentlich immer noch von ihm fern halten, meine Ansicht dazu hatte sich nicht verändert, jedoch musste ich mir leider eingestehen, dass er mir zur Zeit eine gute Stütze war. 

"Kylie, du musst dich konzentrieren." Ich erschrak als er plötzlich anfing zu reden.

"Ich weiß du gibst dir die Schuld an dem was passiert ist, aber das ist absoluter Schwachsinn. Du   kannst dich in diesem Gefühl nicht vergraben Kylie, das bringt uns allen absolut gar nichts.", fuhr er fort.

"Es ist meine Schuld das jetzt 6 Leute tot sind Daemon, du kannst ruhig ehrlich sein!" , sagte ich wütend. 

"Bullshit!" , pflaumte er mich an. 

"Der Einzige der daran Schuld ist, ist derjenige, der für dieses scheiß Experiment hier verantwortlich ist! Nicht mal die Kinder die auf uns geschossen haben, können da was für! Sie wollten auch nur Überlebenschancen haben! Kylie, versteh es doch! Du trägst verdammt nochmal keine Schuld, und jeder der was anderes behauptet kriegt von mir höchst persönlich eins auf die Fresse." explodierte er, so das jeder ihn hören konnte. 

Mittlerweile war die Gruppe angehalten und alle Blicke waren auf uns gerichtet. 

Ich guckte Daemon nur böse an, bis Jayden sich aus der Gruppe löste und zu uns kam. 

"Kylie, er hat recht. Du trägst keine Schuld. Wir alle hätten genauso irgendwas anderes tun können, als blind irgendwo hinzuschießen. Am Ende warst jedoch du diejenige, die uns gerettet hat." , sagte er. 

Mittlerweile hatte ich Tränen in den Augen. 

"Er hat Recht Kylie, aber jetzt sollten wir wirklich weiter, es wird langsam dunkel." Ich dachte kurz ich hätte mich verhört, aber es war tatsächlich Andrew. 

Ich blickte wieder zu Daemon. Ich hatte immer noch Tränen in den Augen. 

Vorsichtig kam er mir näher und nahm mich in den Arm. Er strich mir sanft über den Kopf, wie er es schonmal getan hatte und ein kleiner Stein löste sich von meinem Herzen, welches eigentlich schon so sehr beschädigt war. 

Aber komplett konnte ich diese Schuldgefühle einfach nicht loslassen.

Jayden drückte mir noch einmal sanft die Schulter, bevor er und der Rest der Truppe sich wieder in Bewegung setzten. Auch Daemon und ich lösten uns wieder voneinander. Er gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, welcher mir bis unter die Haut ging und auch die dunkelsten Stellen meines Herzens zu berühren schien. Dann nahm er meine Hand, in der ich keine Waffe hatte und wir folgten der Gruppe. Ein wohliges Kribbeln ging von der Stelle, an der er mich berührte aus und eine angenehme und beruhigende Wärme verteilte sich bald in meinem ganzem Körper und ließ all die Sorgen und Probleme in Hintergrund rücken. 

:::

Wir liefen und liefen und kamen dem Punkt auf der Karte immer näher. Leon hatte eine Stelle auf der Karte entdeckt, die so aussah, als ob wir dort sowas wie ein verlassenes Haus finden könnten. In der Hoffnung, dass niemand unserer Gegner darauf kommen könnte und wir dort wirklich sowas wie ein Haus finden könnten, entschieden wir uns dort hinzugehen. Und laut Leon waren wir nur noch gut einen Kilometer davon entfernt. 

Wir setzten also Alles auf Leons Plan. Unsere Vorräte waren fast so gut wie aufgebraucht und lange durchhalten würde niemand mehr. Wir mussten dort etwas wie Essen und einen Unterschlupf finden, ansonsten würde das wohl unser bitteres Ende werden. Wir sind schon Tage unterwegs -irgendwann habe ich aufgehört zu zählen- und wieder einmal fragte ich mich, wie groß dieses "Spielfeld" eigentlich ist. Wir waren der Grenze auf der Karte zwar schon deutlich Näher gekommen, da dies ja auch unser eigentliches Ziel war, aber wir sind ziemlich aus der Mitte des Spielfeldes aufgebrochen. 

Die Gruppe war stehen geblieben. In der vordersten Reihe kam Unruhe auf . Irgendjemand war wild am diskutieren. Daemon und ich schauten uns an, ehe ich meine Hand aus seiner zog und wir beide nach vorne gingen, um zu gucken was los war. Drei Mitglieder aus der Gruppe stritten sich mit Andrew und Leon. Jayden war einer von ihnen. 

"Andrew, sie können nicht mehr, versteh das doch! Ihnen tut alles weh und sie können die schweren Rucksäcke und die Waffen nicht mehr tragen! Lass uns eine kleine Pause machen und dann weiter laufen!" , sagte Jayden. 

Andrew stöhnte genervt auf. "Es ist mir egal, ob sie noch laufen können oder nicht! Sie sollen sich nicht so anstellen!"

Leon guckte auf sein Display, auf dem die Karte zu sehen war. "Es ist nicht mal mehr ein Kilometer Leute. Das schafft ihr.", sagte er etwas netter als Andrew. 

Ich konnte beide Seiten verstehen. Mir selber tat auch schon alles weh und mein Körper wollte sich gegen jeden weiteren Schritt weigern. Doch es war nur noch ein Kilometer und wenn Leon recht hatte, müssten wir dann erstmal gar nicht mehr laufen. Deshalb mischte ich mich in diese Diskussion auch nicht ein. Mal davon abgesehen das ich auch nichts mehr zu solchen Entscheidungen beitragen wollte, durch die letzten Geschehnisse. Ich hatte ganz einfach nichts mehr zu melden. Mehr Schuldgefühle würde ich nicht ertragen und so schützte ich mich davor. 

Also übernahm Daemon das, nachdem er mich erwartungsvoll angesehen hatte und es dann aufgab. "Tauscht eure schweren Rucksäcke gegen einen leichteren. Je eher wir da sind, desto schneller können wir für längere Zeit eine Pause machen."

Alle stimmten zu. Also wurden Rucksäcke getauscht und wir machten uns wieder auf den Weg.

Ich hoffe Leon hatte Recht...

:::

Endlich war es soweit. Nur noch knapp 100 Meter. Man merkte, dass jeder aufgeregt war. Sogar Andrew. Er wurde ganz unruhig und zog das Tempo noch weiter an. Nur Leon schien die Ruhe selbst zu sein. Als wüsste er, was uns gleich dort erwarten würde. 

Daemon hatte wieder meine Hand genommen und wir bildeten wie vorher das Schlusslicht. 

Mittlerweile hatten wir den Punkt auf der Karte erreicht. Voller Hoffnung betraten wir die Fläche, die auf der Karte markiert war und fanden...



...Nichts. Für uns alle brach gerade die Welt in lauter kleine Teile. Das durfte doch nicht war sein! 

Vor uns fing jemand an zu weinen. Beleidigungen flogen nur so Richtung Leon und Andrew. 

Ich blickte zu Daemon. Er drückte meine Hand so fest, dass es fast weh tat. Er wollte es auch nicht glauben. 

"Leute entspannt euch mal!" , brachte Leon die Gruppe zum Schweigen. 

Dann ging er einfach und verschwand zwischen den Bäumen. Andrew folgte ihm nach kurzer Zeit, ohne ein Wort zu sagen. 

Da ich sehen wollte, wohin sie gingen, zog ich Daemon hinter mir her und ging in die selbe Richtung. Jayden folgte uns, und so kam auch bald die ganze Gruppe hinter uns her. 

Wir kämpften uns durch dicke Äste und Blätter, weswegen ich Daemons Hand irgendwann loslassen musste. 

Irgendwann fingen die Bäume an sich zu lichten und schon bald hatten wir den Wald verlassen. 

Ich konnte selbst kaum glauben was ich sah, weshalb ich fast in Leon reingerannt wäre, der mit Andrew auf der Lichtung stehen geblieben war. 

Daemon stellte sich neben mich und griff abwesend nach meiner Hand.  Sein Blick starr auf das gerichtet was vor uns lag. Irgendwann war die ganze Gruppe auf der Lichtung angekommen und alle konnten ihren Augen nicht trauen. 

Ein jubeln ging durch die Menge und die Leute umarmten sich vor Glück. 


Vor uns stand ein riesiges weißes Haus. Es wirkte von außen schon leicht mitgenommen aber trotzdem noch modern. Das Haus stand auf einer Lichtung, komplett umgeben von Bäumen. Der perfekte Schutz vor fremden Gruppen. Von Weitem schien das Haus leer zu sein und da bisher niemand auf uns losgegangen ist, war ich guter Dinge das es wirklich bisher unentdeckt war. 

Trotzdem mussten wir vorsichtig sein und so taten wir uns zu kleinen Gruppen zusammen, mobilisierten nochmal unseren letzten Kräfte und durchkämmten das gesamte Haus nach Feinden. 

Nichts. Das komplette Haus war leer. 

Plötzlich rief Jayden uns alle zusammen. Seine Stimme kam aus dem Keller und so begaben wir uns alle dort hin. Jeder hielt seine Waffe auf Anschlag, aus Angst vor Gefahr, doch als wir zu Jayden traten, der vor einer offenen Tür stand und dabei ein fettes Grinsen in Gesicht hatte, ließen wir sie wieder senken. Dann machte er platz und wir hatten freie Sicht auf das was in dem Raum war. 

Der komplette Raum war gefüllt mit Lebensmitteln. Konserven, Wasser und das in so einer riesigen Menge, das wir alle locker ein paar Wochen damit überstehen würden. 

Aber das war noch lange nicht alles. Mittlerweile hatten wir das komplette Haus angeguckt und es war wie im Traum. Auch in den Schränken war Essen, Wasser und Strom funktionierte und es gab genügend Schlafzimmer, mit vernünftigen Betten, das man immer zu Zweit in ein Zimmer passte. Und da Daemon und ich die letzten waren die sich ein Zimmer aussuchten, hatte ich leider keine andere Wahl, als mir ein Bett mit ihm zu teilen. In dem Moment war mir das aber ziemlich egal, denn es gab ein richtiges Bett und das hätte ich mir sogar mit der Zicke Kim geteilt. 

Nachdem wir unsere Sachen in unseren Zimmer abgelegt hatten, meine Waffe trug ich aber immer noch am Bein, ich traute diesem Glück nicht, trafen wir uns alle an dem riesigen Esstisch und aßen das erste Mal in diesem Experiment eine warme Mahlzeit, die einer aus der Gruppe gemacht hatte. Beim Essen schmiedeten wir Pläne wie es weitergehen würde. 

Jemand hatte Samen im Keller gefunden und so würden wir auf der freien Fläche um das Haus Obst und Gemüse anpflanzen. Wir würden an der Waldgrenze einen riesigen Zaun um das Haus bauen, von dem aus man den Wald überwachen konnte und welcher Gegner fern halten würde. Dann erstellten wir noch einen Plan wer wann und wo Wache halten würde und verteilten Aufgaben innerhalb der Gruppe, basierend auf ihrem Können oder früheren Tätigkeiten. So gab es zwei Köche, zwei Gärtner, genügend Wächter und Bauarbeiter. Andrew und Leon, die beiden jetzt offiziellen Anführer dieser Gruppe (niemand traute sich gegen die beiden zu stimmen) würden all die Aufgaben erledigen die Anführer halt so haben. Organisieren, Kommandieren, Überwacherisieren, Anführersieren und wahrscheinlich auch Terroresieren. 

Daemon und ich standen dafür auch zur Auswahl, aber als ich ablehnte,  tat Daemon dasselbe. 

So wurde Daemon zum Waffenmeister (er hatte ein Menge Ahnung von Waffen, echt heiß, aber das hab ich natürlich nie behauptet) und so würde er sich um alle Waffen kümmern, auf die Munition achten, sie reinigen, gegebenenfalls reparieren und sie an die Leute rausgeben, die mit der Wache dran waren. 

Ich würde neue Kämpfer ausbilden und erfahrene Kämpfer weiterbilden. Im Nahkampf genauso wie mit Waffen, wobei Daemon und ich zusammenarbeiten müssten, da er der zweite Trainer für das Schießtraining sein wird. Ebenfalls werde ich mit Jayden zusammen den Sanitätsdienst übernehmen. Wunden versorgen und die Leute fit machen, die irgendwelche anderen Beschwerden hatten. 

Mit beiden Aufgaben war ich wirklich sehr zufrieden. 

Es wirkte alles so perfekt. Aber ich traute dem Ganzen einfach nicht. 


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Soooo, als Entschädigung für die megaaa lange Pause, ein extra Kapitel!

Ich hoffe ich bin bald aus dem Prüfungsstress raus und kann dann endlich wieder mehr schreiben. Die Motivation ist wieder da dank einer ganz lieben Person, die diese Story ordentlich unterstützt hat. 

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, Kritik ist herzlich Willkommen!

Was meint ihr: Ist Kylies Misstrauen berechtigt? Und gibt sie sich die Schuldgefühle zurecht oder hätte sie doch lieber Anführerin werden sollen?

P.S.: ich weiß das es die Wörter Überwacherisieren und co. nicht gibt! Das ist ein sprachliches Mittel was ich mal ausprobiert habe xD

x.

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